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Holzmarkt 2023/06

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12 AKTUELL<br />

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Foto: pixabay<br />

Foto: pixabay<br />

Land&Forst Betriebe bewerten die vorläufige<br />

Einigung zum EU-Wiederherstellungsgesetz als<br />

praxisfremd<br />

Die Land&Forst Betriebe Österreich kritisieren die unrealistischen und überzogenen Inhalte des Kompromisses zum<br />

Wiederherstellungsgesetz und appellieren an die Bundesregierung, das Gesetz auf Augenhöhe mit den Grundeigentümern<br />

national umzusetzen.<br />

In der Nacht zum Freitag, 10. November <strong>2023</strong>, haben sich Unterhändler von<br />

Europäischem Parlament, EU-Ministerrat und Kommission auf einen Kompromiss<br />

zum Naturschutzgesetz geeinigt. Der Kommissionsvorschlag von Juni 2022<br />

wurde dabei in vielen Punkten abgeschwächt und flexibler gestaltet, jedoch nicht<br />

so weit wie notwendig ist und von vielen gefordert. Die EU verpflichtet sich nun<br />

konkret, bis 2030 20 Prozent ihrer Land- und Meeresflächen zu renaturieren. Bis<br />

2050 sollen alle geschädigten Ökosysteme wiederhergestellt werden. Anders als<br />

im ursprünglichen Vorschlag ist nun klarer hervorgehoben, dass nicht nur das<br />

Ergebnis entscheidend ist, sondern auch die Anstrengungen der Mitgliedstaaten,<br />

um diese Ziele zu erreichen.<br />

LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli zum neuen Naturschutzgesetz: „Positiv<br />

wird hervorgehoben, dass der Klimawandel nun etwas stärker berücksichtigt<br />

wird. Wir bezweifeln allerdings, dass die unrealistischen Ziele, insbesondere die<br />

Umsetzung von Wiederherstellungsmaßnahmen auf 90 Prozent der betroffenen<br />

Habitatsfläche, in der Praxis erreicht werden können.“<br />

Landwirtschaft – Kritik am Artikel 9<br />

Besonders umstritten war, welche Auswirkungen dies für die Landwirtschaft haben<br />

würde. Die EVP setzte in der Parlamentsposition ursprünglich durch, dass<br />

Renaturierungsbemühungen auf Natura-2000-Schutzgebiete beschränkt werden.<br />

Der Artikel 9, der Detailvorgaben für landwirtschaftlich genutzte Flächen enthält,<br />

wurde damals gestrichen. Der Kompromiss sieht nun vor, dass die Staaten ihre<br />

Anstrengungen bis 2030 auf Natura-2000-Gebiete beschränken können, aber nicht<br />

müssen. In den Jahren danach gibt es keine Beschränkung mehr auf diese Gebiete.<br />

Auch dazu führt LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli kritisch an: „Für die Landwirtschaft<br />

bringt das neue Gesetz trotz der Freiwilligkeit der Wiedervernässung<br />

von Mooren und der Möglichkeit einer „Notbremse“ in außergewöhnlichen Situationen<br />

starke Belastungen für die Lebensmittelversorgung. Wir bedauern, dass<br />

Artikel 9, der spezielle Ziele für alle landwirtschaftlichen Ökosysteme vorsieht<br />

und vom Parlament gestrichen wurde, wieder aufgenommen wurde.“<br />

Artikel 9 sieht vor, dass bis 2030 30 Prozent der Moore renaturiert werden,<br />

wovon ein Viertel „wiedervernässt“ werden muss. Bis 2050 soll der Anteil auf 50<br />

Prozent steigen, wovon ein Drittel wiedervernässt sein muss.<br />

Obwohl eine generell bessere Balance zwischen ökologischen und sozioökonomischen<br />

Aspekten erreicht wurde, werden dennoch erhebliche Belastungen für<br />

die nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft festgestellt.<br />

Forstwirtschaft – Diskreditierung der Nachhaltigkeit<br />

In Bezug auf die Forstwirtschaft übt Felix Montecuccoli scharfe Kritik am neuen<br />

Gesetz: „Der Artikel unterstellt der Forstwirtschaft, dass bisher die Biodiversität<br />

im Wald nicht ausreichend berücksichtigt und schlecht gewirtschaftet wurde. Das<br />

ist fachlich völlig falsch und es wird damit die seit Generationen geltende nachhaltige<br />

Bewirtschaftung und Pflege der heimischen Wälder diskreditiert. Dies<br />

weisen wir auf das schärfste zurück! “<br />

Gleichzeitig weist Montecuccoli auf noch viele offene Fragen in Bezug auf die Finanzierung<br />

hin: „Die Kommission muss zwar ein Jahr nach Inkrafttreten Lücken<br />

in bestehenden Finanzierungstöpfen identifizieren, jedoch stellt dies noch keine<br />

Lösung für fehlende Geldmittel dar. Wir vermissen, dass es bisher keinen dezidierten<br />

EU-Fonds für Naturschutz und Landschaftspflege gibt.“<br />

Montecuccoli abschließend: „Wir sehen die dringende Notwendigkeit von Vertragsnaturschutzlösungen<br />

und stellen fest, dass umfassende Maßnahmen den<br />

Druck auf die restlichen bewirtschafteten Flächen erhöhen. Wir appellieren daher<br />

an die Bundesregierung, das Gesetz auf Augenhöhe mit den Grundeigentümern<br />

national umzusetzen.“<br />

Deutsche Holzindustrie sieht Einigung kritisch<br />

Zur Brüsseler Trilog-Einigung zwischen Rat, Kommission und EU-Parlamentariern<br />

zum „Nature Restoration Law” erklärt der Hauptgeschäftsführer<br />

des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), Dr. Denny Ohnesorge:<br />

„Nur mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung und der eingehenden<br />

Holzernte für klimafreundliche Produkte erreicht die Europäische Union<br />

ihre Ziele im Natur- und Umweltschutz. Daher sind Einschränkungen der<br />

Bewirtschaftung abzulehnen. Der Ansatz des Nature Restoration Law wird<br />

von der Holzindustrie weiterhin sehr kritisch gesehen.<br />

Laut dem aktuellen Stand der Einigung sollen die EU-Mitgliedstaaten bis<br />

2030 Maßnahmen zur Umsetzung positiver Trends in den Wäldern veranlassen.<br />

Die Trends in Deutschlands Wäldern bei Kern-Indikatoren wie Biodiversität<br />

gehen aber bereits in die richtige Richtung. Daher sind hier neue<br />

Vorschriften überflüssig. Festzustellen ist zudem: Im Zuge der Klimakrise<br />

ist in Deutschland der Waldumbau notwendig und bereits in vollem Gange.<br />

Unterstützung der Waldbesitzenden für den Waldumbau ist notwendig, dirigistisches<br />

Regulieren aus Brüssel hingegen gefährlich.<br />

Im Zuge der Trilog-Verhandlungen konnten wichtige Korrekturen an ursprünglichen<br />

Plänen erreicht werden. Dass nun das Prinzip der Freiwilligkeit<br />

an vielen Stellen betont wird, ist sinnvoll. Zu begrüßen ist das in der Trilog-Einigung<br />

vorgesehene Streben nach Wiederaufforstung. Es ist gut, wenn mehr<br />

Waldfläche entsteht, die spätere Generationen für die Holzernte nutzen können.<br />

Aber auch hier gilt: Die Waldfläche in Europa ist auch ohne Brüsseler Vorgaben<br />

bereits in den vergangenen Jahren gewachsen, auch in Deutschland.<br />

Zu begrüßen ist im Übrigen, dass in dem Trilog-Papier landwirtschaftliche<br />

Flächen mit aufgenommen wurden.”<br />

Boden des Jahres:<br />

Waldboden<br />

Der Waldboden ist zum Deutschen Boden des Jahres 2024<br />

gewählt worden. Der Hauptverband der Deutschen<br />

Holzindustrie (HDH) begrüßt die Entscheidung des<br />

Kuratoriums als umsichtige, impulsgebende Wahl.<br />

„Für ein biodiverses Ökosystem, als Nährboden für klimaresiliente Wälder und<br />

letztendlich auch für die Holzproduktion ist ein gesunder Boden entscheidend.<br />

Der Zustand unserer Waldböden hat sich in den letzten Jahrzehnten nach den<br />

schweren Schadstoffeinträgen vergangener Jahrzehnte, die das Sterben ganzer<br />

Waldgebiete auslösten, wieder deutlich gebessert. „Dazu beigetragen haben<br />

im großen Maße die aktive Bewirtschaftung und die stärkere Mischung<br />

unserer Wälder sowie gezielte Maßnahmen zur Bodenverbesserung”, erläutert<br />

Schwörer.<br />

Mit einer Fläche von rund 11 Millionen Hektar nehmen die Wälder und damit auch<br />

die Waldböden rund ein Drittel Deutschlands ein. Zugleich konnten die Wälder<br />

seit der Jahrtausendwende bundesweit um fast 100.000 Hektar wachsen.<br />

„Was uns jedoch immer noch Sorgen bereitet, sind die hohen Stickstoffeinträge<br />

aus Landwirtschaft, Verkehr und Siedlungen, die zu einer Versauerung der Waldböden<br />

beitragen und die Nährstoffverfügbarkeit einschränken. Eine Elektrifizierung<br />

des Verkehrs könnte in den nächsten Jahrzehnten die Einträge aus diesem<br />

Bereich deutlich senken. Im Zuge des Klimawandels und zunehmender Dürreperioden<br />

gewinnt für gesundes Waldwachstum die Wasserversorgung und Wasserhaltefähigkeit<br />

unserer Waldböden an Bedeutung.<br />

Unverständlich ist es für uns in diesem Zusammenhang, dass Waldbesitzer vor<br />

allem in Ostdeutschland Zwangsbeiträge an Boden- und Wasserverbänden zahlen<br />

müssen, die mit diesem Geld die Gräben offenhalten, in denen das Wasser<br />

aus dem Wald abgeführt wird. Hier bedarf es zwingend einer Reform. Für gesunde<br />

und klimaresiliente Wälder muss das Wasser im Wald verbleiben”, sagt<br />

Schwörer.<br />

Den Wald auch vor übermäßiger Bodenverdichtung zu schützen, ist ein wichtiges<br />

Ziel der Branche. Wenn heute Waldspaziergänger vor großen Forstmaschinen<br />

stehen und diese als Ungetüme empfinden, so hat die Größe und das wuchtige<br />

Aussehen der Maschinen einen besonderen Grund: Die sogenannten Holzvollernter<br />

und Forwarder haben besonders viele und großvolumige Räder mit sogenannten<br />

Niederdruckreifen. Dies mindert den Bodendruck der Holzvollernter<br />

enorm und reduziert das Risiko einer Bodenverdichtung. Ein Weiterer wichtiger<br />

Grund für die Größe der Maschinen ist, dass diese über lange Kranarme verfügen,<br />

mit denen Bäume in bis zu 15 Metern Entfernung geerntet werden können, ohne<br />

dass die Maschine in diesem Bereich den Boden überhaupt befahren muss. Darüber<br />

hinaus haben die bulligen Forstmaschinen dabei geholfen, die Waldarbeit,<br />

die zu den gefährlichsten Berufen überhaupt zählt, deutlich sicherer zu machen.<br />

„Diese technologischen Innovationen sind für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige<br />

Holzernte essenziell und unterstützen die Ziele im Natur- und Umweltschutz.<br />

„Moderne Erntetechnik kann Böden schonen, Waldarbeiter schützen und<br />

die Holzernte sichern“, betont der HDH-Präsident.<br />

www.holzmarkt-online.at 6/<strong>2023</strong><br />

6/<strong>2023</strong>

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