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Holzmarkt 2023/06

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AKTUELL 15<br />

Internationale Holzindustrie-Konferenz diskutiert<br />

globale Marktlage<br />

Mitte Oktober traf sich die internationale Holzbranche in Wien und diskutierte die aktuellen Entwicklungen. Neben den<br />

Auswirkungen, die der Einbruch der Baukonjunktur auf die Branche hatte, kämpft die europäische Sägeindustrie mit<br />

Produktionsrückgängen. Zudem bedarf es einer aktiven Waldbewirtschaftung, damit der Rohstoff Holz auch weiterhin zur<br />

Verfügung steht. Der Internationale Holzhandel unterliegt zwar Schwankungen, doch es besteht Grund für Optimismus …<br />

Am 12. Oktober <strong>2023</strong> fand im Hilton Vienna Park die<br />

71. Internationale Nadelholzkonferenz statt. Gastgeber<br />

der Konferenz waren der Fachverband der Holzindustrie<br />

Österreichs, die Europäische Organisation<br />

der Sägeindustrie (EOS, European Organisation<br />

of the Sawmill Industry) und der Dachverband der<br />

Europäischen Holzhandelsverbände (European Timber<br />

Trade Federation (ETTF). In Wien wurden mehr<br />

als 330 Gäste aus 33 Ländern begrüßt.<br />

Nach erfolgreichen Jahren mit starken Preisschwankungen<br />

ist die europäische Sägeindustrie seit<br />

Jahresmitte 2022 mit einer nachlassenden Nachfrage<br />

konfrontiert. „Der momentane Abschwung erinnert<br />

an den Abschwung, den die Branche vor 15 Jahren<br />

während der globalen Finanzkrise erlebt hat“,<br />

sagt Herbert Jöbstl, EOS-Präsident und Obmann des<br />

Fachverbands der Holzindustrie. Nach dem Höchststand<br />

im Jahr 2021 ist zu erwarten, dass die Produktion<br />

in Europa im Jahr <strong>2023</strong> um mehr als 8 % und der<br />

Verbrauch um etwa 11 % gegenüber 2022 zurückgehen<br />

wird. Aufgrund der nachlassenden Nachfrage<br />

seitens der Bauwirtschaft sind die Preise für Holzprodukte<br />

zurückgegangen. Dementsprechend wurde<br />

die Produktion in Europa reduziert. Hohe Inflationsraten<br />

haben die Zentralbanken veranlasst, die<br />

Zinssätze zu erhöhen. Nach über einem Jahrzehnt<br />

relativ niedriger Hypothekenzinsen sind diese stark<br />

angestiegen und stellen angehende Hauskäufer vor<br />

Finanzierungsprobleme. Die schleppende Baukonjunktur<br />

dürfte bis weit in das Jahr 2024 hinein anhalten,<br />

während Energie- und Personalkosten hoch<br />

bleiben werden. Kurzfristig wird kein Aufschwung an<br />

den Märkten für Nadelholz erwartet.<br />

Klimawandel und Ressourcen<br />

Die Verfügbarkeit des Rohstoffs ist angesichts des<br />

Klimawandels und der sich verändernden Wälder<br />

eine Zukunftsfrage für die Holzindustrie. In Europa<br />

wird die Verfügbarkeit von Nadelholz weiterhin gegeben<br />

sein, jedoch mit regionalen Schwankungen. Die<br />

Nadelholzbestände in Europa sind weiterhin hoch,<br />

aber sie sind zunehmend den Gefahren des Klimawandels<br />

ausgesetzt. Um die langfristige Verfügbarkeit<br />

von Nadelholzressourcen zu sichern, ist ein<br />

entsprechende Bewirtschaftung erforderlich. „Wir<br />

dürfen uns nicht nur auf die Verfügbarkeit des Rohstoffs<br />

Holz konzentrieren, sondern müssen unsere<br />

Effizienz verbessern, zum Beispiel bei der optimalen<br />

Ausbeute des Rundholzes und bei der Wiederverwendbarkeit<br />

sowie Recyclingfähigkeit des Holzes“,<br />

betonte Jöbstl bei einem weiteren Topthema der<br />

Konferenz.<br />

Bestätigt sieht sich die Branche durch die Forschungsarbeit<br />

des BfW, die die Bewirtschaftung der<br />

Wälder als Voraussetzung einer bestmöglichen Weiterentwicklung<br />

des Waldes und seiner Speicherfähigkeit<br />

von Kohlenstoff im Klimawandel festgestellt hat.<br />

Internationaler Holzhandel mit Schwankungen<br />

Morten Bergsten, ETTF-Vizepräsident und Sprecher<br />

für Nadelholz, betonte, dass die EU-Sanktionen<br />

gegen russische und belarussische Holzprodukte<br />

von allen Akteuren einzuhalten sind. Beide Organisationen,<br />

EOS und ETTF, verurteilen gemeinsam Versuche,<br />

die Sanktionen über Drittländer zu umgehen.<br />

Die Exporte nach Übersee haben sich im ersten Halbjahr<br />

für viele Unternehmen als Stabilisatoren erwiesen.<br />

Die europäischen Hersteller konnten am Ende<br />

des Sommers einen Marktanteil von 14 % auf dem<br />

äußerst wichtigen US-Markt erreichen, während die<br />

kanadischen Exporte in die USA zurückgingen. Die<br />

chinesischen Einfuhren von Nadelschnittholz haben<br />

im ersten Halbjahr zugenommen, allerdings ausgehend<br />

von einer sehr niedrigen Basis im Jahr 2022.<br />

Die MENA-Region ist weiterhin ein wichtiger Absatzmarkt<br />

für europäisches Schnittholz und eine relevante<br />

Alternative zu anderen Regionen.<br />

Grund für Optimismus<br />

Trotz aller Probleme auf den Märkten gehen von<br />

der 71. Internationalen Nadelholzkonferenz in<br />

Wien einige optimistische Botschaften aus. Holz als<br />

Baumaterial hat in den vergangenen Jahren in einigen<br />

europäischen Ländern einen steigenden<br />

Marktanteil erreicht. Ein vielversprechender Bereich<br />

ist auch der Renovierungsmarkt, der weniger<br />

von Konjunkturzyklen betroffen ist als der Neubaumarkt.<br />

Außerdem befindet sich die Branche in einer<br />

besseren Verfassung als während des Abschwungs<br />

in Zeiten der Finanzmarktkrise vor 15 Jahren. Die<br />

Nadelholzindustrie ist widerstandsfähig und die<br />

langfristigen Trends sprechen für Holz, da die Verwendung<br />

von Holz zur Bekämpfung des Klimawandels<br />

beiträgt. Allerdings schaffen die politischen<br />

Anforderungen der Europäischen Union zusätzliche<br />

Belastungen für die Branche.<br />

ACR-Innovationspreis für<br />

digitalisierte Holzbauteile<br />

Die Holzforschung Austria (HFA) hat gemeinsam mit der Firma tagtron GmbH<br />

einen der begehrten Innovationspreise der Austrian Cooperative Research (ACR)<br />

verliehen bekommen. Im ausgezeichneten Forschungsprojekt „Mindwood“<br />

wurde ein gedrucktes Feuchtemonitoring von Holzbauteilen entwickelt, das zur<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus beitragen wird. Die innovative Technologie<br />

bietet zukünftig noch weitere Anwendungsgebiete.<br />

Für die Unterstützung des modernen Holzbaus,<br />

der durch seinen hohen Vorfertigungsgrad und die<br />

Speicherung von CO 2<br />

vielerlei Vorteile bietet, hat die<br />

Holzforschung Austria gemeinsam mit der tagtron<br />

GmbH im Projekt „Mindwood“ ein gedrucktes Feuchtemonitoringkonzept<br />

entwickelt, in dem die Holzfeuchtigkeit<br />

mittels leitfähiger Schichten auf Graphitbasis<br />

laufend gemessen wird, um auftretenden<br />

Feuchteeintritt frühzeitig zu erkennen.<br />

Dafür wurden verschiedene Druckmethoden entwickelt,<br />

wobei ein starker Fokus auf den Siebdruck und<br />

den Inkjet-Druck gelegt wurde. Zweiter bietet zahlreiche<br />

Vorteile: Zum einen zeichnet er sich im Vergleich<br />

zum Laserdruck durch seine hohe Bildqualität<br />

aus, zum anderen sind Adaptierungen einfach<br />

möglich. Damit kann das Druckmuster individuell an<br />

das Bauteil angepasst werden. Um den Eintrag von<br />

log<br />

motion<br />

Control<br />

schädlichen Fremdstoffen in die Umwelt zu vermeiden,<br />

kommen beim Druck ausschließlich Graphit-basierte<br />

Tinten zum Einsatz. Durch das Auftragen mehrerer<br />

Schichten wird eine ausreichende Leitfähigkeit<br />

sichergestellt.<br />

Der funktionelle Druck mit leitfähigen Tinten hat<br />

Pioniercharakter im Holzbau, zumal sich Druckverfahren<br />

bisher vorwiegend auf dekorative Zwecke<br />

beschränkten. Mit den im Projekt entwickelten leitfähigen<br />

Schichten können nun erstmals analoge und<br />

digitale Signale übertragen werden, was den Weg für<br />

eine Digitalisierung von Holzbauteilen ebnet. Gleichzeitig<br />

lassen sich die Produkte durch die Verwendung<br />

von Graphit als Füllstoff in der Druckfarbe uneingeschränkt<br />

recyceln.<br />

Wird das Feuchtemonitoring mit „Machine Learning“-Algorithmen<br />

kombiniert, können in einem<br />

Konzept der gedruckten Feuchtesensoren auf<br />

Holzoberflächen<br />

nächsten Schritt „smarte“ Holzbauteile mit integrierter<br />

Zustandsüberwachungsfunktion hergestellt<br />

werden. Die Bauelemente weisen damit selbstständig<br />

auf einen beginnenden Schaden hin.<br />

Das im Projekt „Mindwood“ entwickelte Verfahren<br />

zum großflächigen Zustandsmonitoring mittels gedruckter<br />

Sensoren stellt eine Marktneuheit dar, die<br />

sich vor allem für den Einsatz im Massivholzbau eignet.<br />

Von der Feuchteschädenprävention profitieren<br />

HauseigentümerInnen, BauträgerInnen und Liegenschaftsverwaltungen<br />

gleichermaßen. Das Projekt<br />

trägt außerdem zur Stärkung des Holzbaues in Österreich<br />

bei. Das Potential der Innovation ist noch<br />

lange nicht ausgeschöpft, wie Projektleiter Boris<br />

Forsthuber unterstreicht: „Die Technologie bietet<br />

noch viele andere Anwendungsmöglichkeiten, an<br />

denen wir in Zukunft arbeiten werden.“<br />

EXAKTE EINDREHUNG? WIR REGELN DAS!<br />

Foto: Holzforschung Austria<br />

Fotos: International Softwood Conference<br />

LINCK Holzverarbeitungstechnik GmbH<br />

Appenweierer Straße 46<br />

D-77704 Oberkirch<br />

+49 7802 933 0<br />

info@linck.com<br />

www.linck.com<br />

www.holzmarkt-online.at 6/<strong>2023</strong>

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