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HANSA 02-2024

Cosco, HANSA, Hapag-Lloyd, Maersk, Schiffbau, Maritim, Schifffahrt, MPP-Schifffahrt, Ladungssicherung, Ship Efficiency, M&A

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VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />

VHT-Markt bremst<br />

den Flottenschwund<br />

Für die deutschen Seekaskoversicherer liegen Licht und<br />

Schatten eng zusammen. Die Zahl der versicherten Schiffe<br />

steigt, noch stärker aber legen die Schäden zu<br />

Nach erheblichen Marktanteilsverlusten<br />

in den Jahren 2<strong>02</strong>1 und 2<strong>02</strong>2<br />

hat sich der Bestand an versicherten<br />

Schiffen unter deutscher Führung im vergangenen<br />

Jahr stabilisiert. Das geht aus<br />

aktuellen Zahlen des Vereins Hanseatischer<br />

Transportversicherer (VHT) hervor,<br />

bei dem die Schadenbearbeitung der<br />

deutschen Seekaskoversicherer und Assekuradeure<br />

gebündelt ist.<br />

Die Zahl der versicherten Schiffe, für<br />

die der Verein zuständig zeichnet, liegt<br />

aktuell mit 1.709 etwas höher als vor einem<br />

Jahr (1.680). »Ein kleiner Schritt,<br />

aber zumindest einer in die richtige Richtung«,<br />

sagte der VHT-Vorsitzende Tobias<br />

Braun, Geschäftsführungsmitglied bei<br />

Lampe & Schwartze, vor fast 300 Gästen<br />

auf dem traditionellen Neujahrsempfang<br />

des Vereins im Schütting, dem Sitz der<br />

Bremer Handelskammer.<br />

Die Zahl der betreuten Objekte war in<br />

den vergangenen Jahren stark zurückgegangen,<br />

bedingt durch den Schrumpfkurs<br />

der deutschen Handelsflotte und die<br />

harte Konkurrenz durch andere Seekaskomärkte<br />

in London oder Skandinavien.<br />

2<strong>02</strong>0 betrug die Zahl der von VHT-<br />

Mitgliedern führend versicherten Schiffe<br />

noch bei über 2.200.<br />

Braun rief die Mitglieder dazu auf, sich<br />

beim Ausbau des Geschäfts stärker auf<br />

internationale Kunden zu konzentrieren.<br />

»Es liegt sicherlich an uns allen, das sehr<br />

gute und wettbewerbsfähige Angebot der<br />

deutschen Seekaskoversicherung internationaler<br />

zu denken und selbstbewusster<br />

in den globalen Märkten zu<br />

verankern.« Der VHT leiste hierbei mit<br />

vergleichsweise geringen Kosten in der<br />

Schadenbearbeitung seinen Beitrag.<br />

So habe der Kostenanteil des VHT, gemessen<br />

am Schadenaufwand, in den letzten<br />

fünf Jahren bei nur durchschnittlich<br />

4 % gelegen. Dies sei »ein respektabler<br />

Wert.« In anderen Märkten liege die<br />

Quote deutlich im zweistelligen Prozentbereich.<br />

Allerdings sei das Wettbewerbsklima<br />

auf den Seekaskomärkten weltweit<br />

im vergangenen Jahr erheblich rauer geworden.<br />

»Die Prämien stehen wieder unter<br />

Druck, die internationalen Märkte<br />

machen uns Konkurrenz«, konstatierte<br />

VHT-Vorstandsmitglied Robert Mahn,<br />

Geschäftsführer von Drewes & Runge. So<br />

habe sich die eigene Schiffsversicherung<br />

der Gruppe, Minerva, dazu entschlossen,<br />

das Seekaskogeschäft nicht mehr als Führungs-,<br />

sondern nur noch als Folgeversicherer<br />

zu betreiben.<br />

Dass der wirtschaftliche Druck auf die<br />

Versicherer zunimmt, bestätigt auch Arne<br />

Linke, Bereichsleiter Transport bei der<br />

Ergo Versicherung. »An diesem Punkt<br />

müssen wir jetzt aufpassen«, sagte er.<br />

RISIKO IM ROTEN MEER<br />

Kriegsprämien<br />

bereits am Limit?<br />

Für die weiter durch den Bab-el-<br />

Mandab fahrenden Schiffe scheinen<br />

sich die Zusatzprämien für die Kriegsversicherung<br />

auf einem stark erhöhten<br />

Niveau einzupendeln. Makler beziffern<br />

die Prämien pro Transit auf 0,5 %<br />

bis 0,7 % des Schiffswertes. Das wären<br />

für einen fünf Jahre alten Panamax-<br />

Bulker (82.500 tdw) mit einem Marktwert<br />

von 34 Mio. $ rechnerisch etwa<br />

170.000 $. Bei einer schadenfreien<br />

Durchfahrt wird allerdings seitens der<br />

Versicherer ein »No Claims Bonus«<br />

gewährt, so dass die Summe zumeist<br />

zwischen 50.000 $–100.000 $ beträgt.<br />

Es gibt allerdings Gründe für<br />

Schiffseigner und Befrachter, die riskante<br />

Route zu nehmen: Sie sparen bei<br />

den Bunkerkosten gegenüber Schiffen,<br />

die den Weg rumd ums Kap der<br />

Guten Hoffnung nehmen. Und ostgehend<br />

können sie in Asien viel früher<br />

die nächste gut zahlende Ladung an<br />

Bord nehmen.<br />

mph<br />

Eine Nische im Kaskogeschäft, die<br />

noch gutes Wachstum verspricht, sei der<br />

Yacht- und Wassersportbereich, unterstrich<br />

Holger Flindt von der Pantaenius<br />

Gruppe. Der gelernte Nautiker wurde im<br />

vergangenen Jahr in den VHT-Vorstand<br />

gewählt und bringt dort vor allem sein<br />

Knowhow in dem Spezialsegment ein.<br />

»Wir gehen von weiteren Zuwächsen in<br />

der Yachtversicherung aus, kommen da<br />

gut voran.«<br />

Weniger erfreulich fällt für den VHT<br />

der Blick auf die Schadenentwicklung<br />

aus. Die geschätzten Kosten inklusive Reserven<br />

schossen im vergangenen Jahr gegenüber<br />

2<strong>02</strong>2 um rund 40 % auf knapp<br />

137 Mio. € in die Höhe. Ausschlaggebend<br />

dafür seien zwei schwere Havarien mit<br />

hohen Folgekosten für Verschleppungen<br />

und Reparaturen gewesen, hieß es. Ein<br />

Großbrand auf einem Schiff schlug laut<br />

VHT mit geschätzten 52,8 Mio. € ins<br />

Kontor, die Strandung eines zweiten<br />

Frachters mit rund 24,6 Mio. €. Weitere<br />

Details dazu wurden nicht genannt.<br />

Marktinsidern zufolge handelt es sich<br />

in beiden Fällen um Schiffe der führenden<br />

italienischen RoRo-Reederei Grimaldi.<br />

Beim teuersten Schaden soll es<br />

sich um den Brand der »Grande Costa<br />

D’Avorio« (24.800 tdw, Baujahr 2011) im<br />

Juli 2<strong>02</strong>3 in Port Newark/New Jersey<br />

handeln, beim zweiten um die Strandung<br />

des Schwesterschiffes »Grande Senegal«<br />

(Baujahr 2010) kurz darauf nördlich von<br />

Yucatan (Mexiko).<br />

»Wir stellen fest, dass die Schäden zwar<br />

zahlenmäßig nicht zunehmen, aber im<br />

Durchschnitt teurer werden«, erklärte<br />

Justus Heinrich, VHT-Vorstand und Global<br />

Product Leader Hull bei der Allianz.<br />

Die Verfügbarkeit an Werftkapazitäten<br />

und Schleppern habe sich über die Jahre<br />

angespannt, dazu komme noch die allgemeine<br />

Inflation. »Folglich gibt es die<br />

Tendenz, dass sich auch Schäden aus Altjahren<br />

negativer als erwartet entwickeln.<br />

Dafür ist die Prämiendecke aber nicht<br />

auskömmlich.«<br />

mph<br />

16 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>02</strong> | 2<strong>02</strong>4

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