Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 / 24
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| Leben & Wissen<br />
EREKTIONSSTÖRUNGEN –<br />
SPRECHEN SIE DARÜBER<br />
Es ist ein Thema, über das zu sprechen vielen Patienten schwerfällt.<br />
Das ist nachvollziehbar, aber dennoch unberechtigt.<br />
Erektionsstörungen sind nicht nur unangenehm. Sie können auch ein Warnsignal sein.<br />
Schätzungen zufolge leidet in Deutschland etwa jeder fünfte der 40- bis 50-jährigen<br />
Männer unter einer erektilen Dysfunktion. Bei den 60- bis 69-Jährigen betrifft es bereits<br />
ein Drittel der Männer. Bei den über Siebzigjährigen ist es so, dass statistisch<br />
jeder zweite Mann eine mittelschwere bis schwere Erektionsstörung hat. Aber auch immer<br />
mehr jüngere Männer sind betroffen. Weil aber die wenigsten Männer gerne über<br />
ihre Potenzprobleme reden, liegt die Dunkelziffer vermutlich noch höher. <strong>Die</strong> Ursachen<br />
für Erektionsstörungen können sehr unterschiedlich sein. So können organische<br />
Ursachen vorliegen, aber auch die psychische Verfassung spielt eine sehr große Rolle.<br />
Sind bereits Erektionsprobleme aufgetreten, dann kann eine zusätzliche Angst vor dem<br />
Versagen das Problem bei Betroffenen noch verstärken. Ein Teufelskreis.<br />
Erektionen sind<br />
komplexe Vorgänge<br />
Erektionen sind komplexe Vorgänge, die<br />
durch das Nervensystem gesteuert werden.<br />
Im Penis befinden sich Schwellkörper, die<br />
große Mengen Blut aufnehmen können. Im<br />
Normalzustand sind die Arterien, die die<br />
Schwellkörper mit Blut versorgen, nur teilweise<br />
geöffnet. Auf diese Weise fließt genug<br />
Blut in den Penis, um das Gewebe gesund<br />
zu erhalten. Bei sexueller Erregung weiten<br />
sich die Penisarterien, und die Schwellkörper<br />
im Penis füllen sich mit Blut. Durch das<br />
vergrößerte Volumen des Penis werden die<br />
Venen zusammengedrückt, sodass das Blut<br />
nicht in gleichem Maße abfließen kann. Das<br />
Blut wird im Penis gestaut und eine Erektion<br />
entsteht. <strong>Die</strong>ser Vorgang ist nur durch<br />
das komplexe Zusammenspiel von Nerven,<br />
Blutgefäßen und Hormonen möglich.<br />
<strong>Die</strong> Arterien, die den Penis mit Blut versorgen,<br />
sind sehr klein und dünn, sie haben<br />
einen Innendurchmesser von ein bis zwei<br />
Millimetern. Um es zu vergleichen: Das ist<br />
etwa die Hälfte unserer Herzkranzgefäße<br />
und nochmals deutlich weniger als z. B. die<br />
Halsschlagader. Und für diese Arterien gelten<br />
dieselben Risikofaktoren wie für andere<br />
Blutgefäße. Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen,<br />
Verstopfung der Blutgefäße (Arteriosklerose),<br />
Diabetes oder Rauchen sind<br />
ernst zu nehmende Risikofaktoren, denn<br />
sie können zu sehr unterschiedlichen Erkrankungen<br />
führen, seien es Erektionsstörungen,<br />
koronare Herzerkrankungen oder<br />
Schlaganfälle.<br />
Wann man von Erektionsstörungen<br />
spricht<br />
Foto: NanSan – stock.adobe.com<br />
Von einer Erektionsstörung sprechen wir,<br />
wenn innerhalb eines halben Jahres mehr<br />
als 50 Prozent der Versuche, Geschlechtsverkehr<br />
zu haben, fehlgeschlagen sind,<br />
weil entweder die Steifigkeit des Penis nicht<br />
ausgereicht hat oder aber während des Geschlechtsverkehrs<br />
nicht gehalten werden<br />
konnte. Im Gegensatz dazu sind vorübergehende<br />
Probleme, also vereinzelte Situationen,<br />
in denen der Penis nicht steif wird,<br />
nicht als Erektionsstörung zu betrachten,<br />
sondern stellen ein situatives Versagen dar.<br />
Auch die nachlassende Potenz im Alter ist<br />
von der Erektionsstörung zu differenzieren.<br />
Sie ist normal.<br />
Ursachen der<br />
Erektionsstörungen<br />
Das Risiko, an Erektionsstörungen zu erkranken,<br />
steigt mit dem zunehmenden Lebensalter.<br />
De facto leidet etwa jeder zweite<br />
Mann über 70 unter einer mittelschweren<br />
bis schweren Erektionsstörung. <strong>Die</strong>se statistische<br />
Häufigkeit sollte jedoch nicht dazu<br />
verleiten, das Problem zu bagatellisieren<br />
oder als unvermeidlichen Normalzustand<br />
hinzunehmen. Entscheidend ist die Bedeutung<br />
des Themas für den Patienten, nicht<br />
die Statistik. Eine erektile Dysfunktion muss<br />
auch in höherem Alter nicht einfach akzeptiert<br />
werden; sie kann behandelt werden.<br />
In über 80 Prozent der Fälle sind Erektionsstörungen<br />
auf ein körperliches Problem zurückzuführen.<br />
Meistens liegen die folgenden<br />
Ursachen zugrunde:<br />
→ Verletzungen (z.B. am Gehirn<br />
oder Rückenmark)<br />
→ Erkrankungen (z.B. Diabetes, Bluthochdruck<br />
oder erhöhter Cholesterinspiegel)<br />
→ Operation (z.B. Entfernung der Prostata)<br />
→ Rauschmittelkonsum (z.B. Tabak, Drogen,<br />
Alkohol) oder bestimmte Medikamente<br />
Frühwarnsystem<br />
Organisch bedingte Erektionsstörungen sind<br />
häufig auch ein Warnsignal. Da die Arterien<br />
im Penis so dünn sind, müssen organisch bedingte<br />
Erektionsstörungen immer ernst genommen<br />
werden. Wenn nämlich ein Gefäß<br />
zu etwa 50 Prozent verschlossen ist, dann<br />
treten Symptome auf. Wenn ein Patient also<br />
Erektionsstörungen hat, dann sollte unbe-<br />
40 www.diewirtschaft-koeln.de