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Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 / 24

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| Leben & Wissen<br />

KÖLNS SÜSSESTER ERFOLG<br />

Das privat geführte Schokoladenmuseum ist Pilgerstätte für Touristen aus aller Welt<br />

Kultur in <strong>Köln</strong>. Das ist selbstverständlich mehr als nur der Dom. Zwölf romanische<br />

Kirchen locken die Besucher ebenso wie Museen von Weltruf. <strong>Die</strong> Sammlung moderner<br />

Kunst des Museums Ludwig zählt dazu wie das Wallraf-Richartz-Museum, das<br />

durch einen Erweiterungsbau eine wichtige Aufwertung bekommt. Architektonische<br />

Highlights sind das Weltstadthaus von Peek & Cloppenburg an der Schildergasse sowie<br />

die drei Kranhäuser im Rheinauhafen.<br />

Wobei <strong>Köln</strong> gerade im Kultursegment einen<br />

mächtigen Sanierungsbedarf aufweist.<br />

Das Museum Ludwig muss saniert<br />

werden, Gleiches gilt für das Römisch-Germanische<br />

Museum. Das Stadtmuseum befindet<br />

sich im Interim, das Museum für<br />

Angewandte Kunst bedarf ebenfalls einer<br />

Runderneuerung. Auch das Schokoladenmuseum,<br />

das wie ein Schiff im Rheinauhafen<br />

vor Anker zu liegen scheint, erfindet<br />

sich immer wieder neu.<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung<br />

nicht aufgeben<br />

Das Schokoladenmuseum, erfindetsich immer wieder neu.<br />

<strong>Die</strong> neue Ausstellung heißt "Welt Reise des Kakaos".<br />

„Intowada“ – so lautet die Aufschrift auf<br />

einem antiken westafrikanischen Einbaum-Boot.<br />

Es ist das erste Ausstellungsstück,<br />

das den Besuchern ins Auge fällt,<br />

wenn sie im <strong>Köln</strong>er Schokoladenmuseum<br />

ihre „Weltreise des Kakaos“ antreten. Auf<br />

über 600 Quadratmetern dreht sich hier<br />

alles um den Anbau, den Transport, die<br />

Produktion und den Konsum von Kakao<br />

und Schokolade. Kritische Aspekte dieser<br />

langen Herstellungs- und Lieferketten werden<br />

hierbei nicht verschwiegen. „Nachhaltigkeit“<br />

ist der rote Faden, der sich durch<br />

die gesamte Ausstellung zieht. Und „Intowada“<br />

ist ihr Motto. Denn: Das westafrikanische<br />

Wort bedeutet so viel wie „die Hoffnung<br />

nicht aufgeben“.<br />

Und genau das soll nach Überzeugung der<br />

Museumschefin Annette Imhoff auch die<br />

Botschaft der Ausstellung an die Besucherinnen<br />

und Besucher sein: „Klimawandel,<br />

Ressourcenverbrauch, CO 2<br />

-Ausstoß, aber<br />

auch Fragen der fairen Arbeitsbedingungen,<br />

der Kinderarbeit, der Bildung oder<br />

mangelnder Infrastruktur in den Anbauländern<br />

– das alles sind große Herausforderungen,<br />

denen sich die moderne Kakaound<br />

Schokoladenproduktion stellen muss.<br />

Und auch stellt.“<br />

Vieles, sagt Imhoff, sei schon auf einem guten<br />

Weg. Und auch den beleuchtet die neue<br />

Ausstellung: Wer das Schokoladenmuseum<br />

besucht, der erfährt, dass in den Kakaoanbauländern<br />

in Westafrika die Sterblichkeit<br />

von Müttern und Kindern auf einem historischen<br />

Tiefststand ist; dass immer mehr<br />

Kinder eine Schulbildung genießen und<br />

Foto: Schokoladenmuseum <strong>Köln</strong><br />

die Lebenserwartung stetig steigt. Oder<br />

dass große Schokoladenhersteller wie der<br />

Kooperationspartner des Schokoladenmuseums,<br />

der Traditionshersteller Lindt,<br />

mittlerweile eigene, strenge Nachhaltigkeitskonzepte<br />

umsetzen.<br />

Zahlreiche digitale<br />

und interaktive Stationen<br />

Auffallend ist dabei: <strong>Die</strong> „Weltreise des<br />

Kakaos“ führt über zahlreiche digitale<br />

und interaktive Stationen. Dialog-Optionen<br />

und moderne Technologie-Highlights<br />

wie ein interaktiver Multitouch-Tisch oder<br />

ein riesiger LED-Globus informieren ebenso<br />

anschaulich wie unterhaltsam über die<br />

vielfältigen Themen – von der Ernte der<br />

Kakaobohnen über die globalen Lieferketten<br />

und die Produktion bis hin zum heimischen<br />

Supermarktregal und den Genuss<br />

des süßen Goldes.<br />

Ebenso sinnlich und zugleich handfest<br />

geht es nach der „Weltreise“ in der ebenfalls<br />

erneuerten „Gläsernen Schokoladenfabrik“<br />

des Museums zu. „<strong>Die</strong> Fertigung<br />

funktioniert jetzt wie eine begehbare Infografik“,<br />

erklärt Christian Unterberg-Imhoff,<br />

der die Geschäfte des Museums gemeinsam<br />

mit seiner Ehefrau Annette<br />

führt. „Unsere Gäste erfahren wirklich<br />

Schritt für Schritt durch zusätzliche Medienstationen<br />

und Farbsignale, wie aus<br />

den gerösteten Bohnen am Ende eine Tafel<br />

Schokolade wird.“<br />

Als Krönung dieser Erfahrung wartet am<br />

Ende der „gläsernen Produktion“ vor der<br />

großen Fensterfront des Museums der traditionelle<br />

drei Meter hohe Schokoladenbrunnen.<br />

Als eines der beliebtesten <strong>Köln</strong>er<br />

Fotomotive thront er nun auf einer<br />

neuen, eigens für ihn angefertigten, goldenen<br />

Bühne vor dem <strong>Köln</strong>er Stadtpanorama.<br />

200 Kilogramm frische Lindt-Schokolade<br />

sprudeln in der Brunnenschale und<br />

werden zum Naschen angeboten. Ein Angebot,<br />

das im vergangenen Jahr 665.000<br />

Süßmäuler gerne angenommen haben. Das<br />

Schokoladenmuseum hat damit bewiesen,<br />

dass Kultur durchaus auch wirtschaftlich<br />

erfolgreich sein kann, was in den Anfängen<br />

des Museums die wenigsten für möglich<br />

gehalten haben. W<br />

Monika Eiden<br />

42 www.diewirtschaft-koeln.de

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