Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 / 24
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| Leben & Wissen<br />
KÖLNS SÜSSESTER ERFOLG<br />
Das privat geführte Schokoladenmuseum ist Pilgerstätte für Touristen aus aller Welt<br />
Kultur in <strong>Köln</strong>. Das ist selbstverständlich mehr als nur der Dom. Zwölf romanische<br />
Kirchen locken die Besucher ebenso wie Museen von Weltruf. <strong>Die</strong> Sammlung moderner<br />
Kunst des Museums Ludwig zählt dazu wie das Wallraf-Richartz-Museum, das<br />
durch einen Erweiterungsbau eine wichtige Aufwertung bekommt. Architektonische<br />
Highlights sind das Weltstadthaus von Peek & Cloppenburg an der Schildergasse sowie<br />
die drei Kranhäuser im Rheinauhafen.<br />
Wobei <strong>Köln</strong> gerade im Kultursegment einen<br />
mächtigen Sanierungsbedarf aufweist.<br />
Das Museum Ludwig muss saniert<br />
werden, Gleiches gilt für das Römisch-Germanische<br />
Museum. Das Stadtmuseum befindet<br />
sich im Interim, das Museum für<br />
Angewandte Kunst bedarf ebenfalls einer<br />
Runderneuerung. Auch das Schokoladenmuseum,<br />
das wie ein Schiff im Rheinauhafen<br />
vor Anker zu liegen scheint, erfindet<br />
sich immer wieder neu.<br />
<strong>Die</strong> Hoffnung<br />
nicht aufgeben<br />
Das Schokoladenmuseum, erfindetsich immer wieder neu.<br />
<strong>Die</strong> neue Ausstellung heißt "Welt Reise des Kakaos".<br />
„Intowada“ – so lautet die Aufschrift auf<br />
einem antiken westafrikanischen Einbaum-Boot.<br />
Es ist das erste Ausstellungsstück,<br />
das den Besuchern ins Auge fällt,<br />
wenn sie im <strong>Köln</strong>er Schokoladenmuseum<br />
ihre „Weltreise des Kakaos“ antreten. Auf<br />
über 600 Quadratmetern dreht sich hier<br />
alles um den Anbau, den Transport, die<br />
Produktion und den Konsum von Kakao<br />
und Schokolade. Kritische Aspekte dieser<br />
langen Herstellungs- und Lieferketten werden<br />
hierbei nicht verschwiegen. „Nachhaltigkeit“<br />
ist der rote Faden, der sich durch<br />
die gesamte Ausstellung zieht. Und „Intowada“<br />
ist ihr Motto. Denn: Das westafrikanische<br />
Wort bedeutet so viel wie „die Hoffnung<br />
nicht aufgeben“.<br />
Und genau das soll nach Überzeugung der<br />
Museumschefin Annette Imhoff auch die<br />
Botschaft der Ausstellung an die Besucherinnen<br />
und Besucher sein: „Klimawandel,<br />
Ressourcenverbrauch, CO 2<br />
-Ausstoß, aber<br />
auch Fragen der fairen Arbeitsbedingungen,<br />
der Kinderarbeit, der Bildung oder<br />
mangelnder Infrastruktur in den Anbauländern<br />
– das alles sind große Herausforderungen,<br />
denen sich die moderne Kakaound<br />
Schokoladenproduktion stellen muss.<br />
Und auch stellt.“<br />
Vieles, sagt Imhoff, sei schon auf einem guten<br />
Weg. Und auch den beleuchtet die neue<br />
Ausstellung: Wer das Schokoladenmuseum<br />
besucht, der erfährt, dass in den Kakaoanbauländern<br />
in Westafrika die Sterblichkeit<br />
von Müttern und Kindern auf einem historischen<br />
Tiefststand ist; dass immer mehr<br />
Kinder eine Schulbildung genießen und<br />
Foto: Schokoladenmuseum <strong>Köln</strong><br />
die Lebenserwartung stetig steigt. Oder<br />
dass große Schokoladenhersteller wie der<br />
Kooperationspartner des Schokoladenmuseums,<br />
der Traditionshersteller Lindt,<br />
mittlerweile eigene, strenge Nachhaltigkeitskonzepte<br />
umsetzen.<br />
Zahlreiche digitale<br />
und interaktive Stationen<br />
Auffallend ist dabei: <strong>Die</strong> „Weltreise des<br />
Kakaos“ führt über zahlreiche digitale<br />
und interaktive Stationen. Dialog-Optionen<br />
und moderne Technologie-Highlights<br />
wie ein interaktiver Multitouch-Tisch oder<br />
ein riesiger LED-Globus informieren ebenso<br />
anschaulich wie unterhaltsam über die<br />
vielfältigen Themen – von der Ernte der<br />
Kakaobohnen über die globalen Lieferketten<br />
und die Produktion bis hin zum heimischen<br />
Supermarktregal und den Genuss<br />
des süßen Goldes.<br />
Ebenso sinnlich und zugleich handfest<br />
geht es nach der „Weltreise“ in der ebenfalls<br />
erneuerten „Gläsernen Schokoladenfabrik“<br />
des Museums zu. „<strong>Die</strong> Fertigung<br />
funktioniert jetzt wie eine begehbare Infografik“,<br />
erklärt Christian Unterberg-Imhoff,<br />
der die Geschäfte des Museums gemeinsam<br />
mit seiner Ehefrau Annette<br />
führt. „Unsere Gäste erfahren wirklich<br />
Schritt für Schritt durch zusätzliche Medienstationen<br />
und Farbsignale, wie aus<br />
den gerösteten Bohnen am Ende eine Tafel<br />
Schokolade wird.“<br />
Als Krönung dieser Erfahrung wartet am<br />
Ende der „gläsernen Produktion“ vor der<br />
großen Fensterfront des Museums der traditionelle<br />
drei Meter hohe Schokoladenbrunnen.<br />
Als eines der beliebtesten <strong>Köln</strong>er<br />
Fotomotive thront er nun auf einer<br />
neuen, eigens für ihn angefertigten, goldenen<br />
Bühne vor dem <strong>Köln</strong>er Stadtpanorama.<br />
200 Kilogramm frische Lindt-Schokolade<br />
sprudeln in der Brunnenschale und<br />
werden zum Naschen angeboten. Ein Angebot,<br />
das im vergangenen Jahr 665.000<br />
Süßmäuler gerne angenommen haben. Das<br />
Schokoladenmuseum hat damit bewiesen,<br />
dass Kultur durchaus auch wirtschaftlich<br />
erfolgreich sein kann, was in den Anfängen<br />
des Museums die wenigsten für möglich<br />
gehalten haben. W<br />
Monika Eiden<br />
42 www.diewirtschaft-koeln.de