22.02.2024 Aufrufe

audimax campus 02/03 2024

Good vibes only? Wir gehen der „Toxic Positivity“ auf die Spur +++ Stefanie Stahl im Interview +++ Assessment’s Creed? Wie du das Assessement Center überstehst +++ Food time! Komm mit auf eine Reise durch Deutschlands Mensen! +++ Female Leadership! Was tun, damit Frauen an die Spitze kommen +++ Reggae-Sänger Patrice beweist „Mut zur Lücke"

Good vibes only? Wir gehen der „Toxic Positivity“ auf die Spur +++ Stefanie Stahl im Interview +++ Assessment’s Creed? Wie du das Assessement Center überstehst +++ Food time! Komm mit auf eine Reise durch Deutschlands Mensen! +++ Female Leadership! Was tun, damit Frauen an die Spitze kommen +++ Reggae-Sänger Patrice beweist „Mut zur Lücke"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EMOTIONS<br />

<strong>audimax</strong><br />

real<br />

talk<br />

Und was kommt morgen?<br />

Klimawandel, Krieg, Katastrophen? Zukunftsängste und<br />

Quarterlife-Krise – Wie gehe ich damit um? Diesmal im<br />

Interview mit Gabriele Bringer, Dipl.-Psychologin für<br />

Wirtschafts- und Notfallpsychologie:<br />

Wo bin ich in 10, 20, 30 Jahren? Viele junge Menschen schauen mit<br />

Ungewissheit in die Zukunft. Spätestens seit der Pandemie leiden<br />

vor allem Studierende unter einer Vielzahl von Ängsten. Heute<br />

sprechen wir über die Zukunftsängste. Dabei spielen drei Wörter<br />

mit K eine maßgebliche Rolle: Klimawandel, Krieg und Katastrophen<br />

rücken in immer greifbarere Nähe und im Gegensatz zu<br />

früheren Generationen ist der Ausblick auf eine rosige Zukunft<br />

getrübt. Zusammen mit persönlichen Krisen kann das alles ganz<br />

schön überfordern und spätestens wenn das Studienende näherrückt,<br />

beginnt schon die Quarterlifecrisis. Wie ihr eure Ängste erkennt,<br />

damit umgeht und Vermeidungsstrategien zulasst, berichtet<br />

die Diplom-Psychologin Gabriele Bringer.<br />

Können Sie den Begriff »Zukunftsangst« definieren<br />

und in Zusammenhang mit Ängsten setzen?<br />

Angst ist zunächst immer ein sinnvolles Gefühl. Es erhöht die<br />

Aufmerksamkeit, macht wachsam und im besten Fall finden sich<br />

aus diesen Ängsten heraus Lösungen für Probleme. Wenn aber<br />

eine Erregung durch Angst bleibt, weil keine Lösung gefunden<br />

wird, gibt es eine physiologische Reaktion im Körper wie bei einer<br />

Stressreaktion und diese behindert dann leider unser Denken<br />

und die Wahrnehmung. So werden Lösungsfindungen generell<br />

erschwert und daraus manifestieren sich Auslöser psychischer<br />

Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen. Die Zukunftsangst<br />

ist dementsprechend eine Angstreaktion auf die unklar<br />

erscheinende Zukunft, die keine Lösungsansätze bietet. Das<br />

wird durch die momentane Nachrichtensituation verstärkt, die<br />

von Krisen berichtet und ein großes Maß an Hilflosigkeit macht<br />

diese Angst sehr unangenehm.<br />

Stellen Sie fest, dass immer mehr Menschen zu Ihnen<br />

kommen, die solche Ängste schildern?<br />

Dadurch, dass ich nicht als Therapeutin tätig bin und mit berufstätigen<br />

Menschen arbeite, ist diese Thematik nicht so sehr ausgeprägt.<br />

In den Seminaren und Coachings werden durchaus solche<br />

Probleme thematisiert, aber nicht in diesem Ausmaß, dass<br />

ich sagen würde, Hoffnungslosigkeit habe zugenommen. Man ist<br />

besorgt und redet darüber, schimpft oder wird über manche Sachen<br />

wütend und das sind durchaus vernünftige Bewältigungsstrategien.<br />

Es wird also vermehrt darüber gesprochen, aber nicht<br />

unbedingt in dem Maß, dass ich schon von Störungen sprechen<br />

würde.<br />

Wieso sind gerade Studierende und junge Menschen von<br />

diesem Thema betroffen bzw. beschäftigen sich damit?<br />

Junge Menschen, speziell ab dem 15. Lebensjahr bis in die 20er hinein<br />

sind zunächst primär auf der Suche nach sich selbst und müssen<br />

sich erstmal definieren. Dieser Umbau im Gehirn ist mittlerweile<br />

bekannt, macht die Suche nach sich selbst für Pubertierende<br />

aber nicht einfacher. Es herrscht natürlich eine größere Unsicherheit<br />

als bei jemanden, der schon seinen Berufsweg oder eine Familie<br />

gefunden hat. Wenn man also generell verunsichert ist, dann<br />

kommt es schneller zu Stress- oder Angstreaktionen, wie es bei<br />

»gestandenen« Erwachsenen der Fall ist. Gehen wir mal vom Studienbeginn<br />

aus. Da bemerken viele, dass es nicht mehr so einfach<br />

ist wie in der Schule und es kommen Enttäuschungen hinzu. Außerdem<br />

bemerkt man vielleicht, dass es nicht das richtige Studium<br />

ist und man etwas anderes machen möchte. Dazu kommt<br />

meist noch die Unsicherheit, wo man später arbeiten wird und<br />

was man mit dem Studium überhaupt anfangen kann.<br />

Sehen Sie einen Unterschied zu Gleichaltrigen in einer anderen<br />

Lebenssituation, die schon länger berufstätig sind?<br />

Ja, definitiv. Menschen im Berufsleben arbeiten in der Regel mit<br />

mehreren Generationen zusammen. Natürlich stehen hier auch<br />

Herausforderungen an, aber die Perspektive ist schon klarer als bei<br />

Studierenden. Ängste manifestieren sich häufig mit dem Hilflosigkeitsgefühl<br />

und wenn ich schon klar sehe, wo ich hinmöchte, bin<br />

ich weniger gefährdet, in Unsicherheit zu verfallen.<br />

Wie werde ich mir dieser Gedanken bewusst?<br />

Es muss einem bewusst werden, dass eine Unsicherheit da ist.<br />

Diese führt zum Beispiel zu einer höheren Stressbelastung und<br />

Erregbarkeit. Bei Ängsten passiert physiologisch vieles und<br />

Interview: Marina Eckstein // Foto: kwangmoop/freepik.com; Gabriele Bringer // Illustration:freepik.com<br />

18 // <strong>audimax</strong> // Dein Hochschulmagazin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!