audimax campus 02/03 2024
Good vibes only? Wir gehen der „Toxic Positivity“ auf die Spur +++ Stefanie Stahl im Interview +++ Assessment’s Creed? Wie du das Assessement Center überstehst +++ Food time! Komm mit auf eine Reise durch Deutschlands Mensen! +++ Female Leadership! Was tun, damit Frauen an die Spitze kommen +++ Reggae-Sänger Patrice beweist „Mut zur Lücke"
Good vibes only? Wir gehen der „Toxic Positivity“ auf die Spur +++ Stefanie Stahl im Interview +++ Assessment’s Creed? Wie du das Assessement Center überstehst +++ Food time! Komm mit auf eine Reise durch Deutschlands Mensen! +++ Female Leadership! Was tun, damit Frauen an die Spitze kommen +++ Reggae-Sänger Patrice beweist „Mut zur Lücke"
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EMOTIONS<br />
<strong>audimax</strong><br />
real<br />
talk<br />
Und was kommt morgen?<br />
Klimawandel, Krieg, Katastrophen? Zukunftsängste und<br />
Quarterlife-Krise – Wie gehe ich damit um? Diesmal im<br />
Interview mit Gabriele Bringer, Dipl.-Psychologin für<br />
Wirtschafts- und Notfallpsychologie:<br />
Wo bin ich in 10, 20, 30 Jahren? Viele junge Menschen schauen mit<br />
Ungewissheit in die Zukunft. Spätestens seit der Pandemie leiden<br />
vor allem Studierende unter einer Vielzahl von Ängsten. Heute<br />
sprechen wir über die Zukunftsängste. Dabei spielen drei Wörter<br />
mit K eine maßgebliche Rolle: Klimawandel, Krieg und Katastrophen<br />
rücken in immer greifbarere Nähe und im Gegensatz zu<br />
früheren Generationen ist der Ausblick auf eine rosige Zukunft<br />
getrübt. Zusammen mit persönlichen Krisen kann das alles ganz<br />
schön überfordern und spätestens wenn das Studienende näherrückt,<br />
beginnt schon die Quarterlifecrisis. Wie ihr eure Ängste erkennt,<br />
damit umgeht und Vermeidungsstrategien zulasst, berichtet<br />
die Diplom-Psychologin Gabriele Bringer.<br />
Können Sie den Begriff »Zukunftsangst« definieren<br />
und in Zusammenhang mit Ängsten setzen?<br />
Angst ist zunächst immer ein sinnvolles Gefühl. Es erhöht die<br />
Aufmerksamkeit, macht wachsam und im besten Fall finden sich<br />
aus diesen Ängsten heraus Lösungen für Probleme. Wenn aber<br />
eine Erregung durch Angst bleibt, weil keine Lösung gefunden<br />
wird, gibt es eine physiologische Reaktion im Körper wie bei einer<br />
Stressreaktion und diese behindert dann leider unser Denken<br />
und die Wahrnehmung. So werden Lösungsfindungen generell<br />
erschwert und daraus manifestieren sich Auslöser psychischer<br />
Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen. Die Zukunftsangst<br />
ist dementsprechend eine Angstreaktion auf die unklar<br />
erscheinende Zukunft, die keine Lösungsansätze bietet. Das<br />
wird durch die momentane Nachrichtensituation verstärkt, die<br />
von Krisen berichtet und ein großes Maß an Hilflosigkeit macht<br />
diese Angst sehr unangenehm.<br />
Stellen Sie fest, dass immer mehr Menschen zu Ihnen<br />
kommen, die solche Ängste schildern?<br />
Dadurch, dass ich nicht als Therapeutin tätig bin und mit berufstätigen<br />
Menschen arbeite, ist diese Thematik nicht so sehr ausgeprägt.<br />
In den Seminaren und Coachings werden durchaus solche<br />
Probleme thematisiert, aber nicht in diesem Ausmaß, dass<br />
ich sagen würde, Hoffnungslosigkeit habe zugenommen. Man ist<br />
besorgt und redet darüber, schimpft oder wird über manche Sachen<br />
wütend und das sind durchaus vernünftige Bewältigungsstrategien.<br />
Es wird also vermehrt darüber gesprochen, aber nicht<br />
unbedingt in dem Maß, dass ich schon von Störungen sprechen<br />
würde.<br />
Wieso sind gerade Studierende und junge Menschen von<br />
diesem Thema betroffen bzw. beschäftigen sich damit?<br />
Junge Menschen, speziell ab dem 15. Lebensjahr bis in die 20er hinein<br />
sind zunächst primär auf der Suche nach sich selbst und müssen<br />
sich erstmal definieren. Dieser Umbau im Gehirn ist mittlerweile<br />
bekannt, macht die Suche nach sich selbst für Pubertierende<br />
aber nicht einfacher. Es herrscht natürlich eine größere Unsicherheit<br />
als bei jemanden, der schon seinen Berufsweg oder eine Familie<br />
gefunden hat. Wenn man also generell verunsichert ist, dann<br />
kommt es schneller zu Stress- oder Angstreaktionen, wie es bei<br />
»gestandenen« Erwachsenen der Fall ist. Gehen wir mal vom Studienbeginn<br />
aus. Da bemerken viele, dass es nicht mehr so einfach<br />
ist wie in der Schule und es kommen Enttäuschungen hinzu. Außerdem<br />
bemerkt man vielleicht, dass es nicht das richtige Studium<br />
ist und man etwas anderes machen möchte. Dazu kommt<br />
meist noch die Unsicherheit, wo man später arbeiten wird und<br />
was man mit dem Studium überhaupt anfangen kann.<br />
Sehen Sie einen Unterschied zu Gleichaltrigen in einer anderen<br />
Lebenssituation, die schon länger berufstätig sind?<br />
Ja, definitiv. Menschen im Berufsleben arbeiten in der Regel mit<br />
mehreren Generationen zusammen. Natürlich stehen hier auch<br />
Herausforderungen an, aber die Perspektive ist schon klarer als bei<br />
Studierenden. Ängste manifestieren sich häufig mit dem Hilflosigkeitsgefühl<br />
und wenn ich schon klar sehe, wo ich hinmöchte, bin<br />
ich weniger gefährdet, in Unsicherheit zu verfallen.<br />
Wie werde ich mir dieser Gedanken bewusst?<br />
Es muss einem bewusst werden, dass eine Unsicherheit da ist.<br />
Diese führt zum Beispiel zu einer höheren Stressbelastung und<br />
Erregbarkeit. Bei Ängsten passiert physiologisch vieles und<br />
Interview: Marina Eckstein // Foto: kwangmoop/freepik.com; Gabriele Bringer // Illustration:freepik.com<br />
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