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audimax campus 02/03 2024

Good vibes only? Wir gehen der „Toxic Positivity“ auf die Spur +++ Stefanie Stahl im Interview +++ Assessment’s Creed? Wie du das Assessement Center überstehst +++ Food time! Komm mit auf eine Reise durch Deutschlands Mensen! +++ Female Leadership! Was tun, damit Frauen an die Spitze kommen +++ Reggae-Sänger Patrice beweist „Mut zur Lücke"

Good vibes only? Wir gehen der „Toxic Positivity“ auf die Spur +++ Stefanie Stahl im Interview +++ Assessment’s Creed? Wie du das Assessement Center überstehst +++ Food time! Komm mit auf eine Reise durch Deutschlands Mensen! +++ Female Leadership! Was tun, damit Frauen an die Spitze kommen +++ Reggae-Sänger Patrice beweist „Mut zur Lücke"

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EMOTIONS<br />

eigentlich bereitet das nur auf einen bestimmten Moment vor,<br />

aber nicht auf ein globales Denken. Sie können unter Umständen<br />

zu Vermeidung führen. Das führt häufig zu einer höheren Stressbelastung<br />

und Erregbarkeit. Sind die Ressourcen zur Bewältigung<br />

nur eingeschränkt vorhanden, kann das die Problemlösefähigkeit<br />

beeinträchtigen und unter Umständen zu Vermeidungsstrategien<br />

führen.<br />

Verstärken andere Faktoren diese Denkweise?<br />

Eindeutig! Stress generell tut dies. Eine absolute Reizüberflutung<br />

durch zu viele Informationen und ständige Erreichbarkeit<br />

macht die Sache nicht besser. Soziale Netzwerke klingen im ersten<br />

Moment toll, aber sind ein wahnsinniger Stressfaktor und<br />

schaffen zusätzlich privaten Druck. Vielleicht ist uns bewusst,<br />

dass Posts in Social Media gestellt sind, aber sie setzen einen<br />

trotzdem unterbewusst in Zugzwang. Viel zu viele Informationen<br />

spielen auch eine Rolle, wenn wir uns die Katastrophen<br />

auf der Welt anschauen. Es fällt schwer, dem Ganzen zu entgehen,<br />

denn die Informationen erreichen einen immer irgendwie.Bewältigungsstrategien<br />

sind hier das Stichwort. Bewusst<br />

schauen, welche Informationen tue ich mir in welcher Situation<br />

an. Es ist beispielsweise auch besser, Printmedien zu nutzen, als<br />

sich die Nachrichten über den Fernseher zu holen. Das Gelesene<br />

kann besser verarbeitet werden, wenn es langsamer durchgegangen<br />

wird und es kann frei pausiert werden, während man<br />

bei einer Dokumentation oder im Netz viel näher dran ist. Ein<br />

weiterer Faktor wäre das familiäre Umfeld. Wer ein stabiles Elternhaus<br />

hat, hat ein besseres Sicherheitsgefühl und wird aufgefangen.<br />

Ist dieses jedoch instabil, führt das wieder zu einer Verunsicherung,<br />

die alles andere verstärkt. Auch Faktoren wie Diskriminierung<br />

verstärken diese Denkweise.<br />

Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern?<br />

Es ist belegt, dass sich Frauen eher Hilfe holen. Es ist aber nicht<br />

gesichert, dass Frauen mehr Ängste entwickeln als Männer.<br />

Eine Dunkelziffer ist nicht bekannt. Jedoch herrscht in frauendominierten<br />

Berufen mehr Emotionalität und dies kann eine Strategie<br />

sein, Ängste zu bewältigen. In männerdominierten Berufen<br />

wird lösungsorientiert gearbeitet und Gefühle werden nicht thematisiert.<br />

Meines Wissens nach ist die Forschungslage so, dass<br />

es keinen betonenswerten Unterschied zwischen Männern und<br />

Frauen gibt.<br />

Entspricht die »Quarterlife-Krise« demselben Phänomen<br />

wie die Zukunftsangst oder gilt es hier zu unterscheiden?<br />

Das bisher Besprochene entspricht auch der Quarterlife-Krise.<br />

Zukunftsängste sind momentan Thema. Sprich Klimakrise,<br />

drohende Krisengebiete, die noch nie so deutlich wurden und<br />

so nah sind wie heute, sodass dies in die Quarterlife-Krise mit<br />

hineinspielt. Ansonsten ist es die gleiche Verunsicherung mit der<br />

»Wohin werde ich meine Weg einschlagen?«-Problematik. Viele<br />

Dinge müssen entschieden werden und das trifft genau die Menschen<br />

in der Altersgruppe, sodass ich da durchaus Parallelen sehe.<br />

Welche Strategien würden Sie empfehlen, um mit der<br />

Situation umzugehen?<br />

Auf jeden Fall direkte Kontakte, sprich face-to-face und nicht<br />

online, denn präsente Interaktionen haben eine ganz andere<br />

Qualität. Zumal die Tendenz da ist, dass man sich in den Sozialen<br />

Medien eher mit Gleichaltrigen auseinandersetzt. Vielen ist<br />

dies auch bewusst und sie sagen, dass sie sich auch mal mit anderen<br />

Altersgruppen zusammensetzen sollten. Generell sind viele<br />

soziale Kontakte, vor allem mit anderen Generationen hilfreich,<br />

um nicht in dieser Zukunftsangst zu verharren. Außerdem sollten<br />

immer Informationen auf Fakten geprüft werden. Dies ist momentan<br />

nicht einfach, denn wie wird so schön gesagt: »Im Krieg<br />

stirbt die Wahrheit zuerst«. Trotzdem sollte man sich nicht so<br />

schnell vereinnahmen lassen und sich weitere Fakten besorgen.<br />

Dies hebt das Denken auf eine kognitive Ebene und wir lassen uns<br />

nicht von den Gefühlen hinreißen.<br />

Haben Sie noch weitere Methoden?<br />

Wichtig ist auch, dass nach Lösungen gesucht wird und nicht<br />

nach Schuldigen. Sich Fragen: »Welche Probleme kann ich gerade<br />

mit anderen lösen und welche nicht?«, sodass alles eingeordnet<br />

wird und die lösbaren Probleme angegangen werden können.<br />

Das stärkt auch das Selbstbewusstsein. Wenn ich mich wohlfühle,<br />

kann ich angstschürende Informationen anders verarbeiten,<br />

als wenn ich mich selbst nicht wohlfühle. Das Thema Wohlfühlen<br />

ist generell wichtig. Einen gesunden Ausgleich zu finden<br />

wie Sport, der zu mir passt. Keine Trendsportarten machen, die<br />

wieder Druck auslösen. Auch bei der Ernährung Schwerpunkte<br />

setzen, ob es mir mit meiner Ernährungsweise gut geht. Damit beginnt<br />

man automatisch nicht zu viel oder zu wenig zu essen, sondern<br />

ausgeglichen etwas zu sich zu nehmen. Generell empfehle<br />

ich, einen gesunden Ausgleich für sich selbst zu schaffen und sich<br />

etwas Gutes zu tun und darauf zu achten, dass es mir wirklich gut<br />

geht! Alles, was dazu beiträgt, aus der Hilflosigkeit herauszukommen,<br />

ist maßgeblich, um nicht in der Zukunftsangst zu verharren.<br />

Diplom-Psychologin<br />

Gabriele Bringer<br />

ist Trainerin und Beraterin im<br />

Bereich Wirtschaftspsychologie<br />

in den Schwerpunkten<br />

Kommunikation, Mitarbeiterführung,<br />

Teamentwicklung,<br />

Stress und Burnout und<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement.<br />

Sie hat langjährige<br />

Erfahrung in der Beratung von<br />

Unternehmen und Teams zum arbeitsbedingten<br />

Stess und seinen Folgen.<br />

»Der Rest meines Lebens«<br />

von Kummer // Max Raabe<br />

Und jetzt bin ich beinahe dreißig //<br />

Was ist, wenn die beste Phase meines<br />

Lebens schon vorbei ist // Wer weiß,<br />

vielleicht hab ich eine Quarterlife<br />

Crisis // Vielleicht bin ich auch einfach<br />

nur ein kleines bisschen neidisch<br />

// Vielleicht wünsche ich mir heimlich<br />

auch ein kleines Haus im Grün // Vielleicht<br />

fehlen mir irgendwann dann nicht<br />

mal mehr die kleinen Bühnen // Vielleicht<br />

hätte ich ja Bock mir diesen<br />

ganzen Quatsch zu geben // Vielleicht<br />

wird er ja gar nicht so scheiße //<br />

Der Rest meines Lebens<br />

Dein Hochschulmagazin // <strong>audimax</strong> // 19

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