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Automationspraxis 01.2024

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automationspraxis.de<br />

01_März 2024<br />

Demokratisierung<br />

Robotik-Trends für KMU und<br />

Einsteiger ab Seite 22<br />

Special zur Logimat<br />

Automation für Logistik und<br />

Materialfluss ab Seite 38<br />

Low-Cost-Robotik<br />

Igus auf dem Weg zum<br />

1000-Euro-Roboter Seite 54<br />

Vollautomatische<br />

Kommissionieranlage


mission:<br />

zero touch<br />

at LogiMAT<br />

VISIT US<br />

19.–21. März 2024<br />

Messe Stuttgart<br />

Halle 3<br />

Stand B01 | B03<br />

Halle 6<br />

Stand C77<br />

2 März 2024


Technologie, Innovation und Kundennähe – dafür steht KNAPP als Ihr Value<br />

Chain Tech Partner. Begeben Sie sich mit uns auf die mission: zero touch und<br />

heben Sie Ihre Lagerautomatisierung auf das nächste Level!<br />

Erleben Sie live auf der LogiMAT 2024 Robotik, Software und KI von KNAPP<br />

im perfekten Zusammenspiel!<br />

OPEN SHUTTLE<br />

Intelligente Robotik für den flexiblen Warentransport<br />

Die Open Shuttles von KNAPP automatisieren den innerbetrieblichen<br />

Warentransport einfach, flexibel und effizient. Die<br />

AMR bieten eine Alternative oder Ergänzung zur klassischen<br />

Fördertechnik und sind rasch installiert. Nach einfacher Konfiguration<br />

und Inbetriebnahme bewegen sie sich völlig frei und<br />

autonom im Raum. Dadurch wird das Lager nicht verbaut und<br />

die AMR-Flotte ist bei zunehmenden Transportaufgaben schnell<br />

erweiterbar. Die Open Shuttles sind vielseitig einsetzbar: Transport<br />

vom Wareneingang zum Lagersystem, Cross Docking oder<br />

die just-in-time-Versorgung von Arbeitsplätzen. Sie eignen sich<br />

perfekt für den Transport von Behältern, Kartons und Trays.<br />

OPEN SHUTTLE FORK<br />

Palettentransport einfach und automatisiert<br />

Ein besonderes Highlight ist das Open Shuttle Fork, ein AMR<br />

für den einfachen Palettentransport. Geringer Platzbedarf, zahlreiche<br />

Funktionalitäten und eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten<br />

zeichnen die Neuheit aus. Dazu gehört auch eine 3D-Hinderniserkennung<br />

für einen sicheren Einsatz in Ihrem Lager. Das<br />

industrietaugliche Fahrzeug kann sich um die eigene Achse<br />

drehen, seitwärts fahren und besitzt einen elektrisch ausgeführten<br />

Hub. Dank intelligenter Software ist das Open Shuttle Fork<br />

rasch in das Lager integrierbar, ohne Änderungen oder Anpassungen<br />

der bestehenden Infrastruktur. Das Open Shuttle Fork<br />

bietet den perfekten Einstieg in die Automatisierung mit kurzen<br />

Liefer- und Installationszeiten.<br />

MEHR ÜBER DIE<br />

OPEN SHUTTLES<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />

Besuchen Sie uns auf der LogiMAT in Stuttgart:<br />

19.–21. März 2024<br />

Halle 3 Stand B01 | B03<br />

Halle 6 Stand C77<br />

KNAPP Industry Solutions GmbH<br />

knapp.com<br />

kin.sales@knapp.com<br />

März 2024 3


Logimat Stuttgart<br />

19.– 21. März 2024<br />

Halle 7, Stand 7F51<br />

Alles für Ihre Logistik-Roboter<br />

Das kompakte und effiziente Antriebssystem, die Master-Steuerung, die mobile<br />

Energieversorgung mit Powercaps- und Li-Ion-Technologie. Damit Sie stets die<br />

Kontrolle über Ihr Warenlager behalten. Jetzt Kontakt aufnehmen:<br />

www.maxongroup.de<br />

Precision Drive Systems<br />

4 März 2024


Industrie<br />

_Editorial<br />

Armin Barnitzke<br />

Chefredakteur<br />

<strong>Automationspraxis</strong><br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

Es lebe die<br />

Demokratie<br />

Es ist erstaunlich: Während die Demokratie gesellschaftlich in der Defensive<br />

ist und sich gegen Rechtsradikale, Populisten und Wutbürger aller<br />

Art erwehren muss, ist sie in der Automation auf der Überholspur, denn<br />

die Demokratisierung der Robotik schreitet munter voran. In dieser ersten<br />

Ausgabe des Jahres 2024 haben wir einige Beispiele zusammengetragen und<br />

zeigen beispielsweise, dass Robotik auch in Zahnarztpraxen (Seite 34) oder<br />

in vertikalen Farmen (Seite 36) gute Dienste leisten kann.<br />

Eine wichtige Rolle beim Erobern neuer Einsatzbereiche spielt insbesondere<br />

die kollaborative Robotik mit Cobots. Allerdings ist eine echte Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration noch selten. Im Trend des Monats (Seite 26) gibt unser<br />

Experte daher wertvolle Tipps, wie der Cobot-Einsatz mit „echter Kollaboration“<br />

wirklich gelingt. Spoiler: Es geht dabei auch um ein Umdenken bei<br />

der Planung von Anlagen und Arbeitsplätzen.<br />

Aber auch neue Technologien und Geschäftsmodelle befeuern die Demokratisierung<br />

der Robotik. Neben Mietmodellen (Seiten 22 und 32) oder Online-<br />

Plattformen (Seiten 24, 33 und 54) spielen dabei die einfache Programmierung<br />

mit intelligenter Software (Seiten 24 und 30) und der KI-Einsatz, etwa<br />

beim Sehen und Greifen (Seiten 46 und 48) eine wichtige Rolle. Und natürlich<br />

geht es nicht zuletzt um den Preis. Mit Hilfe seiner smarten Kunststoff-<br />

Robis ist der Low-Cost-Robotik-Macher Alexander Mühlens bereits auf dem<br />

Weg zum „1000-Euro-Roboter“ (Seiten 54).<br />

16 Medienmarken für alle<br />

wichtigen Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und<br />

Vernetzung für Fach- und<br />

Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

#KROX: Xperience RobotX<br />

Übrigens: Wer die „Low Cost Rebels“ aus Köln sowie viele weitere spannende<br />

Köpfe und Ideen rund um die „Demokratisierung der Robotik“ live erleben<br />

möchte, hat am 20. Juni 2024 die Gelegenheit dazu. Denn beim Konradin<br />

RobotX Forum #KROX (Motto: „Xperience RobotX“) haben wir das<br />

Who is Who der Robotik versammelt: von alten Hasen wie Kuka und Fanuc<br />

bis zu jungen Wilden wie Neura Robotics und Agile Robots. Wir freuen uns<br />

auf einen Sie: https://automationspraxis.industrie.de/krox/<br />

↓<br />

Die passenden Medien für<br />

Sie und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de<br />

März 2024 5


_Inhalt<br />

Inhalt<br />

Bild: Contexo<br />

18<br />

High-Speed-Montage:<br />

Matthias Müller, Chief<br />

Commercial Officer bei<br />

Contexo, spricht über<br />

Trends im Montage-Maschinenbau<br />

und Expansionspläne<br />

sowie Auftragsfertigung<br />

und Batterieproduktion.<br />

26<br />

Mensch-Roboter-<br />

Kollaboration: Wie<br />

man den Cobot-Einsatz<br />

richtig plant<br />

und die Vorteile der<br />

MRK vollständig<br />

nutzt, erläutert der<br />

Berater und Robotik-Experte<br />

Dr.<br />

Johannes Kurth.<br />

Bild: Kurth/Robuen<br />

Bild: ASA<br />

36<br />

Vertical Farming: Warum<br />

der Robotik-Anlagenbauer<br />

ASA in die Zukunftstechnologie<br />

Vertical<br />

Farming einsteigt, erläutert<br />

ASA-Geschäftsführer<br />

Mario Krämer.<br />

54<br />

Low-Cost-Robotik:<br />

Wie Igus die Low-<br />

Cost-Automation<br />

ausbaut und welche<br />

Rolle der Cobot<br />

Rebel dabei spielt,<br />

verrät der Low-<br />

Cost-Macher Alexander<br />

Mühlens von<br />

Igus/RBTX.<br />

Bild: Igus<br />

Demokratisierung<br />

Robotik-Trends für KMU und<br />

Einsteiger ab Seite 22<br />

01_März 2024<br />

Special zur Logimat<br />

Automation für Logistik und<br />

Materialfluss Seite 38<br />

automationspraxis.de<br />

Low-Cost-Robotik<br />

Igus ist auf dem Weg zum<br />

1000-Euro-Roboter Seite 54<br />

Vollautomatische<br />

Kommissionieranlage<br />

Zum Titel<br />

Maximale Lagerkapazität<br />

und minimale Durchlaufzeiten:<br />

Um Eilbestellungen<br />

schneller bearbeiten zu<br />

können, Wege zu optimieren<br />

und die Bereitstellungszeit<br />

von Materialien zu verkürzen,<br />

hat der Logistikpark Staiger<br />

seit Frühjahr 2023 eine automatisierte<br />

Kommissionieranlage<br />

der Haro-Gruppe<br />

integriert. Seite 08<br />

6 März 2024


_Inhalt<br />

Your Global Automation Partner<br />

_Titelthema<br />

08 Effizient dank Haros Lager-Automation<br />

Kommissionieranlage für Ersatzteil-Logistiker<br />

_Industrie 4.0<br />

16 Demobat erforscht Batterie-Demontage<br />

Kreislaufwirtschaft in der Elektromobilität<br />

_Interview des Monats<br />

18 „Wir benötigen mehr Platz“<br />

Matthias Müller, CCO bei Contexo, im Gespräch<br />

_Special<br />

22 Schlanker Miet-Roboter palettiert Dosen<br />

Robotics-as-a-Service-Modell vereinfacht Einstieg<br />

LogiMAT 2024<br />

Wir sind für Sie da!<br />

Halle 2, Stand 2C07<br />

_Trend des Monats<br />

26 MRK richtig planen: So wird der Cobot zum Erfolg<br />

Tipps für die Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

_Robotik<br />

34 Roboter sterilisiert chirurgische Instrumente<br />

Automation beim Zahnarzt entlastet Praxis-Team<br />

_Projekt des Monats<br />

36 „Großer Bedarf fürs Vertical Farming”<br />

Interview mit ASA-Automation-Chef Mario Krämer<br />

_Mobile Robotik in der Logistik<br />

40 Sechs AMR optimieren die Intralogistik bei Claas<br />

Autonome mobile Roboter entlasten die Mitarbeiter<br />

_Handling in der Logistik<br />

46 KI beim Picken und Kommissionieren<br />

Kombis aus Roboter, Greifer, Kamera und Software<br />

_Macher der Automation<br />

54 „1000-Euro-Roboter ist unser Ziel“<br />

Low-Cost-Macher Alexander Mühlens im Gespräch<br />

Track & Trace:<br />

Alles im Blick!<br />

Lückenlose Identifikation mit<br />

RFID liefert Ihnen entscheidungsrelevante<br />

Informationen in<br />

Echtzeit – vom Materialeingang<br />

über die Produktion bis hin zu<br />

Lager und Versand!<br />

_10 Fragen an<br />

58 „Bodenständig, bescheiden und hartnäckig“<br />

10 Fragen an Michael Frieß, CEO, Heitec AG<br />

_Rubriken<br />

14 Personalien<br />

53 Impressum / Inserenten<br />

www.turck.de/tat<br />

März 2024 7


Kfz-Ersatzteile-Logistiker profitiert von kurzen Durchlaufzeiten<br />

Maximale Lagerkapazität:<br />

Effizient dank Automation<br />

Kilometerlange Laufwege, lange Durchlaufzeiten und hohe Fehleranfälligkeit: In Unternehmen,<br />

die täglich eine Vielzahl von Kundenaufträgen versenden, beanspruchen<br />

die Lager- und Kommissionierprozesse oft die meisten Ressourcen. Um Eilbestellungen<br />

schneller bearbeiten zu können, Wege zu optimieren und die Bereitstellungszeit<br />

von Materialien zu verkürzen, hat der Logistikpark Staiger seit Frühjahr 2023<br />

eine automatisierte Kommissionieranlage der Haro-Gruppe integriert.<br />

8 März 2024


<strong>Automationspraxis</strong><br />

TITELGESCHICHTE<br />

exklusiv<br />

_Titelgeschichte<br />

Die neue Haro-Anlage für den<br />

Logistikpark Staiger ermöglicht<br />

kurze Wege für die Kommissionierung<br />

und den Weitertransport<br />

zum Warenausgang.<br />

Bild: Haro<br />

März 2024 9


_Titelgeschichte<br />

Als Unternehmen der Automobilhandelsgruppe<br />

AVAG Holding SE hat sich die Logistikpark<br />

Staiger GmbH im baden-württembergischen<br />

Wernau mit seinen rund 70 Mitarbeitern<br />

die Auftragsabwicklung und Belieferung<br />

von über 57.000 Ersatzteilen diverser Automotive-Marken<br />

zur Aufgabe gemacht. Den Umzug in<br />

ein neues, größeres Logistikzentrum im vergangenen<br />

Jahr nahm das Team um Geschäftsführer Daniel<br />

Schier zum Anlass, neue Lagerbühnen und eine<br />

effiziente Kommissionieranlage zu implementieren.<br />

Mit letzterem Anliegen wandte sich der Großhandels-Betrieb<br />

im Frühjahr 2022 an die Haro Anlagen-<br />

und Fördertechnik GmbH im nordrheinwestfälischen<br />

Rüthen. Die Anforderungen: Durch<br />

den Einbau der Lagerbühnen im Wernauer Objekt<br />

sollten die Lagerflächen verfünffacht werden. Benötigt<br />

wurde also eine Anlage, die Laufwege für<br />

„Unsere Förderanlagen sind in der Lage, mit<br />

den Bedürfnissen und Anforderungen unserer<br />

Kunden zu wachsen.“<br />

Christoph Hackländer, Haro<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb des<br />

Lagers weitgehend eliminiert und die Durchlaufzeiten<br />

dank einer vollständigen Automatisierung<br />

um ein Vielfaches verringert.<br />

„Als Hersteller von fördertechnischen Anlagen<br />

mit über 60-jähriger Erfahrung sind wir auf solch<br />

individuelle Kundenanfragen spezialisiert“, betont<br />

der Geschäftsführer der Haro-Gruppe, Christoph<br />

Hackländer. Gemeinsam mit seinem Projektteam<br />

entwickelte er für den Logistikpark Staiger zwei<br />

Förderanlagen für den Warenein- und -ausgang,<br />

die sich jeweils über drei Ebenen erstrecken.<br />

Haro-Konstruktionsleiter Markus Löseke erklärt<br />

die Besonderheiten des Projektes: „Da wir im Logistikpark<br />

Staiger ausschließlich einheitliche<br />

Kommissionierkästen in Form von Mehrwegbehältern<br />

mit einem Maximalgewicht von 35 Kilogramm<br />

im Einsatz haben und diese eine Strecke<br />

von ca. 52 Metern durchlaufen, wurden angetriebene<br />

Rollenbahnen mit Staufunktion von uns integriert“.<br />

Diese Rollenbahnen zeichnen sich nicht<br />

nur durch eine lange Lebensdauer aus: „Dank ihrer<br />

überschaubaren Investitionskosten profitiert<br />

der Logistikpark Staiger auch von einem hohen<br />

Maß an Wirtschaftlichkeit“, ergänzt Haro-Geschäftsführer<br />

Christoph Hackländer.<br />

Höhendifferenzen überwinden<br />

Angetriebene Rollenbahnen auf mehreren Ebenen erleichtern die<br />

Kommissioniervorgänge und reduzieren die Laufwege.<br />

Bild: Haro<br />

Damit die Höhendifferenzen zwischen den Regalebenen<br />

ebenfalls vollautomatisiert überwunden<br />

werden können, hat die Haro-Gruppe zusätzlich<br />

jeweils einen Vertikalförderer im Wareneingang<br />

und Warenausgang des neuen Lagers installiert:<br />

„Dadurch, dass sich das Lagersystem bei unserem<br />

Kunden über mehrere Ebenen erstreckt, werden<br />

die Flächen optimal ausgenutzt. Unser Vertikalförderer<br />

knüpft an diesem Potenzial an, indem er die<br />

Fördergüter zuverlässig und effizient auf den jeweiligen<br />

Ebenen verteilt, ohne, dass manuelle Eingriffe<br />

notwendig sind“, erläutert Markus Löseke.<br />

Wie funktioniert der neue Materialfluss im Logistikpark<br />

Staiger nun konkret? Im Wareneingang<br />

werden die zur Lagerung vorbereiteten Kommissionierkästen<br />

zunächst manuell von den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern am Aufgabeplatz der<br />

Rollenbahn aufgegeben. Per Knopfdruck wird der<br />

Zielort auf einer der drei Lagerebenen für das Fördergut<br />

ausgewählt, bevor dieses vollautomatisiert<br />

über die angetriebene Rollenbahn zum Vertikalförderer<br />

transportiert wird. Der rund sieben Meter<br />

hohe Senkrechtförderer überführt den Kommissionkasten<br />

auf die vorgesehene Lagerebene.<br />

100 Fördergüter je Stunde<br />

„Angesichts der enormen Durchlaufmengen im<br />

Logistikpark Staiger ist unser Vertikalförderer auf<br />

eine Leistung von 100 Fördergütern je Stunde ausgelegt“,<br />

erklärt Markus Löseke. Auf der jeweiligen<br />

10 März 2024


_Titelgeschichte<br />

Der Vertikalförderer dient als<br />

Bindeglied zwischen den Lagerebenen<br />

und dem Warenausgang.<br />

Bild: Haro<br />

März 2024 11


_Titelgeschichte<br />

Bild: Haro<br />

Ein- und Ausschleusung<br />

an den Übergabestationen<br />

für einen reibungslosen<br />

Warenfluss<br />

auf der angetriebenen<br />

Förderstrecke.<br />

on für unsere Kunden, die ein hohes Maß an Flexibilität<br />

ermöglicht“, so der Konstruktionsleiter<br />

Markus Löseke.<br />

Rund 2500 bis 3500 Ersatzteile verlassen täglich<br />

das Warenlager im Logistikpark Staiger. Eine Größenordnung,<br />

die einen effizienten und zuverlässigen<br />

Materialfluss im Warenausgang voraussetzt.<br />

Aus diesem Grund verfügt die im Warenausgang<br />

installierte Förderanlage über eine ähnliche Funktionsweise<br />

wie jene im Wareneingang: Zunächst<br />

werden die kommissionierten Kästen manuell von<br />

den Mitarbeitenden an den Aufgabeplätzen der<br />

Rollenbahnen platziert.<br />

Die angetriebenen Förderer ermöglichen auch hier<br />

einen völlig automatisierten Transport bis zum<br />

Vertikalförderer. Bevor die Fördergüter die Höhendifferenz<br />

zwischen den Ebenen bewältigen,<br />

werden sie zunächst vereinzelt. Im Warenausgang<br />

angekommen, stehen sodann Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zur Abnahme der kommissionierten<br />

Waren bereit.<br />

Immense Laufwege einsparen<br />

Einfache Überwindung<br />

von Höhendifferenzen<br />

mittels Vertikalförderer<br />

und angebundener Fördertechnik.<br />

Zielebene angekommen, werden die Kommissionierkästen<br />

aus dem Vertikalförderer heraus an die<br />

angrenzenden Rollenbahnen übergeben. „Hier haben<br />

wir eine weitere Besonderheit“, weiß Haro-<br />

Geschäftsführer Christoph Hackländer: „Sind die<br />

Abnahmestellen frei, werden die Mehrwegbehälter<br />

mithilfe eines elektrischen Puschers unmittelbar<br />

auf die kurze, nicht angetriebene Gefällerollenbahn<br />

geschoben.“<br />

Sollten die Abnahmestellen belegt sein, erfolgt der<br />

Weitertransport über die parallele Rollenbahnstrecke<br />

zu einer der drei übrigen Abnahmepunkte,<br />

die jeweils ebenfalls ausgestattet mit einem Puscher<br />

über die gleiche Funktionsweise verfügen<br />

wie die erste Abnahmestelle. Insgesamt impliziert<br />

die Kommissionieranlage im Wareneingang damit<br />

zwölf Abnahmestellen, verteilt auf drei Ebenen.<br />

Bis zu 3500 Ersatzteile pro Tag<br />

„Neben dem automatisierten Transport der Behälter<br />

dienen die Rollenbahnen also auch zur Pufferung<br />

dieser – vor allem in Zeiten der Spitzenauslastungen<br />

eine nicht mehr wegzudenkende Funkti-<br />

Bild: Haro<br />

„Dank der Installation der Förderanlagen, die im<br />

Grunde nur aus den drei Hauptkomponenten Rollenbahnen,<br />

Puscher und Vertikalförderer bestehen,<br />

kann der Kommissionierprozess im Logistikpark<br />

Staiger nahezu vollständig automatisiert erfolgen.<br />

Dadurch können immense Laufwege, die<br />

ansonsten für die Mitarbeitenden zwischen den<br />

Lagerebenen entstehen würden, deutlich eingekürzt<br />

werden“, erklärt der Haro-Geschäftsführer<br />

die Vorteile der Förderanlagen.<br />

„Und wir können unseren Kunden dank dieses<br />

Systems wiederum rasche Lieferzeiten garantieren“,<br />

freut sich der Logistikpark-Staiger-Geschäftsführer<br />

Daniel Schier über das neue automatische<br />

Warensystem. Während die beschriebene<br />

Fördertechnik inzwischen fast seit einem Jahr im<br />

Einsatz ist, plant der Logistikpark bereits weiterführende<br />

Optimierungen: So soll das ERP-System<br />

des Unternehmens in absehbarer Zeit mit der Fördertechnik<br />

verknüpft werden, sodass auch die<br />

Zielorte für die Kommissionierbehälter nicht<br />

mehr manuell von Mitarbeitenden angewählt werden<br />

müssen, sondern mithilfe von QR-Codes von<br />

der Technik identifiziert, automatisch zu ihrem<br />

Lagerplatz befördert und jederzeit nachverfolgt<br />

werden können.<br />

Ebenso bieten die Haro-Förderanlagen, die nach<br />

einem bewährten Baukastensystem konstruiert<br />

werden, jederzeit die Möglichkeit zur Erweiterung<br />

und Anbindung an bereits bestehende Anlagen:<br />

Christoph Hackländer: „Unsere Förderanlagen<br />

sind in der Lage, mit den Bedürfnissen und Anforderungen<br />

unserer Kunden zu wachsen.“ ↓<br />

Haro Anlagen- und Fördertechnik GmbH<br />

www.haro-gruppe.de<br />

12 März 2024


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Einladung zum<br />

16.<br />

Bild: HORN/Sautermann<br />

Technologieführer<br />

der Branche präsentieren<br />

ihre Innovationen und<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

Lösungen<br />

10. April 2024<br />

09:00 bis 17:00 Uhr<br />

Filderhalle Leinfelden<br />

Freuen Sie sich auf<br />

• Key Note-Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Hans-<br />

Christian Möhring, IfW, Universität Stuttgart<br />

und Prof. Dr.-Ing. Marco Huber, Fraunhofer IPA<br />

• Vorträge zu den Themen:<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Werkzeuge<br />

Maschinenelemente<br />

Robotik & Automation<br />

Digitalisierung & Industrie 4.0<br />

• Präsenz-Workshops mit<br />

Teilnehmerzertifikat<br />

• Informative Begleitausstellung<br />

• Networking auf Augenhöhe<br />

Jetzt Ticket sichern unter:<br />

mav.industrie.de/mavinnovationsforum-2024<br />

Kostenlose Teilnahme<br />

für unsere Leser mit dem<br />

Code MAV_16IF_2024<br />

Unsere Partner 2024<br />

März 2024 13


_Personalien<br />

02 03<br />

Bild: Kuka<br />

Bild: Kardex Mlog<br />

Bild: Yamaha<br />

Bild: Unchained<br />

Bild: Micropsi<br />

Bild: Omron<br />

04<br />

05<br />

01<br />

06<br />

Bild: Neura<br />

07<br />

Bild: B&R/ABB<br />

08<br />

01 Winnie Ahrens leitet seit Dezember den Bereich New<br />

Business bei Kardex Mlog. Zuvor war sie für den<br />

DACH-Vertrieb bei Dematic verantwortlich.<br />

02 Gary Jackson ist neuer CEO des Berliner KI-Robotik-Spezialisten<br />

Micropsi Industries. Der erfahrene<br />

US-Softwareexperte folgt als CEO auf Gründer Ronnie<br />

Vuine, der weiter das Produkt verantwortet.<br />

03 Dr. Lucian Dold wurde bei Omron zum Senior General<br />

Manager für Global Account Business Development<br />

ernannt.<br />

04 Ai Nagakubo leitet bei Yamaha Robotics nun die Europazentrale<br />

in Neuss bei Düsseldorf.<br />

05 Für seinen Online-Marktplatz Unchained Robotics<br />

hat der Start-up-Gründer Mladen Milicevic 5,5 Millionen<br />

Euro an Investment eingesammelt.<br />

06 Der Softwareexperte und ehemalige Trumpf-Manager<br />

Philipp Dreiss ist neuer Software-Chef bei Kuka.<br />

Die bisherige Software-Chefin Dr. Kristina Wagner<br />

wechselt als Chief Technology Officer zum europäischen<br />

Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB.<br />

07 Mit dem langjährigen Bosch-Manager Jens Fabrowsky<br />

(Mitte) als Chief Operating Officer und Chief<br />

Technical Officer verstärkt der Neura Robotics-CEO<br />

David Reger (re.) sein Führungs-Team für die Scaleup-Phase.<br />

Links im Bild: Neuras Chief Grow Office<br />

Bernds Heinrichs<br />

08 Markus Sandhöfner (li.), B&R-Deutschland-Geschäftsführer,<br />

und Jörg Rommelfanger (re.), Leiter Robotics<br />

von ABB in Deutschland, sind nun an einem<br />

Standort vereint: Denn B&R-Deutschland hat seinen<br />

Hauptsitz von Bad Homburg zu ABB Robotics nach<br />

Friedberg verlagert.<br />

14 März 2024


_Branchennews<br />

Logimat-Preview: <strong>Automationspraxis</strong>-Websession „Logistik Automation“ am 6. März 2024<br />

Robotik-Innovationen für die Logistik<br />

Von Robotern und Cobots fürs Verpacken, Kommissionieren<br />

und Palettieren bis zu mobilen Robotern für<br />

den Materialtransport: Robotik-Innovationen für die<br />

Intralogistik zeigt die <strong>Automationspraxis</strong>-Websession<br />

„Logistik-Automation“ am 6. März 2024. Mit dabei:<br />

4am Robotics, Piab, Knapp und ABB Robotics.<br />

·<br />

4am: Autonome mobile Gabelstapler<br />

Piab: (Vakuum-)Automation für die Logistik<br />

Knapp: Autonome mobile Roboter als Enabler<br />

ABB: Von der Depalettierung bis zum Warentransport:<br />

Logistik-Automation mit KI-basierten Robotern<br />

https://automationspraxis.industrie.de/<br />

Der Automatisierungsbedarf in der (Intra-) Logistik<br />

steigt, zumal<br />

logistikautomation<br />

auch der Fachkräftemangel<br />

immer spürbarer<br />

wird. Unternehmen wollen<br />

daher ihre Mitarbeiter von<br />

Standardaufgaben entlasten<br />

und die Ergonomie am Arbeitsplatz<br />

verbessern. Dafür<br />

bietet sich der Einsatz von<br />

Robotern und Cobots an,<br />

etwa beim Picken, Verpacken,<br />

Kommissionieren und<br />

Palettieren.<br />

Die Websession gibt daher<br />

Einblicke, wie sich Roboter<br />

und Cobots in Intralogistik<br />

und Logistik sinnvoll einsetzen<br />

lassen. Dabei beleuchten<br />

wir auch die richtige<br />

Greiftechnik für den Cobot<br />

sowie den Einsatz von<br />

künstlicher Intelligenz (KI).<br />

Auch beim Materialtransport<br />

kann Robotik helfen:<br />

Selbstfahrende mobile<br />

Plattformen wie autonome<br />

ROBOTICS<br />

mobile Roboter (AMR)<br />

oder autonome Gabelstapler<br />

übernehmen Transport-<br />

Experts in Man and Machine<br />

aufgaben und optimieren<br />

Das einzigartige Produktportfolio von Stäubli Robotics umfasst Vier- und<br />

die Versorgung der Produktion<br />

mit Material.<br />

Sechsachsroboter, Cobots und mobile Robotik. Diese leistungsstarken<br />

und hochpräzisen Lösungen ermöglichen es unseren Kunden in den<br />

Die <strong>Automationspraxis</strong>unterschiedlichsten<br />

Branchen, die Herausforderungen von Industrie 4.0<br />

Websession zur Logistik-<br />

unter anspruchsvollen Fertigungsbedingungen zu meistern.<br />

Automation beleuchtet<br />

aber nicht nur AMR-Neuheiten<br />

und aktuelle Trends,<br />

5. – 6. März 2024<br />

all about automation<br />

sondern zeigt auch, welche<br />

Friedrichshafen<br />

Innovationen mit KI in der<br />

mobilen Robotik möglich<br />

Anuga FoodTec<br />

sind, etwa bei der autonomen<br />

Navigation. Und auch<br />

19. – 22. März 2024<br />

Halle 7.1, Stand C-049<br />

innovative Ansätze, die Cobots<br />

und mobile Plattfor-<br />

www.staubli.com<br />

men zu autonomen mobilen<br />

Cobots kombinieren, werden<br />

eine Rolle spielen.<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />

↓<br />

März 2024 15


_Industrie 4.0<br />

Automation für die Kreislaufwirtschaft in der Elektromobilität<br />

Demobat erforscht<br />

Batterie-Demontage<br />

Wie lassen sich Batterien aus Elektroautos sinnvoll recyceln? Das Forschungsprojekt<br />

Demobat beschäftigt sich mit der industriellen Demontage von Batteriemodulen<br />

und E-Motoren.<br />

Zunächst geht es um das Testen der Batterien sowie<br />

Temperaturanalysen, um Zellkapazitäten oder<br />

Alterserscheinungen zu erkennen. Für die Handhabung<br />

sind im Demobat-Projekt roboterbasierte<br />

Demonstratoren sowie neue Werkzeuge für das<br />

Greifen und Lösen von Objekten entwickelt worden.<br />

Eine leistungsstarke Bildverarbeitung erkennt<br />

Schrauben oder Kabel auch unter schwierigen Bedingungen,<br />

beispielsweise wenn sie verrostet sind.<br />

Von insgesamt 25 Technologien sind acht als Demonstrations-<br />

und Erprobungsroboterwerkzeuge<br />

aufgebaut worden und könnten in dieser Form im<br />

industriellen Dauerbetrieb eingesetzt werden.<br />

Roboter und 3D-Vision im Einsatz<br />

Für die Handhabung sind<br />

im Projekt Demobat roboterbasierte<br />

Demonstratoren<br />

sowie neue<br />

Werkzeuge für das Greifen<br />

und Lösen von Objekten<br />

entwickelt worden.<br />

Bisher werden ausgediente Batterien meist<br />

einfach geschreddert. Das widerspricht einer<br />

nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und<br />

ist mit hohen Kosten sowie Gefahren verbunden.<br />

Deshalb ist eines der Projektziele von Demobat,<br />

die einzelnen Komponenten von E-Autos mithilfe<br />

neuer Konzepte und Werkzeuge so aufzubereiten,<br />

dass die Rohstoffe z. B. in Photovoltaik-Zwischenspeichern<br />

oder als Ersatzteile weiterverwendet<br />

werden können.<br />

Hierfür ist insbesondere die Frage entscheidend,<br />

wie Batterien manuell oder roboterbasiert demontierbar<br />

und somit recycelfähig werden. Herausfordernd<br />

hierbei ist, dass die Batterien je nach Automarke<br />

unterschiedlich aufgebaut sind und es daher<br />

skalierbare bzw. schnell adaptierbare Lösungen<br />

braucht.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Für einen effizienten Wertschöpfungskreislauf<br />

muss eine mechanische Trennung und Rückführung<br />

der Bestandteile im Batteriepack durchgeführt<br />

werden. Wasserbasiertes Recycling ist eine<br />

neuartige Form der direkten Wiedergewinnung<br />

von Schwarzmasse, die wertvolle Metalle wie Lithium,<br />

Mangan, Cobalt und Nickel enthält.<br />

Für Industrieroboter wurden im Demobat-Projekt<br />

spezialisierte Werkzeuge entwickelt, um elektrische<br />

Antriebsaggregate automatisch zu demontieren. Um<br />

Kollisionen des Roboters mit nicht oder unvollständig<br />

demontierten Bauteilen zu verhindern, erfolgt nach jedem<br />

Demontageschritt eine Erfolgskontrolle über<br />

Sensoren und 3D-Kamerasysteme. Eine anschließende<br />

Signalübertragung an die zentrale Prozesssteuerung<br />

gewährleistet einen sicheren Prozessablauf.<br />

Die in Demobat entwickelten Technologien bilden<br />

die Grundlage für den Aufbau eines Erprobungszentrums<br />

samt Showroom. Hier sollen Unternehmen<br />

beispielsweise Batterien testen oder eine verbesserte<br />

Wiederaufbereitung der Schwarzmasse<br />

erproben können.<br />

↓<br />

Fraunhofer IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

16 März 2024


_Industrie 4.0<br />

Automatisierungs-Potenzialanalyse für die Intralogistik<br />

Lohnen sich mobile Roboter?<br />

Ob und wie sich fahrerlose Transportfahrzeuge(FTF)<br />

oder autonome mobile Roboter<br />

(AMR) für die Automatisierung der Intralogistik<br />

lohnen, können Unternehmen<br />

mithilfe der Automatisierungs-Potenzial-<br />

Analyse (APA) des Fraunhofer IPA systematisch<br />

ermitteln.<br />

bietet eine hohe Prozesssicherheit. Ein mobiler<br />

Roboter hingegen ist eher für den Einsatz<br />

unter Menschen geeignet, da er Hindernisse<br />

erkennen und seine Route dynamisch anpassen<br />

kann.<br />

↓<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

Lohnt sich die Anschaffung<br />

mobiler Roboter?<br />

Wie autonom<br />

sollten sie navigieren können?<br />

Müssen Abläufe angepasst<br />

werden? Ihr Erfahrungswissen<br />

in der mobilen<br />

Robotik haben die<br />

Experten des Fraunhofer<br />

IPA in eine Automatisierungs-Potenzial-Analyse<br />

(APA) einfließen lassen.<br />

Für eine Intralogistik-APA<br />

begeht das IPA-Team die<br />

geplante Einsatzumgebung<br />

für mobile Roboter<br />

und analysiert jeden einzelnen<br />

Transportprozess<br />

auf Basis der VDI-Richtlinie<br />

2710 (Ganzheitliche<br />

Planung von Fahrerlosen<br />

Transportsystemen): von<br />

der Erfassung verschiedener<br />

Kriterien zum Transportgut<br />

über Transporthilfsmittel,<br />

Lastübergabe,<br />

Transportstrecke, Sicherheitsfragen<br />

bis hin zu Details<br />

zur Einsatzumgebung.<br />

Im Ergebnis erhalten<br />

Unternehmen dann die<br />

Bewertung des Automatisierungspotenzials<br />

pro<br />

Transportprozess und daraus<br />

abgeleitet das Automatisierungspotenzial<br />

der<br />

gesamten Intralogistik.<br />

AMR oder FTF?<br />

Die Bewertung gibt dabei<br />

auch Auskunft darüber, ob<br />

eher ein fahrerloses Transportfahrzeug<br />

infrage<br />

kommt, das weitgehend<br />

spurgebunden navigiert,<br />

oder ein autonom navigierender<br />

Roboter. Ersteres<br />

Fährt pünktlich<br />

bei Wind und Wetter,<br />

auch in der dritten<br />

Schicht.<br />

Der Geschäftsbereich Automatisierung beschäftigt sich mit Lösungen für anspruchsvolle<br />

Montage- und Logistikaufgaben. Hierzu gehören stationäre Transportsysteme mit Ketten- und<br />

Rollenförderern. Mit der Integration von Handhabungs- (Robots, Cobots) und Transportrobotern<br />

(FTS) entstehen flexible Systeme aus einer Hand. www.knoll-mb.de März 2024 17


_Interview des Monats<br />

Interview: Matthias Müller, Chief Commercial Officer (CCO), Contexo GmbH<br />

„Wir benötigen mehr Platz“<br />

Contexo-Vertriebschef Matthias Müller, der gemeinsam mit seinen Brüdern<br />

Jürgen und Steffen den Maschinenbauer Contexo GmbH leitet, über Trends bei<br />

Highspeed-Montagemaschinen und die Expansionspläne des Familienunternehmens<br />

aus Winterbach.<br />

Interview: Armin Barnitzke<br />

AP: Contexo hat kürzlich den ersten Spatenstich<br />

für eine neue Produktionshalle gesetzt.<br />

Läuft das Geschäft in Winterbach so gut?<br />

Müller: Ja, sogar in mehreren Bereichen. Zum einen<br />

haben wir uns bei der Lohnproduktion mit<br />

unserer Schwesterfirma Probotec weiterentwickelt<br />

und neue Kunden hinzugewonnen. Zum anderen<br />

verzeichnen wir eine hohe Nachfrage nach unseren<br />

Highspeed-Montagemaschinen. Dabei werden<br />

auch die Projektvolumina größer, da die Maschinen<br />

mit ihren komplexen Prozesswelten zunehmend<br />

anspruchsvoller werden. Dies führt zu längeren<br />

Projektlaufzeiten – auch dafür benötigen<br />

wir mehr Platz in unserer Produktionshalle.<br />

AP: Für welche Anwendungen baut Contexo<br />

derzeit vor allem Maschinen?<br />

Müller: Wer superschnelle und präzise Sondermaschinen<br />

mit bis zu 80 Prozessen und 1200 Teilen/<br />

min benötigt, ist bei uns genau richtig. Ein wichtiges<br />

Thema in unserem Maschinenbau sind gerade<br />

Kunststoffprodukte aus recycelten PCR-Kunststoffen,<br />

also Post Consumer Rezyklaten. Aufgrund<br />

der EU-Gesetzgebung für Tethered Caps –<br />

also Verschlüsse, die auch nach dem Öffnen an der<br />

Verpackung befestigt bleiben – verzeichnen wir<br />

zudem eine starke Nachfrage im Bereich Getränke,<br />

da Produkte am Markt ersetzt werden mussten.<br />

Und die starken Grippewellen in Deutschland<br />

und Europa führen zu einer regen Auftragsverga-<br />

Bild: Contexo<br />

Die Projektvolumina im Maschinenbau werden<br />

größer, da die Maschinen mit ihren komplexen<br />

Prozesswelten zunehmend anspruchsvoller werden.<br />

Dies führt bei Contexo zu längeren Projektlaufzeiten<br />

in der Produktionshalle.<br />

18 März 2024


<strong>Automationspraxis</strong><br />

Interview des Monats<br />

exklusiv<br />

„Als Familienunternehmen treffen wir<br />

langfristige Entscheidungen und sind<br />

nicht quartalsgetrieben. Daher bauen<br />

wir für unseren Maschinenbau und<br />

die Auftragsfertigung mit Probotec<br />

eine neue Halle.“ Matthias Müller, Contexo<br />

be für Maschinen zur Produktion von nasalen und<br />

oralen Dosiersystemen wie Nasensprays.<br />

AP: Contexo ist ja einer der wenigen Maschinenbauer,<br />

der alle gängigen Maschinentypen<br />

baut: Continuous Motion, Rundtakt, Ringtakt, Lineartakt<br />

und Roboterzellen – und kann somit 600<br />

bis 60.000 Teile pro Stunde produzieren. Wohin<br />

geht der Trend bei Montage-Plattformen?<br />

Müller: Ja, wir bauen die gesamte Bandbreite,<br />

aber tief in unserem Herzen sind wir die Propheten<br />

der kurvengesteuerten und mechanisch synchronisierten<br />

Plattformen. Diese erleben derzeit<br />

eine Wiederbelebung, da sie robust und zuverlässig<br />

sind, einen geringen Luft- und Energieverbrauch<br />

aufweisen und von unseren Kunden leicht<br />

verstanden und bedient werden können. Kürzlich<br />

hat ein Kunde eine unserer Maschinen nach 38<br />

Jahren außer Betrieb genommen – aber nur beiseite<br />

gestellt, denn vielleicht wird die Maschine noch<br />

benötigt.<br />

AP: Spielen moderne<br />

Maschinenplattformen<br />

wie Linear-Transportsysteme<br />

also keine Rolle?<br />

Müller: Doch, natürlich beschäftigen wir uns auch<br />

mit Trendtechnologien wie Linear-Transportsystemen.<br />

Kürzlich haben wir erfolgreich ein Pilotprojekt<br />

mit Beckhoffs XTS abgeschlossen. Diese Systeme<br />

sind besonders interessant aufgrund ihrer<br />

Flexibilität. Allerdings bringen sie auch Einschränkungen<br />

in anderen Bereichen mit, wie etwa<br />

in der Dauerfestigkeit und technischen Verfügbarkeit.<br />

Wir stehen diesen Technologien offen gegenüber,<br />

sehen sie jedoch eher in Hybrid-Konzepten.<br />

Bild: Contexo<br />

„Das kann man doch nicht mit einem Roboter abstapeln!“<br />

Doch! Mit unseren intelligenten Erkennungslösungen zum Handling von<br />

z. B. Printprodukten, Säcken oder Waren mit unterschiedlichen Produktverpackungen<br />

geht das ganz einfach.<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

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Entdecken Sie zusammen mit uns, was sonst noch alles möglich ist: Mit<br />

smarter 3D-Stereo-Vision und zuverlässiger KI-Software unterstützen wir<br />

die Automatisierung Ihres Intralogistik-Prozesses.<br />

AP: Wo liegen derzeit die Herausforderungen<br />

für Sie im Maschinenbau?<br />

Müller: Wir bauen zunehmend komplexere Maschinen<br />

mit mehr Prozessen, tiefer integrierten<br />

Systemen und höheren Anforderungen an das<br />

Track&Trace. Vor allem steigen jedoch die Anforwww.roboception.com/logimat-2024


_Interview des Monats<br />

Bei Contexo steigt nicht<br />

nur der Bedarf für Maschinen<br />

zur Produktion<br />

von medizinischen Dosiersystemen<br />

wie Nasensprays,<br />

sondern auch<br />

umweltfreundliche Verpackungen<br />

mit recycelten<br />

PCR-Kunststoffen<br />

oder Tethered Caps treiben<br />

die Nachfrage.<br />

Bild: Contexo<br />

Für Kunden, die die<br />

Contexo-Maschinen<br />

nicht selbst betreiben<br />

wollen oder können, bieten<br />

die Winterbacher mit<br />

der Schwesterfirma Probotec<br />

auch eine Lohnfertigung<br />

an.<br />

Bild: Contexo<br />

derungen an die Vernetzung: Eine unserer Maschinen<br />

enthält heute rund 100 Komponenten, die alle<br />

eine IP-Adresse benötigen. Mit Software und Vernetzung<br />

hält immer mehr die IT-Welt Einzug in<br />

unsere Maschinen, gleichzeitig bleiben aber die<br />

Anforderungen an Stabilität und Verfügbarkeit<br />

unverändert. Denken Sie daran, wie oft Sie Ihren<br />

PC pro Tag neu starten müssen – das wäre bei einer<br />

Produktionsmaschine nicht akzeptabel: Sie<br />

muss eine technische Verfügbarkeit von 98 bis 99<br />

Prozent bieten. Da kommt es auf die richtige Auswahl<br />

der verbauten Komponenten an.<br />

AP: Sie erwähnten auch die steigende Nachfrage<br />

nach Auftragsfertigung: Warum wächst Ihre<br />

Schwesterfirma Probotec?<br />

Müller: Der Bedarf für den Betrieb von Montagemaschinen,<br />

nennen Sie es Lohnfertigung oder<br />

Contract Assembly, steigt stetig an. Viele Kunden,<br />

die Maschinen bei uns kaufen, haben nicht mehr<br />

die Möglichkeit, diese effizient zu betreiben: Die<br />

Maschinen werden immer komplexer, und den<br />

Kunden fehlen geeignete Fachkräfte. Daher sichern<br />

sich einige Kunden zwar das Betriebsmittel<br />

Maschine, legen deren effizienten Betrieb aber in<br />

unsere Hände.<br />

AP: Für die Optimierung der Fertigung bei Probotec<br />

haben Sie mit Lead auch eine Digitalisierungslösung<br />

zur Analyse von Maschinendaten<br />

entwickelt. Diese bieten Sie mit der Lead GmbH<br />

auch externen Kunden an: Wie entwickelt sich<br />

dieses Digitalisierungsgeschäft?<br />

Müller: Das Produkt ist sehr gut, die Nachfrage ist<br />

hoch. Wir liefern die Lead-Software mit allen neuen<br />

Maschinen aus: Einerseits, weil wir als Maschinenhersteller<br />

selbst Maschinendaten sammeln, um unsere<br />

Maschinen zu verbessern, und andererseits, weil<br />

20 März 2024


_Interview des Monats<br />

LS LINK<br />

LINEARTAKT-<br />

SYSTEM<br />

Bild: Contexo<br />

Schnell und präzise<br />

bei der Werkstückpositionierung.<br />

Beim Spatenstich für die neue Contexo-Halle: Sven Müller (Geschäftsführer Probotec), Steffen Müller,<br />

Matthias Müller, Jürgen Müller (Geschäftsleitung Contexo, von links nach rechts).<br />

auch die Kunden digitale Möglichkeiten von uns<br />

erwarten. Allerdings gestaltet sich die Ausstattung<br />

bestehender Produktionen mit Digital-Lösungen<br />

langsamer als vor einigen Jahren gedacht.<br />

AP: Warum?<br />

Müller: Die Geschwindigkeit der digitalen Transformation<br />

in der Industrie ist eher langsam, auch<br />

weil viele Unternehmen digitale Veränderungsprojekte<br />

überdimensionieren und zu viele Dinge<br />

gleichzeitig umsetzen wollen. Dadurch entstehen<br />

große Projekte, die nicht den Erwartungen entsprechen<br />

und Enttäuschungen hervorrufen.<br />

AP: Mit welchen weiteren Themen beschäftigen<br />

Sie sich bei Contexo gerade?<br />

Müller: Wir haben viel Zeit und Energie in die<br />

Entwicklung der Batterieassemblierung für<br />

Rundzellen investiert, da wir darin eine große<br />

Chance für uns und den deutschen Maschinenbau<br />

sehen. Gerade Rundzellen passen gut in<br />

unser technologisches Portfolio: Wir fertigen<br />

auf unseren Maschinen maximal faustgroße<br />

Produkte in sehr großen Stückzahlen. Andere<br />

Zellenformate wie prismatische oder Pouch-<br />

Zellen passen in Bezug auf Output, Taktzeit<br />

und Größe nicht so gut zu uns.<br />

AP: Entwickelt sich der Batterie-Maschinenbau<br />

wie erwartet?<br />

Müller: Naja. Viele Kunden waren in einem noch<br />

frühen Projektstadium mitsamt der vielfältigen<br />

Unsicherheiten zu uns gekommen. Die Umsetzungsgeschwindigkeit<br />

der Batterieprojekte bei<br />

den Kunden hat sich dann allerdings verlangsamt<br />

– das liegt an einer Vielzahl von Einflussfaktoren:<br />

vom Markt generell bis hin zu den Erkenntnissen<br />

aus der Ramp-up-Phase von Fabriken. So hat<br />

sich die Umsetzungsgeschwindigkeit reduziert<br />

und der Aufbau von Batteriefabriken liegt insgesamt<br />

hinter dem ursprünglichen Terminplan.<br />

AP: Und wie reagieren Sie darauf?<br />

Müller: Wir als Maschinenbauer sind gut vorbereitet<br />

und können jederzeit starten, auch<br />

wenn wir keine umfassenden Marktaktivitäten<br />

in diesem Bereich betreiben. Aber klar ist<br />

auch: Die Projektvolumina in Batterieprojekten<br />

sind sehr groß, da es dabei schnell um ein<br />

bis zwei Linien mit vier, fünf Maschinen hintereinander<br />

geht, um die vielen Prozessschritte<br />

abzubilden. Auch für solche Batterieprojekte<br />

bauen wir die neue Halle, damit wir im Zweifelsfall<br />

darin eine Musterproduktion durchführen<br />

können.<br />

AP: Die neue Halle ist also eine Investition in<br />

die Zukunft?<br />

Müller: Ja. Als Familienunternehmen treffen<br />

wir langfristige Entscheidungen und sind nicht<br />

quartalsgetrieben. Daher haben wir uns für<br />

mehr Platz entschieden: Wir wollen die Auftragsfertigung<br />

mit Probotec ausbauen und die<br />

Chancen im Marktsegment Batterie nutzen.<br />

Und auch die Maschinen für unsere angestammten<br />

Kundensegmente benötigen mehr<br />

Platz. Dreimal Plus ergibt Plus.<br />

↓<br />

Contexo GmbH<br />

www.contexo-gmbh.de<br />

ZUKUNFT<br />

IST<br />

EINFACH.<br />

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März 2024 21


_Demokratisierung der Robotik<br />

Automatisiertes Palettieren im Robotics-as-a-Service-Modell<br />

Schlanker Miet-Robot palettiert Dosen<br />

Bis zu 48 Tonnen müssen bei Pro Pet Koller pro Schicht palettiert werden. Der Tierfutter-<br />

Hersteller hat daher das Palettieren der Dosen mit einem Miet-Roboter von Coboworx automatisiert.<br />

Der „dkleine Paul“ ist seitdem ein wertgeschätzter Kollege.<br />

Pro Pet Geschäftsführer Markus Koller ist mit der Mietroboter-Lösung vollauf<br />

zufrieden Auch von der Belegschaft wurde der Roboter direkt voll akzeptiert und<br />

liebevoll „der kleine Paul“ genannt.<br />

Bild: Coboworx<br />

Die Coboworx<br />

Konkret hat Coboworx für den Tierfutter-Hersteller<br />

eine Basic Plus-Zelle mit einem Fanuc-Industrieroboter<br />

M-20iD/25 installiert, die mit zwei Palettenstellplätzen<br />

einen Durchsatz von 800 Verpackungseinheiten<br />

flexibel abarbeitet. „Bei diesen<br />

Durchsatz-Zahlen kommen bis zu sechs Tonnen<br />

pro Stunde zusammen, pro Schicht also bis zu 48<br />

Tonnen“, rechnet Markus Koller vor.<br />

Palettiert werden gestretchte Karton-Trays mit jeweils<br />

sechs Dosen in drei Größen. Die Trays gelangen<br />

über ein Förderband in den Zugriffsbereich<br />

des Fanuc-Roboters, für den es mit seinen 25 kg<br />

Traglast eine leichte Übung ist, je zwei Verpackungseinheiten<br />

zu greifen und auf der Palette zu<br />

platzieren. Für die unterschiedlichen Verpa-<br />

Roboter-Plattierzelle<br />

braucht<br />

nur 3 x 3 Meter<br />

Platz.<br />

Bild: Coboworx<br />

Pro Pet Koller aus Kall (Nordrhein-Westfalen)<br />

hat sich zu einem spezialisierten Tierfutter-Hersteller<br />

mit eigenen Marken und<br />

einer kompletten Wertschöpfungskette im eigenen<br />

Haus entwickelt. Pro Pet vertreibt seine Tierfutter-<br />

Produkte an Endverbraucher, die im Onlineshop<br />

bestellen, sowie an Fachhandel und Großkunden,<br />

die meist mehrere sortenreine Paletten bestellen.<br />

Nach der Flutkatastrophe 2021 musste die Verpackungsanlage<br />

komplett neu aufgebaut werden<br />

und dabei entschieden sich die beiden Brüder und<br />

Geschäftsführer Markus und Michael Koller aufgrund<br />

der steigenden Nachfrage und des Mangels<br />

an Personal dafür, das bis dato manuelle Palettieren<br />

via Roboter zu automatisieren.<br />

Kompakt und kalkulierbar<br />

Die Palettier-Automation sollte allerdings kompakt,<br />

mit gut kalkulierbarem Invest und zügig zu<br />

bekommen sein, waren sich Markus und Michael<br />

Koller einig. „Die Ware wird mindestens zwei Mal<br />

am Tag ausgeliefert und da muss ich schon mal<br />

schnell zwischen 60 und 100 Paletten vorpuffern.<br />

Wenn ich einen Roboter habe, der meinen halben<br />

Standort einnimmt, wird es schwierig.“<br />

Daher hat sich Pro Pet für eine schlanke Roboter-<br />

Palettieranlage entschieden und diese im Robotics<br />

as a Service gemietet. Schon als er seine Aufgabenstellung<br />

im Coboworx-Konfigurator durchspielte,<br />

war Markus Koller nicht nur von der spielerisch<br />

leichten Konfiguration beeindruckt, sondern auch<br />

von der Kompaktheit der Roboterzelle: „Coboworx<br />

schafft es, das Ganze modular auf 3 x 3 Meter<br />

anzubieten. Und diese neun Quadratmeter hat<br />

eigentlich jede Produktionsfirma.“<br />

800 Einheiten pro Stunde<br />

22 März 2024


_Demokratisierung der Robotik<br />

Mitentscheidend ist auch das variable Greiferkonzept.<br />

Bild: Coboworx<br />

ckungseinheiten sind entsprechende Setzmuster in<br />

der Steuerung hinterlegt, die über das integrierte<br />

HMI einfach abgerufen werden. Palettiert wird<br />

sortenrein, also immer nur eine Art von Verpackungseinheit<br />

pro Palette.<br />

Variables Greiferkonzept<br />

Mitentscheidend ist auch das Greiferkonzept: Einerseits<br />

variabel, um das Handhaben und Ablegen<br />

der Trays mit unterschiedlichen Gewichten und<br />

Maßen zu ermöglichen; andererseits kostengünstig<br />

aus Standardmodulen aufgebaut. Die Greifereinheit<br />

besteht aus zwei pneumatischen Parallelgreifern,<br />

bei denen 3D-gedruckte Kunststofffinger<br />

ein oder zwei Trays schonend und durch entsprechende<br />

Abfragesensorik sicher greifen können. Eine<br />

Umrüstung auf andere Traygrößen ist in wenigen<br />

Minuten erledigt.<br />

Als ein entscheidendes Kriterium für die Investition<br />

nennt Pro Pet Koller neben dem kompakten<br />

Aufbau und der einfachen Bedienung auch das<br />

Abo-Modell „Robotics as a Service“, das fixe monatliche<br />

Raten umfasst und die Möglichkeit offenlässt,<br />

die Anlage innerhalb der Laufzeit auszubauen<br />

oder gegen eine Neue zu tauschen.<br />

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„Rein monetär betrachtet ist die Mietrate von<br />

3.407 Euro pro Monat für mich ähnlich hoch wie<br />

für einen Mitarbeiter, den ich gerne einstellen würde,<br />

den ich aber nicht finde. Der Vorteil des Roboters<br />

ist natürlich, dass er 16 statt 8 Stunden arbeitet<br />

und es für meine jetzigen Mitarbeiter eine<br />

wahnsinnige Unterstützung ist.“ Der Roboter<br />

wurde daher von der Belegschaft direkt akzeptiert<br />

und liebevoll „der kleine Paul“ genannt. „Ich<br />

weiß ehrlich gesagt nicht, warum er so getauft<br />

wurde…“, lacht Markus Koller. Es sei aber schön<br />

zu beobachten, dass der Roboter sofort als Teil<br />

des Teams integriert wurde.<br />

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März 2024 23


_Demokratisierung der Robotik<br />

Cobot-Lösung in Eigenleistung umgesetzt<br />

No-Code-Plattform für<br />

die Do-it-Yourself-Robotik<br />

Der No-Code-Ansatz der Xito-Plattform erleichtert die Umsetzung von Robotiklösungen.<br />

Davon profitierte auch die Stegmaier GmbH, die damit ohne eigenes<br />

Fachpersonal eine individuelle Cobot-Lösung ins Unternehmen integriert hat.<br />

Auf der Xito-Plattform hat sich Stegmaier einen auf eine Werkbank montierten<br />

Cobot zusammengestellt, der mit einer Klebe-Pistole für einen<br />

präzisen und gleichmäßigen Auftrag von Klebstoff sorgt.<br />

Dank des No-Code-Ansatzes von Xito lassen sich die Robotiklösungen<br />

ohne tiefes Roboter- und Programmier-Know-how umsetzen.<br />

Bild: Toolify<br />

Bild: Toolify<br />

Mit Xito hat Toolify Robotics GmbH eine<br />

Plattform entwickelt, mit der sich kleine<br />

und mittlere Unternehmen im Baukastensystem<br />

eine komplette Automationslösung zusammenzustellen<br />

können. „Auf Xito findet man visuelle<br />

Benutzeroberflächen und eine Reihe vorgefertigter<br />

Bausteine und Lösungsmuster. Diese können<br />

Sie individuell zusammenstellen und so ohne Vorkenntnisse<br />

oder entsprechendes Fachpersonal einen<br />

ganzen Automatisierungsprozess designen“,<br />

sagt Geschäftsführer Dr. Dennis Stampfer.<br />

Dank des No-Code-Ansatzes könne man dabei auf<br />

Bausteine unterschiedlicher Hersteller zurückgreifen.<br />

Anschließend kann man sich nicht nur sofort<br />

ein konkretes Angebot für seinen Roboter herunterladen,<br />

sondern diesen auch in einer 3D-Visualisierung<br />

direkt begutachten und simulieren. Dennis<br />

Stampfer: „Xito stellt also eine niedrigschwellige<br />

Lösung für KMU dar, um die Automatisierung einzelner<br />

Prozesse voranzutreiben und Mitarbeitende<br />

zu entlasten.“<br />

Das kann die Stegmaier GmbH bestätigen. Eines<br />

der begehrtesten Produkte des Familienunternehmens<br />

sind individuell angefertigte Zelte, die von<br />

Radsport- und Motorsportteams eingesetzt werden.<br />

Eine besondere Herausforderung bei der Herstellung<br />

dieser Zelte ist die Konstruktion durch<br />

manuell verklebte Aluminiumprofile. Die Dimensionen<br />

dieser Spezialanfertigungen unterscheiden<br />

sich teilweise stark voneinander, weshalb die Profile<br />

der Zelte bisher durch erfahrene Mitarbeitende<br />

verklebt werden.<br />

Drei Schritte zur maßgefertigten<br />

Automatisierungslösung<br />

Um die Aluminiumprofile automatisiert zu verkleben,<br />

hat Stegmaier über die Xito-Plattform zur<br />

Verfügung stehende Module zu einer passenden,<br />

eigenen Robotiklösung zusammengesetzt. Im An-<br />

24 März 2024


_Demokratisierung der Robotik<br />

schluss daran stellte die<br />

Plattform einen Entwurf bereit,<br />

um die Prozesse digital<br />

zu simulieren und auf Funktionalität<br />

zu prüfen. Sobald<br />

Stegmaier diese Fragen für<br />

sich geklärt hatte, wurden<br />

aus dem Portfolio verschiedener<br />

Hersteller die passenden<br />

Komponenten für den<br />

zukünftigen Stegmaier-Roboter<br />

zusammengestellt.<br />

Dennis Stampfer: „Ein entscheidender<br />

Vorteil ist hier,<br />

dass durch die bereitgestellte<br />

Software von Xito alle Komponenten<br />

herstellerunabhängig<br />

miteinander kompatibel<br />

sind. Auf diese Weise<br />

wird sichergestellt, dass<br />

Nutzende stets die am besten<br />

geeigneten Komponenten<br />

für ihren Anwendungsfall<br />

zusammenstellen können.<br />

Die Inbetriebnahme der<br />

Automatisierungslösung<br />

kann dank der ausgewählten<br />

Module, die bereits vorprogrammiert<br />

sind, ganz einfach<br />

intern erfolgen.“<br />

So hat Stegmaier einen auf<br />

eine Werkbank montierten<br />

Cobot zusammengestellt,<br />

der mit einer Klebe-Pistole<br />

für einen präzisen und<br />

gleichmäßigen Auftrag des<br />

Klebstoffs sorgt. Die Anwendung<br />

kann auf Profile<br />

unterschiedlicher Formen<br />

und Größen eingestellt werden,<br />

so wie es für Stegmaier<br />

und ihre Sonderanfertigungen<br />

nötig ist. Der Cobot<br />

kann sogar ganz einfach per<br />

App bedient werden. „Und<br />

die Entscheidung zahlt sich<br />

für das Familienunternehmen<br />

aus“, berichtet Dennis<br />

Stampfer. „Die Berührungsängste<br />

sind verschwunden,<br />

der Grundstein für weitere<br />

Automatisierungsprozesse<br />

damit gelegt.“<br />

↓<br />

Toolify Robotics GmbH<br />

https://xito.one<br />

Driving the world<br />

Bild: Toolify<br />

„Auf Xito kann man ohne Vorkenntnisse<br />

oder Fachpersonal einen<br />

Automa tisierungsprozess designen.<br />

Xito ist also eine niedrigschwellige<br />

Lösung für KMU, um die Automatisierung<br />

einzelner Prozesse voranzutreiben<br />

und Mitarbeitende zu entlasten.“<br />

Dr. Dennis Stampfer<br />

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Der gesamte Prozess der Batteriezellproduktion muss nachhaltig, flexibel und intelligent<br />

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März 2024 25<br />

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_Trend des Monats<br />

Tipps für die Planung der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

MRK richtig planen: So wird<br />

der Cobot zum Erfolg<br />

Immer mehr Hersteller bieten immer mehr Cobots an. Allerdings: Applikationen,<br />

die die Vorteile der Mensch-Roboter-Kollaboration vollständig nutzen, sind immer<br />

noch rar. Woran liegt das? Und was muss sich ändern?<br />

Autor: Dr. Johannes Kurth<br />

Neue Produktionstechnologien müssen in<br />

der Regel ihre technische Reife zunächst in<br />

Bestandsanlagen nachweisen, da das Risiko<br />

zu hoch wäre, Neuanlagen ohne Erfahrungen<br />

zur richtigen Anwendung der Technologie und der<br />

technischen Verfügbarkeit zu bauen. Das gilt auch<br />

für die Mensch-Roboter-Kollaboration. Deshalb<br />

wurden in den letzten Jahren MRK-Anlagen meistens<br />

in Bestandsanlagen realisiert.<br />

Die große Herausforderung hierbei ist, passende<br />

Arbeitsplätze zu finden. Das liegt daran, dass Bestandsanlagen<br />

nie für den späteren Einsatz von<br />

MRK geplant wurden. Im Gegenteil: Bei der Planung<br />

von verketteten Arbeitsplätzen wurde darauf<br />

geachtet, dass alle Werker optimal ausgelastet<br />

werden. Durch die Integration eines Roboters ist<br />

es zwar möglich, einen Werker zu entlasten, aber<br />

die gewonnene Arbeitszeit des Werkers kann nicht<br />

genutzt werden, da der vorherige oder der nachfolgende<br />

Arbeitsplatz optimal ausgetaktet sind.<br />

Damit ist die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben.<br />

Mehr Koexistenz als Kollaboration<br />

Das Fraunhofer IAO hat 2016 in einer Studie festgestellt,<br />

dass die meisten MRK-Applikationen in die<br />

Zum Autor<br />

Dr.-Ing. Johannes Kurth war seit 1995 in verschiedenen<br />

leitenden Funktionen für Kuka tätig.<br />

Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt er sich mit dem<br />

Thema Mensch-Roboter-Kollaboration. Seit 2021 unterstützt<br />

er Hersteller und Anwender mit seiner Beratung<br />

Robuen beim Thema MRK.<br />

Klasse Koexistenz fallen. Das ist auch nicht verwunderlich,<br />

da die Koexistenz noch am besten in Bestandsanlagen<br />

passt. Bei der Koexistenz arbeitet<br />

nämlich der Roboter ohne trennende Schutzeinrichtung<br />

in einem Arbeitsraum neben dem Werker. Die<br />

Nutzung eines gemeinsamen Arbeitsraums – also eine<br />

echte Kollaboration – ist jedoch nicht vorgesehen.<br />

Bei der Koexistenz werden allerdings wichtige<br />

Vorteile der Mensch-Roboter-Kollaboration nicht<br />

genutzt, beispielsweise ein geringerer Flächenbedarf<br />

oder Verbesserungen der Ergonomie am Arbeitsplatz<br />

und der Prozessqualität. Ziel einer<br />

MRK-gerechten Arbeitsplatzplanung ist es aber,<br />

möglichst viele Vorteile zu nutzen – dies gelingt<br />

nur bei Neuanlagen.<br />

Vorteile von Mensch und Roboter<br />

Wenn man sich dem Thema MRK nähert, sollte<br />

man sich zunächst die jeweiligen Vorteile des Roboters<br />

und des Menschen vergegenwärtigen.<br />

Wenn man den Menschen in einem Gedankenexperiment<br />

technisch nachbildet (siehe Bild), dann<br />

erhält man einen Roboter mit mehr als 50 Achsen<br />

(darunter zwei 7-Achs-Arme) sowie einer omnidirektionalen<br />

Bewegungsplattform (Beine) mit<br />

Höhenausgleich (Knie) samt haptischer Sensoren<br />

(Fingerspitzen) und 3D-Visionsystem (Augen).<br />

Ein MRK-Roboter dagegen stellt davon nur ein<br />

kleines Teil dar. Kann ein MRK-Roboter also<br />

überhaupt im Wettbewerb mit dem Menschen bestehen?<br />

Die Antwort: ja und nein – weil die Antwort<br />

maßgeblich von der Aufgabe abhängt, die<br />

der Mensch oder der Roboter übernehmen soll.<br />

Beim manuellen Verschrauben mit einem Handschrauber<br />

haben wir grob geschätzt einen Nutzungsgrad<br />

der menschlichen Fähigkeiten von rund<br />

20 Prozent. In diesem Fall ist ein Roboter absolut<br />

konkurrenzfähig.<br />

26 März 2024


<strong>Automationspraxis</strong><br />

Trend des Monats<br />

exklusiv<br />

Bild: KUKA Group<br />

Hier übernimmt der Werker das Vorstecken der<br />

Schrauben. Wegen der Genialität seiner Hände<br />

kann der Mensch diesen Vorgang sehr schnell<br />

ausführen. Während der Mensch nun die<br />

schlecht zu automatisierenden Aufgaben wie<br />

z.B. das Einsetzen von biegeschlaffen Gummidichtungen<br />

durchführt, übernimmt der Roboter<br />

die Verschraubung. Durch den Einsatz eines<br />

kollaborativen MRK-Roboters können beide<br />

gleichzeitig und platzsparend ihre Aufgaben<br />

durchführen.<br />

Durch den Wegfall der bei der vollautomatisierten<br />

Variante benötigten Schraubenvereinzelung<br />

werden Fläche, Energie und Kosten eingespart.<br />

Ein weiterer Vorteil der MRK-Variante ist die<br />

Wandlungsfähigkeit. Sollte sich bei einem Produktwechsel<br />

der Schraubenkopf und/oder die<br />

Länge ändern, bedarf es nur eines Bitwechsels<br />

und / oder einer Programmänderung in der Robotersteuerung.<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration:<br />

Eine Werkerin und ein<br />

Roboter montieren bei BMW<br />

gemeinsam ein Hinterachsgetriebe.<br />

Ganz anders sieht das bei komplexeren Fügetätigkeiten<br />

wie der Entnahme einer biegeschlaffen<br />

Dichtung und deren Einsetzen in eine Nut aus.<br />

Solche Tätigkeiten mit einem sehr hohen Nutzungsgrad<br />

der menschlichen Fähigkeiten (Feingefühl,<br />

Haptik, Auge) sollten deshalb auch beim<br />

Menschen verbleiben. Bei der Planung eines<br />

MRK-Arbeitsplatzes ist damit der Nutzungsgrad<br />

der menschlichen Fähigkeiten ein entscheidendes<br />

Kriterium bei der Zuordnung der Aufgaben<br />

auf Mensch und Roboter.<br />

„Damit die Vorteile von MRK genutzt werden<br />

können, muss die bisherige Planungsmethodik<br />

von Anlagen erweitert werden. Bei der MRK<br />

müssen die Prozesse und Arbeitsinhalte völlig<br />

neu gedacht werden.“<br />

Dr. Johannes Kurth<br />

Manuell oder vollautomatisiert?<br />

Damit die Vorteile von MRK umfänglich genutzt<br />

werden können, muss die bisherige Planungsmethodik<br />

von Anlagen erweitert werden.<br />

An einem einfachen Beispiel soll dies verdeutlicht<br />

werden. Es soll eine Anlage geplant werden,<br />

in der ein paar schwer zu automatisierende<br />

Montageschritte und einige Verschraubungen<br />

durchzuführen sind. Bisher hat der Planer zwischen<br />

manueller und automatisierter Montage<br />

unterschieden.<br />

Bei der vollautomatisierten Variante ist der gesamte<br />

Schraubprozess inklusive Schraubenvereinzelung<br />

und Zuschießens der Schrauben automatisiert.<br />

Da ein klassischer Industrieroboter<br />

zum Einsatz kommt, ist er durch einen Schutzzaun<br />

und einen Lichtvorhang abgesichert. Diese<br />

Art der Planung wird seit vielen Jahren beherrscht.<br />

Neu ist hingegen der Mittelweg mit einer<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

finden Sie in den<br />

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März 2024 27


_Trend des Monats<br />

Bild: Kuka Group<br />

MRK ist ein Mittelweg<br />

zwischen Vollautomation<br />

und manueller Arbeit.<br />

Damit die Vorteile<br />

von MRK umfänglich<br />

genutzt werden können,<br />

muss die bisherige Planungsmethodik<br />

von Anlagen<br />

erweitert werden.<br />

Planung von MRK-Arbeitsplätzen<br />

Bei der Planung einer Neuanlage für die MRK<br />

sind daher folgende Aspekte zu beachten:<br />

1. Zuordnung der Tätigkeit auf Mensch oder Roboter:<br />

Zunächst sind alle Tätigkeiten in einer Anlage<br />

zu analysieren. Die erste Frage ist hierbei:<br />

Welche Tätigkeit lässt sich wirtschaftlich automatisieren.<br />

Dabei helfen die vorher beschriebenen<br />

Gedanken des Nutzungsgrades der menschlichen<br />

Fähigkeiten. Im zweiten Schritt ist zu klären, welche<br />

dieser automatisierbaren Aufgaben sich für<br />

MRK eignen. So eignet sich das Schutzgasschweißen<br />

nicht für die direkte Zusammenarbeit von<br />

Mensch und Roboter, während das Verschrauben<br />

vorgesteckter Schrauben gut kombinierbar ist.<br />

2. Auslastung des Roboters: Um die Roboter in einer<br />

Anlage gut auszulasten, sollten gleiche Aufgaben<br />

in einer Station zusammengefasst werden. Im<br />

Gegensatz zum Menschen sollte ein Roboter nämlich<br />

möglichst nur einen Prozess ausführen, da ansonsten<br />

zeitaufwendige Werkzeugwechsel oder<br />

teure Multitools notwendig sind. Durch geschickte<br />

Anordnung der Roboter im Anlagenlayout<br />

kann die Auslastung des Roboters erhöht werden,<br />

indem der Roboter zwei Arbeitsplätzen zuarbeitet.<br />

Letztlich ist die Zuordnung der Aufgaben und die<br />

Anordnung im Layout ein iterativer Prozess, da<br />

am Ende alle Werker und Roboter gut ausgelastet<br />

sein sollten.<br />

3. Nachempfinden der Werker-Tätigkeit vermeiden:<br />

Die Versuchung ist groß, bei bekannten Montage-Tätigkeiten<br />

den Menschen durch den Roboter<br />

nachzuahmen. Dies führt aber selten zu einer<br />

guten Lösung. Der manuelle Arbeitsplatz ist so gestaltet<br />

worden, dass er die menschlichen Schwächen<br />

wie z.B. ungünstige Körperstellung, Ermüdung,<br />

punktförmige Krafteinleitung, etc. vermeidet.<br />

Der Roboter hat diese Schwächen nicht, dafür<br />

aber andere Defizite wie z.B. die Wahrnehmungsfähigkeit.<br />

Damit führt das Nachahmen zu Anlagenkonzepten,<br />

in denen zweimal suboptimale Lösungen<br />

gefunden werden müssen.<br />

Fazit: Revolution statt Evolution<br />

Technisch betrachtet besitzt ein Mensch mehr als 50 Achsen, eine omnidirektionale<br />

Bewegungsplattform mit Höhenausgleich sowie haptische<br />

Sensoren und ein 3D-Visionsystem. Da kann ein Cobot nicht mithalten.<br />

Bild: Kuka Group<br />

Letztlich ist die MRK-Einführung also eher eine<br />

Revolution als eine Evolution. Statt bei der Planung<br />

einer Neuanlage die Vorgängeranlage als<br />

Startpunkt zu wählen, müssen bei MRK bisherige<br />

Konzepte zur Seite gelegt und Prozesse und<br />

Arbeitsinhalte neu gedacht werden. Diese neue<br />

MRK-gerechte Planung stellt die Planer am Anfang<br />

vor eine gewisse Herausforderung. Als<br />

Lohn für diese Anstrengung winkt eine hochproduktive,<br />

wirtschaftliche Anlage mit ergonomisch<br />

optimierten Arbeitsplätzen. Zudem lassen sich<br />

nun auch Prozesse automatisieren, die bisher an<br />

zu hohen Kosten für eine automatisierungsgerechte<br />

Zu- und Abführung von Bauteilen gescheitert<br />

sind. Damit kann die Robotik in Bereiche<br />

vorstoßen, die bisher verschlossen waren. ↓<br />

www.robuen.com<br />

28 März 2024


_Demokratisierung der Robotik<br />

Laser blickt ins Innere von Leichtbaumaterialien<br />

7-Achs-Cobots für<br />

zerstörungsfreie Tests<br />

Die zerstörungsfreie Prüfung automatisiert das Trierer Start-up Tenta Vision mit Leichtbaurobotern<br />

von Kassow Robots. Der 7-Achs-Cobot bewegt das Prüfsystem über das Objekt.<br />

Seine weltweit erste zerstörungsfreie Prüfung<br />

von Verklebungen sieht Tenta-Vision-Gründer<br />

Dr. Christopher Petry als echten „Game<br />

Changer“. Neben der Automobilindustrie hat er<br />

damit vor allem Kunden in den Bereichen Elektronikverguss<br />

und bei faserverstärkten Leichtbauteilen<br />

im Blick.<br />

Die Gesamtlösung besteht aus dem kompakten<br />

Tenta-Vision-Prüfsystem, das mit einem Laser ins<br />

Bauteil-Innere der Leichtbaumaterialien hineinschauen<br />

und deren Innenleben in Echtzeit exakt<br />

analysieren kann, sowie einem Cobot von Kassow<br />

Robots. Der 7-Achs-Cobot bewegt das Prüfsystem<br />

für die zerstörungsfreie Bauteilprüfung über das<br />

Objekt, beispielsweise Bauteile einer Heckklappe.<br />

Hohe Industrietauglichkeit<br />

Als Ingenieur hat Dr. Christopher Petry auch hohe<br />

Ansprüche in Sachen Qualität und Exaktheit der<br />

Roboter. „Eine hohe Industrietauglichkeit, höchste<br />

Flexibilität und einfache Handhabung – das<br />

war mir wichtig. Wir hatten mehrere Cobot-Hersteller<br />

getestet. Der 7-Achs-Cobot von Kassow<br />

Robots stellte sich als das beste Produkt heraus.<br />

Er hat trotz Leichtbau eine stabile Bauweise, ist<br />

sehr benutzerfreundlich und kann in Sachen Flexibilität<br />

gleich fünffach punkten.“<br />

Der Gründer spielt zum einen darauf an, dass der<br />

Cobot aufgrund der 7. Achse flexibler ist und daher<br />

auf engstem Raum arbeiten kann. Zudem darf<br />

der Roboter als Cobot im Arbeitsraum von Menschen<br />

tätig sein. Nicht zuletzt gibt es die Kassow<br />

Robots mit fünf Modellen in vielen Reichweite-<br />

Traglast-Kombinationen, das Eigengewicht der<br />

Cobots startet bei nur 23,5 Kilogramm und die<br />

Bedienung ist intuitiv.<br />

Alle Komponenten aus einer Hand<br />

Bild: Kassow Robots<br />

Die Gesamtlösung besteht aus dem kompakten Tenta<br />

Vision Prüfsystem, das mit einem Laser quasi ins Bauteil-Innere<br />

verschiedenster Leichtbaumaterialien hineinschauen<br />

kann, sowie einem Cobot von Kassow<br />

Robots.<br />

Der Systemintegrator PTS Group aus Puchheim<br />

setzt nicht nur Cobots von Kassow Robots ein,<br />

sondern verbaut auch Komponenten des Mutterhauses<br />

Bosch Rexroth – etwa einen speziell für<br />

die Anwendung entwickelten mobilen Arbeitstisch,<br />

auf dem der Cobot montiert ist. „PTS hat<br />

uns sehr gut beraten – nicht nur rund um die<br />

Konzeption der Lösung mit dem Cobot. Wir<br />

konnten bei dem Systemintegrator alle Komponenten<br />

aus einer Hand erwerben, die dann speziell<br />

für uns zusammengebaut wurden“, berichtet<br />

Christopher Petry.<br />

Die Verbindungsteile hat PTS mit einem 3D-Drucker<br />

aus hochwertigem Onyx-Filament-Material<br />

hergestellt. Der mobile Arbeitstisch umfasst ein<br />

robustes Untergestell, bestehend aus Aluminiumprofilen<br />

von Bosch Rexroth. Alles wurde so konzipiert,<br />

dass die Gesamtlösung auch durch nur 90<br />

Zentimeter breite Türen passt.<br />

↓<br />

Kassow Robots ApS<br />

https://www.kassowrobots.com/<br />

Bild: Kassow Robots<br />

Dr. Christopher Petry:<br />

„Eine hohe Industrietauglichkeit<br />

trotz Leichtbau,<br />

höchste Flexibilität und<br />

einfache Handhabung –<br />

das war mir wichtig.“<br />

März 2024 29


_Demokratisierung der Robotik<br />

Daten-getriebene Optimierung der Robotikanwendung<br />

Smarte Roboter-Software<br />

gleicht Toleranzen aus<br />

Mit der smarten Software von Artiminds lassen sich auch toleranzbehaftete Prozesse unkompliziert<br />

und ohne Expertenwissen automatisieren. Ein Blick in die Praxis.<br />

Mit Hilfe der Artiminds-<br />

Software hat Primus<br />

Präzisionstechnik die<br />

Montage von Zahnrädern<br />

automatisiert – eine<br />

komplexe Applikation mit<br />

vielen Prozessschritten<br />

und unterschiedlichen<br />

Komponenten.<br />

Bild: Artiminds<br />

Die Softwarefunktion<br />

TPO berechnet pro Variante<br />

und pro Winkelstellung<br />

einen passenden<br />

Anfahrpunkt.<br />

Bild: Artiminds<br />

EBM-Papst setzt seit Mitte letzten Jahres drei<br />

Robotiklösungen mit Artiminds-Software<br />

für die Produktion von Gebläselüftern im<br />

Werk in Landshut ein. Die Montageroboter stecken<br />

Leiterplatinen auf ein schwimmend gelagertes<br />

Gehäuse. Für die prozesssichere Durchführung<br />

des stark toleranzbehafteten Prozesses sorgen<br />

Artiminds-Features für den Toleranzausgleich mittels<br />

Kraft/Momenten-Sensorik.<br />

Bei der Inbetriebnahme konnten mit der automatischen<br />

Prozessdatenerfassung und -analyse die<br />

Ergebnisse des Toleranzausgleichs einzelnen<br />

Werkstückträgern zugeordnet und gezielt verbessert<br />

werden. Nach der Montage führen zwei Roboter<br />

einen End-Of-Line-Test durch, bei dem<br />

mehrere Stecker automatisch auf der montierten,<br />

schwimmend gelagerten Platine kontaktiert werden.<br />

Aufgrund der frei konfigurierbaren Steckerposition<br />

auf der Leiterplatine müssen die Roboter<br />

neben unterschiedlichen Bauteilvarianten auch bis<br />

zu 360 Winkelstellungen des Steckers abdecken.<br />

Die Taktzeitanforderungen werden erfüllt, indem<br />

EBM-Papst die Softwarefunktion TPO (Teach-<br />

Punkt-Optimierung) einsetzt. Sie berechnet an-<br />

30 März 2024


_Demokratisierung der Robotik<br />

hand des zuvor durchgeführten Toleranzausgleichs<br />

pro Variante und pro Winkelstellung einen<br />

passenden Anfahrpunkt und stellt diesen über eine<br />

SPS dem Roboter zur Verfügung. Somit passt sich<br />

der Prozess nach wenigen Durchläufen automatisch<br />

den Toleranzen der jeweiligen Variante und<br />

Winkelstellung an. Über die Produktionsdauer<br />

hinweg können somit auch Toleranzen von weiteren<br />

Chargen in die Datenbank integriert werden.<br />

Dieser Lerneffekt führt zu einer robusten Produktion<br />

und verhindert ein aufwändiges Nachteachen<br />

bei veränderten Bedingungen.<br />

Mit dem Tool LAR bietet Artiminds die Möglich-<br />

keit, Prozessdaten von der<br />

Robotersteuerung im laufenden<br />

Betrieb abzuspeichern.<br />

Sie werden zeitlich<br />

den programmierten Teilprozessen<br />

zugeordnet, wodurch<br />

deren Analyse und<br />

Überwachung unkompliziert<br />

möglich ist. Bei stark<br />

toleranzbehafteten Prozessen<br />

lohnt es sich, mit der automatischen<br />

Teachpunktoptimierung<br />

(TPO) noch einen<br />

Schritt weiterzugehen.<br />

Fallbeispiel<br />

komplexe Montage<br />

sierend auf den Roboterbewegungen, den Kraft/<br />

Momenten-Messungen, den Bildverarbeitungsergebnissen<br />

oder den Fehlercodes. So lässt sich Verbesserungspotenzial,<br />

das mit dem bloßen Auge<br />

nicht zu erkennen wäre, einfach objektivieren. Im<br />

Ergebnis kann Primus die Präzision der Anwendung<br />

bis im 100stel-Bereich nachjustieren und<br />

nach einigen Durchläufen erneut auswerten, ob<br />

die Änderungen den gewünschten positiven Effekt<br />

erzielt hatten.<br />

↓<br />

Artiminds Robotics GmbH<br />

www.artiminds.com<br />

FLEXIBLE<br />

LASERINTEGRATION<br />

Ein anschauliches Beispiel<br />

ist die automatische, roboterbasierte<br />

Montage von<br />

Zahnrädern, wie sie die Firma<br />

Primus Präzisionstechnik<br />

mit Artiminds-Software<br />

umgesetzt hat. Bei der Anwendung<br />

geht es darum, aus<br />

mehreren Einzelteilen Kleingetriebe<br />

herzustellen, d.h.<br />

drei Wellen und fünf Zahnräder<br />

in ein Getriebegehäuse<br />

einzubauen. Vor der Platzierung<br />

werden alle Teile noch<br />

gefettet. Es handelt sich also<br />

um eine komplexe Applikation<br />

mit vielen Prozessschritten<br />

und unterschiedlichen<br />

Komponenten, sprich hoher<br />

Variantenzahl.<br />

Primus ging es bei der Automatisierung<br />

nicht um Taktzeitoptimierung,<br />

sondern<br />

um die Steigerung der Prozess-<br />

und Wiederholgenauigkeit.<br />

Die Analysesoftware<br />

LAR liefert detaillierte Auswertungen<br />

und Daten über<br />

den Produktionsprozess, ba-<br />

HIGHSPEED MONTAGEMASCHINEN<br />

VOLLE PROZESSINTEGRATION<br />

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März 2024<br />

CONTEXO GmbH Herrenäckerstr. 7-9 73650 Winterbach Tel. 07181 606 - 100 info@contexo-gmbh.de<br />

31


Automatisiertes Beladen von Maschinen mit Kleinserien<br />

Hochflexible Zellen<br />

mit pfiffigem Tooling<br />

Dank der Toolcubes kann Leverage wir<br />

unterschiedliche Greifmechaniken jeweils<br />

passend zum Bauteil verwenden.<br />

Mit seinen flexiblen Factorycube-Roboterzellen will das Münchner Start-up Leverage Robotics<br />

auch die Produktion von Kleinserien, etwa bei Lohnfertigern, automatisieren. Das Ganze gibt<br />

es sogar als Robot-as-a-Service-Mietmodell.<br />

Kernkompetenz des<br />

Factorycubes ist das Beladen<br />

von Maschinen mit<br />

Objekten, die als Schüttgut<br />

angeliefert werden.<br />

Basis der flexiblen Zellen ist eine<br />

pfiffige End-of-Arm-Tool-Technologie,<br />

die aufwendiges Werkzeugwechseln<br />

beim Umrüsten erspart. Die Idee<br />

kam Gründer und CEO Dr. Roman Weitschat<br />

im Rahmen seiner DLR-Forschungen.<br />

„Als Forscherteam im Bereich Factory of the Future<br />

haben wir an flexiblen, sich selbst umbauenden<br />

und intelligenten Roboterstationen geforscht.<br />

Dabei ist uns der Bedarf an hoher Flexibilität aufgefallen,<br />

der vorrangig durch das Roboter-Tooling<br />

wie Greifer eingeschränkt wurde.“<br />

Daher haben sich die DLR-Forscher das pfiffige<br />

Greifer-Konzept einfallen lassen. „Unsere Tools<br />

sind passiv. Das heißt, sie sind rein mechanisch<br />

und werden von einem normalen 2-Finger-Greifer<br />

am Roboter bedient.“ Damit schnappt sich der<br />

Roboter den jeweils benötigten Toolcube, drückt<br />

mit dem 2-Finger-Greifer auf den kleinen schwarzen<br />

Würfel und aktiviert so einen Magnetismus<br />

oder erzeugt Unterdruck.<br />

Bilder: Leverage Robotics<br />

„Wir entwickeln<br />

hochflexible Roboterzellen,<br />

die einfach<br />

die benötigten<br />

Werkzeuge umrüsten<br />

können.“<br />

Dr. Roman Weitschat, CEO von Leverage Robotics.<br />

Roboterzelle auch im Mietmodell<br />

Um das Konzept in die Praxis zu tragen, haben die<br />

Leverage-Robotics-Gründer die Technologie in<br />

einsatzfertige Roboterzellen gepackt. Die Kernkompetenz<br />

dieses Factorycubes ist das Beladen<br />

von Maschinen mit Teilen, die als Schüttgut angeliefert<br />

werden. Ein Bunkerfördererkreislaufsystem<br />

sorgt für die Vorvereinzelung und befördert die<br />

Teile auf ein Fließband, wo der Roboter diese mit<br />

Vision-Hilfe abgreifen kann. Weitschat: „Mit den<br />

Toolcubes können wir unterschiedlichste Greifmechaniken<br />

in Abhängigkeit des Bauteils verwenden,<br />

um geometrisch unterschiedliche Objekte greifen<br />

und in die Maschine laden zu können.“<br />

In einer Factorycube-Zelle sind jeweils zwei Universal-Robots-Cobots<br />

integriert. Der Kostenpunkt<br />

einer solchen Zelle beträgt 130.000 Euro. Um<br />

KMU den Einstieg zu erleichtern, bieten die Leverage-Macher<br />

ihre Zelle auch im Mietmodell an.<br />

Weitschat vergleicht das mit einem Leiharbeiter,<br />

der für einen gewissen Zeitraum eingestellt wird.<br />

„Im Rahmen des Robotics-as-a-Service integrieren<br />

wir nach erfolgreicher Machbarkeitsuntersuchung<br />

bis zu drei neue Bauteile im Monat.“ ↓<br />

32 März 2024<br />

Leverage Robotics GmbH<br />

https://leverage-robotics.com


_Demokratisierung der Robotik<br />

Roboteranlagen per Maus-Klick ganz einfach designen und bestellen<br />

Cloud-Plattform für Industrieautomation<br />

Mit einer Online-Plattform, auf der man Roboteranlagen per Maus-Klick einfach designen und<br />

bestellen kann, will der kanadische Newcomer Vention den Automationsmarkt revolutionieren.<br />

Ziel von Annie Noel, Chief Operating Officer<br />

von Vention, ist die „Demokratisierung der<br />

Industrieautomation“. Dazu will der kanadische<br />

Newcomer komplexe Bestell- und Konstruktions-Prozesse<br />

vereinfachen. „Mit unserer Manufacturing<br />

Automation Platform können Kunden<br />

Produktionsanlagen via Webbrowser konstruieren,<br />

bestellen und einrichten.“ Alle Bestandteile für<br />

ein Automationsprojekt können per Maus-Klick<br />

im Drag&Drop zusammengestellt werden.<br />

Dabei arbeitet Vention mit Roboterherstellern<br />

wie Fanuc, Universal Robots und Doosan zusammen,<br />

hat aber ergänzend einen eigenen Hardware-Baukasten<br />

mit Profilen und Maschinenelementen,<br />

Tools und Greifern, Linearachsen, Vorrichtungen<br />

oder Zuführtechnik sowie Steuerungen<br />

und Motoren im Angebot. Noel: „Alle unsere<br />

Teile können wie Möbel von Ikea mit einem Vention-Inbusschlüssel<br />

zusammengebaut werden.“<br />

Software-Portfolio wächst<br />

Das Hardware-Angebot baut Vention ebenso kontinuierlich<br />

aus wie sein Software-Portfolio: Nachdem<br />

zur Automatica 2023 eine codefreie und Phyton-basierte<br />

Programmierumgebung in die Plattform integriert<br />

wurde, folgte kürzlich eine Software zur Analyse<br />

der Maschinen-Daten. Zentrales Tool der Plattform<br />

ist aber das smarte CAD-Tool Machinebuilder,<br />

mit dem man – wie beim Ikea-Küchenplaner – via<br />

Webbrowser im Drag&Drop seine Automationsanlage<br />

entwerfen und bestellen kann. Ein Design-Checker<br />

identifiziert Fehler und Unvollständigkeiten.<br />

„Und wer möchte, kann sich auch online Hilfe holen<br />

und von einem Vention Engineer prüfen lassen,<br />

ob alles vollständig ist und funktioniert.“<br />

Bisher hat die vor sieben Jahren gegründete Vention<br />

bereits über 4.000 Kunden bedient, die über 16.000<br />

Maschinen mit der Cloud-Plattform konfiguriert<br />

und installiert haben, vor allem in USA und Kanada.<br />

Um auch in Europa stärker Fuß zu fassen, hat Vention<br />

– nach Montreal und Boston – in Berlin den ersten<br />

Standort außerhalb von Nordamerika gegründet.<br />

„Berlin ist für uns nicht nur ein Distributionslager,<br />

sondern wir bieten dort auch Montage-Services<br />

an und haben ein komplettes Vertriebs- und Kundenservice-Team<br />

vor Ort. Bei Bedarf bauen wir für<br />

Kunden sogar die komplette Anlage zusammen, programmieren<br />

diese und nehmen sie in Betrieb.“ ↓<br />

https://vention.io/<br />

Zentrales Tool der Plattform<br />

von Vention ist das<br />

smarte CAD-Tool Machinebuilder,<br />

mit dem man<br />

via Webbrowser im intuitiven<br />

Drag&Drop Automationsanlagen<br />

entwerfen<br />

und bestellen kann.<br />

Bild: Vention<br />

Personalmangel?<br />

RoboCube hilft!<br />

Dann haben Sie Zeit<br />

für die schönen Dinge.<br />

März 2024 33


_Robotik<br />

Bild: Kuka<br />

Ein Kuka-Roboter KR 6 Agilus erkennt die<br />

zahnmedizinischen Werkzeuge und bewegt<br />

sie durch die Sterilisationsschritte<br />

Praxis-Team entlastet – Roboterzelle ist bei Patienten sehr beliebt<br />

Automation beim Zahnarzt: Roboter<br />

sterilisiert chirurgische Instrumente<br />

Beim italienischen Zahnarzt und Unternehmer Giorgio Castagno reinigt ein Kuka-Roboter<br />

zahnmedizinische Instrumente – das spart Zeit und Geld und entlastet das gesamte Praxis-Team.<br />

Bild: Kuka<br />

Viele Arbeitsstunden mussten Mitarbeitende<br />

in der Zahnarztpraxis von Dr. Giorgio Castagno<br />

bislang für die Sterilisation der Instrumente<br />

aufwenden „Die Assistenz musste sich um<br />

die Sterilisation der Werkzeuge und Bohrer kümmern,<br />

was jeden Tag mehr als sechs Stunden dauerte“,<br />

erzählt Dr. Castagno. Dazu kommen die<br />

sperrige Schutzkleidung, das monotone Verfahren<br />

sowie der Umgang mit Desinfektionschemikalien.<br />

Im August 2018 hatte Dr. Castagno daher die<br />

Idee, diesen Prozess zu automatisieren, um das<br />

Personal zu entlasten. Gemeinsam mit Marco Galvan,<br />

der über umfassendes Industrie-Know-how<br />

verfügte, entwickelte er ein Projekt zur Automatisierung<br />

der Medizininstrumenten-Reinigung. Die<br />

beiden gründeten das Start-up Robota, um daraus<br />

ein verkaufsfähiges Produkt zu machen und<br />

wandten sich an Kuka.<br />

„Der Roboter hinter Glas ist<br />

bei den Patienten im Wartezimmer<br />

mittlerweile<br />

sehr beliebt: Sie sind vom<br />

Anblick des unermüdlichen<br />

Roboterarms begeistert.“<br />

Dr. Giorgio Castagno<br />

Roboter sterilisiert nach Feierabend<br />

Heute können Patienten der Zahnarztpraxis in<br />

Valsesia die Roboterzelle hinter dem Empfang in<br />

Aktion bewundern. In einer verglasten Insel jongliert<br />

ein Kuka Roboter unermüdlich mit zahnmedizinischen<br />

Instrumenten.<br />

Der Betrieb der kompakten Sterilisationszelle beginnt<br />

mit der manuellen Beladung der Maschine<br />

mit den benutzten Instrumenten. Sobald die Sterilisationszelle<br />

beladen ist, kann diese auch ohne<br />

menschliche Aufsicht arbeiten, also auch nach den<br />

Schließzeiten der Zahnarztpraxis.<br />

Denn der Kuka-Roboter KR 6 Agilus erkennt die<br />

zahnmedizinischen Werkzeuge und bewegt sie<br />

durch die Sterilisationsschritte. Die Instrumente<br />

werden dann automatisch dekontaminiert, gespült,<br />

durch chemische und mechanische Prozesse<br />

desinfiziert, gewaschen und in eine Trocknungsstation<br />

gelegt. In der letzten Phase wird jedes<br />

Instrument einzeln verpackt und sterilisiert, so<br />

dass es für den nächsten Einsatz bereit ist.<br />

„Anfangs wussten wir nicht, wie die Patienten auf einen<br />

Roboter im Ärzteteam reagieren würden“, erzählt<br />

Dr. Castagno. „Aber wir stellten bald fest, dass<br />

sie die Reinigungsinsel mit einem hohen Hygienestandard<br />

verbanden.“ Der Kuka-Roboter hinter<br />

Glas ist bei den Patienten im Wartezimmer mittlerweile<br />

sehr beliebt: „Sie sind vom Anblick des unermüdlichen<br />

Roboterarms begeistert.“<br />

↓<br />

Kuka Aktiengesellschaft<br />

www.kuka.com<br />

34 März 2024


_Robotik<br />

Roboter kann ganz verschiedene Quell- und Zielgebinde nutzen<br />

Steriler Roboter<br />

pipettiert ganz flexibel<br />

Als repetitive Aufgabe unter hohen Hygieneanforderungen eignet sich das Pipettieren<br />

in der Pharma-Forschung perfekt für den Robotereinsatz. Essert Robotics hat daher<br />

mit einem Stäubli-Stericlean-Roboter eine flexible Robotik-Lösung entwickelt.<br />

Aautomatisierte Pipettier-Lösungen auf Basis<br />

vorhandener Laborgeräte sind in der Pharma-Forschung<br />

zwar bereits etabliert – diese<br />

stoßen jedoch an Grenzen, wenn flexibel sowohl<br />

aus kleinen als auch großen Gefäßen (oder in diese<br />

hinein) pipettiert werden soll. Für dieses Aufgabenspektrum<br />

hat Essert Robotics eine flexible Roboterzelle<br />

entwickelt, in deren Mittelpunkt ein<br />

kompakter Sechsachsroboter TX2–60L Stericlean<br />

von Stäubli mit einer elektronischen Pipette steht.<br />

Das Handhaben und Pipettieren finden auf einer<br />

mikrobiologischen Sicherheitswerkbank der Klasse<br />

II von Weiss Pharmatechnik statt, die speziell<br />

dafür konzipiert wurde.<br />

Stäublis Stericlean-Roboter wurden speziell für<br />

den Betrieb in aseptischen Produktionsbereichen<br />

der Klasse A entwickelt. Die vollständig gekapselte<br />

Bauform der Roboter, die Ausführung besonders<br />

beanspruchter Teile in Edelstahl und eine spezielle<br />

Oberflächenbehandlung schaffen die Voraussetzung<br />

dafür, dass die TX2 Stericlean-Roboter<br />

dauerhaft in aseptischen Produktionsbereichen<br />

arbeiten können. Sie sind GMP-konform und erfüllen<br />

die ANSI/RIA R15.06 Standards. Darüber<br />

hinaus unterstützen sie die hohen AAP-Anforderungen.<br />

Damit können sogar keimfreie Prozesse<br />

automatisiert werden, in denen der Einsatz von<br />

Standardrobotern gänzlich unmöglich wäre.<br />

Flexibles Pipettieren<br />

Highlight der Zelle ist das flexible, vollautomatisierte<br />

Pipettieren. Die zentrale Innovation besteht<br />

darin, dass der Stäubli Roboter in der Lage ist, auf<br />

mehrere sowie verschieden große Quell- und Zielgebinde<br />

zuzugreifen – mit einem Volumen von wenigen<br />

Millilitern bis zu 2 oder 3 Litern. Eine solche<br />

flexible Automation ist erwünscht, wenn kleinere<br />

Chargen ohne Zeitverzug zu pipettieren sind.<br />

Je nach Applikation kann der Stäubli TX2–60L<br />

das zu pipettierende Material auch auf mehrere<br />

Zielgebinde aufteilen, d.h. aliquotieren. Bei Bedarf<br />

kann ein elektrischer Greifer auch Gefäße mit tiefgefrorenen<br />

Medien aus einem vollintegrierten Ultratiefkühlschrank<br />

entnehmen. Nach definierter<br />

Auftauzeit entnimmt der Roboter per Pipette das<br />

Medium und beprobt damit die vorgesehenen Gefäße.<br />

Optional lassen sich die Proben auch vollautomatisch<br />

etikettieren.<br />

Durch die exakte Positionierung der Pipette am<br />

Roboterarm und mehrfache Prüfungen wird eine<br />

sehr hohe Prozessqualität garantiert. Die gesamte<br />

Lösung ist in Edelstahl ausgeführt und erfüllt alle<br />

Anforderungen an einen hygienischen Prozess.<br />

Das kompakte Design der Zelle spart zudem kostbare<br />

Laborfläche.<br />

↓<br />

Stäubli Robotics<br />

https://www.staubli.com/de/de/robotics.html<br />

Mittelpunkt der flexiblen Roboterzelle<br />

von Essert Robotics ist<br />

ein kompakter TX2–60L Stericlean-Roboter<br />

von Stäubli mit<br />

einer elektronischen Pipette.<br />

Bild: Stäubli/Essert<br />

März 2024 35


_Projekt des Monats<br />

Interview: Mario Krämer, Geschäftsführer, ASA Automation GmbH<br />

„Großer Bedarf für<br />

das Vertical Farming”<br />

Mit Fraunhofer-Technologie steigt der Robotik-Anlagenbauer ASA Automation<br />

GmbH in die Zukunftstechnologie Vertical Farming ein. ASA-Geschäftsführer<br />

Mario Krämer erläutert das Warum und Wie.<br />

Interview: Armin Barnitzke<br />

AP: ASA ist ja bekannt für seine Roboteranlagen,<br />

unter anderem für die Lebensmittelindustrie:<br />

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Anlage<br />

fürs Vertical Farming zu entwickeln?<br />

Krämer: Über die IHK Offenbach kamen wir mit<br />

diesem Thema erstmals in Kontakt. Nach intensiver<br />

Markt- und Potenzialanalyse haben wir uns<br />

um eine Lizenz vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie<br />

und Angewandte Oekologie IME in<br />

Aachen bemüht. Denn wir finden das Thema nicht<br />

nur spannend, sondern sehen in dieser neuartigen<br />

Art der Agrarwirtschaft auch ganz klar einen großen<br />

Bedarf des Marktes.<br />

AP: Warum erwarten Sie einen steigenden Bedarf<br />

fürs Vertical Farming?<br />

Krämer: Ob Salat, Kräuter, Microgreens<br />

oder Sprossen – Menschen wollen ihre<br />

tägliche Ration an gesunden, frischen,<br />

pflanzlichen Nahrungsmitteln. Besonders<br />

in den Städten herrscht ein hoher<br />

Bedarf an konstanter Verfügbarkeit<br />

und ebenso hohe Ansprüche an die<br />

Produktqualität: frisch, unbehandelt,<br />

nachhaltig und ressourcenschonend.<br />

Und gerade vertikale Farmen tragen zu<br />

einer kosteneffizienten und nachhaltigen Produktion<br />

von pflanzlichen Nahrungsmitteln bei.<br />

AP: Warum ist das Vertical Farming so umweltfreundlich?<br />

Krämer: Vertikale Farmen haben nur fünf Prozent<br />

des Wasserverbrauchs herkömmlicher Landwirtschaft<br />

und benötigen keine Pflanzenschutzmittel,<br />

weil Schädlinge und Krankheiten in den geschlossenen<br />

Systemen so gut wie nicht auftreten. Auch<br />

der Einsatz von Düngern kann erheblich reduziert<br />

werden. Und da vertikale Farmen in der Nähe von<br />

Ballungsgebieten erbaut werden, können zudem<br />

die Transportwege verkürzt werden.<br />

AP: Und wie unterscheidet<br />

sich das neue Konzept<br />

des Fraunhofer-Institutes<br />

zu bisherigen<br />

Methoden?<br />

Krämer: Im Gegensatz<br />

zu bisherigen Indoor-Farming-Methoden<br />

bietet diese<br />

neue Vertical-Farming-Generation<br />

einige<br />

Mario Krämer: „Wir sehen im Vertical Farming<br />

einen großen Bedarf des Markts: denn<br />

vertikale Farmen tragen zu einer kosteneffizienten<br />

und nachhaltigen Produktion von<br />

pflanzlichen Nahrungsmitteln bei.“<br />

Bild: ASA Automation<br />

36 März 2024


<strong>Automationspraxis</strong><br />

Projekt des Monats<br />

exklusiv<br />

prozesstechnische Neuheiten. So kommt in dieser Vertical<br />

Farm ein integriertes, wellenförmiges Förderbandsystem<br />

zum Einsatz, das die Pflanzen fest fixiert<br />

und sie kontinuierlich im Raum neu ausrichtet, was<br />

das Blattwachstum beschleunigt. Die Bewässerung erfolgt<br />

in Form eines aeroponischen Bewässerungssystems,<br />

bei dem die in der Luft hängenden Pflanzenwurzeln<br />

über einen Sprühnebel gezielt mit Wasser und<br />

Nährstoffen versorgt werden. Und eine modulare<br />

LED-Technik gewährleistet die optimale Belichtung<br />

der Pflanzen während der gesamten Kultivierungsdauer.<br />

Ein großer Vorteil liegt aber auch in der Vollautomatisierung<br />

und Skalierbarkeit des Anbauprozesses.<br />

AP: Inwiefern?<br />

Krämer: Anzuchtbedingungen wie Licht oder Nährstoffe<br />

können flexibel für jede Pflanzenart eingestellt<br />

werden, wodurch sich sogar Geschmack und Inhaltsstoffe<br />

der Ernteprodukte positiv beeinflussen lassen.<br />

Der Anbau von mehr als 80 verschiedenen Pflanzen,<br />

darunter Salat, Kräuter und Erbsen, wurden in der patentierten<br />

Anlage bereits getestet. Im Vergleich zur Anzucht<br />

im Gewächshaus konnte vor allem bei diversen<br />

Salatsorten eine mindestens 15 % höhere Biomasse<br />

sowie eine schnellere Ernte erzielt werden. Nicht zuletzt:<br />

Aufgrund der Wetterunabhängigkeit sind sogar<br />

mehrere Ernten pro Jahr möglich.<br />

Bild: Contentivity<br />

Mit einer Beispielanlage auf der Agritechnica hat ASA den kompletten<br />

Automationsprozess rund um das Vertical Farming gezeigt und dabei<br />

auch zwei kollaborative Roboter CRX-10iA von Fanuc eingesetzt.<br />

AP: Was waren die Herausforderungen in dem Projekt?<br />

Krämer: Voraussetzung für eine ganzjährige Nahrungsmittelproduktion<br />

sind optimale Wachstumsbedingungen,<br />

eine hohe Produktionseffizienz sowie eine<br />

hohe Pflanzenqualität. Dazu müssen Lichtstärke,<br />

Luft- und Wassertemperaturen, pH-Werte, Feuchtigkeit,<br />

CO 2<br />

-Einbringung und Leitwerte der Nährlösung<br />

automatisch gesteuert und individuell auf das jeweilige<br />

Produkt angepasst werden. Diese Herausforderungen<br />

können nur mit einem hervorragenden Engineering<br />

Team gemeistert werden. Und dieses Engineering<br />

Team muss nicht nur klassischen Anlagen- und Maschinenbau<br />

beherrschen, sondern auch ein grundlegendes<br />

Verständnis für die biologischen Zusammenhänge<br />

und Wechselwirkungen besitzen.<br />

Bild: ASA<br />

In vertikalen Farmen kann die Pflanzenzucht viel umweltfreundlicher<br />

erfolgen – und in der Nähe der Ballungszentren.<br />

AP: Wie konnte ASA hier von seinen Industrieerfahrungen<br />

profitieren?<br />

Krämer: Als Sondermaschinenbauer mit über 35 Jahren<br />

Erfahrung profitieren wir natürlich von unserem<br />

umfassenden Know-how, wenn es um Neuentwicklungen<br />

von Technologien und Anlagen geht. Darüber<br />

hinaus ist ASA Automation im Food-Bereich stark<br />

vertreten, gerade bei leicht verderblichen und empfindlichen<br />

Lebensmitteln.<br />

AP: Kommen dabei auch Roboter zum Einsatz?<br />

Krämer: Natürlich. Mit unserer Beispielanlage auf der<br />

Messe Agritechnica haben wir den kompletten Automationsprozess<br />

rund um das Vertical Farming gezeigt<br />

und dabei zusätzlich zwei kollaborative Roboter<br />

CRX-10iA von Fanuc eingesetzt. An der Einlaufseite<br />

der Anlage belädt ein CRX-Roboter die Anlage mit<br />

Stecklingen und setzt diese in die vorgefertigten Löcher<br />

auf dem Förderbandsystem ein. An der Auslaufseite<br />

der Anlage entlädt der zweite CRX-Roboter die<br />

fertig gewachsenen Pflanzen und führt sie der weiteren<br />

Verarbeitung zu.<br />

↓<br />

ASA Automation GmbH<br />

www.asa-automation.com<br />

März 2024 37


_Materialfluss & Logistik<br />

Transportsystem mit Robotik und FTS ergänzt<br />

Vom Transport zur Automatisierung<br />

Knoll Maschinenbau stellt nicht nur Förder- und Filteranlagen für Späne und Kühlschmierstoffe<br />

her, sondern bietet auch Automationslösungen für Montage und Intralogistik<br />

an: vom robusten und modularen Transportsystem über integrierte Robotik bis zum FTS<br />

und zur IT-Vernetzung. Ein Blick in die Praxis.<br />

Blick in eine Produktionshalle:<br />

Weil Knoll auf<br />

dem Markt kein geeignetes<br />

Transportsystem gefunden<br />

hat, hat man ein<br />

eigenes entwickelt.<br />

Begonnen hat das Automations-Engagement<br />

bei Knoll vor<br />

über zehn Jahren in der<br />

eigenen Fertigung: „Wir<br />

haben damals ein geeignetes<br />

Transportsystem gesucht,<br />

um eine Fließmontage unserer<br />

Kompaktfilter aufzubauen. Da<br />

wir am Markt nichts Passendes gefunden<br />

haben, entschlossen wir uns, selbst<br />

ein solches System zu entwickeln, das auf Kettenförderern<br />

basiert“, erinnert sich Geschäftsführer<br />

Matthias Knoll. 2012 installierte Knoll in Bad<br />

Saulgau das erste selbstentwickelte Transportsystem<br />

mit Staurollenband zur Montage der Kompaktfilter-Oberteile.<br />

Seitdem wurde die Technik des Transportsystems<br />

ständig verbessert und ergänzt. „Da wir unsere eigenen<br />

Automatisierungsprodukte täglich nutzen,<br />

können wir sie praxisorientiert weiterentwickeln“,<br />

erklärt Matthias Knoll. Wichtig ist Knoll<br />

Bild: Knoll<br />

dabei eine gewisse Robustheit der Transportanlage.<br />

Deshalb verwendet der Maschinenbauer keine<br />

Alu-Standardprofile, sondern in der Regel massive<br />

Schweißkonstruktionen.<br />

2019 wurden die Transportsysteme zu einer eigenen<br />

Abteilung, die seit Anfang 2022 Automatisierung<br />

heißt, weil Kunden nicht nur stationäre Fördertechnik<br />

verlangen, sondern anspruchsvolle Automatisierungslösungen<br />

für ihre Montage- und<br />

Logistikaufgaben suchen. Dafür verknüpft Knoll<br />

seine stationären Transportsysteme nach Bedarf<br />

mit Handhabungsrobotern (Robots, Cobots) und<br />

mit Transportrobotern (FTS). „Hierfür sind wir<br />

eine Partnerschaft mit dem FTS-Spezialisten<br />

Safelog eingegangen. Insbesondere die Kombination<br />

macht enorm flexibel“, sagt der Abteilungsleiter<br />

Automatisierung Christian Spohn.<br />

Modularität als Stärke<br />

„Eine wesentliche<br />

Stärke unserer Anlagen<br />

ist ihre Modularität.“<br />

Christian Spohn, Abteilungsleiter Automatisierung<br />

bei Knoll Maschinenbau<br />

Bild: Knoll<br />

Ein gutes Beispiel ist die Installation bei Rika Innovative<br />

Ofentechnik. Um wachsende Auftragszahlen<br />

zu bewältigen, hat der Hersteller von Pellets-<br />

und Kaminöfen seine Produktion in Adlwang<br />

mit Knoll Maschinenbau teilautomatisiert und digitalisiert.<br />

Dank der beiden neuen Montagelinien<br />

ist es gelungen, die Produktivität um ca. 15 bis 20<br />

Prozent zu steigern und ein modernes Arbeitsumfeld<br />

hinsichtlich Ergonomie und Arbeitssicherheit<br />

zu schaffen.<br />

„Eine wesentliche Stärke unserer Anlagen ist ihre<br />

Modularität, was bei Rika besonders deutlich<br />

38 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

zum Tragen kommt“, betont Christian Spohn.<br />

Denn dort stellte sich heraus, dass die beiden<br />

Montagelinien mit weniger Stationen auskommen<br />

könnten, aber durch die wachsende Auftragslage<br />

zwei zusätzliche Linien erforderlich wären. Knoll<br />

entnahm daher aus den bestehenden Linien einige<br />

Elemente und setzte sie in den beiden neuen ein.<br />

„Dank dem modularen Aufbau unserer Systeme<br />

war das mechanisch und softwaretechnisch einfach<br />

zu lösen“, erklärt Christian Spohn.<br />

Viel Steuerungs-Know-how<br />

Bild: Knoll<br />

Ein weiterer Kunde ist Stiebel Eltron, der in Holzminden<br />

die Flächenproduktivität in der Montage<br />

seiner Wärmepumpen erhöhen wollte. Stiebel Eltron<br />

plante daher eine hochflexible Multiline-Produktionsanlage,<br />

die stationäre Förderstrecken mit<br />

Handarbeitsplätzen und einzelnen Arbeits- und<br />

Prüfstationen via FTS verbindet. Eine Kopfsteuerung<br />

sorgt dafür, dass die verschiedenen Wärmepumpenmodelle<br />

ihren individuellen Weg zu den<br />

benötigten Montagestationen finden.<br />

Knoll lieferte dafür nicht nur die stationäre Fördertechnik,<br />

sondern kümmerte sich auch um die<br />

intelligente Verkettung von Sensoren und Software.<br />

Christian Spohn: „Bei der Multiline ist das<br />

reibungslose Zusammenwirken von Transportbändern,<br />

Montagestationen, FTS und SAP ME<br />

mit der integrierten Anlagensteuerung ein zentraler<br />

Faktor. Hier konnten wir unter Beweis stellen,<br />

dass wir uns SPS-seitig sehr gut auskennen und<br />

wichtiges Schnittstellen-Know-how besitzen.“<br />

Auch die Produktionsverantwortlichen bei Stiebel<br />

Eltron sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und<br />

beauftragten Knoll, eine weitere neue Produktionsanlage<br />

für Wärmepumpen auszustatten. Für<br />

Christian Spohn ist dies ein gutes Beispiel dafür,<br />

dass die Aufgabenstellung für die Automatisierung<br />

von Montageabläufen und Intralogistikaufgaben<br />

komplexer werden. „Das erfordert nicht<br />

nur eine Vielzahl technischer Komponenten und<br />

entsprechendes Know-how, insbesondere in Elektronik<br />

und IT, sondern verlangt auch im Vorfeld<br />

deutlich mehr Beratungsleistung. Diese betrifft eine<br />

sinnvolle Vorkommissionierung, Taktung,<br />

möglichen FTS-Einsatz, Sicherheit, Ergonomie,<br />

Vernetzung und Datenauswertung.“<br />

↓<br />

Knoll Maschinenbau GmbH<br />

www.knoll-mb.de/automatisierung<br />

Bei Knoll in Bad Saulgau<br />

wird inzwischen ein<br />

Großteil der Transportaufträge<br />

automatisiert<br />

erledigt. Einen wesentlichen<br />

Anteil daran haben<br />

die AGVs vom Partnerunternehmen<br />

Safelog.<br />

Klein – Fein – Präzise<br />

Wir stellen aus:<br />

Friedrichshafen<br />

05.-06.03.2024<br />

Halle B1 Stand 406<br />

Maschinenbau<br />

Industrie<br />

Sondermaschinenbau<br />

Mikrozerspanung<br />

Werkzeugmaschinenbau<br />

Mikromontage<br />

Sondermaschinenbau<br />

ZORN Maschinenbau GmbH<br />

www.zorn-maschinenbau.com<br />

März 2024 39


_Materialfluss & Logistik<br />

Sechs autonome mobile Roboter entlasten die Mitarbeiter – über 90 km Wegstrecke pro Tag<br />

Mobilroboter optimieren Intralogistik<br />

Mit autonomen mobilen Robotern (AMR) von Robotize steigert der Mobilrobotik-Integrator MR<br />

Mobile Robots bei Claas Industrietechnik die Effizienz der Intralogistik-Workflows.<br />

MR Mobile Robots hat bei Claas Industrietechnik<br />

eine Flotte von sechs<br />

Robotize Gopal E24 AMR installiert.<br />

Bild: MR Mobile Robots<br />

Etwa 70 Prozent aller Transporte<br />

führen von den einzelnen<br />

Bearbeitungszentren an eine<br />

zentrale Teile-Waschanlage.<br />

Mit mehr als 600 Mitarbeitern entwickelt<br />

und produziert Claas Industrietechnik<br />

in Paderborn Antriebstechnik<br />

und Hydraulik für die<br />

Landmaschinen von Claas sowie andere<br />

externe Auftraggeber – etwa stufenlose<br />

Getriebevarianten für Traktoren sowie<br />

Raupenlaufwerke für Mähdrescher und<br />

Feldhäcksler. Um die Mitarbeiter bei ihren<br />

Montageaufgaben der unterschiedlichen<br />

Baugruppen zu unterstützen, suchte<br />

das Claas passende technologische Lösungen.<br />

Zur Automatisierung interner Transporte<br />

von Warenträgern wurde 2020 der Integrator<br />

MR Mobile Robots zunächst mit<br />

einer Teststellung der mobilen Roboter<br />

Robotize Gopal beauftragt. Mit einem<br />

autonomen mobilen Roboter, einer Ladeund<br />

vier Paletten-Stationen wollte Claas<br />

zunächst herausfinden, ob der gewählte<br />

AMR unter den anspruchsvollen Umgebungsbedingungen<br />

(unebener Boden, enge<br />

Fahrwege mit viel Personen- und Geräte-Verkehr<br />

sowie Spänen auf dem Boden<br />

und ölhaltige Luft) in der Produktionshalle<br />

reibungslos betrieben werden kann.<br />

Transport zur Waschanlage<br />

Da ca. 70 Prozent aller Transporte von<br />

den einzelnen Bearbeitungszentren an eine<br />

zentrale Teile-Waschanlage führen, bestand<br />

eine wesentliche Herausforderung<br />

in einem geordneten Verkehrs-Management<br />

für einen flüssigen und fehlerfreien<br />

Workflow. Dafür war beispielsweise sicherzustellen,<br />

dass Transport-Behälter für<br />

das Handling stets korrekt ausgerichtet<br />

bereitgestellt werden.<br />

Nach zweimonatiger Bewährungsprobe<br />

fiel die endgültige Entscheidung zugunsten<br />

der kompakten Robotize-Modellreihe<br />

Gopal E24 mit einer maximalen Traglast<br />

von 1.000 kg und einer Geschwindigkeit<br />

bis zu 2 m/s. Daher hat MR Mobile Robots<br />

eine Flotte von sechs Robotize Gopal<br />

E24 Robotern sukzessive installiert.<br />

Dazu stattete der Integrator mehrere Bearbeitungszentren<br />

sowie eine große Fläche<br />

vor der zentralen Teile-Waschanlage<br />

mit Palettenstationen aus; deren Gesamtzahl<br />

in der Fertigung wurde bis zum<br />

Frühjahr 2023 auf 150 ausgeweitet.<br />

Korrekte Positionierung<br />

Im Prozess integrierte MR eine Anlieferungsstation<br />

so in die Waschanlage, dass<br />

die autonomen mobilen Roboter von Robotize<br />

hier einzeln einfahren können und<br />

das Transport-Gut vollautomatisiert abgenommen<br />

und dem Wasch-Prozess zugeführt<br />

wird. Leere Warenträger werden<br />

Bild: MR Mobile Robots<br />

40 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

Bild: MR Mobile Robots<br />

Auf Basis der On -<br />

board-Näherungssensoren<br />

und Laser-<br />

Scanner passen die<br />

Robotize AMR ihre<br />

Geschwindigkeit situativ<br />

an und verlangsamen<br />

bis zum Stop,<br />

wenn die Wege enger<br />

werden oder sie sich<br />

Hindernissen nähern.<br />

ebenfalls autonom an das Bearbeitungszentrum<br />

zurückgeführt.<br />

Ein Werker legt dann die gewaschenen<br />

Teile mit Kran-Unterstützung in die vom<br />

Robotize AMR angelieferte Gitterboxen<br />

ein. Die korrekte Positionierung zur Befüllung<br />

stellt ein mit der Robotize-Flotte<br />

kommunizierendes Sick Kamera-System<br />

sicher. Die Gopal E24 transportieren die<br />

Gitterboxen vorübergehend in das Hochregallager,<br />

um sie erst zum Beginn des<br />

nächsten Bearbeitungsschritts wieder von<br />

dort abzuholen.<br />

Spänetransport automatisiert<br />

Neben diesen zentralen Prozessen automatisierte<br />

der Integrator MR Mobile Robots<br />

mit den AMR-Mobilrobotern Go-<br />

Pal E24 von Robotize zudem den Späne-<br />

Abtransport und die Neuaufstellung leerer<br />

Abfall-Container an den Bearbeitungsstationen.<br />

Durch die Integration der Robotize-Flotte<br />

in eine räumlich sehr enge Produktionsstätte<br />

ohne größere Eingriffe in die<br />

bestehenden Arbeitsprozesse oder Infrastruktur<br />

konnte die betriebliche Effizienz<br />

deutlich gesteigert werden. Durch den direkten<br />

Abtransport befüllter Gitterboxen<br />

gibt es zudem in der Produktionshalle<br />

nun mehr Platz.<br />

Nicht zuletzt: Mit der Automatisierung<br />

des Teile-Transports – mit zurückgelegten<br />

Wegstrecken von mehr als 90 Kilometern<br />

pro Arbeitstag bei durchschnittlich<br />

500 Einzelmissionen – entfallen körperlich<br />

anstrengende manuelle Aufgaben<br />

für die Mitarbeiter, die in der Produktion<br />

für wichtigere Aufgaben effizienter eingesetzt<br />

werden können.<br />

Sicherheit stets gewährleistet<br />

In allen Prozessen ist die Sicherheit jederzeit<br />

gewährleistet. Auf Basis der On -<br />

board-Näherungssensoren und Laser-<br />

Scanner passen die Robotize AMR ihre<br />

Geschwindigkeit situativ an und verlangsamen<br />

bis zum Stop, wenn die Wege enger<br />

werden oder sie sich Menschen, Gabelstaplern<br />

und weiteren Hindernissen<br />

nähern. Im Falle von Weg-Blockaden<br />

sind die einzelnen Geräte auf Basis einer<br />

sorgfältigen Kartographierung der Werkshalle<br />

während des Installationsprozesses<br />

befähigt, bestgeeignete Alternativ-Routen<br />

zur Fortsetzung der aktuellen Mission zu<br />

suchen.<br />

Komfortabel wurde auch die Kommunikation<br />

gestaltet, so dass Mitarbeiter eine<br />

Roboter-Mission durch die einfache Betätigung<br />

eines Call-Buttons an ihrem Arbeitsplatz<br />

auslösen können. Übersichtliche<br />

digitale Status-Anzeigen auf unterschiedlichen<br />

Endgeräten sorgen hier für<br />

maximale Transparenz und einen vollständigen<br />

Überblick.<br />

Auch die Kommunikation der Roboter<br />

mit der Produktionsumgebung ist hat<br />

MR Mobile Robots im Detail gelöst.<br />

Über I-O-Boxen können etwa Tore durch<br />

die Robotize-Geräte angesteuert und<br />

durch ein entsprechendes Signal selbstständig<br />

geöffnet werden, sofern diese aus<br />

betrieblichen Gründen nicht sensorgesteuert<br />

öffnen. Auf Basis der I-O-Boxen<br />

lösen die Roboter bei Bedarf ebenfalls visuelle<br />

Signale – etwa Warn- oder Hinweis-Signale<br />

– aus.<br />

↓<br />

Dahl Automation GmbH<br />

www.mobile-robots.de/pop<br />

Fachmessen für<br />

Industrieautomation<br />

Die nächsten Termine:<br />

Friedrichshafen<br />

5. + 6. März 2024<br />

Heilbronn<br />

15. + 16. Mai 2024<br />

Straubing NEU!<br />

26. + 27. Juni 2024<br />

Wo sind Sie<br />

mit dabei?<br />

Zürich<br />

28. + 29. August 2024<br />

Chemnitz<br />

18. + 19. September 2024<br />

Düsseldorf<br />

1. + 2. Oktober 2024<br />

www.allaboutautomation.de<br />

März 2024 41


_Materialfluss & Logistik<br />

Anforderungen an fahrerlose Transportfahrzeuge und Transportsysteme<br />

Richtige Sicherheit für<br />

mobilen Transport<br />

Hersteller und Betreiber von mobilen Transportrobotern und fahrerlosen Transportsystemen<br />

müssen Normen wie die aktualisierte ISO 3691–4 und die neue Maschinenverordnung beachten.<br />

Der Safety-Experte Pilz gibt Hilfestellung.<br />

Rund um mobile Logistik-Plattformen<br />

bietet<br />

Pilz ein Dienstleistungs-<br />

Komplettpaket: von der<br />

Risikobeurteilung, über<br />

die Abnahme bis hin zur<br />

Konformitätsbewertung.<br />

Die Pilz-Safety-Lösungen<br />

für die Logistik umfassen<br />

u.a. den Sicherheitslaserscanner<br />

PSENscan für die Flächenüberwachung,<br />

die<br />

konfigurierbare Kleinsteuerung<br />

PNOZmulti 2<br />

sowie die Industrie-Firewall<br />

SecurityBridge zum<br />

Schutz vor Manipulation.<br />

Bild: Pilz<br />

Bild: Pilz<br />

Seit Juni 2023 liegt die aktualisierte Fassung<br />

der internationalen Norm ISO 3691–4 vor.<br />

Sie gilt für Hersteller wie Betreiber und ist<br />

die wichtigste internationale Norm für fahrerlose<br />

Transportfahrzeuge (FTF) und -systeme (FTS).<br />

Die Norm definiert u.a. die Anforderungen (Performance<br />

Levels) an die Sicherheitsfunktionen<br />

von FTF und FTS, etwa die Einrichtungen für Personenerkennung,<br />

Betriebsarten und Bremssystem.<br />

Darüber hinaus beschreibt sie das Vorgehen zur<br />

Risikominderung und Validierung der automatisierten<br />

Funktionen, um einen störungsfreien und<br />

sicheren Betrieb zu gewährleisten.<br />

Zu den signifikanten Anforderungen an ein mobiles<br />

Transportsystem gehören z.B. neben der elektrischen<br />

Sicherheit und der Sicherheit für sicherheitsrelevante<br />

Teile des Steuerungssystems auch<br />

die Navigation und Kollisionsvermeidung. Zudem<br />

beschreibt die aktuelle ISO 3691–4 die Rahmenbedingungen,<br />

um eine höhere Geschwindigkeit<br />

des Transportsystems in den sogenannten eingeschränkten<br />

Bereichen zuzulassen.<br />

Überwachung aus der Ferne<br />

Darüber hinaus wird ab Januar 2027 in der EU<br />

die Maschinenverordnung (2023/1230) die Anforderungen<br />

an autonome mobile Maschinen und<br />

Geräte erweitern – etwa hinsichtlich einer „Überwachung<br />

mobiler Plattformen aus der Ferne“. Autonome<br />

mobile Maschinen müssen dann über eine<br />

Remote-Überwachungsfunktion verfügen, damit<br />

auch aus der Ferne ein sicherer Stopp und Start<br />

möglich ist. Ohne diese Funktion, darf die Maschine<br />

nicht betrieben werden.<br />

Die Integration mobiler Plattformen in die Infrastruktur<br />

ist ebenfalls Thema der Maschinenverordnung:<br />

Verkettete Maschinen bzw. mobile Plattformen<br />

müssen wie eine Gesamtmaschine betrachtet<br />

werden. Das macht eine Risikobewertung<br />

für das gesamte mobile System erforderlich. Bei<br />

der Nachrüstung mobiler Transportplattformen<br />

zu bestehenden Maschinen muss, wenn die Sicher-<br />

42 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

heit durch den Einbau erheblich beeinträchtigt wird,<br />

sogar eine neue CE-Kennzeichnung des Systems<br />

durchgeführt werden.<br />

Umfassende Dienstleistungen<br />

Als Anbieter sicherer Automatisierungslösungen hilft<br />

Pilz den Betreibern von Intralogistik-Anwendungen<br />

dabei, die normativen Anforderungen mit ihrer individuellen<br />

Applikation bei einer größtmöglichen Produktivität<br />

der Anwendung in Einklang zu bringen.<br />

Aufbauend auf jahrelanger Erfahrung in der Industrie<br />

begleiten die Safety-Experten Anwender rund<br />

um die Sicherheit von FTS-Applikationen bis zur internationalen<br />

Konformitätsbewertung.<br />

Das spezielle Dienstleistungsangebot für die Sicherheit<br />

mobiler Plattformen umfasst neben Beratungsleistungen<br />

für den sicheren Betrieb auch eine Konformitäts-<br />

und Abnahmeprüfung des FTS sowie auf<br />

Wunsch auch ein Schulungsangebot. Im ersten<br />

Schritt unterstützen die Experten bei der Risikobeurteilung<br />

und führen bei Bedarf beim Hersteller eine<br />

Werksabnahme des FTF durch.<br />

Beim Anwender schließt sich die finale Risikobeurteilung<br />

des FTS unter Berücksichtigung der gesamten<br />

Umgebung der Anwendung vor Ort an. Bei der folgenden<br />

Sicherheitsvalidierung liegt der Fokus auf Installation<br />

und Integration von Sicherheitskomponenten<br />

für das FTF wie Scanner oder Encoder oder z.B.<br />

die Absicherung der Umgebung des FTS durch weitere<br />

Schutzeinrichtungen. Der Sicherheitsexperte berät<br />

und begleitet bis zur Prüfung der Konformität mit<br />

den gesetzlichen Anforderungen wie z. B. CE-Kennzeichnung<br />

für die gesamte Applikation.<br />

↓<br />

Pilz GmbH & Co.<br />

https://www.pilz.com; Logimat 6B37<br />

Bedarfsgerechte Sicherheitslösungen<br />

Für die Umsetzung der Bewegungs- und Bereichsabsicherung<br />

mobiler Transportroboter ist der Einsatz von Laserscannern<br />

und Steuerungen zur Personen-/Hinderniserkennung<br />

sinnvoll. Anwender müssen bedenken, ob ihre FTS-<br />

Flotte spurgebunden oder frei navigierend unterwegs ist.<br />

✔ Einfache, spurgebundene FTF folgen auf ihrem Weg<br />

Markierungen. Sind Hindernisse auf der Spur, müssen FTF<br />

laut ISO 3691-4 entsprechend ihrer Geschwindigkeit definierte<br />

Warn- und Sicherheitszonen einhalten. Für die Überwachung<br />

der Zonen übernehmen Sicherheits-Laserscanner,<br />

wie z.B. PSENscan, die Absicherung und leisten eine produktivere<br />

Flächenüberwachung für den Kollisionsschutz.<br />

✔ Frei navigierende mobile Plattformen können um Hindernisse<br />

oder Personen herumfahren, ohne zu stoppen.<br />

Die benötigten Sicherheitsfunktionen sind daher komplexer,<br />

gerade bei Kurvenfahrten. Auch dabei unterstützen Sicherheits-Laserscanner,<br />

die die Umgebung permanent erfassen,<br />

die Navigation frei umzusetzen.<br />

Ab in die Kiste.<br />

Für den roboterbasierten Griff in die Kiste liefert Schmalz<br />

anschlussfertige Greiflösungen mit integriertem Kamerasystem.<br />

Für exaktes Sehen, Greifen und Sortieren.<br />

WWW.SCHMALZ.COM/BINPICKING<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

LogiMAT 2024:<br />

Halle 7, Stand C05<br />

J. Schmalz GmbH · +49 7443-2403-201 · komponenten@schmalz.de<br />

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2020/1<br />

März 2024 43


_Materialfluss & Logistik<br />

Zieh-AMR fürs Materialhandling im Lager beschleunigt<br />

Starker Antrieb für die<br />

Schlepproboter<br />

Mit omnidirektionalen Bewegungen sowie schnellem Andocken beschleunigen<br />

die autonomen Schlepproboter von Tractonomy Robotics das Materialhandling.<br />

Für starken Antrieb sorgen kompakte Flachmotoren von Maxon.<br />

optimale Geschwindigkeit und Genauigkeit beim<br />

Andocken war die Spezifikation eines Bewegungssystems<br />

basierend auf einem präzisen Vierradantrieb.<br />

„Maxon war dafür meine erste Anlaufstelle.<br />

Denn Maxon Motoren werden auch in der Weltraumforschung,<br />

an der ich gearbeitet habe, eingesetzt,<br />

weil sie leistungsstark und ausfallsicher<br />

sind“, erklärt Chintamani.<br />

Um eine Nutzlast von mehreren hundert Kilogramm<br />

aus dem Stand heraus in Bewegung zu versetzen,<br />

muss der Antrieb ausreichend Drehmoment<br />

erzeugen. Gefragt war zudem ein kompakter<br />

Motor, denn das erste Design des autonomen<br />

Schlepproboters war lediglich 70 Zentimeter lang<br />

und 50 Zentimeter breit, damit es in beengten Lagern<br />

betrieben werden kann.<br />

Tractonomys kleiner<br />

Schlepproboter ATR1<br />

kann Wagen mit einem<br />

Gewicht bis zu 400 Kilogramm<br />

ziehen.<br />

Mit seiner Erfahrung aus der Robotikforschung<br />

für die Raumfahrt entwickelt Keshav<br />

Chintamani, CEO von Tractonomy<br />

Robotics, autonome mobile Roboter (AMR), die<br />

Lagerwagen ziehen, anstatt von unten anzuheben.<br />

Dafür konzipierte das im belgischen Ghent ansässiges<br />

Start-up einen robotischen Greiferarm, der<br />

die Wagen fest umklammert. Denn traditionelle<br />

Andockmechanismen waren nicht genau genug<br />

oder beim Andocken zu langsam.<br />

Dank der Navigation per Laser können sich die<br />

autonomen Schlepproboter dynamisch und exakt<br />

bewegen. Damit die AMR auch unter beengten<br />

Platzverhältnissen an einen in einem dicht gepackten<br />

Gang stehenden Wagen andocken können,<br />

kommt ein Design mit omnidirektionalen Mecanum-Rädern<br />

zum Einsatz. Entscheidend für eine<br />

Bild: Tractonomy<br />

Motoren: klein, aber stark<br />

Letztlich entschied sich Chintamani für den bürstenlosen<br />

Maxon DC-Flachmotor EC 60 flat. „Wir<br />

testeten die Motoren im Prototyp und waren<br />

wirklich beeindruckt. Sie konnten einen Wagen<br />

mit dem zusätzlichen Gewicht von drei Menschen<br />

ziehen. Dabei sind es wirklich winzige Motoren<br />

von nur 60 Millimetern Breite.“<br />

Der als Erstes designte autonome Schlepproboter<br />

ATR1 (Autonomous Towing Robot) kann Wagen<br />

jeder Bauart mit einem Gewicht bis zu 400 Kilogramm<br />

bei Geschwindigkeiten von mehr als 1 m/s<br />

ziehen. Mit Unterstützung eines speziellen Navigationsmoduls<br />

dockt der Roboter schnell an und<br />

kann sogar freie Stellplätze erkennen und Wagen<br />

autonom parken. „Der ATR1 kann in unter 20 Sekunden<br />

präzise und verlässlich an Wagen andocken<br />

und sich dank Seitwärtsbewegungen in beengter<br />

Umgebung mittels kleinster Anpassungen<br />

punktgenau positionieren“, erklärt Chintamani.<br />

Für das Schleppen von größeren Nutzlasten mit<br />

einem Gewicht von 800 Kilogramm und mehr,<br />

44 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

entwickelte Tractonomy Robotics<br />

dann auf Basis eines radikalen Neudesigns<br />

den großen Bruder ATR2<br />

mit einem adaptiven Doppelarm-Andocksystem.<br />

Damit kann der Roboter<br />

eine ganze Reihe unterschiedlicher Wagengrößen<br />

handhaben.<br />

Tractonomy plant, den ATR2 in einer Standard-Drehmoment-Ausführung<br />

sowie als Variante<br />

mit hohem Drehmoment zu produzieren. Die<br />

Zuglasten sollen jeweils 600 Kilogramm und 800<br />

Kilogramm betragen, wobei Geschwindigkeiten<br />

von 1,8 m/s bis zu 2,5 m/s erreicht werden.<br />

Bei Abmessungen von 90 x 64 Zentimetern ist der<br />

ATR2 größer als sein Vorgänger mit 70 x 50 Zentimetern,<br />

um Platz für zusätzliche Batterien und<br />

eine neue Elektronik zu schaffen. Aber um die höhere<br />

Nutzlast bei weiterhin kompakter Baugröße<br />

transportieren zu können, waren deutlich höhere<br />

Drehmomentmotoren nötig.<br />

Vielseitige Roboter-Plattform<br />

„Nach Beratungen mit Maxon stellte sich heraus,<br />

dass wir einen für das Gesamtsystem geeigneten<br />

Motor mit niedrigerer Spannung einsetzen können,<br />

der aber immer noch die Spitzenmotordrehzahlen<br />

und -drehmomente erzeugen konnte“, sagt<br />

Chintamani. „Dank dieser Empfehlung bieten wir<br />

unter Verwendung von nur zwei Motortypen eine<br />

einzige Plattform, die für eine ganze Reihe von<br />

Wagen und Nutzlasten geeignet ist.“<br />

Der Schlepproboter ATR2 von Tractonomy Robotics<br />

richtet sich an die Fabriken der verarbeitenden<br />

Industrie ebenso wie an die Lager großer Supermärkte<br />

und Postdienstleister. Die autonome<br />

mobile Roboter können auch für das Be- und Entladen<br />

von Wagen in Lastwagen eingesetzt werden<br />

und stellen so einen kostengünstigen Ersatz für<br />

konventionelle Routenzüge und Förderanlagen<br />

sowie eine automatisierte Alternative zu Gabelstaplern<br />

dar.<br />

Chintamani: „Wir sehen eine steigende Nachfrage<br />

nach einem einzigen Roboter, der für die verschiedensten<br />

Materialhandling-Anwendungen genutzt<br />

werden kann. Tractonomy bietet genau diese Flexibilität<br />

mit nur einem Roboter, der für die unterschiedlichsten<br />

Materialhandling-Funktionen eingesetzt<br />

werden kann.“<br />

↓<br />

Maxon Motor GmbH<br />

www.maxongroup.de; Logimat 7F51<br />

Bild: Maxon<br />

Die bürstenlosen EC60 Flat Motoren<br />

sind als Innen- und Außenläufer konzipiert<br />

und erreichen Drehzahlen von<br />

bis zu 20 000 min-1.<br />

Autonome Produktionslogistik<br />

kann noch so viel effizienter sein.<br />

#heroes of<br />

efficiency<br />

Deshalb haben wir MobilePalletizing<br />

für Sie einfach nochmal neu gedacht.<br />

19.-21. März 2024<br />

Stuttgart Halle 5 | Stand D29<br />

März 2024 45<br />

www.mobile-robots.de


_Materialfluss & Logistik<br />

Systemlösungen kombinieren Roboter, Greifer, Kamera und Software<br />

KI hilft beim Picken und Kommissionieren<br />

Wie KI der Robotik beim flexiblen Kommissionieren sowie präzisen Pick&Place hilft, zeigt ein<br />

Blick in die Praxis von Siemens, ABB und SSI Schäfer.<br />

Bild: ABB<br />

Mecalux hat auf Basis von Simatic Robot Pick AI<br />

zwei kollaborative Kommissionierlösungen auf<br />

den Markt gebracht, die für bis zu 1.000 Kommissionierungen<br />

pro Stunde ausgelegt sind: einen Cobot,<br />

der den Arbeitsplatz mit den Bedienern teilt<br />

und und einen weiteren Cobot, der autonom in<br />

Highspeed-Kommissionierstationen arbeitet.<br />

Eine Kamera, die über der Kommissionierbox des<br />

Cobots positioniert ist, nimmt ein 3D-Bild der Ware<br />

auf, um die Aufträge zusammenzustellen. Sobald der<br />

Artikel ausgewählt wurde, legt der Cobot ihn in der<br />

Kommissionierbox ab und nutzt so den verfügbaren<br />

Platz optimal aus. Denn Mecalux hat einen Algorithmus<br />

entwickelt, der dafür sorgt, dass der Cobot die<br />

Waren genau an der richtigen Stelle platziert. Mit Hilfe<br />

der Lagerverwaltungssoftware von Mecalux kann<br />

die kollaborative Kommissionierlösung ihr Greifsystem<br />

je nach Art der Ware automatisch wechseln.<br />

Komplexe Pick&Place-Aufgaben<br />

Mittels ABB-Vision-System<br />

und künstlicher Intelligenz<br />

ermittelt der<br />

Item Picker die optimalen<br />

Greifpunkte für jeden<br />

Artikel.<br />

Siemens stattet den Kommissionierroboter von<br />

Mecalux, der in Lagern und Logistikzentren<br />

die Auftragsabwicklung verbessern soll, mit<br />

seiner KI-Technologie Simatic Robot Pick AI aus. Die<br />

3D-Bildverarbeitungssoftware ermöglicht Robotern<br />

das Greifen beliebiger Artikel bei Lagerkommissionier-Aufgaben<br />

– unabhängig von Form und Größe.<br />

„Die Kommissionier-Roboter-Lösung von Mecalux<br />

zeigt, wie KI-gesteuerte Kommissionierroboter<br />

jetzt für noch mehr Flexibilität sorgen. Damit können<br />

verschiedene Formen, Größen und Verpackungsarten<br />

schnell bearbeitet werden. Auswirkungen<br />

des Arbeitskräftemangels können somit<br />

abgefedert werden und gleichzeitig die betriebliche<br />

Effizienz in den Lagern gesteigert werden“, erklärt<br />

Dr. Alexander Bollig, Vice President für den Bereich<br />

Intralogistik bei Siemens Digital Industries.<br />

Vortrainierter Algorithmus<br />

Ein vortrainierter Deep-Learning-Algorithmus<br />

steuert dabei die Fähigkeit, um 3D-Positionen für<br />

die Entnahme zu identifizieren. Die Berechnung<br />

zuverlässiger Entnahmeposen erfolgt in kürzester<br />

Zeit und sorgt für einen hohen Durchsatz ohne<br />

Kollisionen in der Box.<br />

KI- und Vision-gestützt arbeitet auch der Robotic<br />

Item Picker von ABB, der Artikel in unstrukturierten<br />

Umgebungen kommissionieren kann und in<br />

Lagern oder Fulfillment-Zentren vollautomatisch<br />

komplexe Pick&Place-Aufgaben für eine Vielzahl<br />

von Artikeln wie Quader, Zylinder, Beutel,<br />

Schachteln, Polybeutel und Blisterverpackungen<br />

übernimmt, deren Handhabung ansonsten die Geschicklichkeit<br />

von Menschen erfordern.<br />

„Dank seiner Fähigkeit zu lernen und sich an ständig<br />

wechselnde Lagerumgebungen anzupassen,<br />

identifiziert unser KI-gestützter Robotic Item Picker<br />

die Artikel und entscheidet, wie sie zu kommissionieren<br />

sind – und das mit einer Pickrate von bis zu<br />

1.400 Artikeln pro Stunde und einer Effizienz von<br />

mehr als 99,5 Prozent“, schwärmt Daniel Navarro,<br />

Leiter der globalen Business Line Consumer Segments<br />

and Service Robotics bei ABB Robotics.<br />

Mittels ABB-Vision-System und künstlicher Intelligenz<br />

ermittelt der Item Picker die optimalen<br />

Greifpunkte für jeden Artikel, bevor der Vakuumgreifer<br />

den Artikel aufnimmt und in die vorgesehenen<br />

Behälter legt. Der Robotic Item Picker ist<br />

für vielfältige Traglastanforderungen geeignet und<br />

daher mit IRB 1200, IRB 1300 oder IRB 2600 Industrieroboter<br />

von ABB erhältlich.<br />

46 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

Stückgut-Kommissionierung<br />

Nicht nur Softwareexperten wie Siemens oder Robotikspezialisten<br />

wie ABB nehmen sich des Themas<br />

an sondern auch Logistik-Firmen wie SSI<br />

Schäfer: Deren SSI Piece Picking zur Roboter-basierten<br />

Stückgut-Kommissionierung punktet mit<br />

Objekterkennung via KI, patentierter Greifpunktbestimmung<br />

und schonendem Produkthandling.<br />

In der weiterentwickelten Piece-Picking-Zelle, die<br />

in Kooperation mit dem Tochterunternehmen Rober<br />

realisiert wurde, kann ergänzend zum<br />

Pick&Drop auch Pick&Place zur Anwendung<br />

kommen. Da jeder Artikel so knapp wie möglich<br />

über dem Behälter- bzw. Kartonboden abgelegt<br />

wird, werden Produktbeschädigungen vermieden<br />

und der Füllgrad optimal ausgenutzt.<br />

Statt fingergeformter Greifer kommen beim SSI<br />

Piece Picking kompakte Saugnäpfe zum Einsatz,<br />

die jeden Winkel eines Behälters/Kartons erreichen<br />

und auch Kleinstteile ohne Zeitverzögerung<br />

sicher greifen. Methoden des Machine Learning<br />

befähigen die Roboter außerdem, mit jedem Pick<br />

Erfahrungen zu sammeln und aus ihnen zu lernen.<br />

So entsteht eine für alle weiteren Roboter verfügbare<br />

Wissensdatenbank. SSI Piece Picking eignet<br />

sich daher für vielfältige Warensortimente in der<br />

Bild: Siemens<br />

Industrie, im E-Commerce und Retail, in der<br />

Pharma- und Kosmetikindustrie sowie auch bei<br />

Third Party Logistics Providern (3PL).<br />

Das SSI Piece Picking deckt speziell im Pharmasektor<br />

bereits 80 Prozent des Produktspektrums<br />

ab, darunter Waren in kubischen, zylindrischen,<br />

tubenförmigen und Blister-Verpackungen. Parallel<br />

wird die Produktrange kontinuierlich um weitere<br />

Formate aufgestockt. „Je nach Größe, Gewicht und<br />

Ablagemethode können wir mit unserer Lösung bis<br />

zu 1.200 Einzelstücke pro Stunde kommissionieren“,<br />

so Peter Lambrecht, SVP Global Head of Sales, BU<br />

Logistics Solutions. „SSI Piece Picking verbindet modernste<br />

Robotik-Technologie mit smartem Machine<br />

Learning zu einem intelligenten Gesamtsystem.“ ↓<br />

www.siemens.com; Logimat 3D11<br />

www.abb.de/robotics; Logimat 6D31<br />

www.ssi-schaefer.com; ; Logimat 1D21<br />

Dank der 3D-Bildverarbeitungssoftware<br />

Simatic<br />

Robot Pick AI kann<br />

der Lagerkommissionier-Roboter<br />

beliebige<br />

Artikel greifen – unabhängig<br />

von Form und<br />

Größe.<br />

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März 2024 47


Intelligentes Solution Kit für Bin Picking und Blechteile-Handling<br />

Sehen&Greifen mit KI<br />

Mit dem KI-basierten Solution Kit ivOS will Schmalz das<br />

Sehen und Greifen intelligenter machen – ob bei der<br />

Kommissionierung oder beim Blechteilehandling.<br />

Das Schmalz Solution Kit<br />

ivOS Sheet Metal kann<br />

auch unbekannte Teile<br />

greifen. Die 84 Saugstellen<br />

des Matrixgreifers FMG<br />

passen sich automatisch<br />

an die Werkstücke an und<br />

bieten so maximale Flexibilität<br />

beim Blechteile-<br />

Handling.<br />

Das Solution Kit ivOS verbessert das Zusammenspiel<br />

von Greifer, Roboter, Kamera und<br />

Software beim Sehen und Greifen. Kernelement<br />

dafür ist das offene Operating System ivOS,<br />

das Soft- und Hardware-Komponenten unterschiedlicher<br />

Hersteller einfach verbindet.<br />

Auf der Logimat 2023 hatte Schmalz mit dem Solution<br />

Kit ivOS Pick and Pack bereits eine erste<br />

Version vorgestellt, die die Kommissionierung beschleunigt.<br />

Das Lösungspaket wurde für Integratoren<br />

und Maschinenbauer zum Aufbau von Bin-<br />

Picking-Applikationen entwickelt. ivOS erkennt<br />

das Werkstück und wählt den geeigneten Greifer<br />

mit der passenden Greifstrategie aus. Endanwender<br />

konfigurieren das Bin-Picking-System direkt<br />

über das grafische Interface.<br />

Mit dem Maschinenbauer Arku hat Schmalz zudem<br />

auch eine Lösung für die Roboter-Automation<br />

beim Blechteile-Handling entwickelt: Mit dem<br />

ivOS Sheet Metal können Blech-Betriebe die Beladung<br />

ihrer Richt- und Entgrat-Maschinen einfach<br />

und flexibel automatisieren – auch in Produktionen<br />

mit einer hohen Teile-Varianz und mit<br />

schwankenden Losgrößen. Denn dank der KI erkennt<br />

und greift ivOS Sheet Metal auch unbekannte<br />

Blechteile. Bislang erforderte das Einlernen<br />

Bild: J. Schmalz GmbH<br />

Richtig anpacken<br />

Handhabungslösungen für Säcke, Kartonagen<br />

und andere Verpackungen stehen<br />

bei Schmalz im Mittelpunkt des Logimat-<br />

Auftritts (Halle 7, C05). So eignet sich der<br />

neue Sacksauggreifer PSSG zur Handhabung<br />

von Papier-, Kunststoff- und Gewebesäcken<br />

sowie anderen porösen und sackartigen<br />

Werkstücken. Neben automatisierten<br />

Prozessen beweist er am Schlauchheber<br />

Jumboflex in der manuellen Handhabung<br />

seine Stärken.<br />

Auf die Handhabung unterschiedlich konturierter<br />

Werkstücke zielt der Balgsauggreifer<br />

FSGC mit 4,5 Falten. Er hebt Waren<br />

in Logistikzentren und unterstützt das<br />

Umsetzen von Kartonagen, Versandtaschen,<br />

Papier- und Kunststoffbeuteln.<br />

Dank der flexiblen Dichtlippe und des erhöhten<br />

Hubs passt er sich sehr gut an<br />

strukturierte Oberflächen an. Auch mit dabei<br />

ist der flexible Matrix-Flächengreifer<br />

FMG, der Werkstücke mit wechselnden<br />

Geometrien aufnehmen kann.<br />

↓<br />

neuer Werkstücke zwei Spezialisten: einen für<br />

Bildverarbeitung und einen für die Roboter-Programmierung.<br />

KI-System orchestriert den Prozess<br />

Eine wichtige Komponente des ivOS Sheet Metal<br />

Solution Kits neben dem KI-basierte Operating<br />

System, das den kompletten Prozess orchestriert,<br />

ist der neue hochflexible Vakuum-Matrixgreifer<br />

FMG. Dieser besteht aus sieben Modulen mit jeweils<br />

zwölf Saugern. Die 84 einzeln ansteuerbaren<br />

Saugstellen passen sich automatisch an die wechselnden<br />

Werkstückgeometrien an. Dazu analysiert<br />

die KI über das 3D-Kamerasystem die Werkstücke<br />

und steuert die einzelnen Vakuum-Greifer so an,<br />

dass sie das Blech bestmöglich aufnehmen. Das alles<br />

passiert autonom, ohne dass die Nutzer Fachkenntnisse<br />

zur Bedienung der Anlage benötigen.<br />

„Mit unserer Lösung können wir 85 Prozent des<br />

Teilespektrums in der Blechindustrie einfach automatisieren“,<br />

schätzt Dr. Maik Fiedler, Leiter des<br />

Geschäftsfelds Vakuum-Automation.<br />

↓<br />

J. Schmalz GmbH<br />

www.schmalz.com; Logimat 7C05<br />

Bild: Schmalz.<br />

48 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

Automatisierungsbaukasten<br />

für Regalbediengeräte<br />

Mit seinem Automatisierungsbaukasten<br />

Movi-C liefert SEW-Eurodrive<br />

eine Komplettlösung, um<br />

modulare Regalbediengeräte für<br />

Paletten, Behälter oder Kleinteile<br />

zu realisieren. Der Baukasten beinhaltet<br />

alle notwendigen Automatisierungskomponenten<br />

– von der<br />

Software für Planung, Inbetriebnahme<br />

und Betrieb über die elektronischen<br />

Steuerungs- und Regelungskomponenten<br />

bis zum Getriebemotor.<br />

Die Softwaremodule Movikit verkürzen<br />

die Inbetriebnahmezeiten.<br />

In einem Regalbediengerät kommen<br />

gleich mehrere davon zum<br />

Einsatz: Movikit Stackercrane Effidrive,<br />

Movikit Multiaxiscontroller<br />

und Movikit Positioning. Das Modul<br />

Movikit Antisway hilft, bewegte<br />

Regalbediengeräte zu stabilisieren,<br />

so dass Mastschwingungen<br />

und Pendelbewegungen auf ein<br />

Minimum reduziert werden. Zusätzlich<br />

wird dabei die Mechanik<br />

geschont. Die Sicherheitstechnik<br />

Movisafe ermöglicht eine sichere<br />

Position in Verbindung mit einer<br />

Rampenüberwachung. Zusammen<br />

mit einer Sicherheitsbremse kann<br />

man so mechanische Puffer einsparen.<br />

Dank der Einkabeltechnik<br />

Movilink DDI benötigen die abgestimmten<br />

Systemkomponenten nur<br />

noch eine digitale Schnittstelle. ↓<br />

www.sew-eurodrive.de; Logimat 7/D07<br />

Bild: SEW Eurodrive<br />

Mit seinem Automatisierungsbaukasten Movi-C<br />

liefert SEW-Eurodrive eine Komplettlösung für<br />

modulare Regalbediengeräte.<br />

Intralogistik-Kompetenz: Weit<br />

über den Standard hinaus<br />

Bild: Expresso<br />

Auf seinem Logimat-Messestand 7F41 präsentiert<br />

Expresso nicht nur seine Intralogistik-Systemprodukte,<br />

sondern auch sein<br />

Know-how zur Realisierung kundenspezifischer<br />

Komplettlösungen.<br />

Neben seiner aktuellen Produktpalette<br />

stellt der Handhabungs- und Transportgeräte-Hersteller<br />

Expresso diesmal seine<br />

Kompetenzen rund um die Realisierung<br />

kunden- und branchenspezifischer Komplettlösungen<br />

in den Mittelpunkt seines<br />

Logimat-Auftritts.<br />

Ob es um das Zu- und Abführen gusseiserner<br />

Motorblöcke geht oder um die<br />

Montage von Luftfilterpatronen, ob Lagerboxen<br />

zu stapeln oder Deckelfässer<br />

zu wenden sind: Die mobilen Hebegeräten<br />

der lift2move-Serie oder die pneumatischen<br />

oder elektrischen Lasthantierer<br />

vom Typ BalanceLift bewähren sich<br />

bei vielen Aufgaben der Handhabungs-,<br />

Positionier- und Fördertechnik. Oft<br />

sind die Lösungen individuell auf die<br />

konkreten Anforderungen des Kunden<br />

maßgeschneidert. Diese dazu nötige Variabilität<br />

der Handling- und Transportgeräte<br />

beruht einerseits auf ihrer modularen<br />

Bauweise und dem Engineering-<br />

Know-how von Expresso.<br />

„Mindestens gleichbedeutend ist aber,<br />

dass wir in der Lage sind, uns tief in die<br />

Materialflussprozesse unserer Kunden<br />

einzudenken und auf der Grundlage unserer<br />

Beratungs- und Ingenieurkompetenzen<br />

sowie einer umfassenden Betreuung<br />

innovative Problemlösungen für die Intralogistik<br />

zu verwirklichen. Dabei gehen<br />

wir meist weit über den Standard hinaus“,<br />

sagt Geschäftsbereichsleiter Oliver<br />

Stauch-Vaupel.<br />

Daher zeigt Expresso auf der Logimat<br />

nicht nur exemplarisch einige seiner Systemprodukte,<br />

sondern insbesondere all<br />

jene Leistungen und Werkzeuge, die bei<br />

der Realisierung kunden- und branchenspezifischer<br />

Komplettlösungen eine<br />

Schlüsselrolle spielen.<br />

↓<br />

www.expresso.de; Logimat 7F41<br />

März 2024 49


_Materialfluss & Logistik<br />

Modularer Aufbau kombiniert mit höherer Traglast und Reichweite<br />

Großer Bruder für mobilen Cobot<br />

Das 4am Robotics Produktportfolio reicht<br />

von autonomen Routenzügen über autonome<br />

mobile Cobots bis zu autonomen Gabelstaplern.<br />

Bild: 4am Robotics<br />

Mit dem AMC-H bringt die Scio-Tochter 4am Robotics einen großen Bruder<br />

ihres innovativen autonomen mobilen Cobots.<br />

Von maßgeschneiderter Förder- und Anlagentechnik<br />

über autonome Routenzüge und<br />

Stapler bis zu autonomen mobilen Cobots:<br />

Mit seinen Marken 4logix Intrasolutions sowie<br />

4am Robotics zeigt die Scio Group auf der Logimat<br />

2024 am Stand (Eingang Ost, Stand ES43) eine<br />

breite Palette an Lösungen für die Warehouseund<br />

Intralogistik-Automatisierung.<br />

Highlight bei 4am ist die Premiere des AMC-H,<br />

der große Bruder des mit dem VDI Innovationspreis<br />

Logistik 2023 ausgezeichneten autonomen<br />

mobilen Cobots AMC-L. Der AMC-H kombiniert<br />

die Vorteile des AMC-L wie modularer Aufbau<br />

und kleiner Footprint mit höherer Traglast<br />

und Reichweite. Dadurch kann der autonome<br />

mobile Cobot noch mehr Anwendungsfälle abbilden.<br />

Der AMC-L, der frei im Raum manövrieren und<br />

KLTs mit einem Gewicht von bis zu 6 kg und einer<br />

Größe von 60x40 cm aufnehmen kann, befördert<br />

KLT-Boxen mit einer Fördergenauigkeit<br />

von 10 mm. Dank seines innovativen Greifsystems<br />

kann der AMC-L KLT-Behälter aus verschiedenen<br />

Positionen sicher greifen und anheben<br />

– selbst wenn die Behälter eng beieinanderstehen.<br />

Denn der Greifer kann 80 cm ausgefahren<br />

werden, was ihn an verschiedene Lagerumgebungen<br />

und KLT-Abmessungen anpassbar macht.<br />

Pilotprojekt in Dingolfing<br />

Durch ihren modularen Aufbau können die autonom-mobilen<br />

Cobots für verschiedene Anwendungsfälle<br />

optimiert werden. Derzeit arbeitet 4am<br />

an einer Umsetzung für ein konkretes Nutzungsszenario<br />

im Werk Dingolfing eines bayerischen<br />

Automobilherstellers. In dem Use Case geht es um<br />

die Entladung eines Regals, das mittels eines Routenzugs<br />

in die Produktion gebracht wird. Die angelieferten<br />

KLTs müssen dann in ein Karakuri-Regal<br />

eingelegt werden.<br />

Die Herausforderung dabei sind die engen Platzverhältnisse.<br />

Auf beiden Seiten sind die KLTs sehr<br />

eng platziert. Ein speziell für diese Anforderung<br />

entwickelter Greifer leistet hier Präzisionsarbeit.<br />

Mit einem Perception-Modul, das auch in den autonomen<br />

Routenzügen und Staplern eingesetzt<br />

wird, erkennt der Cobot die richtige KLT-Box und<br />

fädelt sie gekonnt in das Karakuri-Regal ein. ↓<br />

SCIO Automation GmbH<br />

https://www.scio-automation.com; Logimat ES43<br />

50 März 2024


_Materialfluss & Logistik<br />

Fahrerlose Transportsysteme und autonome mobile Roboter<br />

Logimat: Viel Neues rund<br />

um FTS und AMR<br />

Ob große starke oder kleine flinke Mobilroboter;<br />

ob Aufbauten oder Antriebe: Auf der Logimat<br />

gibt es einiges zu sehen in Sachen fahrerlose<br />

Transportsysteme (FTS) und autonome mobile Roboter (AMR).<br />

Kukas brandneue mobile Roboter-<br />

Plattform KMP 3000P kann Lasten<br />

bis zu drei Tonnen transportieren.<br />

Bild: Kuka<br />

Kuka bringt neben dem mobilen Roboter<br />

KMR iisy und der mobilen Plattform KMP<br />

1500P eine Weltneuheit mit auf die Logimat<br />

(Stand 6A17): Als Schwergewicht für die Intralogistik<br />

kann die KMP 3000P Lasten bis zu<br />

drei Tonnen transportieren. Neu bei der KMP<br />

3000P ist auch das induktive Ladeprinzip. Dadurch<br />

ist sie 24/7 einsatzbereit. Und aufgrund des<br />

omnidirektionalen Antriebs ist die Plattform auch<br />

auf engstem Raum flexibel. Der Standard VDA<br />

5050 sorgt für Kompatibilität.<br />

Bei Safelog (Stand 5C29) dagegen heißt es:<br />

schnell, leicht, kostengünstig. Der neue mobile<br />

Roboter XS1 soll den Warentransport in automatischen<br />

Kleinteilelagern (AKL) beschleunigen und<br />

so in Fulfillment-Centern durch seine Schnelligkeit<br />

die Transportzeiten zwischen Pickport und<br />

Packstation minimieren. Der mobile Roboter gehört<br />

mit bis 4 m/s in der geraden Ebene zu den<br />

schnellsten am Markt verfügbaren Goods-to-Person-Robotern.<br />

Da das Fahrwerk pendelnd gelagert<br />

ist, kann das XS1 auch Rampen mit einer<br />

Steigung von bis zu 17% befahren. Ein Differentialantrieb<br />

ermöglicht dem XS1 das Drehen auf der<br />

Stelle, auch auf schrägen Ebenen.<br />

ek robotics zeigt am Stand 6B05 auf 200 m² etwa<br />

den Transportroboter Vario Move und die 2-in-<br />

1-Transportplattform X Move, die AGV- und<br />

AMR-Konzepte kombiniert. Zudem stehen Materialfluss-Simulationen<br />

sowie das FTS-Analysetool<br />

SARA bei ek im Logimat-Fokus.<br />

Linde Material Handling (MH) zeigt in Halle 10<br />

(Stand B21 und B17) in einem Live-Szenario flexible<br />

und skalierbare Automatisierungslösungen mit<br />

fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Autonomen<br />

Mobilen Robotern (AMR). Das Linde MH<br />

Portfolio reicht von autonomen Plattformwagen<br />

wie dem Linde C-Matic und dem Linde C-Matic<br />

HP über automatisierte Hochhubwagen (Linde<br />

L-Matic) sowie Schlepper (Linde P-Matic) bis hin<br />

zu Schubmaststaplern (Linde R-Matic) und<br />

Schmalganggeräten (Linde K-Matic).<br />

Ein ausgeklügeltes System für den Materialtransport<br />

mit fahrerlosen Transportsystemen (FTS/<br />

AGV) präsentiert Item am Stand 5F51. Die Lösung<br />

besteht aus einem mobilen Transportgrundgestell<br />

sowie verschiedenen Aufbauten. Die<br />

Grundgestelle sind kompatibel mit den Systemen<br />

namhafter AGV-Hersteller. Über eine Standardschnittstelle<br />

können verschiedene Aufbauten mit<br />

den Gestellen verbunden werden.<br />

Highlight bei ebm-papst auf (Messestand 6F31)<br />

ist das kompakte Fahr-Lenk-System Argodrive.<br />

Hersteller von fahrerlosen Transportsystemen<br />

(AGV) und autonomen mobilen Robotern (AMR)<br />

können sich damit auf eine sichere, getestete und<br />

abgestimmte Antriebseinheit verlassen. In Kombination<br />

mit Antriebsreglern verschiedener Hersteller<br />

wird aus dem Fahr-Lenk-System Argodrive ein<br />

funktionierendes Antriebssystem, das die Flächenbeweglichkeit<br />

für fahrerlose Transportfahrzeuge<br />

ermöglicht.<br />

↓<br />

https://www.logimat-messe.de/<br />

Bild: Safelog<br />

Der neue Transportroboter<br />

XS1 von Safelog zählt<br />

zu den schnellsten<br />

Goods-to-Person-Robotern<br />

am Markt.<br />

März 2024 51


_Materialfluss & Logistik<br />

Von Hochregallager und Kran bis zur Robotik und mobilen Transportsystemen<br />

Smarte Verbindungen für<br />

die Intralogistik<br />

Digitalisierung und Automation benötigen smarte und flexible Verbindungslösungen<br />

– auch in der Intralogistik. Lapp bietet passend<br />

dafür ein umfangreiches Portfolio.<br />

sein, die in automatischen Kleinteilelagern<br />

selbstständig Lieferungen kommissionieren,<br />

oder automatische (De-)palettier-Anlagen.<br />

Selbstfahrende Transportsysteme fahren auf<br />

dem Werksgelände oder in Produktions- und<br />

Logistikbereichen.<br />

Lapp bietet ein umfassendes Portfolio für die Intralogistik:<br />

Für die wachsende Zahl an Robotern<br />

und Cobots gibt es die passenden Steuerkabel, beispielsweise<br />

die Etherline Robot PN. Ölflex Connect<br />

für Schleppkettensysteme gewährleisten eine<br />

zuverlässige Stromversorgung der Maschinen.<br />

Ebenso wichtig sind die Verbindungslösungen für<br />

Krane und Hebezeuge sowie für Förderanlagen<br />

oder automatisierte Lagersysteme.<br />

Modularität wird großgeschrieben<br />

Die Zukunft der Intralogistik<br />

ist maßgeblich<br />

durch Automatisierung<br />

geprägt.<br />

Automatisierung und Konnektivität sind<br />

auch in der Intralogistik prägend – etwa in<br />

Form von selbstfahrenden Fahrzeugen,<br />

Kommissionier-Robotern oder Künstlicher Intelligenzen,<br />

die Prozesse optimieren. Wichtige Trends<br />

sind dabei neben Dynamik vor allem Flexibilität<br />

und Skalierbarkeit, wie Alois Heimler, Strategic<br />

Marketing Manager Intralogistik & Automotive<br />

bei Lapp, berichtet: „Der Trend zu flexiblen und<br />

skalierbaren Intralogistiklösungen zeigt sich sowohl<br />

im klassischen Industrieumfeld als auch in<br />

Micro Fulfillment Centern im E-Commerce. Warentransport-<br />

und Lagerlösungen bei Automobilherstellern<br />

und deren Zulieferern müssen flexibel<br />

auf die Kundennachfrage angepasst werden können,<br />

wenn sich beispielsweise ein Produkt zum Erfolgsmodell<br />

entwickelt.“<br />

Zudem kommen ständig neue Technologien hinzu,<br />

die ebenfalls smarte und verlässliche Verbindungslösungen<br />

benötigen. Das können Roboter<br />

Bild: Lapp<br />

Gerade in der Intralogistik, wo viele Prozesse und<br />

Abläufe oft über längere Zeiträume hinweg festgeschrieben<br />

sind, gilt es aber, auch auf Flexibilität zu<br />

achten, so Alois Heimler. „Bei Intralogistik-Lösungen<br />

ist es wichtig, vor der Einführung von automatisierten<br />

Systemen die Anforderungen klar zu<br />

definieren und zu überlegen, wie man das System<br />

flexibel und agil aufbauen kann.“ Das Stichwort<br />

Modularität wird großgeschrieben, denn modulare<br />

Systeme erlauben es, sie schnell und unkompliziert<br />

zu erweitern oder an neue Gegebenheiten, etwa<br />

bei Veränderungen in der Nachfrage, kurzen<br />

Produktlebenszyklen, saisonalen Schwankungen<br />

oder kleinen Auflagen, anzupassen.<br />

Und was hat Skalierbarkeit mit der Zukunft der<br />

Intralogistik zu tun? „Sie ergibt sich, wenn wiederkehrende<br />

Prozesse automatisiert ablaufen“,<br />

sagt Alois Heimler. Für die Intralogistik bedeutet<br />

das, dass sich moderne Systeme und Anlagen flexibel<br />

an Veränderungen in der Betriebslast oder den<br />

Anforderungen anpassen müssen, ohne dabei an<br />

Effizienz oder Leistungsfähigkeit zu verlieren. ↓<br />

U.I. Lapp GmbH<br />

www.lapp.com/de/de; Logimat 3F60<br />

52 März 2024


_Inserentenverzeichnis<br />

_Impressum<br />

31<br />

Contexo GmbH, Winterbach<br />

45<br />

47<br />

Dahl Automation GmbH, Lüdenscheid<br />

Deutsche Messe AG, Hannover<br />

41<br />

Easyfairs GmbH Büro Stuttgart, Stuttgart<br />

2, 3<br />

17<br />

23<br />

33<br />

4<br />

60<br />

19<br />

43<br />

25<br />

15<br />

7<br />

21<br />

23<br />

39<br />

KNAPP Industry Solutions GmbH, AT-Dobl<br />

Knoll Maschinenbau GmbH, Bad Saulgau<br />

Lorch Schweißtechnik GmbH, Auenwald<br />

Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />

maxon motor GmbH, München<br />

Pilz GmbH & Co. KG, Ostfildern<br />

Roboception GmbH, München<br />

J.Schmalz GmbH, Glatten<br />

SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG, Bruchsal<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH Robotics, Bayreuth<br />

Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim<br />

WEISS GmbH, Buchen<br />

Yamaha Motor Europe N.V. Niederlassung Deutschland, Neuss<br />

ZORN Maschinenbau GmbH, Stockach<br />

ISSN 1863–401X<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Armin Barnitzke (ab),<br />

Phone +49 711 7594–425,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel,<br />

Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax +49 711 7594–1452,<br />

E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />

Layout: Anja Carolin Graf, Phone +49 711 7594–297<br />

Anzeigenleitung:<br />

(Verantwortlich für den Anzeigenteil):<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Stefanie Teichmann, Phone +49 711 7594–323<br />

Beilagenhinweis:<br />

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt folgender Firma bei:<br />

EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, München<br />

Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.<br />

Gerne können Sie die Beilage auch digital lesen unter<br />

www.automationspraxis.industrie.de/beilagenservice/<br />

Vorschau: Ausgabe 02/2024<br />

Bild: TenPixels/Stock.adobe.com<br />

Die digitale Transformation mit<br />

Themen wie IIoT und künstliche<br />

Intelligenz (KI) steht im Mittelpunkt<br />

der April-Ausgabe der <strong>Automationspraxis</strong><br />

passend zur Hannover<br />

Messe 2024. Dabei beleuchten<br />

wir in einer großen Branchen-Umfrage<br />

auch den Trend zu offenen<br />

Plattformen für Automation und<br />

Robotik. Die <strong>Automationspraxis</strong>-<br />

Ausgabe 2/2024 erscheint am 8.<br />

April 2024.<br />

Leserservice:<br />

<strong>Automationspraxis</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: 6 x im Jahr<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />

Bezugspreis jährlich 63,60 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />

(Ausland: 63,60 €); Einzelheft 10,65 € inkl. MwSt. und zzgl.<br />

Versandkosten. Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten<br />

Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement<br />

bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach<br />

Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils<br />

vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus<br />

technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />

Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />

The Court, Long Sutton, Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />

Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />

E-Mail: jsp@trademedia.info<br />

Druck:<br />

Konradin Druck,<br />

Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Printed in Germany<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

März 2024 53


_Macher der Automation<br />

Macher der Low-Cost-Robotik: Alexander Mühlens, Leiter Low Cost Automation, Igus GmbH<br />

„Der 1000-Euro-Roboter ist<br />

unser Entwicklungsziel“<br />

Wie Igus die Low-Cost-Robotik ausbaut, warum der Cobot Rebel ein Vorreiter ist<br />

und wie es beim Marktplatz RBTX weitergeht, verrät Alexander Mühlens, Leiter<br />

des Geschäftsbereichs Low Cost Automation bei Igus.<br />

Interview: Armin Barnitzke<br />

Bild: Igus<br />

Alexander Mühlens ist stolz auf seinen<br />

kostengünstigen Cobot Rebel, den es<br />

als Sechs-, als Fünf- und als Vierachser<br />

gibt: „Er ist letztes Jahr vierstellig<br />

eingesetzt worden, das ist fürs erste<br />

Jahr ein sehr guter Start.“<br />

54 März 2024


<strong>Automationspraxis</strong><br />

MACHER DER AUTOMATION<br />

exklusiv<br />

„Der Rebel ist definitiv unser Markenbotschafter:<br />

Er ist das Aushängeschild für kostengünstige<br />

Robotik aus Köln. Denn viele Menschen denken<br />

bei Robotern in erster Linie an Cobots bzw.<br />

Leichtbauroboter.“<br />

Alexander Mühlens, Igus<br />

AP: Wie kam Igus zur Low-Cost-Robotik?<br />

Mühlens: Nun, wir waren ja mit unseren Energieketten,<br />

Leitungen oder auch Linearführungen<br />

schon immer in der Robotik aktiv. Aber im Laufe<br />

der Zeit wurden von den Kunden nicht nur Einzelkomponenten<br />

nachgefragt, sondern auch komplette<br />

Low-Cost-Kinematiken. Gesagt, getan –<br />

und wir haben uns daran gemacht, komplette Roboter<br />

zu bauen – anfangs Linearroboter. Unser Fokus<br />

lag von Beginn an darauf, günstige und verlässliche<br />

Robotik zu bauen, die wir dann auch in<br />

unserer Produktion einsetzen können. Denn Roboter<br />

aus tribologisch optimierten Kunststoffen<br />

sind leicht und benötigen keine Schmiermittel. Gerade<br />

wenn keine hohen Lasten oder besondere<br />

Präzision gefordert ist, bieten sie die Chance zu einer<br />

kostensparenden Automatisierung: vom<br />

Pick&Place von Lebensmitteln über das Kleben<br />

von Bauteilen im Maschinenbau bis zum Greifen<br />

von Obst und Gemüse auf dem Feld.<br />

Mühlens: Wir sind Vollsortimenter bei Traglasten<br />

bis fünf Kilogramm. Unser Portfolio reicht von<br />

einzelnen Linearachsen, die man zu Mehrachs-<br />

Systemen kombinieren kann, über Portal-Roboter<br />

bis zu Delta-, Scara- oder Knickarm-Robotern.<br />

Zudem haben wir spezielle Kinematiken, etwa im<br />

Agrarbereich, um Erdbeeren zu pflücken oder im<br />

Medizinbereich für Blutanalysen – denn wir entwickeln<br />

auf Kundenwunsch gerne auch Sonderlösungen<br />

und das schon ab Stückzahl 1.<br />

AP: Ein echter Hingucker ist ja das neueste Familienmitglied,<br />

der kostengünstige Cobot Rebel.<br />

Ist der Rebel auch der Bestseller?<br />

Mühlens: Der Rebel ist definitiv unser Markenbotschafter,<br />

unser Aushängeschild für kostengünstige<br />

Robotik aus Köln. Denn viele Menschen denken<br />

bei Robotern in erster Linie an Cobots bzw.<br />

Auf dem Online-Marktplatz<br />

RBTX bietet Igus<br />

neben eigenen Robotern<br />

auch Roboter und Zubehör<br />

(Greifer, Kameras<br />

oder Sensoren) von über<br />

120 Drittherstellern an.<br />

Zudem beraten die<br />

RBTXperten die Kunden<br />

und gestalten gemeinsam<br />

Low-Cost-Robotik-<br />

Applikationen.<br />

AP: Einen Roboter komplett aus Kunststoff zu<br />

bauen, ist aber technisch bestimmt eine große<br />

Herausforderung…?<br />

Mühlens: Das stimmt. Daher sind wir schrittweise<br />

vorgegangen und haben zunächst Getriebe auf<br />

Kunststoffbasis entwickelt. Diese Kunststoff-Getriebe<br />

haben wir dann zum Beispiel Roboterherstellern<br />

und Maschinenbauern vorgestellt und erste<br />

Kunden haben sie dann eingesetzt. Kunden<br />

sprachen uns schließlich auf gesamte Roboter aus<br />

diesen Getrieben mit Steuerungen und Leistungselektronik<br />

an. Das ist auf sehr große Resonanz gestoßen.<br />

Und so haben wir das Portfolio dann<br />

Stück für Stück erweitert.<br />

AP: Was gehört inzwischen alles zum Low-<br />

Cost-Robotik-Portfolio bei Igus?<br />

Bild: Igus<br />

März 2024 55


_Macher der Automation<br />

Igus: Zwei Standbeine<br />

der Low Cost Automation<br />

Leichtbauroboter. Der Rebel ist letztes Jahr vierstellig<br />

eingesetzt worden, das ist fürs erste Jahr ein<br />

sehr guter Start. Aber ja: Von den im letzten Jahr<br />

knapp 15.000 verkauften Robotern entfällt aber<br />

das Gros auf Delta-Roboter oder Portal-Roboter.<br />

AP: Wie viele Varianten gibt es vom Rebel?<br />

Mühlens: Es gibt den Rebel als Sechs-, als Fünfund<br />

als Vierachser. Der Sechsachser trägt maximal<br />

2 kg, der Vierachser kann bis zu 4 kg heben. Und<br />

dann gibt es noch den kleineren Rebel KID ebenfalls<br />

als Sechs-, als Fünf- und als Vierachser. Preislich<br />

startet der Rebel bei 2100 Euro mit Steuerung<br />

und endet in der maximalen Ausbaustufe bei<br />

4790 Euro ohne zusätzlich anfallende Kosten.<br />

AP: Wo kommt der Rebel zum Einsatz?<br />

Mühlens: Aktuell sind das hauptsächlich Industrie-Anwendungen,<br />

zum Beispiel Pick&Place, Teileeinlegen<br />

in Spritzgussmaschinen oder die Kameraführung<br />

bei der Qualitätskontrolle. Wir haben<br />

aber auch viele Anwendungen in der Landwirtschaft,<br />

in Restaurants oder im Bereich Bildung<br />

und Universitäten.<br />

AP: Soll der Rebel noch günstiger werden? Igus<br />

Chef Frank Blase hat ja den 1000-Euro-Roboter<br />

als Ziel ausgegeben. Ist das realistisch?<br />

Mühlens: Ja, wir wollen den Rebel nochmal günstiger<br />

machen. Aktuell haben wir zwei, drei Bauteile<br />

aus Aluminium, die wir durch Kunststoff ersetzen<br />

wollen. Dafür testen wir verschiedene Materialmischungen,<br />

damit die Kunststoffe die Wärme<br />

im Roboter besser abtransportieren. Wenn wir die<br />

Metallteile durch Kunststoff ersetzen können,<br />

wird der Roboter weitere 1000 Euro günstiger.<br />

Damit kommen wir der 1000-Euro-Marke ein<br />

weiteres Stückchen näher. Denn der 1000-Euro-<br />

✔ Mit dem Geschäftsbereich Low Cost Automation LCA baut<br />

Igus eigene Roboter auf Kunststoffbasis: Von Linearachsen über<br />

Portal-Roboter bis zu Delta-Robotern, Scara-Robotern oder<br />

Knickarm-Robotern. Jüngstes Familienmitglied ist der Cobot Rebel,<br />

der für unter 5.000 Euro inklusive Steuerung erhältlich ist.<br />

✔ Mit der RBTX-Plattform betreibt zudem Igus einen Online-<br />

Marktplatz, auf dem man neben eigenen LCA-Robotern auch Roboter<br />

und Zubehör (etwa Greifer, Kameras und Sensoren) von<br />

über 120 Drittherstellern kaufen kann – mit garantierter Kompatibilität.<br />

RBTX ist aber nicht nur ein Online-Marktplatz à la Amazon,<br />

sondern bietet auch eine kostenlose Video-Beratung durch die<br />

RBTXperten inklusive Test-before-Invest-Service. Die <strong>Automationspraxis</strong><br />

unterstützt RBTX als Medienpartner.<br />

↓<br />

Roboter ist ein großes Entwicklungsziel für uns,<br />

weil dieser Preis zusätzliche Märkte erschließt.<br />

AP: Wir haben jetzt viel über die Robotik-Hardware<br />

gesprochen, die Softwareseite ist allerdings<br />

die andere Seite der Medaille. Wie ist Igus<br />

hier aufgestellt?<br />

Mühlens: Auch hier stand das Entwicklungsziel<br />

ganz oben: Unsere Roboter sollen nicht nur kostengünstig,<br />

sondern auch besonders leicht zu bedienen<br />

sein. Um unsere Idee von einfacher Usability<br />

umzusetzen, haben wir uns bei der Igus Robot<br />

Control an vertrauten Office-Programmen orientiert.<br />

Das Speichern von Dateien funktioniert ähnlich,<br />

wir haben die Tastenkombinationen angeglichen<br />

und der Editor zum Programmieren sieht aus<br />

wie bei gängiger Tabellenkalkulationssoftware.<br />

Herzstück der Software ist ein digitaler Zwilling.<br />

Anwender können am 3D-Modell mit wenigen<br />

Klicks Bewegungsbahnen festlegen, die der echte<br />

Roboter schließlich ausführt. Die Igus Robot<br />

Control ist übrigens kostenfrei für jeden zugänglich<br />

und bietet dem Kunden die Möglichkeit, sich<br />

vor dem Kauf von der Realisierbarkeit seiner Anwendung<br />

zu überzeugen.<br />

AP: Im Bereich der Softwareentwicklung tut<br />

sich aktuell viel bei Igus…<br />

Mühlens: Das stimmt, ein weiteres Beispiel ist der<br />

Machine Planner. Mit unserem Marktplatz RBTX<br />

beraten wir ja Kunden und gestalten gemeinsam<br />

komplette Low-Cost-Robotik-Applikationen.<br />

Hier ist der Wunsch nach einem Tool entstanden,<br />

mit dem sich die Angebote auf dem RBTX-Marktplatz<br />

einfach zu einer Gesamtlösung verknüpfen<br />

lassen. Mit dem Machine Planner auf RBTX kann<br />

man ohne CAD- und Konstruktionskenntnisse eine<br />

komplette Maschine erstellen, von der Robotik<br />

über Förderbänder bis hin zu Greifern und Safety-<br />

Systemen. In Echtzeit kalkuliert das Tool zudem<br />

Preis und Lieferzeit. Bei einer Bestellung erhält<br />

man dann eine Montageanleitung und die Bauteile<br />

zum Selbstaufbau mit einer CE-Erklärung oder<br />

bei Auswahl des Montageservices alles direkt aufgebaut.<br />

Wir wollen damit viele 12.000-Euro-<br />

Komplettlösungen entstehen lassen – von der Klebezelle<br />

bis hin zur Palettierung.<br />

AP: Apropos RBTX: Wie viele Projekte haben Sie<br />

schon begleitet?<br />

Mühlens: Wir haben 3000 Projekte beraten. Über<br />

500 Anwendungen davon lassen sich bei RBTX<br />

anschauen und nachbauen. Aktuell verdoppeln<br />

wir unsere Projekte von Jahr zu Jahr, weil Kunden<br />

verstärkt nach kompletten Lösungen suchen und<br />

nicht dem einzelnen Roboter. Aktuell haben wir in<br />

Deutschland rund 35 Beratungstermine pro Woche,<br />

weltweit sind es circa 100.<br />

AP: Und wer setzt die Anwendungen dann um?<br />

56 März 2024


_Macher der Automation<br />

Bild: Igus<br />

Der Rebel wird hauptsächlich<br />

in Industrie-Anwendungen<br />

eingesetzt,<br />

zum Beispiel fürs<br />

Pick&Place und Teileeinlegen<br />

oder zur Kameraführung.<br />

Es gibt aber<br />

auch viele Anwendungen<br />

in der Landwirtschaft, in<br />

Restaurants oder im Bereich<br />

Bildung.<br />

Mühlens: Zum einen können die Kunden die Applikation<br />

– mit unserer Unterstützung – im Do-ityourself<br />

selbst aufbauen. Das ist dann immer die<br />

kostengünstigste Variante. Zum anderen haben<br />

wir inzwischen über 250 Integratoren als Partner.<br />

Diese Integratoren können wir mit ihrem Knowhow<br />

zu Festpreisen anbieten, beispielsweise für Inbetriebnahmen<br />

oder Kameraintegrationen direkt<br />

vor Ort. Dann kann der Nutzer nicht nur für wenige<br />

tausend Euro die Komponenten für seine Roboterlösung<br />

bei uns kaufen, sondern zum Pauschalpreis<br />

auch Integration und Installation bestellen.<br />

Der Vorteil: Er bekommt seine Lösung<br />

zum Festpreis und hat nur einen Ansprechpartner.<br />

AP: Soll der RBTX-Online-Marktplatz weiter<br />

wachsen?<br />

Mühlens: Auf unserem RBTX-Marktplatz haben<br />

wir inzwischen über 120 Partner, Tendenz steigend.<br />

Inzwischen können wir das Komponentensortiment<br />

auf die vielen Anfragen anpassen und<br />

Hersteller entwickeln exklusive neue erschwingliche<br />

Produkte für den Marktplatz. RBTX hat zusätzlich<br />

einige eigene speziell erschwingliche Produkte<br />

gerade im Förderer-Bereich, beispielsweise<br />

Wendeltopfförderer oder Stufenförderer. Da die<br />

Anfragen nach mobiler Robotik zunehmen gibt es<br />

auch eine neue Kategorie mit AGVs. Zudem<br />

wächst die Zahl der fertigen Komplettlösungen.<br />

Pro Woche kommen rund zehn neue Lösungen auf<br />

die RBTX-Plattform.<br />

AP: Gibt es Pläne bei Igus, die hauseigene Low<br />

Cost Automation vom herstellerübergreifenden<br />

Marktplatz RBTX zu trennen?<br />

Mühlens: Etwa die Hälfte der auf RBTX verkauften<br />

Produkte sind bereits Non-Igus-Produkte.<br />

Und der Trend geht klar in Richtung Fremdprodukte.<br />

Die kostengünstigste Möglichkeit, die<br />

funktioniert, ist die richtige für den Anwender,<br />

egal von welchem Hersteller. Wir als Marktplatz<br />

sind herstellerunabhängig. Allerdings profitieren<br />

wir sehr von der Igus-Infrastruktur und den Synergien,<br />

weil wir beispielsweise auch bei Igus Automatisierungsprojekte<br />

beraten und umsetzen. Die<br />

daraus gelernten Anwendungen kommen dann<br />

wieder der RBTX-Community zugute.<br />

↓<br />

Igus GmbH<br />

www.igus.de; https://rbtx.com<br />

Übrigens: Wer die Low-Cost-Robotik von Igus<br />

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März 2024 57


_10 Fragen an<br />

10 Fragen an Michael Frieß, Vorstandsvorsitzender, Heitec AG<br />

„Bodenständig, bescheiden<br />

und hartnäckig“<br />

AP: Beschreiben Sie sich in drei Worten<br />

Frieß: Bodenständig, bescheiden, hartnäckig.<br />

AP: Meine Lebensweisheit/Maxime:<br />

Frieß: Alle sagten: „Das geht nicht!“ Dann kam<br />

einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.<br />

Also einfach auch mal TUN.<br />

AP: Haben Sie eine Leidenschaft?<br />

Frieß: Mehrere: Zeit mit der Familie, Sport (Joggen,<br />

Skifahren, Tanzen), Reisen, Heimwerken.<br />

AP: Haben Sie einen Spleen?<br />

Frieß: Ich nasche zuhause gerne in der Küche,<br />

noch bevor das Essen auf dem Tisch steht.<br />

AP: Wo haben Sie die besten Ideen?<br />

Frieß: Beim Joggen und beim Duschen.<br />

AP: Wie entspannen Sie nach einem langen<br />

Bürotag?<br />

Frieß: Beim Sport oder einem guten Film.<br />

AP: Worauf können Sie in Ihrem Alltag auf gar<br />

keinen Fall verzichten?<br />

Frieß: Handy und iPad sowie Obst für zwischendurch.<br />

AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche nie fehlen?<br />

Frieß: Das Ladegerät für Handy und iPad.<br />

AP: Was ist ihr Lieblingsessen und/oder Lieblingsgetränk?<br />

Frieß: Hefeknöpfle mit saurem Bohnengemüse.<br />

Seit Anfang 2023 ist Michael Frieß neuer Vorstandsvorsitzender der Heitec AG in<br />

Erlangen. Neben der Zeit mit seiner Familie zählen vor allem der Sport, aber auch<br />

Reisen und Heimwerken zu seinen Leidenschaften. Sein Lieblingsgericht ist bodenständig<br />

wie er selbst: Hefeknöpfle mit saurem Bohnengemüse.<br />

Bild: Heitec<br />

AP: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Wen<br />

wollten Sie schon immer mal treffen?<br />

Frieß: Tim Cook.<br />

Heitec AG<br />

www.heitec.de<br />

58 März 2024


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60 März 2024

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