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Dübener Wochenspiegel - Ausgabe 4 - Jahrgang 2024

Dübener Wochenspiegel - Ausgabe 4 - Jahrgang 2024 mit dem gewerblichen Sonderthema "Steuern & Recht"

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18<br />

HEIMATGESCHICHTE 28. Februar <strong>2024</strong><br />

<strong>Dübener</strong><br />

WOCHENSPIEGEL<br />

Heimatgeschichte<br />

Die neuen Kirchenglocken in Tiefensee<br />

(Tiefensee/Wsp). Die christlichen<br />

Dorfbewohner von Tiefensee hatten<br />

eine große Sorge: Das Fehlen der<br />

großen Kirchenglocke, die infolge Zerspringens<br />

für immer ihren metallenen<br />

Mund geschlossen hatte, ließ in der<br />

Kirchengemeine Tiefensee-Wellaune<br />

den Wunsch nach einem würdigen<br />

und baldigen Ersatz entstehen. Die<br />

kirchlichen Körperschaften hatten sich<br />

deshalb den Glockenberater des Konsistoriums,<br />

Musikdirektor Henkel aus<br />

Halle, kommen lassen, der den Vorschlag<br />

machte, ein vollständig neues,<br />

harmonisches Geläut in volltönenden<br />

Akkorden aufzuhängen.<br />

In der Kirchenvorstandsitzung wurden<br />

die eingeholten Kos tenanschläge geprüft.<br />

Das Angebot der Hofglockengießerei<br />

Franz Schilling und Söhne aus<br />

Apolda wurde dabei als am günstigsten<br />

befunden. Der anwesende Generalvertreter<br />

dieser Firma referierte über die<br />

Beschaffungskosten einer Glocke und<br />

alsdann über die eines neuen Geläutes.<br />

Schließlich wurde auf einstimmigen<br />

Beschluss ein neues Bronzegeläut mit<br />

moderner Läutevorrichtung, das heißt<br />

am gekröpften Joch, wodurch von jedem<br />

Kinde das Läuten spielend leicht<br />

gehandhabt werden kann, in Auftrag<br />

Heimatgeschichte<br />

Abhandengekommene Gegenstände in Pristäblich<br />

(Düben/Wsp). „Bei dem am 18. des<br />

Monats in Pristäblich stattgefundenen<br />

Brande sind von den aus dem Küsterschen<br />

Gute daselbst fortgeräumten<br />

Gegenständen ein neues Deckbett in<br />

rotgestreiftem Inlett, ein Unterbett<br />

in graugestreiftem Inlett, zwei rotgestreifte<br />

Überzüge, zwei Betttücher,<br />

sechs Stück Säcke, Hausleinwand,<br />

fünf Mannshemden, zwei Paar grauwollene<br />

und ein Paar weißwollene<br />

Strümpfe, eine eiserne Bratpfanne,<br />

ein Mähergurt mit Wetzstein und ein<br />

Tischbutterfass, sowie ein Feuerhaken<br />

abhandengekommen.<br />

Wir bitten um Mitteilung über den<br />

Verbleib dieser Sachen und warnen<br />

vor deren Ankauf oder widerrechtlicher<br />

Zurückbehaltung.“<br />

So die Mitteilung im <strong>Dübener</strong> Wochenblatt<br />

vom 30. Juli 1859. Es hat<br />

also ein großer Brand stattgefunden<br />

gegeben.<br />

Am 25. Mai 1930 war es dann soweit:<br />

Die Gemeinde Tiefensee erhielt ihre<br />

zwei neuen Glocken. Die eine Glocke<br />

war ja zersprungen und die andere<br />

Glocke hatte die Gemeinde schon im<br />

Ersten Weltkrieg abgeben müssen. Feierlich<br />

wurden die neuen Glocken an der<br />

Grenze der Gemarkung von den kirchlichen<br />

Körperschaften, dem Patron und<br />

dem stellvertretenden Pfarrer sowie<br />

den Schulkindern begrüßt und dann im<br />

und natürlich half jeder so gut er<br />

konnte. Aber es war auch oft der<br />

Fall, dass das gerettete Hab und Gut<br />

dann gleich ins eigene Haus gebracht<br />

wurde, ohne es freiwillig wieder den<br />

Brandopfern zurückzugeben. Deshalb<br />

erschienen regelmäßig Anzeigen,<br />

welche vor dem Ankauf warnten.<br />

Der Pfarrer von Pristäblich bat<br />

deshalb um Hilfe für die Opfer und<br />

lies Folgendes veröffentlichen: „Ich<br />

bin mehrfach gefragt worden, wie es<br />

komme, dass nicht auch im <strong>Dübener</strong><br />

Wochenblatte eine Aufforderung zur<br />

Unterstützung der Abgebrannten in<br />

Pristäblich ergangen sei. Ich hole<br />

das Versäumte hiermit nach, indem<br />

ich Namens des hiesigen Unterstützungs-Comités<br />

die freundliche<br />

Bitte an die Bewohner Dübens und<br />

der Umgegend noch insbesondere<br />

richte, doch auch des benachbarten,<br />

Ihre Medien in der <strong>Dübener</strong> Heide<br />

: Die Heide-Zeitung : heimatverbunden : informativ : kritisch :<br />

<strong>Dübener</strong><br />

www.duebener-wochenspiegel.de<br />

WOCHENSPIEGEL<br />

Heimatzeitung für Bad Düben<br />

und Umgebung<br />

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Die Tiefenseer Kirche mit dem Kriegerdenkmal in den 1930er Jahren<br />

Foto: Archiv Fritzsche<br />

Hänicher<br />

heimatverbunden l informativ kritischBote<br />

l<br />

Bote<br />

Heimatzeitung für Gräfenhainichen<br />

und Umgebung<br />

Zuge ins Dorf zur Kirche geleitet. Die<br />

Bevölkerung nahm regen Anteil, vor<br />

allen Häusern standen Gruppen von<br />

Menschen, um die neuen Glocken zu<br />

sehen. Mit einer kurzen Feier an der<br />

Kirchentür schloss der festliche Akt.<br />

Dann, am Himmelfahrtstag, hatten sich<br />

zahlreiche Mitglieder der Gemeinden<br />

Tiefensee-Wellaune im feierlich mit<br />

zartem Maiengrün geschmückten Gotteshaus<br />

zu frommer Weiheandacht versammelt.<br />

Nachdem ein begrüßendes<br />

in so vielfältiger Beziehung zu Düben<br />

stehenden Pristäblich in tätiger<br />

Liebe eingedenk sein zu wollen.<br />

Möge diese Bitte, die von mir gewiss<br />

nicht ausgesprochen würde,<br />

wenn‘s nicht Not täte, zugleich zur<br />

Berichtigung der oft gehörten irrigen<br />

Behauptung dienen, dass Pristäblich<br />

wohlhabend genug sei und dass seine<br />

Abgebrannten deshalb fremde Hülfe<br />

nicht bedürften. Wohl hat Pristäblich<br />

selbst schon viel getan und wird auch<br />

gewiss noch mehr tun, um seinen verunglückten<br />

Mitbrüdern durch diese<br />

Zeit der Bedrängnis hindurch zu<br />

helfen; allein der Verlust derselben<br />

ist, da keiner seine Habe versichert<br />

hatte, zu bedeutend gewesen, als dass<br />

sie ohne nachhaltige fremde Hülfe<br />

sich sobald wieder von demselben<br />

erholen könnten.<br />

Möge daher meine Bitte recht viele<br />

offene Ohren und willige Herzen<br />

finden. – Die Expedition des Blattes<br />

und Herr Getreidehändler Wagner<br />

in Düben haben sich zur Entgegennahme<br />

etwaiger Gaben bereit erklärt.<br />

Pristäblich, den 30. August 1859 –<br />

Pastor Straßberger“<br />

Für die Abgebrannten in Pristäblich<br />

waren im Ganzen bis zum 13. Dezember<br />

1859 folgende Gaben eingegangen:<br />

Loblied aus Kindermund ausgeklungen<br />

war, ging Oberpfarrer Grohmann<br />

(Düben) in seiner Ansprache auf die<br />

stilvollen Ornamente ein, die als rankende<br />

Weinrebe mit satten Früchten<br />

den Helm der neuen Glocken krönen.<br />

So lag seinen Ausführungen als Leitmotiv<br />

das Wort zu Grunde: „Ich bin<br />

der Weinstock und Ihr seid die Reben.“<br />

Nichts Stimmungsvolleres konnte es<br />

geben, als jene ersten Glockenklänge,<br />

die sich nach vollzogener Weihe über<br />

die schöne heimatliche Frühlingslandschaft<br />

schwangen. Während ihr<br />

metallener Mund wieder verstummte,<br />

überbrachte Rittmeister Engel als<br />

Patron im Namen der Gemeinde den<br />

ersten Gruß, indem er darauf hinwies,<br />

dass nichts mit dem menschlichen<br />

Leben mehr verwachsen sei, als das<br />

Glockengeläute. Mit ihrem Schwunge<br />

begleitet es des Lebens wechselvolles<br />

Spiel. Möge die ins Erz der Glocke<br />

gegrabenen Worte uns alle jederzeit<br />

zu wahrer Christenpflicht erinnern:<br />

„Zum Dank ruf ich an frohen Tagen!<br />

Ich stimme ein in Eure Klagen! Wer<br />

Gott vertraut, wird nie verzagen!“<br />

Früher waren dies noch wichtige Dinge<br />

im Leben der Dorfgemeinschaft.<br />

Lutz Fritzsche<br />

Von Herrn Pastor Dr. Ahner in Hohenleine<br />

1 Taler, von der Gemeinde<br />

Beuthen 15 Taler, von der Gemeinde<br />

Hohenprießnitz 1 Taler; dazu kam<br />

noch reichlich Roggen, Hafer und<br />

Stroh. Von der Gemeinde Oberglaucha<br />

kam Roggen, 42 Bund Stroh und<br />

21 Bund Heu; von der Gemeinde Selben<br />

über 4 Taler; von der Gemeinde<br />

Mensdorf (heute zu Mörtitz) mehr als<br />

2 Taler, dazu Roggen und Stroh; von<br />

der Gemeinde Mörtitz kamen sogar<br />

10 Taler 22 Silbergroschen und 6<br />

Pfennige und noch Roggen und Stroh;<br />

von dem Seifensiedermeister Herrn<br />

Henze in Düben 54 Bund Stroh. Auch<br />

die Gemeinden Lehelitz und Doberschütz<br />

gaben was möglich war. Der<br />

Herrn Pastor Böhme aus Niederglaucha<br />

gab 1 Taler; von der Gemeinde<br />

Niederglaucha 2 Taler und Roggen;<br />

von der Gemeinde Authausen 10<br />

Taler; von der Gemeinde Görschlitz<br />

Roggen, Hafer, Heu und Stroh.<br />

Wofür den edlen Gebern Namens<br />

der Abgebrannten hierdurch herzlich<br />

gedankt wird.<br />

So vermeldete es jedenfalls das Unterstützungs-Comité<br />

daselbst. Auch<br />

darauf konnten sich unsere Vorfahren<br />

verlassen. In der größten Not war<br />

auch immer Hilfe da.<br />

Lutz Fritzsche

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