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gab März 2024

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12 RHEIN-MAIN NECKAR<br />

GESCHICHTE<br />

GEDENKKULTUR in Rheinland-Pfalz<br />

FOTO: SUZY HAZELWOOD, PEXELS.COM<br />

Über die Zukunft der Erinnerungsund<br />

Gedenkkultur für die Opfer<br />

des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz<br />

äußern verschiedene<br />

Verfolgtenvereine Bedenken.<br />

Ein Kritikpunkt: Die momentane Erinnerungskultur<br />

konzentriere sich ausschließlich<br />

auf das Gedenken von NS-Opfern,<br />

nicht aber auf die Nachkriegszeit. Da sei zu<br />

kurz gedacht, denn in der Nachkriegszeit<br />

setzte sich für viele Opfergruppen die Verfolgung<br />

fort, da viele ehemalige NS-Personen<br />

in Justiz, Verwaltung und Gesellschaft<br />

weiterhin in ihren Ämtern tätig waren.<br />

„Es <strong>gab</strong> keine Stunde Null“, sagt Joachim<br />

Schulte, Sprecher von QueerNet RLP, dem<br />

Netzwerk queerer Vereine und Initiativen<br />

in Rheinland-Pfalz, im Rahmen einer<br />

Diskussionsrunde am 24. Januar in der<br />

Synagoge Trier. „Wir stellen eine Kontinuität<br />

der Verfolgung in der Bundesrepublik<br />

fest. Bei queeren Menschen nach §175 in<br />

der von der NS-Diktatur verschärften Fassung<br />

– teilweise verurteilt von denselben<br />

Richtern“. Von daher sei auch die Behauptung,<br />

dass die Zeitzeug*innen aussterben,<br />

falsch. „Verfolgtenverbände kennen die<br />

Kontinuität“, erklärt Schulte.<br />

Mit Sorge beobachte man außerdem die<br />

Entwicklung, dass Vertretungen der Verfolgtenorganisationen<br />

von den Initiativen,<br />

die sich der Gedenk- und Erinnerungskultur<br />

widmen, ausgeschlossen werden.<br />

Beispiele gäbe es viele: Zum Beispiel bei<br />

der offiziellen Gedenkstätte der Landeshauptstadt<br />

Mainz, dem „Haus des<br />

Erinnerns für Demokratie und Akzeptanz“,<br />

in dessen Entscheidungsgremium außer<br />

Vertretern der jüdischen Gemeinde seit<br />

fünf Jahren keine Abordnungen anderer<br />

Opfergruppenvereine vertreten sind und<br />

trotz entsprechenden Anfragen und Anträgen<br />

auch regelmäßig abgelehnt werden.<br />

Die Exklusion stelle „die Glaubwürdigkeit<br />

jedes erinnerungspolitischen Engagements<br />

in Frage“, kritisiert QueerNet RLP in einer<br />

Mitteilung vom Dezember 2023.<br />

Es könne keine Gedenk- und Erinnerungskultur<br />

ohne die strukturelle Beteiligung<br />

der Verfolgtenorganisationen<br />

geben, so QueerNet in der Mitteilung. „Wir<br />

sehen die Wiederholung der Situation der<br />

1980er Jahre, wo die Stimmen der nichtjüdischen<br />

Verfolgten nicht sichtbar waren,<br />

verschwiegen wurden und erst durch die<br />

Organisation der Sinti und Roma oder<br />

queerer Organisationen in öffentlichkeitswirksamen<br />

Aktionen Aufmerksamkeit<br />

erlangten“.<br />

Zusammen mit anderen Verfolgtenorganisationen<br />

setzt QueerNet RLP sich<br />

dafür ein, dass alle Stimmen Gehör finden<br />

sollen. „Der Schritt in die Öffentlichkeit zu<br />

gehen und auch aus der ‚Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Gedenken und Erinnern‘<br />

auszutreten, ist dem geschuldet, dass<br />

etliche Gespräche, die wir bereits geführt<br />

haben und zu denen wir auch in Zukunft<br />

bereit sind, bislang ins Leere liefen“, so<br />

Joachim Schulte und Diana Gläßer von<br />

QueerNet RLP. „Wir wünschen uns einen<br />

Dialog auf Augenhöhe, bei dem der Bedarf<br />

einer gleichberechtigten Beteiligung von<br />

Verfolgtenorganisationen in den Strukturen<br />

der Erinnerungskultur erkannt und<br />

gemeinsam umgesetzt werden“. *bjö<br />

Wer sich zum Thema „Queere Erinnerungs-<br />

und Gedenkkultur“ vernetzen<br />

möchte, kann sich an Joachim Schulte<br />

von QueerNet RLP wenden; auch<br />

Initiativen oder Personen aus anderen<br />

Bundesländern sind zwecks gegenseitigen<br />

Austauschs herzlich willkommen,<br />

Kontakt über queernet-rlp.de<br />

FOTO: KYLE KARBOWSKI, PEXELS.COM<br />

VORTRAG<br />

Männer und GESUNDHEIT<br />

Beim Infoabend der AIDS-Hilfe Mainz in der Mainzer Bar jeder Sicht stehen<br />

Männer im Mittelpunkt. Wer sich schon öfters gefragt hat, was er als Mann tun<br />

kann, um gesund und fit zu bleiben, bekommt hier alle Infos zu Themen wie<br />

Testosteron-Spiegel, Vorsorgeuntersuchungen und natürlich auch zu sexueller<br />

Gesundheit. Es referieren der Berliner Arzt und Gesundheitswissenschaftler<br />

Armin Schafberger und HIV-Expertin Annette Piecha. *bjö<br />

6.3., Bar jeder Sicht, Hintere Bleiche 29, Mainz, 19 Uhr, www.aidshilfemainz.de

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