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6 frankfurt<br />
GEFLÜCHTETENHILFE<br />
RAINBOW<br />
REFUGEES<br />
mit eigenem Zentrum<br />
FOTO: HMSI<br />
Im Herbst 2015 noch als private<br />
Initiative zur Unterstützung queerer<br />
Geflüchteter gegründet hat sich der<br />
Verein Rainbow Refugees inzwischen als<br />
wichtigste Anlaufstelle für LSBTIQ*-Geflüchtete<br />
in Hessen etabliert.<br />
Knud Wechterstein mit dem inzwischen ehemaligen hessischen Minister Kai Klose.<br />
Im Herbst 2015 noch als private Initiative<br />
zur Unterstützung queerer Geflüchteter<br />
gegründet hat sich der Verein Rainbow<br />
Refugees inzwischen als wichtigste Anlaufstelle<br />
für LSBTIQ*-Geflüchtete in<br />
Hessen etabliert. Neben Beratung, Hilfe bei<br />
Bürokratie, rechtlichem Beistand im Asylverfahren<br />
oder Wohnungs- und Arbeitssuche<br />
kümmert man sich hier auch um die<br />
soziale Vernetzung der Geflüchteten. Seit<br />
2018 unterstützen die Hessischen AIDS-<br />
Hilfen das Projekt: Bei der AHF wurde ein<br />
Büro- und Beratungsraum zur Verfügung<br />
gestellt, die AHF betreibt das Safe House<br />
„La Villa“, das über die Landesgrenzen<br />
hinaus als vorbildlich gilt, und der „Rainbow<br />
Refugee Support“ wird zum geförderten<br />
Projekt der Hessischen AIDS-Hilfe. Ende<br />
Februar dieses Jahres wurde schließlich<br />
das „Beratungs- und Informationszentrum<br />
für queere Geflüchtete“ eingeweiht, in dem<br />
die vier zentralen Hilfsangebote – der Rainbow<br />
Refugee Support, das Projekt I*A für<br />
Integration und Arbeit, die Rechtsberatung<br />
sowie die „La Villa“-Verwaltung – nun ein<br />
gemeinsames Zuhause gefunden haben.<br />
Eine Person ist mit dem Erfolg der Rainbow<br />
Refugees unzertrennlich verbunden: Knud<br />
Wechterstein, der 2015 die Initiative mitbegründete,<br />
seit 2018 dafür hauptamtlich<br />
tätig ist und heute als einer der führenden<br />
Experten in LSBTIQ*-Angelegenheiten in<br />
Hessen gilt. Für sein Engagement hat die<br />
Hessische Landesregierung Knud Wechterstein<br />
im Dezember mit der Auszeichnung<br />
„Menschen des Respekts“ bedacht:<br />
„Seit inzwischen mehr als acht Jahren<br />
setzt sich Knud Wechterstein besonders<br />
dafür ein, dass queere Geflüchtete in<br />
Hessen Sicherheit, Anerkennung und eine<br />
Heimat finden“, heißt es in der Laudatio<br />
des damaligen hessischen Sozial- und Integrationsministers<br />
Kai Klose. „Mit Unterstützung<br />
der hessischen AIDS-Hilfen hat<br />
er wesentlich dazu beigetragen, dass der<br />
Rainbow Refugee Support zu einem verlässlichen<br />
und nicht mehr wegzudenkenden<br />
Partner der Landesregierung geworden<br />
ist“. Mit der Auszeichnung „Menschen des<br />
Respekts“ würdigt die Hessische Landesregierung<br />
in ihrer Kampagne „Hessen lebt<br />
Respekt“ den besonderen Einsatz von<br />
ehrenamtlich Tätigen. In Hessen sind das<br />
rund 2,5 Millionen Menschen. *bjö<br />
Beratungs- und Informationszentrum für<br />
queere Geflüchtete, Wielandstr. 10 – 12,<br />
Frankfurt, www.frankfurt-aidshilfe.de/<br />
de/rainbow-refugee-support-ahf<br />
KOLUMNE<br />
FOTO: HANS LECHNER<br />
Vanessa P.<br />
Ohne Punkt<br />
und Komma<br />
Vater, Mutter, Kind – oder was?<br />
Natürlich ist die häufigste Familienkonstellation<br />
die mit Vater, Mutter und Kind. Aber<br />
auch queere Menschen haben das Bedürfnis,<br />
Eltern und Großeltern zu werden.<br />
Mittlerweile gibt es auch Möglichkeiten das<br />
umzusetzen. Es hat sich einiges getan, und<br />
Familien aller Couleur, von Patchwork bis Regenbogenfamilien<br />
und viele mehr sind längst<br />
Realität in unserer Gesellschaft. Kinder mit<br />
zwei Mamas oder zwei Papas sind heute in<br />
fast jedem Kindergarten und in jeder Schule<br />
anzutreffen. In den letzten Jahren wurde<br />
viel für die Akzeptanz und Gleichstellung<br />
von LSBTIQ* erreicht – aber wie sieht es aus<br />
mit der Akzeptanz und Gleichstellung der<br />
Regenbogenfamilien in der Gesellschaft? Ist<br />
die Bevölkerung bereit, eine nicht genormte<br />
Familie im Gesellschaftsbild aufzunehmen?<br />
Fakt ist, dass Regenbogenfamilien immer<br />
noch mit Vorurteilen und bürokratische<br />
Hürden zu kämpfen haben. Häufig wird bei<br />
queeren Eltern das Kindeswohl in Frage<br />
gestellt. Meiner Meinung nach ist es wichtig,<br />
dass das Kind glücklich ist, unabhängig<br />
von der Geschlechtsidentität der Eltern.<br />
Und Hetero-Eltern sind auch nicht automatisch<br />
immer die „besseren“ Eltern! Die<br />
Behauptung, bei zwei schwulen Männern<br />
sei es wahrscheinlich, dass das Kind schwul<br />
werden könnte, ist an Schwachsinn kaum<br />
noch zu überbieten. Da könnte ich wahnsinnig<br />
werden!<br />
Dazu kommt, dass Adoptionen bei gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren mit aufwändigerer<br />
Bürokratie verbunden sind. Bekommt ein<br />
lesbisches Paar ein Kind, ist nur die Frau, die<br />
das Kind geboren hat, rechtlich die Mutter;<br />
ihre Partnerin muss das Kind erst umständlich<br />
adoptieren. Für mich bedeutet Familie, dass<br />
Menschen zusammenleben, ihren Alltag gemeinsam<br />
erleben und gestalten und gegenseitig<br />
Verantwortung übernehmen. Deutschland,<br />
Deutschland, du mit deiner Bürokratie.<br />
Tja, nobody is perfect, darlings!