2024/03 | Unternehmen | März 2024 | Ausgabe 91
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Bessere Ausstattung, kleinere Klassen und Freiräume für pädagogische Konzepte gehören zu den Vorteilen der privaten Schulen.<br />
FOTO: © VON GORODENKOFF /ADOBE.STOCK.COM<br />
Der Boom der Privaten<br />
Schulen Bildung ist in Deutschland kostenlos. Trotzdem schicken immer mehr Eltern ihre<br />
Kinder auf kostenpflichtige Schulen in privater Trägerschaft. Eine Mutter und ein<br />
Sozialwissenschaftler schildern ihre Sicht der Dinge.<br />
Kleine Klassenteiler und<br />
oft eine bessere, moderne<br />
Ausstattung: Privatschulen<br />
versprechen<br />
beste Bildungschancen<br />
und Zeit, um auf Schülerinnen<br />
und Schüler einzugehen. Zuletzt<br />
legten die Bildungseinrichtungen<br />
in freier Trägerschaft eine<br />
Wachstumskurve hin. Ihre Zahl<br />
hat sich in den vergangenen 20<br />
Jahren deutschlandweit fast verdoppelt.<br />
Im Südwesten gingen im<br />
Schuljahr 2021/22 dem Statistischen<br />
Landesamt zufolge knapp<br />
111 000 Kinder und Jugendliche<br />
auf private allgemeinbildende<br />
Schulen. Doch warum greifen<br />
Eltern immer häufiger lieber ins<br />
Portemonnaie und bezahlen<br />
Schulgeld, statt ihr Kind auf eine<br />
öffentliche Schule zu schicken?<br />
Petra Vecchio kennt beide Seiten.<br />
Die vierfache Mutter ist für<br />
freie Schulen Mitglied des Landeselternbeirats.<br />
Zwei ihrer Kinder<br />
besuchten öffentliche Schulen,<br />
zwei eine Privatschule.<br />
Rückblickend<br />
hätte ich meine<br />
Töchter auch auf<br />
eine Privatschule<br />
geschickt<br />
Petra Vecchio<br />
Mitglied des Landeselternbeirats<br />
„Rückblickend hätte ich meine<br />
anderen Töchter auch lieber auf<br />
eine Privatschule geschickt“,<br />
sagt sie. Vecchio und ihrem<br />
Mann sei bei der Entscheidung,<br />
ihren Sohn eine Privatschule besuchen<br />
zu lassen, wichtig gewesen,<br />
dass Lernen dort anders gedacht<br />
werde. Kleinere Klassen,<br />
die Digitalisierung und Freiräume<br />
für bestimmte pädagogische<br />
Konzepte hätten sie überzeugt.<br />
Innovative Konzepte<br />
Ähnlich argumentiert die Arbeitsgemeinschaft<br />
freier Schulen<br />
in Baden-Württemberg<br />
(AGFS) „Privatschulen bieten<br />
ein vielfältiges Angebot weltanschaulicher<br />
und pädagogischer<br />
Schulkonzepte“, erklärt eine<br />
Sprecherin. „Oftmals sind Freie<br />
Schulträger Wegbereiter<br />
innovativer Schulkonzepte.“<br />
Was die Eltern sich den Schulbesuch<br />
durchschnittlich kosten<br />
lassen, könne die AGFS nicht seriös<br />
sagen. Die Spanne des<br />
Schulgeldes sei breit. Kinder an<br />
Privatschulen erzielen zudem<br />
oft bessere Ergebnisse bei<br />
Schulleistungsstudien wie den<br />
IQB-Bildungstrends als Kinder<br />
an öffentlichen Schulden.<br />
Doch Marcel Helbig weist bei<br />
diesem Thema auf eine dünne<br />
Studienlage in Deutschland hin.<br />
Der Sozialwissenschaftler beschäftigt<br />
sich schwerpunktmäßig<br />
mit Bildungssoziologie und<br />
Schulpolitik in Deutschland. Er<br />
sagt: „Nach allem, was wir wissen,<br />
starten Kinder an Privatschulen<br />
bereits beim Schulstart<br />
mit höheren Kompetenzen zum<br />
Beispiel in Mathematik und dem<br />
Leseverständnis, weil sie aus sozial<br />
privilegierteren Verhältnissen<br />
kommen.“<br />
Im Schulverlauf entwickelten<br />
sich Kompetenzen von Privat-