2024/03 | Unternehmen | März 2024 | Ausgabe 91
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8<br />
FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Anschubhilfe für neue Ideen<br />
ILLUSTRATION: © IRSTONE /ADOBE.STOCK.COM<br />
und Größe kann ein <strong>Unternehmen</strong><br />
auch seinen Geschäftsbereich diversifizieren.“<br />
Es ist fraglich, ob<br />
bei Verlagerungen<br />
momentane<br />
Kostenvorteile von<br />
Dauer sind.<br />
Das Landeswirtschaftsministerium unterstützt Mittelständler beim Thema Innovation.<br />
Das Ministerium für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Tourismus<br />
Baden-Württemberg hat das<br />
Förderprogramm „Innovationsgutscheine<br />
für kleine und<br />
mittlere <strong>Unternehmen</strong>“ überarbeitet.<br />
Im Rahmen einer Restrukturierung<br />
wurden fünf<br />
Varianten auf insgesamt drei<br />
Zur Wahrheit gehört aber auch: Investitionen<br />
kosten Geld – und trotz<br />
hoher Eigenkapitalpolster, über die<br />
Familienunternehmen traditionell<br />
verfügen, ist dabei eine Finanzierung<br />
allein von innen heraus oftnicht<br />
möglich. „Der Gesellschafterkreis<br />
muss daher bei der Konzeption<br />
einer Strategie zwingend mit ins<br />
Boot geholt werden“, sagt Nickel.<br />
Die Eigentümer müssen eventuell<br />
darauf eingeschworen werden,<br />
neue Eigenmittel einzuzahlen. Zumindest<br />
müssen sie darauf eingestimmt<br />
werden, dass Ausschüttungen<br />
in den kommenden fünf bis zehn<br />
Jahren geringer ausfallen könnten,<br />
weil eine höhere Zinslast bei einer<br />
Finanzierung über Fremdkapital auf<br />
die Gewinne drückt. „Daher muss<br />
am Anfang Konsens im Eigentümerkreis<br />
bestehen, damit es dort nicht<br />
später zu Unruhe und Konflikten<br />
kommt“, warnt Nickel.<br />
Innovationsgutscheine zusammengeführt,<br />
wobei das<br />
bisherige Förderspektrum erhalten<br />
geblieben ist. Anträge<br />
dazu können bei der L-Bank<br />
gestellt werden, deren Experten<br />
auch bei Fragen zu den<br />
Förderbedingungen und zur<br />
Antragsstellung zur Verfügung<br />
Zur Person<br />
Marcus Nickel ist<br />
Standortleiter Stuttgart<br />
von PwC. Der<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater<br />
lebt seit über 20<br />
Jahren in der Region<br />
Stuttgart und ist für<br />
die Prüfung und Beratung<br />
von <strong>Unternehmen</strong><br />
aus unterschiedlichen<br />
Branchen<br />
verantwortlich.<br />
stehen (wm.baden-wuerttemberg.de/de/innovation/innovationsgutscheine).<br />
Anlaufadressen<br />
sind auch die regionalen<br />
IHKs die zusammen mit<br />
der Innovationsallianz (www.<br />
innbw.de) regelmäßig Projekte<br />
und Veranstaltungen organisieren.<br />
Dabei hilft eine klar festgelegte<br />
Family Governance, die Spielregeln<br />
für den innerfamiliären Umgang<br />
festlegt. Überzeugungsarbeit lässt<br />
sich außerdem mit einer klar formulierten<br />
Nachhaltigkeitsstrategie und<br />
Investmentszenarien leisten – angefangen<br />
vom Extremfall einer möglichen<br />
Insolvenz, wenn die Dinge weiter<br />
so laufen wie bisher, bis hin zu<br />
expansiven Investitionsplänen.<br />
Auch für Stiftungsgeschäftsführer<br />
Heidbreder sind die <strong>Unternehmen</strong><br />
gefordert, ihre Hausaufgaben<br />
zu machen und möglichen Krisenszenarien<br />
zu analysieren. „An oberster<br />
Stelle steht dabei, dass zu jedem<br />
Zeitpunkt die Handlungsfähigkeit<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s sichergestellt<br />
werden muss – etwa das Backup-<br />
Systeme bereitstehen für den Fall,<br />
dass es zu dauerhaften Lieferantenausfällen<br />
oder einer Cyber-Attacke<br />
kommt“, mahnt er. „Je nach Branche<br />
Marcus Nickel<br />
Standortleiter PwC Stuttgart<br />
Über Teilverkäufe nachdenken<br />
Nach Ansicht von Berater Nickel<br />
kann Diversifikation auch einmal<br />
bedeuten, sich zu fokussieren und<br />
über Teilverkäufe nachzudenken.<br />
Das ist häufig vor allem dann praktikabel,<br />
wenn unmittelbarer Handlungsbedarf<br />
besteht, ohne dass frisches<br />
Kapital zu Verfügung steht.<br />
„Zum Beispiel kann sich das <strong>Unternehmen</strong><br />
aus Märkten zurückziehen<br />
oder von einzelnen Sparten und<br />
Produktgruppen trennen und die Erlöse<br />
in neue Geschäftsmodelle investieren“,<br />
erläutert<br />
er. Skeptisch<br />
ist er<br />
hingegen<br />
bei Betriebsverlagerungen<br />
ins<br />
Ausland. „Zum einen sind das keine<br />
kurzfristigen Lösungen, weil das immer<br />
Zeit braucht. Zum zweiten ist<br />
es fraglich, ob momentane Kostenvorteile<br />
von Dauer sind“, sagt er.<br />
„Und zum Dritten stelle ich immer<br />
wieder fest, dass technologische Innovation<br />
sehr stark vom vorhandenen<br />
Know-how eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
abhängig ist. Allerdings sind<br />
Innovations-Hubs in großen Märkten<br />
durchaus sinnvoll, die lokale Dynamiken<br />
und Besonderheiten aufgreifen<br />
und in die zentralen Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilungen<br />
zurückspielen“, sagt Nickel.<br />
Was aber, wenn es vor dem Hintergrund<br />
hoher Investitionen und<br />
unsicherer Zukunftsaussichten einzelne<br />
Gesellschafter vorziehen, auszusteigen?<br />
„Dann gilt es, nach neuen<br />
Geldgebern zu suchen oder über<br />
Kooperationen nachzudenken“, sagt<br />
Nickel. „Im Ergebnis kann solch eine<br />
Entwicklung auch dabei helfen, die<br />
Firma neu und zukunftsfest aufzustellen.“<br />
[!] Thomas Luther