Hamburg Woman 1-2024
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FASHION<br />
„Ich wünsche mir, dass<br />
sich meine Kundinnen in<br />
meinen Designs stark und<br />
selbstbewusst fühlen.“<br />
Die Arbeit als Designerin<br />
inkludiert mehr als bloßes<br />
Skizzieren und Anfertigen.<br />
Fotos: Olivia Lehmann (4)<br />
Die Kollektion LAGOM<br />
erinnert in ihrer Klarheit<br />
und Raffinesse an das<br />
skandinavische Lebensgefühl:<br />
die Balance im<br />
Kleinen und Großen. Nicht<br />
zu viel und nicht zu wenig.<br />
Und das mit Erfolg. Du scheinst bereits<br />
eine ganz klare Linie zu haben. Wie<br />
entwickelte sich deine Designsprache?<br />
Als Kind bin ich mit meiner Familie regelmäßig<br />
nach Schweden gereist. So habe ich<br />
meine Faszination für das skandinavische Lebensgefühl<br />
entwickelt. Und das spiegelt sich<br />
in meinen Designs wider. Meine Kollektion<br />
LAGOM steht für genau diese Mentalität.<br />
Außerdem lege ich viel Wert auf Nachhaltigkeit.<br />
Ich verwende nur qualitativ hochwertige<br />
Biomaterialien, die eine lange Tragezeit ermöglichen.<br />
Und: Jedes meiner Kleidungsstücke<br />
wird im „made to order“-Prinzip – also<br />
erst auf Anfrage – in <strong>Hamburg</strong> hergestellt. So<br />
werden keine Ressourcen verschwendet und<br />
die Lieferwege kurz gehalten.<br />
Stichwort Nachhaltigkeit: Das „Fast<br />
Fashion“-Modell dominiert nach wie vor<br />
die Industrie. Wie erlebst du das Ganze?<br />
Ich persönlich stehe diesem Thema sehr<br />
kritisch gegenüber. „Fast Fashion“ ist ein<br />
Geschäftsmodell, welches inkludiert, dass<br />
innerhalb kürzester Zeit unheimlich viele<br />
trendbezogene Kollektionen produziert werden.<br />
Dabei wird jedoch keinerlei Rücksicht<br />
auf Arbeitsbedingungen oder Nachhaltigkeit<br />
genommen. Das Problem: Es funktioniert. Ich<br />
wünsche mir sehr, dass sich das irgendwann<br />
ändert. Denn: Mode geht auch anders! Mir<br />
zum Beispiel ist es wichtig, Kleidungsstücke<br />
zu designen, die zeitlos sowie individuell<br />
kombinierbar sind und über mehrere Saisons<br />
hinweg getragen werden können, damit diese<br />
nicht nach drei Monaten weggeschmissen<br />
werden, weil sie nun „out“ sind. Wenn diesbezüglich<br />
ein Umdenken stattfinden würde, wäre<br />
nicht nur vielen Designer*innen, sondern auch<br />
unserer Umwelt geholfen.<br />
„ Die Modebranche<br />
muss sich<br />
verändern. “<br />
HANNAH-LOUIS BÄR<br />
Nun ist es für einen Großteil der Otto<br />
Normalverbraucher oft eine Geldfrage.<br />
Das ist richtig. Doch der Überkonsum besteht<br />
ja dennoch. Häufig ist es so: Je günstiger die<br />
Ware ist, desto mehr wird gekauft. Also kommen<br />
Käufer*innen am Ende des Tages oft auf<br />
die gleiche Summe raus, denken jedoch, sie<br />
hätten gespart. Im Prinzip ist das eine Frage<br />
der Einstellung. Ich persönlich halte mehr<br />
von dem Credo: Lieber einmal mehr investieren<br />
und dadurch von nachhaltiger Qualität<br />
profitieren, anstatt Kleidung anzuhäufen, die<br />
nach kurzer Zeit sowieso wieder ersetzt wird.<br />
Was sollte sich also langfristig<br />
in der Fashionindustrie verändern?<br />
Kleidung sollte wieder wertgeschätzt werden.<br />
Weniger Marketingstrategien, um den<br />
Konsum zu pushen – und mehr Bewusstsein.<br />
Mitunter kommt es mir vor, als entgleist uns<br />
der Ursprung der Dinge. Vielleicht sollte man<br />
sich wieder vermehrt die Frage stellen, was<br />
Fashion wirklich bedeutet. Außerdem würde<br />
ich mir wünschen, dass die Modebranche<br />
einen einfacheren Einstieg für Absolvent*-<br />
innen ermöglicht. Da hoffe ich auf gleiche<br />
Chancen für alle!<br />
WWW.HANNAHLOUISBAER.COM<br />
INSTAGRAM: @DESIGN.LOUIS<br />
HAMBURG<br />
I 01/<strong>2024</strong> 23