FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 29
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q ENDLICH URLAUB PLANEN. SUPERSUSE TRÄUMT SICH IN IHRE HIPPIEVERGANGENHEIT<br />
Mit dem Bus ? !<br />
Z<br />
eit für Urlaubsplanung. In diesem Jahr mache<br />
ich alles richtig und stupse den besten<br />
Ehemann rechtzeitig an. Und – siehe da<br />
– der Mann hat tatsächlich einen Plan: Er<br />
möchte unbedingt noch einmal in die Bretagne,<br />
an die Orte, an denen wir im letzten<br />
Jahr mit den Kindern nicht waren. Die rosa<br />
Granitküste erwandern, vielleicht sogar mit<br />
allem Gepäck von Unterkunft zu<br />
Unterkunft. Eben das, was wir mit den Kindern<br />
gar nicht erst versucht haben. Zumindest<br />
unsere Große steht nicht so auf Kraxelei in<br />
den Bergen, auch wenn die bretonischen<br />
Berge eher Hügelchen sind. Aber dieses<br />
Jahr fahren wir vermutlich eh zu zweit.<br />
Geht also.<br />
Während wir uns schon mal von Küstenort<br />
zu Küstenort googeln, fragt unser<br />
Jüngster mal eben nach. »Wann fahren<br />
wir eigentlich in den Urlaub ?« möchte das<br />
Pubertier so ganz nebenbei wissen. Ach so, der<br />
will mit ! Schön eigentlich, aber eine Streckenwanderung<br />
gehört nun nicht gerade zu seiner<br />
Lieblingsferienbeschäftigung. Mehr so abhängen,<br />
schlafen, dann vielleicht ein wenig abhängen.<br />
Lecker essen und schlafen, schlafen, schlafen.<br />
Hmm – da muss wohl neu geplant werden.<br />
Und siehe da, der Mann zaubert gleich noch eine Idee aus dem<br />
Hut: Wollten wir nicht schon immer mal mit einem Bulli urlauben<br />
? Spontan und autark von Ort zu Ort, irgendwo einsam und<br />
romantisch an der Küste parken und mitten in der Natur aufwachen.<br />
Bei schlechtem Wetter in den Süden, statt wie im letzten<br />
Jahr in teuren Ferienwohnungen am Fenster zu sitzen und die<br />
Regentropfen zu zählen. Geht doch auch in der Bretagne, oder ?<br />
Und ganz zufällig kennt er jemanden, der jemanden kennt, der<br />
bei einem Bulliverleiher arbeitet. Wir bekommen sogar einen<br />
Sonderpreis, freut sich der Mann. Denn, Bulli leihen ist teuer.<br />
Seit Corona sogar sehr, sehr teuer.<br />
Selbst das Dach lässt sich per Knopfdruck hochfahren. Da<br />
schläft es sich richtig gut, erklärt unser Vorführer und klettert<br />
begeistert nach oben. Das sei der beste Platz – geräumig und mit<br />
Panoramablick. Ich bekomme schon beim Zugucken Platzangst.<br />
Aber wir haben ja noch Zeit, erstmal informieren wir den Sohn.<br />
Der ist nur bedingt begeistert. Was ? Mit dem Bus ? Auf dem<br />
Campingplatz ? Ein schickes Bed and Breakfast wäre wohl mehr<br />
nach seinem Geschmack. Wenigstens will er mit uns wandern.<br />
Zwar nicht tagelang, aber mal die ein oder<br />
andere Tour ist wohl okay.<br />
Langsam lasse ich mich auf die Idee<br />
ein und quatsche meine Freunde mit<br />
unseren Plänen voll. Irgendwie hat<br />
so ziemlich jeder in unserem Freundeskreis<br />
Bulli-Erfahrungen und alle<br />
geben bereitwillig Auskunft. Alle sind<br />
tatsächlich begeistert und wissen<br />
Bescheid: Wo es gute Plätze gibt<br />
(geheim ist nicht automatisch ruhig),<br />
was nicht erlaubt ist (Wildcampen oder<br />
spontan irgendwo die Nacht verbringen)<br />
und auf welchen idyllischen Stellplätzen man<br />
gegen einen Obolus wunderbar eine Nacht<br />
verbringen kann und auch noch lecker essen<br />
kann (aber nur, wenn man Klo und Dusche<br />
dabei hat). Ach ja, das mit der Hygiene …<br />
spricht wohl doch alles dafür, sich auf einem Campingplatz<br />
einzumieten. Und wer schläft eigentlich wo, grüble ich in einer<br />
schlaflosen Nacht in unserem mega gemütlichen, großen Bett<br />
mit viel Platz nach oben. Die Antwort wird sich finden, denke<br />
ich schlaftrunken und ziehe mir meine Decke über den Kopf.<br />
Und wache gleich wieder auf: Ein Wurfzelt für das Pubertier –<br />
das wäre doch eine Idee. Mal schauen, was er davon hält. Oder<br />
lassen wir ihn doch auf der Dachfläche schlafen ? Ich bin mir<br />
nicht sicher, ob wir ihn dort nicht vergessen. Aus Versehen.<br />
SUPERSUSE<br />
Ich muss da noch ein wenig drüber nachdenken und schon<br />
fliege ich mit einem himmelblauen Bus durch die Wolken.<br />
Traumhaft !<br />
Ich träume mich zurück in meine Jugend. Damals, als wir mit<br />
ein paar Freunden für fünf Wochen nach Portugal gefahren<br />
sind, im himmelblauen VW-Bus, liebevoll und wunderbar<br />
kitschig bemalt mit weißen Wolken, Grinsegesicht und Peacezeichen.<br />
So ein echtes Hippiefahrzeug halt. Und sehr gemütlich:<br />
Wer vorne keinen Platz mehr hatte, hat hinten auf der Liegefläche<br />
geschlafen. Nix mit anschnallen und aufrecht sitzen. Das<br />
waren noch Zeiten. Aber gut, zurück in die Realität. Wir schauen<br />
uns unser potentielles Leihfahrzeug an. Wir könnten wählen<br />
zwischen modischem Grau oder schlichtem Weiß. Ohne Peacezeichen.<br />
Alles mega funktionell. Bei Bedarf mit WLAN-Schnittstelle,<br />
Markise und Vorzelt, Standheizung und anderem Pipapo.<br />
q ÜBER SUSE LÜBKER<br />
Suse «Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />
schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />
konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />
Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />
veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops. 2015<br />
erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von Achterdiek<br />
bis Ziegenmarkt«. In ihrem Blog berichtet sie über Alltagsabenteuer<br />
und gibt Tipps zum Thema Zeitmanagement. Der Blog<br />
auf www.suseluebker.de/blog<br />
Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲<br />
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