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Praxismagazin April 2024

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Diagnostik:<br />

Häufig ist die Krankheitsgeschichte des Patienten (Anamnese)<br />

bereits wegweisend für die richtige Diagnosestellung.<br />

Die gezielte klinische Untersuchung kann durch sog.<br />

Provokationstests Bewegungsmuster erfassen, die für<br />

den Patienten besonders unangenehm sind, weil sie mit<br />

der Angst die Schulter könne wieder luxieren einhergehen.<br />

Im Röntgen kann gesehen werden, ob die Schulter<br />

richtig im Gelenk liegt und sonographisch können Erguss<br />

oder Begleitverletzungen gesehen werden. Wichtig für die<br />

weitere Therapieentscheidung ist allerdings ein MRT. Hier<br />

können die Gelenkkapsel, die Gelenklippe, der Knorpel<br />

und Knochen sowie die Sehnen der Rotatorenmanschette<br />

beurteilt werden.<br />

Behandlung von Schulterinstabilitäten:<br />

Grundsätzlich muss differenziert werden zwischen einem<br />

Erstereignis „Schulterluxation“ und einer sich möglicherweise<br />

daraus ergebender Schulterinstabilität. Das<br />

Risiko, dass bereits nach einem einmaligen Auskugeln der<br />

Schulter (sog. Erstluxation) eine dauerhafte Luxationsneigung<br />

/ wiederholt auftretende Luxationen (Schulterinstabilität)<br />

auftritt ist gerade in der Gruppe der jungen aktiven<br />

Sportler (zwischen 15-30 Jahre) sehr hoch. Meist sind die<br />

Auslöser, die zu einem Auskugeln führen von Mal zu Mal<br />

unspektakulärer. So tritt z.B. die Erstluxation im Rahmen<br />

eines Sportunfalls auf und die Zweitluxation beim Anziehen<br />

eines Mantels und die Drittluxation bereits im Schlaf. Um<br />

weitere Folgeschäden zu vermeiden und Patienten wieder<br />

Sicherheit in Alltag und Sport zu geben wird deshalb häufig<br />

eine Operation empfohlen.<br />

Anders ist die Situation bei Patienten über 40 Jahre. Hier<br />

ist nach einer Erstluxation das Risiko für eine bleibende Instabilität<br />

erheblich geringer, eine OP ist nur selten notwendig,<br />

sofern keine relevanten Begleitverletzungen vorliegen.<br />

Die Behandlung von Schulterinstabilitäten hängt neben<br />

der Schwere der Verletzung, den Symptomen, dem Alter<br />

des Patienten auch von den individuellen Bedürfnissen ab.<br />

Zu den gängigen Behandlungsmethoden gehören:<br />

Konservative Behandlung: Initial erfolgt die RuhigstelIung<br />

in einer Armschlinge, im Rahmen der Physiotherapie<br />

wird die Beweglichkeit verbessert und gezielte Übungen<br />

dienen zur Stärkung der Schultermuskulatur um die<br />

Stabilität zu verbessern und die Symptome zu lindern.<br />

Medikamentöse Therapie: Die Einnahme von entzündungshemmenden<br />

Medikamenten oder Schmerzmitteln<br />

kann dazu beitragen, Schmerzen und Entzündungen zu<br />

reduzieren.<br />

Injektionen: In einigen Fällen können Injektionen von Kortikosteroiden<br />

in das Schultergelenk zur Linderung von<br />

Schmerzen und Entzündungen beitragen.<br />

Operative Schulterstabilsierung: Bei schweren oder wiederkehrenden<br />

Instabilitäten kann eine Operation erforderlich<br />

sein, um beschädigte Strukturen zu reparieren oder zu<br />

rekonstruieren. Die arthroskopische Bankart-Operation<br />

ist dabei das am häufigsten verwendete Verfahren.<br />

Hierbei wird minimal invasiv die abgerissene Gelenklippe<br />

zusammen mit der verletzten Kapsel (Abb. 1)<br />

Abbildung 1: Abgerissene Gelenklippe<br />

wieder unter Verwendung von Fadenankern am Knochen<br />

festgemacht und gerafft (Abb. 2).<br />

Abbildung 2: Refixierte Gelenklippe (Bankart repair)<br />

Diese Operation findet in Vollnarkose und in der Regel<br />

ambulant statt. Sie dauert ca. 30 - 45 Minuten und kann<br />

das Risiko einer erneuten Luxation erheblich auf wenige<br />

Prozent reduzieren. Nach diesem Eingriff wird eine Armschlinge<br />

für 48 Stunden tags und nachts und im Anschluss<br />

für 4 weitere Wochen nachts und bei längerer Gehbelastung<br />

getragen. Durch Physiotherapie wird die Beweglichkeit<br />

langsam wieder trainiert und sportliche Belastungen<br />

mit Ausnahme Kontakt- / Wurfsport sind nach 2 Monaten<br />

wieder möglich. In Sonderfällen werden auch offene Operationen<br />

wie z.B. die Knochenspan Transposition oder<br />

Latarjet-Operation durchgeführt.<br />

Alle genannten Verfahren müssen nicht schnellstmöglich<br />

durchgeführt werden und sollten gut überlegt sein. PD<br />

Dr. Minzlaff ist von der KV auch für ein sog. Zweitmeinungsverfahren<br />

bei Schulterbeschwerden zugelassen und ist<br />

ein von der Deutschen Gesellschaft für Schulter- und Ellenbogenchirurgie<br />

(DVSE) zertifizierter Chirurg.<br />

Bei Fragen kommen Sie doch einfach auf uns zu.<br />

Wir freuen uns Ihnen weiterhelfen zu dürfen.<br />

Ihr Dr. med. Philipp Minzlaff<br />

Literatur: Hu B, Hong J, Zhu H, Yan S, Wu H. Arthroscopic Bankart repair versus conservative<br />

treatment for first-time traumatic anterior shoulder dislocation: a systematic review and<br />

meta-analysis. Eur J Med Res. 2023 Jul 27;28(1):260. doi: 10.1186/s40001-023-01160-0. PMID:<br />

37501089; PMCID: PMC10373227. Li ZI, Hurley ET, Garra S, Blaeser AM, Markus DH, Shen M,<br />

Campbell KA, Strauss EJ, Jazrawi LM, Gyftopoulos S. Arthroscopic Bankart repair versus nonoperative<br />

manage-ment for first-time anterior shoulder instability: A cost-effectiveness analysis.<br />

Shoulder Elbow. <strong>2024</strong> Feb;16(1):59-67. doi: 10.1177/17585732231187123. Epub 2023 Jul 7.<br />

PMID: 38435039; PMCID: PMC10902416.

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