ASO! Augsburg Süd-Ost - April 2024
Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg
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10 <strong>ASO</strong>! <strong>April</strong> ‚24<br />
Weidende Ochsen in den Lechauen im heutigen Spickel Bild: H.J. <strong>Ost</strong>ertag (1719)<br />
Der historische Ochsenweg führte zum Hochzoll<br />
Ein seit 2004 sukzessiv eingerichteter 42 km langer Radwanderweg<br />
zwischen Schloss Hohenkammer (Lkr. Dachau) und <strong>Augsburg</strong><br />
trägt die Bezeichnung „Oxenweg.“ Um ihn vom Ochsenweg<br />
in Schleswig-Holstein zu unterscheiden, hat man die historische<br />
Schreibweise „Oxenweg“ gewählt. Der Radweg soll mit kleinen<br />
Abweichungen der Strecke des historischen Ochsentriebwegs<br />
in unserer Region entsprechen. Entgegen der historischen Route<br />
führt er z.B. nicht am Hochzoll vorbei, sondern nimmt ruhigere<br />
Wege nach St. Afra im Felde.<br />
Der historische Hintergrund ist folgender: Im 16. Jahrhundert<br />
wurden jährlich zwischen 2 000 und 13 000 Ochsen, vor allem aus<br />
Ungarn, zum Schlachten in die Reichsstadt am Lech gebracht.<br />
Die grau-weißen Rinder mit den mächtigen Hörnern brachten<br />
mit durchschnittlich 200 Kilogramm Gewicht mehr Fleisch als<br />
einheimisches Vieh, waren von hoher Fleischqualität und relativ<br />
günstig im Preis.<br />
Die Nachfrage nach Fleisch war in der damals ca. 40 000 Einwohner<br />
zählenden Stadt groß, obwohl sich viele <strong>Augsburg</strong>er nur selten<br />
Fleisch leisten konnten. Besonders in den Zeiten der Reichstage,<br />
von denen allein im 16. Jahrhundert zwölf in <strong>Augsburg</strong><br />
stattfanden, stieg der Bedarf so, dass er aus dem Umland nicht<br />
befriedigt werden konnte. Die Bewohner der ungarischen Puszta<br />
hatten sich auf die Ochsenzucht spezialisiert. Um die Mitte des<br />
16. Jahrhunderts sollen etwa 75 Prozent der in <strong>Augsburg</strong> verzehrten<br />
Ochsen aus Ungarn gekommen sein. Im Gegenzug wurden<br />
oft Webwaren aus der Fuggerstadt nach Ungarn geliefert.<br />
Zur Organisation des Ochsenhandels gründeten die <strong>Augsburg</strong>er<br />
Metzger Einkaufsgenossenschaften, die die Abwicklung organisierten<br />
und gleichzeitig die nötigen Kredite besorgten. Bestellte<br />
Einkäufer erwarben in den Zentren des Ochsenhandels, vor<br />
allem in Wien, eine Herde für die <strong>Augsburg</strong>er Metzgerzunft, die<br />
anschließend an den Lech getrieben werden musste. Dafür waren<br />
berittene Treiber anzuheuern. Auf etwa 20 Ochsen kam ein<br />
Teiber. Einer mit unbekannter Herkunft schleppte 1649 die Pest<br />
in Altomünster ein und starb auf der „<strong>Augsburg</strong>er Lechbrücke“<br />
(vermutlich Hochzoll). Den Weg von Ungarn zu den großen Märkten<br />
begleiten ungarische Treiber, die sog. Haiducken. Eine Theorie<br />
zur Entstehung des Namens „Zigeunerbach“ am Stempflesee<br />
behauptet, für die <strong>Augsburg</strong>er seien ungarische Treiber einfach<br />
„Zigeuner“ gewesen. Dass Treiber aus Ungarn bis <strong>Augsburg</strong><br />
kamen, ist aber eher unwahrscheinlich.<br />
Die robusten Rinder hatten auf ihrem Weg 600 bis 1000 Kilometer<br />
zu laufen. Damit sie nicht zu viel Gewicht verloren, wurde spätestens<br />
nach 500 Kilometer eine mehrtägige Weidezeit eingeschoben.<br />
Die Route verlief von Wien der Donau entlang, dann im Isartal über<br />
Landshut und Freising nach Altomünster im heutigen Landkreis<br />
Dachau, wo Zoll für das Herzogtum Baiern erhoben wurde und<br />
schließlich über Adelzhausen, Paar, Heimathausen, Friedberg-<br />
Herrgottsruh zum Hochzoll und über den Lech. Etwa 8000 Tiere<br />
wurden im Durchschnitt in Altomünster jährlich verzollt, allerdings<br />
waren nicht alle aus Ungarn. Für 100 Ochsen war ein Gulden Zoll<br />
zu bezahlen. Das war letztlich eine Maut zum Erhalt der Straßen.<br />
Am Bestimmungsort angekommen, kamen die armen Ochsen<br />
nicht sofort ins Schlachthaus bei der Stadtmetzg, sondern für mehrere<br />
Wochen auf eine nahrhafte Weide. Das war meistens die Meringer<br />
Au (heute Siebenbrunn), aber auch Wiesen unterhalb von<br />
Scherneck und die Lechauen, sicher auch in der Nähe Hochzolls.<br />
Der Höhepunkt des Ochsenhandels war im Jahr 1584, wo 12 135<br />
Ochsen verzollt wurden. Um 1600 war die Hochphase überschritten<br />
und 1740 waren es gerade noch 551 importierte Rinder. Dafür