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wasistlos April 2024

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NEUE<br />

BÜCHER<br />

AB MÄRZ <strong>2024</strong><br />

“MÄNNERTREU”<br />

“LIEBESGRÜSSE AUS<br />

BAD FÜSSING”<br />

Ella W. Anders<br />

schreibt Krimis, die in Niederbayern spielen.<br />

Ihre Bücher sind im Buchhandel zu beziehen,<br />

sowie in Bad Füssing im Kaufhaus Geml<br />

oder unter folgender E-Mail-Adresse:<br />

Ella.W.Anders@gmx.de<br />

Arthur.« »Ich schick dir das Foto rüber und ruf dich in zwei Minuten<br />

wieder an.« Jetzt war es für Max an der Zeit, das Roserl wach zu<br />

rütteln. In bestimmten Situationen legt er immer großen Wert darauf,<br />

sich an seine schmächtige Frau anzulehnen und ihre vernünftigen<br />

Ratschläge zu hören. Aber das Roserl schlief tief und fest. Da wurde<br />

der Max nervös: »So wach doch endlich auf, Rosi! Oder bist du ebenfalls<br />

entschlafen?« Dann klickte das Foto des Mordopfers herein und Max<br />

traf fast der Schlag. Es riss ihn aus den Federn. Und als er in seinem<br />

ärmellosen Feinripp-Unterhemd, und der dazu gehörenden weißen,<br />

phosphoreszierenden Unterhose, im Mondlicht am Fenster stand und<br />

in gebeugter Haltung auf die Kopfbedeckung der Ermordeten starrte,<br />

zog ein breites Grinsen über Roserls Mund.<br />

Max klickte die Tote weg und sank auf sein Bett. Aber kurz danach<br />

krähte der Hahn aus dem Smartphone zum zweiten Mal und er hörte<br />

den Arthur beschwörend flüstern: »Flieh, Max, flieh! Die Kollegen<br />

von der Kripo sind auf dem Weg zu dir!« »Aber wie kamen sie denn<br />

an meine DNA, Arthur?« »Sie wurde gespeichert, als sie dich vor fünf<br />

Jahren fälschlicherweise wegen Mordverdachts.....« Max stieß einen<br />

Fluch aus, der sogar die Förster-Liesl wieder erweckt hätte, wenn der<br />

Waldfriedhof etwas näher am Forsthaus liegen würde. Nur das Roserl<br />

schlief seelenruhig weiter. »Max, pack ein paar Brote ein und einen<br />

Kasten Bier. Schwing dich in dein altes Auto, denn das können sie nicht<br />

mehr orten. Lass aber dein Smartphone zurück, sonst erwischen sie<br />

dich. Fahr ins Karwendel und versteck dich auf einer einsamen Hütte!«<br />

»Welche meinst du denn, Arthur?« »Ich meine die, in der du damals mit<br />

der Elfriede warst, weil dich das Roserl nicht erwischen durfte.« »So<br />

hoch oben liegt doch noch Schnee, Arthur!« »Nimm Handschuhe, Schal<br />

und Mütze mit. Und wenn der wahre Mörder geschnappt ist, hole ich<br />

dich wieder ab.«<br />

Arthur legte auf und Max ließ sein Smartphone auf das Oberbett fallen.<br />

Er sprang in seinen knapp sitzenden Ski-Anzug und ergriff die Stiefel.<br />

Dann drückte er seiner schnarchenden Rosi ein Busserl ins Genick. Für<br />

ein Abschiedsgespräch reichte die Zeit nicht mehr. Aber Max konnte<br />

sicher sein, dass dies der Arthur für ihn erledigt. Das zeigt wieder<br />

einmal, wie wichtig es für jeden Mann ist, einen echten Kameraden an<br />

der Seite zu haben. Nachdem der Flüchtende den Kühlschrank geleert<br />

und zwei Flaschen Selbstgebrannten eingesteckt hatte, wankte er<br />

in der Dunkelheit, mit dem schweren Rucksack am Rücken, die steile<br />

Treppe in den Trödelladen hinab. Durch die weit geöffnete Eingangstür<br />

wehte ihm ein eisiger Wind entgegen und der Vollmond beleuchtete<br />

fast gespenstisch den Platz, an dem vorher die Schaufensterpuppe mit<br />

der Rotkäppchen-Mütze stand. Jetzt ist sie weg. Gestohlen!<br />

Für Max war es klar: Das kann nur ein Fluch der Förster-Liesl sein!<br />

Er hätte sich niemals nur so zum Spaß an ihrem Koffer vergreifen<br />

dürfen.Max zog die Ladentüre hinter sich zu, startete sein zehn Jahre<br />

altes Auto und lenkte es ohne Licht zwischen den Bäumen hindurch<br />

in Richtung Süd - Südwest über Stock und Stein. Schließlich rutschte<br />

es einen Nordhang hinunter auf die Bundesstraße 12. Ein Polizeiauto<br />

kam ihm entgegen, blinkte unentwegt auf und wollte ihn stoppen. Jetzt<br />

gab Max Vollgas. Es wäre doch gelacht, wenn er sich zum zweiten Mal<br />

einfangen ließe, um erneut völlig unschuldig wegen des Verdachts auf<br />

Mord einsitzen zu müssen.<br />

Nach acht Tagen völliger Funkstille kehrte der unrasierte und geläuterte<br />

Max mitten in der Nacht in die Heimat zurück. Die dünne Luft und das<br />

beschwerliche Schneeschaufeln vor der Hütte, das Brennholz hacken<br />

in der einsamen Natur, die vergessene Rheumasalbe und die ihn<br />

umgebende völlige Stille, hatten ihm schwer zugesetzt und ihn zum<br />

Nachdenken gebracht. Das Roserl fehlte ihm so sehr und er wollte<br />

seinem Freund Arthur, der ihn gegen alle polizeilichen Dienstvorschriften<br />

vor der drohenden Gefahr einer Inhaftierung bewahrt hat, dankend<br />

die Hand schütteln. Leise schloss er den Trödelladen auf, damit sich<br />

oben drüber das Roserl nicht erschreckt. Nach all dem, was ihrem<br />

Mann widerfahren ist, muss sie traumatisiert sein. Wie wird sie sich<br />

erschrocken haben, als er am 1. <strong>April</strong> direkt aus dem warmen Bett weg<br />

verschwand. Fast wie bei einer UFO-Entführung durch die Begegnung<br />

mit der »Dritten Art«. Aber der Arthur hat sich mit Sicherheit um das<br />

Roserl recht gekümmert und ihr alles erklärt.<br />

Der Heimkehrer ging in der Dunkelheit auf die Treppe zu. Seine Schritte<br />

hallten und darum stutzte er. Max tappte zur Verkaufstheke und suchte<br />

in der Schublade die Taschenlampe. Jetzt sah er es: der Verkaufsraum<br />

war völlig leer. Nun hörte er auch Gekicher. Aber das kam eindeutig von<br />

oben.<br />

Misstrauisch schlich er die Treppe hinauf und lauschte an der<br />

Wohnzimmertür. Da sagte sein braves Roserl soeben: »Meinst du nicht<br />

auch, Arthur, dass wir den Max aus dem »Ewigen Eis« zurück holen<br />

sollten?« Arthur murrte: »Ach lass ihn sich doch noch zwei weitere Tage<br />

abkühlen. Am Dienstag holen wir ihn dann definitiv gemeinsam ab.« Der<br />

entsetzte Max spähte durch das Schlüsselloch und sah den Kameraden<br />

Arthur mit einer Flasche Wein neben dem herausgeputzten Roserl auf<br />

einem neuen Sofa sitzen. Der Arthur amüsierte sich: »Wenn der Max<br />

wüsste, dass ich für das Bild der Toten seine alte Schaufensterpuppe<br />

samt Kappe fotografiert habe und dass es nie einen Mord gab, würde<br />

er mich zerreißen.«<br />

Max war erschüttert. Und das schadenfrohe Lachen des Roserls<br />

ging ihm durch Mark und Bein. Arthur sagte: »Ich wollte es ihm<br />

gestehen, nachdem er auf der Flucht mit seinem Auto den Nordhang<br />

hinabgerutscht war. Aber als er mein Polizeiauto sah, gab er Gas und<br />

weg war er. Wie »Dr. Kimble auf der Flucht«.« Roserl hob ihr Weinglas<br />

und prostete dem Arthur zu: »Der Meister des <strong>April</strong>scherzes ist dir auf<br />

Kurzkrimi<br />

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