Reichswaldblatt - April 2024
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PARTEIEN<br />
CSU bei „Aufstehen für Demokratie und Vielfalt“<br />
Eines vorweg: Wer eine solche Veranstaltung durchführen will, bei der<br />
Zusammenhalt, Gemeinschaft und Einigkeit der Demokraten im Mittelpunkt<br />
stehen, sollte dazu nicht eine Person wie Ronya Künstler für einen<br />
Auftritt einladen, die provoziert, polarisiert und spaltet. Das tut sie ja<br />
nicht nur im Liedtext, wo die „Friedrichs und Hubsis“ in die Nähe von<br />
„Nazis“ gerückt und pauschal als „Steigbügelhalter“ für Nazis diffamiert<br />
werden, sondern auch in ihrer Vita steht sie eher für Provokation. So<br />
gehört sie zu dem harten Kern der Klimakleber, die aufgrund richterlichen<br />
Beschlusses wegen ständiger Straßenklebeaktion im Vorfeld der IAA<br />
in München in Präventivhaft genommen wurden, um die andauernde<br />
weitere Begehung von Straftaten zu verhindern. Wer für eine solche<br />
Veranstaltung, die Gemeinsamkeiten betonen und herausstellen will,<br />
solche Einladungen wie die an Ronya Künstler ausspricht, muss sich<br />
nicht wundern, wenn daran berechtigte Kritik geäußert wird.<br />
Das Spektrum demokratischer Parteien und Strömungen ist breit, und alle<br />
sollten bei einer solchen Veranstaltung Einigkeit und den Kampf gegen jeglichen<br />
Extremismus hervorheben. Dies habe ich auch in meiner Rede am 22.3. bei „Nie<br />
wieder ist jetzt“ vor der Reichswaldhalle wie folgt betont:<br />
„Wir haben uns heute als Demokraten versammelt, um gegen die AfD und ihre<br />
rechtsradikalen Ansichten zu demonstrieren. Wir stellen uns als Demokraten<br />
klar gegen jegliche antidemokratischen Parteien und Kräfte - sei es von rechts<br />
oder links. Die AfD ist eine verfassungsfeindliche Partei und es ist erschreckend,<br />
wie stark der Zulauf immer noch ist. Sicherlich passieren die Veränderungen<br />
auf der Welt immer schneller, aber das werden wir nicht aufhalten können -<br />
auch nicht durch die Wahl der AfD. Meine Generation kennt nur eine ständige<br />
Verbesserung der Lebensqualität, ich denke wir können behaupten, dass es uns<br />
in der heutigen Welt schon sehr gut geht. Was mich persönlich erschreckt ist,<br />
dass auf diesem hohen Niveau eigentlich nur geschimpft wird und wenige das<br />
Leben schätzen und vor allem unser großartiges Land.<br />
Unerklärlich ist es für mich, dass sich viele den Rufen der AfD hingeben. Sollte<br />
das Programm der AfD zur Anwendung kommen - unter anderem mit dem<br />
Austritt aus der EU, dem Euro und der Nato, dann ist alles, was unsere Großeltern,<br />
Eltern und wir bislang aufgebaut haben, völlig nichtig. Das möchte ich<br />
nicht. Dagegen stehe ich auf.<br />
Lassen Sie mich noch unsere Demokratie und unsere Freiheit veranschaulichen.<br />
Stellen Sie sich eine 3-spurige Autobahn vor. Wir alle fahren in die gleiche Richtung,<br />
manche schneller, andere langsamer, aber grundsätzlich haben wir alle das<br />
gleiche Ziel vor Augen. Begrenzt wird die Autobahn mit durchgezogenen Linien,<br />
eine davon links und eine davon rechts. Diese Linien dürfen nicht überfahren<br />
werden. Für uns als Demokraten muss das die linke und rechte Begrenzung in<br />
Richtung Extremismus sein. Innerhalb der beiden Linien darf und soll aber auch<br />
auf allen drei Fahrspuren gefahren werden - der demokratische Partner oder<br />
Mitbewerber sollte nicht immer gleich in Frage gestellt werden, auch wenn uns<br />
manchmal dessen Antworten und Aktionen nicht passen. Wir als Demokraten<br />
müssen demokratische Meinungen von links bis rechts akzeptieren, das ist<br />
Demokratie.<br />
Was mir noch besonders wichtig ist, dass wir gegen die AfD als Partei, deren<br />
Funktionäre und deren rechte Strukturen demonstrieren, nicht gegen die<br />
Wähler der AfD, zumindest nicht gegen jede, die die den demokratischen Boden<br />
nicht verloren haben. Diese müssen wir zurückholen in die Gemeinschaft der<br />
demokratischen Parteien. Das Gebot der Stunde heißt: Kein Extremismus, aber<br />
Parteienvielfalt und menschlicher Zusammenhalt.<br />
Harald Danzl<br />
Gut besuchter CSU-Stammtisch zur KI<br />
„Künstliche Intelligenz als Chance für Bürgerinnen und Bürger“ war<br />
das Thema beim öffentlichen Stammtisch der CSU Feucht mit Matthias<br />
Barbian, Sprecher für Industrie 4.0 des Verbands der Elektrotechnik,<br />
Elektronik und Informationstechnik e.V. (VDE) Bayern.<br />
Anfänge künstlicher Intelligenz (KI) gibt es bereits seit den 1940er Jahren,<br />
etwa ab 2010 begannen Maschinen, sich mithilfe mehrschichtiger künstlicher<br />
neuronaler Netze und extrem großer Datenmengen selbst zu trainieren: Deep<br />
Learning. Voraussetzungen dafür sind riesige Datenmengen, und diese werden<br />
etwa in den USA bei vielen oft unbemerkten Datensammlungen erhoben oder<br />
in China ganz selbstverständlich bis ins tägliche und teilweise private Leben<br />
gesammelt. „Da wird überall gefilmt, getrackt und gesammelt“, so Barbian,<br />
der sich von der EU klare Regeln für einen fairen Datenaustausch erwartet.<br />
„Derzeit ist das AI-Act in Bearbeitung, - das erste umfassende Gesetz über KI<br />
von einer großen Regulierungsbehörde weltweit. Es definiert Risikokategorien<br />
von KI-Anwendungen und wird Standards definieren.“ Ganz verboten werden<br />
soll beispielsweise biometrische Kategorisierungssysteme, soziales Scoring oder<br />
der Aufbau von Gesichtserkennungsdatenbanken.<br />
Bei uns gebe es aber schon viele Anwendung der KI im täglichen Leben: Digitale<br />
Assistenten am PC, intelligente Klimatechnik, autonome Fahrzeuge, Roboter<br />
in Fabriken, Smart Farming in der Landwirtschaft oder Online-Shopping und<br />
Werbung. „Der technologische Fortschritt ist nicht aufzuhalten, wir müssen<br />
mitgehen. Nutzen wir ihn mit unseren deutschen und europäischen Werten.<br />
Regulatorien sind notwendig und werden kommen. Dann werden sich auch<br />
andere umorientieren müssen.“<br />
In der anschließenden regen Diskussion ging es unter anderem um die Auswirkungen<br />
auf die Beschäftigten in der Industrie, wo sicher etliche Arbeitsplätze<br />
wegfallen werden, aber dafür andere, teilweise höherwertige entstehen können.<br />
Gerade im Verhältnis der Generationen wäre ein Austausch von Jüngeren<br />
und Älteren notwendig, um letztere an der digitalen Entwicklung teilnehmen<br />
zu lassen. Einführungen und Kurse von Jüngeren etwa bei Seniorentreffs,<br />
Senioreneinrichtungen oder direkt über die Nachbarschaftshilfe bei Senioren<br />
zu Hause könnten hier helfen, waren hier Vorschläge. „Und bei einer vollständigen<br />
Digitalisierung geht dann bei Stromausfall gar nichts mehr“, warnte ein<br />
Diskussionsteilnehmer.<br />
Insgesamt ein interessanter Abend, für den Harald Danzl dem Referenten mit<br />
Honig aus Feucht und Wein aus Leutschach dankte.<br />
Herbert Bauer<br />
APRIL <strong>2024</strong><br />
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