Stadt-Anzeiger 718
Juliäum Weinfest Partnerschaft Villedieu Vatertagstour Kempen Schützenfest Kunst am Wall Reit- und Fahrverein Meinberg
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Nr. <strong>718</strong> 19. April 2024 Seite 14<br />
www.kurier-verlag.de info@kurier-verlag.de Redaktion: 05234-2028-21 Anzeigen und Beilagen: 05234-204499<br />
Die Voltigierer im Jahre 2024.<br />
Aktueller Lippischer Meister im Dressurreiten Klasse A: Emily<br />
Stumpenhagen mit ihrem Pferd Robert.<br />
Der Turnierplatz 2024. Hier richtet der Verein am 4. und 5. Mai<br />
2024 sein Jubiläumsturnier aus.<br />
Der aktuelle Vorstand 2023.<br />
Reit- und Fahrverein Bad Meinberg wird 100 Jahre alt:<br />
Jubiläumsturnier am 4. und 5. Mai<br />
„Die Gemeinschaft schätze ich sehr“<br />
Den Reit- und Fahrverein Bad<br />
Meinberg gibt es seit 1924, das heißt<br />
der Verein wird in diesem Jahr 100<br />
Jahre alt. Am Wochenende 4. und<br />
5. Mai 2024 eröffnet der Reit- und<br />
Fahrverein Bad Meinberg die lippische<br />
Freiluftsaison der Reitturniere<br />
mit seinem Jubiläumsturnier im Bad<br />
Meinberger Waldstadion. Geplant<br />
sind Spring- und Dressurprüfungen,<br />
ein attraktives Rahmenprogramm<br />
sowie viele Aktionen für Kinder auf<br />
den oberen Trainingsplatz.<br />
Auf seiner Anlage am Waldstadion<br />
bietet der Verein Reit- und Voltigierunterricht<br />
und verfolgt das Ziel mit<br />
seiner gemeinnützigen Arbeit „Menschen<br />
aus allen Klassen und in jedem<br />
Alter, die Möglichkeit zu bieten die<br />
Leidenschaft des Reitsports kennen<br />
und lieben zu lernen.” Die Anlage<br />
ist klein aber fein, direkt am Wald<br />
gelegen mit zwei Außenplätzen und<br />
einer Halle. Die Außenboxen wurden<br />
gerade erst durch umfangreiche<br />
Renovierungsarbeiten aufgewertet<br />
und mit vielen Paddockboxen ausgestattet.<br />
Geleitet wird der Verein<br />
seit einigen Jahren von der 1. Vorsitzenden<br />
Irmtraud Sprenger.<br />
Der Schulbetrieb besitzt sieben<br />
aktive Schulpferde und mit Cherie<br />
ein passives Schulpferd, das seit mehreren<br />
Jahren seine Rente genießen<br />
darf. Von Montag bis Mittwoch und<br />
am Freitag und Samstag bietet der<br />
Verein zu unterschiedlichen Zeiten<br />
klassischen Reitunterricht an. Dabei<br />
handelt es sich um Longenunterricht<br />
(20 Minuten), Einzelunterricht (20<br />
Minuten) und Gruppenunterricht<br />
(60 Minuten). Üblicherweise beginnt<br />
jeder an der Longe oder im Einzelunterricht.<br />
Im Verlauf der Ausbildung<br />
wird dann die passende Gruppenstunde<br />
gesucht oder neu gebildet.<br />
Der <strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong> befragte die 1.<br />
Geschäftsführerin Astrid Büngener,<br />
seit 40 Jahre aktiv im Vorstand, zum<br />
Verein und Jubiläum.<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong>: 100 Jahre Reitund<br />
Fahrverein Bad Meinberg – was<br />
bedeutet das für Sie?<br />
Astrid Büngener: Der Reit- und<br />
Fahrverein hat sich über 100 Jahre<br />
mit ständig wechselnden Bedingungen<br />
zu dem entwickelt, was er heute<br />
ist. Ein junger Verein mit vielseitigem<br />
Angebot – immer im Sinne unseres<br />
Partners „Pferd“.<br />
StAz: Was hat sich in den 100 Jahren<br />
verändert?<br />
Büngener: Waren es zur Vereinsgründung<br />
überwiegend gestandene<br />
Männer, die das Pferd vom Acker<br />
bzw. Straße zum Sport brachten – so<br />
sind es doch heute viele Mädchen und<br />
Frauen, die Begeisterung und Fürsorge<br />
für den Partner Pferd aufbringen.<br />
StAz: Der Reit- und Fahrverein<br />
Bad Meinberg hat sich als Turnierausrichter<br />
einen Namen im Reitsport<br />
gemacht. Wie sieht die Entwicklung<br />
heute aus?<br />
Büngener: Bis zu Beginn der 70er<br />
Jahre war das Reitturnier an der Fissenknicker<br />
Windmühle beheimatet.<br />
Das war schon ein Ereignis. Dann<br />
konnten wir in das neu geschaffene<br />
Waldstadion umziehen. Hier wurden<br />
1973 und 1975 auch die Westfälischen<br />
Meisterschaften ausgerichtet.<br />
Der herrliche Turnierplatz inmitten<br />
von Wald und Wiesen bot immer<br />
wieder eine Traumkulisse. In den<br />
folgenden Jahren wandelte sich<br />
dann die Turnierlandschaft. Die<br />
Reiter bevorzugten das Reiten auf<br />
Sandplätzen. So verlagerten wir den<br />
Turnierplatz auf die andere Stadionseite.<br />
Der Sandplatz hat dann auch den<br />
Vorteil, dass er auch nach starkem<br />
Regen reitbar ist. Die raummäßige<br />
„Verkleinerung“ hat allerdings<br />
auch dazu beigetragen, dass unsere<br />
Reitturniere familiärer wurden – man<br />
rückte halt näher zusammen.<br />
StAz: Was hat sich im Vereinsleben<br />
in 100 Jahren verändert?<br />
Büngener: Früher ritten überwiegend<br />
Vereinsmitglieder mit eigenem<br />
Pferd auf der Vereinsanlage.<br />
Nachdem die Industrialisierung das<br />
Pferd nahezu obsolet machte, nahm<br />
der Pferdebestand überall stark ab.<br />
Folglich sanken auch die Mitgliederzahlen.<br />
Um dieser Entwicklung<br />
entgegenzuwirken, gründete der<br />
Verein unter dem Vorsitz meines<br />
Vaters Karl-Heinz Büngener, in den<br />
80er-Jahren den vereinsgeführten<br />
Schulbetrieb. Dies war ein Booster<br />
für den Reitsport in Bad Meinberg.<br />
Man startete zuerst mit einem Pferd.<br />
Über die Jahre kamen weitere dazu.<br />
Eine Voltigierabteilung konnte ins<br />
Leben gerufen werden und nach und<br />
nach kamen auch viele Reitschüler<br />
und Reitschülerinnen zum eigenen<br />
Pferd. Der Verein übernahm dann<br />
den Stalltrakt, der zunächst privat<br />
geführt worden war und gelangte<br />
so zu mehr Unabhängigkeit. Kinder-<br />
und Jugendförderung stand und<br />
steht an erster Stelle – und dies nach<br />
Möglichkeit zu einem Preis, den sich<br />
auch Pferdebegeisterte mit kleinerem<br />
Portemonnaie leisten konnten.<br />
StAz: Wie entwickelte sich die<br />
Pferdehaltung?<br />
Büngener: Früher liefen die Pferde<br />
in der Woche vor dem Pflug – am<br />
Wochenende ging es dann zum<br />
Reitturnier. Hier ritt man hin und<br />
übernachtete in Scheunen – Pferdetransporter<br />
gab es noch nicht. Heute<br />
genießt das Pferd Familienanschluss<br />
und die ethischen Grundsätze des<br />
Pferdesports werden gelebt. Unser<br />
Verein hat in den letzten Jahrzehnten<br />
die Haltungsbedingungen immer<br />
weiter optimiert – große Fenster<br />
oder Paddocks gehören zu jeder Box,<br />
täglicher Weide- und Paddockgang<br />
– auch für die Schulpferde – ist Standard.<br />
Regelmäßige Check-Up der<br />
Schulpferde durch Physiotherapeuten<br />
und Tierarzt ist Routine für uns.<br />
Das kostet Geld – ist aber im Sinne<br />
der Pferde und einer gewünschten<br />
langen Lebensdauer. Ein Beispiel,<br />
dass dies bei uns gut funktioniert,<br />
ist unser Schulpferd Cherie. Sie ist<br />
seit ihrem 6. Lebensjahr bei uns im<br />
Betrieb und genießt nun 33-jährig<br />
ihre Rente bei bester Gesundheit.<br />
StAz: Was ist das Besondere<br />
am Pferdesport und wer kann ihn<br />
ausüben?<br />
Büngener: Das Besondere am<br />
Pferdesport ist, dass dieser nur<br />
funktioniert, wenn Pferd und Reiter<br />
eine Vertrauensbasis haben. Vom<br />
kleineren Kind bis zum älteren Erwachsenen<br />
kann jeder zum Reitsport<br />
kommen. Eine Grundfitness sollte<br />
man jedoch haben.<br />
StAz: Wo sehen Sie die Herausforderungen<br />
der Zukunft für den<br />
Reit- und Fahrverein Bad Meinberg?<br />
Büngener: Eine der Herausforderungen<br />
ist die Bereitschaft bei<br />
den Mitgliedern sich im Verein zu<br />
engagieren – wir müssen die Vereinsanlage<br />
selbst unterhalten und pflegen.<br />
Nur so können wir unser Angebot<br />
erhalten und weiter ausbauen und<br />
die Haltung der uns anvertrauten<br />
Pferde optimieren. Weiter sind wir<br />
immer auf der Suche nach Trainern<br />
und Übungsleitern für unseren Reitund<br />
Voltigierbetrieb – hier freuen wir<br />
uns auch gerne über Unterstützung<br />
aus der Elternschaft oder ehemaligen<br />
Reit- und Voltigierschülern. Und natürlich<br />
Unterstützung bei der ehrenamtlichen<br />
Vorstandsarbeit. Ich selbst<br />
bin nun bereits 40 Jahre aktiv im<br />
Vorstand dabei – die Gemeinschaft,<br />
die das Vereinsleben mit sich bringt,<br />
schätze ich dabei sehr.<br />
Historische Aufnahme vom Turnierplatz an der Windmühle, wo bis zu Beginn der 70er Jahre das Reitturnier<br />
des Vereins stattfand.