Stadt-Anzeiger 718
Juliäum Weinfest Partnerschaft Villedieu Vatertagstour Kempen Schützenfest Kunst am Wall Reit- und Fahrverein Meinberg
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www.kurier-verlag.de info@kurier-verlag.de Redaktion: 05234-2028-21 Anzeigen und Beilagen: 05234-204499 <strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Nr. <strong>718</strong> 19. April 2024 Seite 17<br />
Bei Thomas Michaelis, dem<br />
Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins<br />
Horn-Bad<br />
Meinberg e.V., laufen alle<br />
Fäden für ein gelingendes<br />
Partnerschaftsjubiläum<br />
zusammen.<br />
Foto: Arnold Pöhlker<br />
Das Original der Partnerschaftsurkunde zwischen Villedieu-les-Poêles-Rouffigny und Horn-Bad Meinberg.<br />
Foto: Arnold Pöhlker<br />
Interview mit Altbürgermeister Dr. Hans Heithecker<br />
„Es war ein erhabener Augenblick“<br />
Der erste ehrenamtliche Bürgermeister<br />
nach Bildung der <strong>Stadt</strong><br />
Horn-Bad Meinberg, Dr. Hans Heithecker<br />
(96), unterzeichnete 1974 die<br />
Partnerschaftsurkunde mit Villedieules-Poêles-Rouffigny<br />
gemeinsam mit<br />
seinem französischen Amtskollegen<br />
Dr. Louis Jean Bougourd. Begleitet<br />
wurde Dr. Heithecker von den damaligen<br />
Ratsmitgliedern Siegfried<br />
Holzgräwe, Heinz Dütting, Erich<br />
Gröne, Gerhard Kuhlmann, Herbert<br />
Tischer und Hermann Töberich sowie<br />
von <strong>Stadt</strong>direktor Hans-Joachim<br />
Grumbach. Auf Seiten des Heimkehrer-Verbandes<br />
Bad Meinberg gehörten<br />
Walter Bierbaum und Heinrich<br />
Stork zum „Erkundungskomitee“<br />
(O-Ton Heithecker).<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong>: Wie entstand<br />
eigentlich die Idee der Städtepartnerschaft<br />
mit Villedieu-les-Poêles-<br />
Rouffigny?<br />
Dr. Hans Heithecker: Erste Kontakte<br />
nach Villedieu bestanden auf<br />
Seiten des Heimkehrer-Verbandes<br />
aus Bad Meinberg. Deren Mitglieder<br />
waren bereits vorher um Aussöhnung<br />
bemüht. Die Heimkehrer boten sich<br />
der <strong>Stadt</strong> an, bei der Gründung einer<br />
Städtepartnerschaft mitzuhelfen.<br />
Sie waren ein starker Impulsgeber.<br />
Zudem vereinbarten in den 1960er<br />
und 1970er Jahren um Horn-Bad<br />
Meinberg herum viele Kommunen<br />
Städtepartnerschaften, die uns als<br />
Vorbild dienten. Ich möchte als<br />
maßgebliche Wegbereiter damals<br />
auch Siegfried Holzgräwe als ehemaligen<br />
Vorsitzenden des Villedieu-<br />
Ausschusses und den Gemischten<br />
Chor in Leopoldstal hervorheben.<br />
StAz: Was ist Ihnen von dem feierlichen<br />
Augenblick der Unterzeichnung<br />
und Übergabe der Partnerschaftsurkunde<br />
in Villedieu in Erinnerung?<br />
Heithecker: Es war ein erhabener<br />
Augenblick. Damit möchte ich<br />
die Städtepartnerschaften anderer<br />
lippischer Städte nicht kleinreden.<br />
Das berührende daran war für mich:<br />
Im praktischen Vollzug der Partnerschaften<br />
wurden Familien mit<br />
einbezogen. Es entstand ein regelmäßiger<br />
Schüleraustausch. Außerdem<br />
bildeten sich Vereinskontakte.<br />
Unsere Partnerschaft mit Villedieu<br />
führte so viele Menschen aus beiden<br />
Städten (Ländern) zusammen.<br />
Dadurch entstanden persönliche<br />
Altbürgermeister Dr. Hans Heithecker zeigt sich beim Blick in den Atlas überrascht,<br />
wie weit Villedieu-les-Poêles-Rouffigny (Normandie) geographisch von Horn-Bad<br />
Meinberg entfernt ist: Exakt 931 Kilometer.<br />
Foto: Arnold Pöhlker<br />
Beziehungen und ein wachsendes<br />
Verständnis füreinander.<br />
StAz: Was bewegte Sie ganz persönlich,<br />
wenn Sie auf die Folgen<br />
der Partnerschaft zurückschauen?<br />
Heithecker: Aus der Partnerschaft<br />
und den regelmäßigen Begegnungen<br />
entstanden nach und nach Freundschaften<br />
unter den Menschen.<br />
Wir als <strong>Stadt</strong> haben damit einen<br />
kleinen, bescheidenen Beitrag zur<br />
Versöhnung unserer Völker geleistet.<br />
Jahre später wurde uns in<br />
Paris stellvertretend für die <strong>Stadt</strong><br />
Horn-Bad Meinberg durch den<br />
französischen Innenminister eine<br />
Urkunde mit Medaille als Dank für<br />
die Städtepartnerschaft überreicht.<br />
StAz: Für wie wichtig halten Sie<br />
die Städtepartnerschaft gerade in der<br />
heutigen Zeit?<br />
Heithecker: Für sehr wichtig. Leider<br />
ist wieder Krieg in Europa. Wir<br />
sollten über unsere Partnerschaften<br />
daran mitwirken, ein friedliches<br />
und vereintes Europa weiter aufzubauen<br />
als Zeichen unseres starken<br />
Zusammenhalts untereinander und<br />
gegenüber äußeren Bedrohungen.<br />
StAz: Was erhoffen Sie sich für die<br />
Städtepartnerschaft<br />
mit Villedieu für die<br />
Zukunft?<br />
Heithecker: Ich<br />
würde es sehr begrüßen,<br />
wenn der Schüleraustausch<br />
wieder<br />
in Gang käme. Überhaupt<br />
finde ich es<br />
wichtig, die Jugend<br />
in die Partnerschaftskontakte<br />
und -projekte<br />
mit einzubeziehen.<br />
Nach wie vor sind<br />
auch unsere Anliegen<br />
von damals aktuell:<br />
Freundschaft, gegenseitiges<br />
Verstehen,<br />
Kooperationen, wo<br />
möglich – alles das<br />
und vieles mehr gehören<br />
zur Partnerschaft.<br />
Übrigens fand ich es<br />
richtig und angemessen,<br />
dass Horn-Bad<br />
Meinberg Städtepartnerschaften<br />
mit zwei<br />
kleineren Städten besiegelt<br />
hat.<br />
Interview mit Thomas Michaelis<br />
„Begegnungen sind das A&O für Freundschaften“<br />
Seit 1974 besteht die Städtepartnerschaft<br />
zwischen Horn-Bad Meinberg<br />
und Villedieu-les-Poêles-Rouffigny<br />
in Frankreich. Seit 2000 gibt es eine<br />
weitere Städtepartnerschaft mit Bad<br />
Kudowa (Polen). Der Partnerschaftsverein<br />
Horn-Bad Meinberg e.V. plant<br />
und organisiert seit 2016 Kontakte,<br />
Besuche und Partnerschaftstreffen,<br />
fördert den kulturellen Austausch<br />
mit den Partnergemeinden und<br />
unterstützt Schulen, Vereine und<br />
Institutionen in Horn-Bad Meinberg<br />
bei ihrer Partnerschaftspflege. Seit<br />
Mai 2023 besteht ein neuer Vorstand<br />
im Partnerschaftsverein mit Thomas<br />
S. Michaelis (Vorsitzender) und<br />
Ulrich Klappstein.<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Anzeiger</strong>: Mit welchen<br />
Erwartungen schauen Sie auf das<br />
bevorstehende Partnerschaftsjubiläum?<br />
Thomas Michaelis: Sehr erwartungsfroh.<br />
Wir freuen uns, „alte“<br />
Freunde wiederzusehen. Wir hoffen<br />
auf schöne Begegnungen. Gemeinsam<br />
wollen wir unser Jubiläum und<br />
damit 50 Jahre gelebte europäische<br />
Freundschaft feiern. Vielleicht gibt<br />
es nach so langer Zeit ja auch neue<br />
Impulse.<br />
StAz: …was meinen Sie mit neuen<br />
Impulsen?<br />
Michaelis: In den letzten Jahren ist<br />
die Partnerschaft etwas eingeschlafen,<br />
kann man wohl sagen. Das hatte<br />
verschiedene Gründe. Hier wollen<br />
wir ansetzen und die Partnerschaft<br />
mit neuem Leben füllen. Denn<br />
Begegnungen sind das A&O für<br />
Beziehungen und letztendlich auch<br />
für Freundschaften.<br />
StAz: Auch den Schüleraustausch<br />
zwischen Schulen gibt es nicht mehr.<br />
Wie könnte der wieder in Fahrt<br />
kommen?<br />
Michaelis: Das trifft leider zu.<br />
Zumeist deshalb, weil Akteure<br />
nicht mehr teilnehmen konnten.<br />
Inzwischen hat es Lehrerwechsel<br />
in den beteiligten Schulen gegeben.<br />
Das macht Hoffnung auf eine<br />
Wiederbelegung. Kleinere Projekte<br />
zwischen einzelnen Klassen gibt<br />
es bereits. So wurden Weihnachtskarten,<br />
Kochrezepte und Musik-<br />
Playlisten ausgetauscht. Und ganz<br />
wichtig: Immerhin gibt es noch das<br />
Schülerpraktikum für Schüler der<br />
10. Klassen. Diese Begegnungen<br />
sind zum Glück sehr lebendig und<br />
sollen selbstverständlich fortgeführt<br />
werden. Perspektivisch gesehen hoffen<br />
wir bald wieder auf französische<br />
Schülerinnen und Schüler, die in<br />
Horn-Bad Meinberg ein Praktikum<br />
absolvieren. Hierfür suchen wir übrigens<br />
noch Betriebe und Unternehmen,<br />
die Praktikanten eine zeitlang<br />
berufliche Einblicke vermitteln.<br />
Mut macht auch, dass 13 Schüler<br />
aus der weiterführenden Schule in<br />
Villedieu-les-Poêles-Rouffigny am<br />
Partnerschaftsjubiläum teilnehmen.<br />
StAz: Beziehen sich Schülerpraktikum<br />
und Schüleraustausch auf beide<br />
weiterführenden Schulformen?<br />
Michaelis: Das Schülerpraktikum<br />
ist bisher an die Sekundarschule<br />
angegliedert. Der Schüleraustausch<br />
macht vor allem dann Sinn, wenn<br />
er von Sekundarschule und Gymnasium<br />
gemeinsam angeboten wird.<br />
StAz: Sollte man sich bei den<br />
Partnerschaften nicht ohnehin mehr<br />
um jüngere Bürger bemühen, um sie<br />
für konkrete Projekte zu begeistern?<br />
Michaelis: Definitiv sollte das unser<br />
Ziel im Partnerschaftsverein sein.<br />
Nur so können die Partnerschaften<br />
auf Dauer bestehen. Dafür ist es nötig,<br />
attraktive Angebote zu schaffen<br />
und diese auch umzusetzen, beispielsweise<br />
im Klimaschutz oder im<br />
Rahmen von sportlichen Aktivitäten.<br />
Ein ganz wichtiger Punkt ist auch:<br />
Wir haben leider wieder Krieg in<br />
unserer Nähe. Dagegen versteht sich<br />
die geeinte Europäische Union als<br />
Projekt des Friedens und der Freiheit.<br />
Gemeinsam mit unseren Freunden<br />
aus Villedieu-les-Poêles-Rouffigny<br />
und Bad Kudowa bietet sich im<br />
Kleinen die Chance, gemeinsam<br />
am Haus Europa weiterzuarbeiten<br />
für ein Leben in Freiheit, Sicherheit<br />
und Wohlstand.<br />
StAz: Was gedenkt der Partnerschaftsverein<br />
in Zukunft zu tun?<br />
Michaelis: Im Augenblick liegt<br />
der Fokus wegen des Jubiläums auf<br />
unserer deutsch-französischen Partnerschaft.<br />
Es muss aber unser Ziel<br />
sein, die polnischen Freunde mehr<br />
als bisher in den Blick zu nehmen.<br />
Deshalb freuen wir uns sehr, dass<br />
auch polnische Gäste zum 50-Jährigen<br />
kommen werden. Wir hoffen, im<br />
Zuge unserer Begegnungen mit ihnen<br />
über neue Projekte zu sprechen. In<br />
Bad Kudowa soll es beispielsweise<br />
ein großes Musikfest geben. Grundsätzlich<br />
wollen wir künftig unsere<br />
Arbeit als Partnerschaftsverein in<br />
stärkerem Maße als bisher in die<br />
Öffentlichkeit tragen.<br />
StAz: Was erhoffen Sie sich in<br />
Zukunft von den Partnerschaften?<br />
Michaelis: Viele persönliche<br />
Kontakte und Begegnungen, vor<br />
allem intensivere als in den zurückliegenden<br />
Jahren, darunter auch mit<br />
der polnischen Seite. Das bringt<br />
uns hoffentlich auf neue Ideen, um<br />
die Partnerschaften interessant und<br />
abwechslungsreich zu gestalten – und<br />
natürlich viele Bürger aus unseren<br />
Ortschaften, die sich beteiligen.