Dübener Wochenspiegel - Ausgabe 8 - Jahrgang 2024
Dübener Wochenspiegel - Ausgabe 8 - Jahrgang 2024 mit den gewerblichen Sonderthemen "Männertag" sowie "Bauen & Wohnen"
Dübener Wochenspiegel - Ausgabe 8 - Jahrgang 2024
mit den gewerblichen Sonderthemen "Männertag" sowie "Bauen & Wohnen"
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AUS BAD DÜBEN UND UMGEBUNG 24. April <strong>2024</strong><br />
<strong>Dübener</strong><br />
WOCHENSPIEGEL<br />
Älteste Bad <strong>Dübener</strong>in<br />
Leonie Singer feierte ihren 104. Geburtstag<br />
(Bad Düben/Wsp/kp). Und wieder<br />
ein Jahr geschafft! Vor wenigen Tagen<br />
feierte Leonie Singer, die älteste Bad<br />
<strong>Dübener</strong>in, ihren 104. Geburtstag.<br />
Nachbarn und Familie kamen dazu<br />
im Haus in der Südlichen Hüfnermark<br />
zusammen. Hier lebt sie seit vielen<br />
Jahren bei und mit Enkelin Conny<br />
Murer, deren Partner Dieter Kühn und<br />
Urenkel Tim. „Sie wird hier bestens<br />
versorgt, bekommt viele Vitamine und<br />
genießt die Sonnenstrahlen in unserem<br />
Garten“, verrät Enkelin Conny das<br />
Rezept fürs hohe Alter. Sehen und<br />
hören fällt der Jubilarin zunehmend<br />
schwer. Dafür überrascht sie immer<br />
wieder bei gestellten Matheaufgaben.<br />
Das Einmaleins sitzt noch.<br />
Baustelle an der B 2<br />
Projekt zur Zwangsarbeit im Lager „Heide“<br />
Auf den Spuren der dunklen Vergangenheit: Audio-Walk in Arbeit<br />
Jubilarin Leonie Singer mit Hund Blacky am Geburtstagstisch.<br />
Schneller als geplant: Umfahrung wird freigegeben<br />
(Schnaditz/Wsp/ny). Innerhalb weniger<br />
Wochen entstand vor den Toren<br />
Bad Dübens die etwa einen halben<br />
Kilometer lange Baustellenumfahrung<br />
für den Fahrzeugverkehr und<br />
für Radfahrer am Abzweig Schnaditz<br />
an der Bundesstraße 2. Diese kann<br />
nach dem Auftragen entsprechender<br />
Parallel zur Baustellenumfahrung rund um den B2-Abzweig nach Schnaditz wurde<br />
auch der Radweg umgeleitet.<br />
Foto: (Wsp) Nyari<br />
(Bad Düben/Wsp/kp). Seit inzwischen<br />
eineinhalb Jahren läuft mit Schülern<br />
aller weiterführenden Schulen in<br />
Bad Düben und unter Federführung<br />
des Leipziger Erich-Zeigner-Hauses<br />
und des Vereins raum4 (bekannt als<br />
Organisator des LANDschafftTHEA-<br />
TERS) ein interessantes Geschichtsprojekt.<br />
Dabei geht es vordergründig<br />
um die Aufarbeitung eines der dunkelsten<br />
Kapitels in unserer Region:<br />
der Zwangsarbeit im Lager „Heide“<br />
unweit von Söllichau.<br />
In der vergangenen Woche fand – erneut<br />
im KulturBahnhof – ein sogenanntes<br />
„Gesprächscafé“ statt. Hier<br />
hatten die Schüler die Möglichkeit,<br />
innerhalb von drei 20-minütigen Runden<br />
mit aussagekräftigen Experten ins<br />
Gespräch zu kommen: Bad Dübens<br />
Stadtchronist Lutz Fritzsche, Tobias<br />
Schwabe als ehrenamtlicher Denkmalschützer<br />
des Lagers sowie Söllichaus<br />
Ortschronistin Petra Kristin.<br />
Für einen wahren Paukenschlag sorgten<br />
Christopher Mäbert (Erich-Zeigner-Haus)<br />
und Julia Tausend (raum4)<br />
bereits in ihren einführenden Worten.<br />
Demnach stießen sie bei ihren Recherchen<br />
nach in Düben ansässigen<br />
Zwangsarbeitern auf elf Männer aus<br />
dem belgischen Dorf Haasdonk bei<br />
Antwerpen. Diese waren in einer<br />
Foto: privat<br />
Fahrbahnmarkierungen Ende April<br />
freigegeben werden. Dann beginnen<br />
die geplanten Arbeiten an der großen<br />
Deichüberfahrt.<br />
„Der massive Aufbau der Umfahrung<br />
ist dem geschuldet, dass die B2 mit<br />
all dem täglichen Verkehr mindestens<br />
ein gutes halbes Jahr lang dort entlanggeführt<br />
werden muss“, heißt es<br />
aus der Landestalsperrenverwaltung.<br />
Es dürfe in dieser Zeit keinen Ausfall,<br />
beispielsweise aufgrund von Reparaturen,<br />
geben. Es ist aber vorgesehen,<br />
Teile der Materialien beim Rückbau<br />
der Umgehung wiederzuverwenden<br />
und somit einer weiteren Nutzung zukommen<br />
zu lassen.<br />
Baracke in der Torgauer Straße, dem<br />
heutigen Firmenstandort von Steinmetz<br />
Freitag, untergebracht. „In der<br />
Woche vor Ostern haben wir die Nachkommen<br />
zweier dieser Männer, Gaston<br />
de Rycke und Gaston Heyndrickx,<br />
in Belgien besucht“, verrät Mäbert.<br />
Die Schüler holten sich in drei Gesprächsrunden mit Bad Dübens Stadtchronist<br />
Lutz Fritzsche, Söllichaus Ortschronistin Petra Kristin und dem ehrenamtlichen<br />
Denkmalpfleger Tobias Schwabe wertvolle Informationen zur Zwangsarbeit in und<br />
um Bad Düben.<br />
Foto: (Wsp) Phillipp<br />
Jugendparlament<br />
Bad Düben beschließt<br />
den Neuversuch<br />
(Bad Düben/Wsp/kp). Auf Antrag<br />
der Bürgerkreis-Fraktion beschloss<br />
der Bad <strong>Dübener</strong> Stadtrat in der vergangenen<br />
Woche, bis Mitte 2025<br />
ein Jugendparlament zu bilden. Wie<br />
Bürgermeisterin Astrid Münster<br />
(WBD) klar stellte, könne die Verwaltung<br />
zwar die Rahmenbedingungen<br />
schaffen. Der Stadtrat müsse es<br />
jedoch wollen und auch durchsetzen.<br />
Ihr deutliches Angebot an die Jugend:<br />
„Bringt euch ein.“<br />
In den nächsten Monaten wird nun<br />
konzipiert, wie sich das junge Gremium<br />
aufstellen könnte. Dabei dürfte<br />
auch ein Blick auf Nachbar-Kommunen,<br />
wie Muldestausee oder Bad<br />
Schmiedeberg, helfen. „Der Bürgermeister<br />
von Muldestausee hat sich<br />
da ein Instrument geschaffen, das die<br />
Gemeinde wirklich voranbringt“, sagte<br />
Michael Seidel (SPD-Fraktion).<br />
Für Bad Düben ist das Jugendparlament<br />
im Übrigen ein zweiter Anlauf.<br />
Rund um die Jahrtausendwende organisierten<br />
sich schon einmal Schüler<br />
des früheren Albert-Schweitzer-Gymnasiums<br />
in einem solchen Gremium.<br />
„Das war damals ein voller Erfolg.<br />
Dann kam 2002 das Hochwasser und<br />
anschließend haben sich die Prioritäten<br />
in der Stadt etwas verschoben“,<br />
erinnert sich Birgit Dilly (Linke),<br />
deren Sohn Sascha damals maßgeblich<br />
mit beteiligt war. Der Jugendstadtrat<br />
verlor an Bedeutung, die jungen Leute<br />
zogen weg. Das soll diesmal nicht<br />
passieren.<br />
Das Bemerkenswerte: Der 125 Briefe<br />
umfassende Schriftverkehr ist noch<br />
immer in Familienbesitz.<br />
Die Briefe, in flämischer Sprache,<br />
wurden nun vertont und sollen übersetzt<br />
und synchronisiert werden. Ziel<br />
des Projektes ist seit eh und je die Erstellung<br />
eines Audio-Walks durch Bad<br />
Düben. „Wir wollen damit die Zwangsarbeit<br />
ein Stück weit sichtbar machen“,<br />
erklärt Mäbert. Diese neuerlichen, teilweise<br />
sehr bedrückenden Aufnahmen,<br />
fließen in die Hör-Tour mit ein.<br />
Das Lager „Heide“ diente im Dritten<br />
Reich als Arbeitslager für das Sprengstoffwerk<br />
Moschwig. Das Waldstück<br />
wurde als „Objekt Buche“ getarnt. Im<br />
Jahre 1936 zum Militärgelände erklärt,<br />
produzierten dort in den letzten Kriegsjahren<br />
Tausende Kriegsgefangene und<br />
deportierte Ostarbeiter Munition für<br />
die deutsche Wehrmacht. Laut Mäbert<br />
war im Sommer 1942 das Maximum<br />
erreicht, als 1.840 Zwangsarbeiter<br />
unter sehr schlechten Lebensbedingungen<br />
im Lager untergebracht waren.