MAGAZIN - Deutscher Bridge-Verband e.V.

Technik
Expertenquiz November 2008
Klaus Reps
Problem 1
Team, Teiler N, Gefahr keiner
♠B5
♥KD
♦AKDB54
♣652
♠K862
♥B87
♦973
♣B74
N ♠D943
W O♥10
932
♦–
S ♣D10 983
♠A10 7
♥ A 654
♦10 862
♣AK
West Nord Ost Süd
– – 1♦
?
Bewertung: 1SA =10, Passe =6
Zu Beginn eine Hand,bei der wir
ein paar taktische Überlegungen
anstellen müssen. Das Schönste
wäre natürlich, wenn wir unsere
Karos zeigen könnten.
Da aber ein direktes 2♦-Gebot
füreinen Zweifärber reserviertist,
müssten wir zunächst passen –
mit dem diabolischen Plan, erst
in der nächsten Runde, sofern es
überhaupt eine gibt, mit unseren
Karos aus dem Gebüsch zu kommen.
So weit die Theorie. Inder
Praxis können jedoch einige unschöne
Dinge passieren.
Sollteder linkeGegner eine OF
bieten, die der Eröffner heben
kann, müssen wir uns schon mit
3 ♦ hinter den Zug werfen.
Auch wenn der linke Gegner
passt und Partner uns beispielsweise
mit einem 1♥-oder 1♠-Gebot
auf die Nerven geht, stehen
wir einer ausgesprochen ekligen
Situation gegenüber, da wir kein
wirklich schönes Gebot haben.
Also sollte man versuchen diese
Situationen zu vermeiden, indem
man sein Blatt sofortannähernd
beschreibt und alle Gegner (inklusive
dem mittleren) mundtot
macht.
J. Linde: 1SA. Stimmt von den
Punkten, Karo-Stopper ist da,
die Verteilung ist (fast) ausgeglichen
… und es macht dem
Gegner schwieriger,seine Oberfarben-Fits
zu finden.
Dasist der entscheidende Vorteil
von 1SA. Mit einer durchschnittlichen
Hand wie KD10x,
Bxxx, x, xxxx wird der linke Gegner
auf 1 ♦ immer 1 ♥ bieten und
schon hat der Gegner seinen OF-
Fitgefunden, sofern er einen hat.
Nach einer 1SA-Zwischenreizung
aber wird der Gegner mit dem
oben beschriebenen Blatt passen
und wir bekommen die Hand
höchstwahrscheinlich in 1SA. Ob
das dann allerdings gut ausgeht,
ist die andereFrage …
H. Häusler: 1SA. Beschreibt das
Blatt am besten hinsichtlich
Stärke, Stopper und nahezu
auch Verteilung. Darüber hinaus
erschwert es dem Gegner
die Suche nach einem Oberfarben-Fit.
Dr. Kirmse: 1SA. Punktzahl ok,
Verteilung ok, nur der Karo-
Stopper ist etwasdünn.
Halt, Ironie ist hier meine Aufgabe!
R. Marsal: 1SA. Alternativ wäre
zu passen und auf ein Aufkontrieren
des Partners zu hoffen
mit einem nachfolgenden Pass
beider Gegner. Jedoch ist die
Wahrscheinlichkeit, dass es zu
1 ♦ im Kontrakommt, zu gering
und später das hohe Stichpotenzial
und die 16 Punkte zum
Ausdruck zu bringen, ist schwierig.
Korrekt erkannt. Dass der
Endkontrakt 1 ♦ im Kontra lautet,
ist überaus unwahrscheinlich,
irgendjemand wird mit Sicherheit
laufen. Jedes andere
Gebot des Partners bringt uns
dafür aber ganz schön ins
Schwitzen.Ichwüsstekeinekluge
Ansage mit meiner Hand, wenn
ich erst passe und Partner nun
mit 1 ♥ oder 1 ♠ wiederbelebt. In
meinen Augen ein weiteres Argument
dafür, seine Hand schon in
der ersten Runde annähernd zu
beschreiben. Auch wenn 1SA
nicht wirklich perfekt aussieht,
so schützt esuns doch vor möglichen
Komplikationen in der
nächsten Bietrunde. Für einige
Expertenhat das 1SA-Gebot aber
zu viele Flöhe …
H. Kondoch: Passe und sehen,
wie es weitergeht. In Weiß gegen
Weiß sehe ich keine Notwendigkeit,sofortetwas
zu unternehmen.
An 1SAmissfallen
mir die mangelnden Stopper;
und was mache ich, wenn der
Partner seine OF ins Spiel bringt
und mich nach meiner 3er-Länge
fragt?
B. Ludewig: Passe.Dader Partner
keine 6er-Oberfarbe haben
kann, dürfte auch mit 1SA
nichts zu gewinnen sein. Wenn
es noch geht, biete ich in der
nächsten Runde meine Karos.
Mhm, das geht mit Sicherheit
immer. Fragt sich nur, auf welcher
Stufe das für dich noch akzeptabel
ist.
C. Schwerdt: Passe. Partner
kontriertvielleichtauf …
… genau, und dann geht es
pass-pass-pass und wir schreiben800.
Und wovonträumst du
nachts?
Dr.Kaiser: Passe.Eindeutig.
Eindeutig schon, und zwar
eindeutig nicht die Meinung der
Mehrheit! BeiAnsicht aller Hände
erscheint es im Team relativ egal,
ob man sich für Passe oder 1SA
entscheidet. Sollten wir passen,
so werden wir ziemlich sicher Plus
schreiben, denn der Gegner kann
nichts erfüllen, egal ob er in 1 ♦
oder in 1SAlandet. Haben wir
uns dagegen zu 1SAentschlossen,
so ist der Partner hoffentlich
gespürvoll genug,umzupassen.
Sollteereine Stayman-Rettungsaktion
starten, so wird das kein
gutes Board. 1SAsetzt also die
Kooperation eines sensiblen Partners
voraus,dadie meisten Partner
aber sensibel wie Kühlschränke
sind,wirddieReizungin2SA-1,
in 3 ♦-2 oder in irgendeinem
grauenvollen 4-2-Fit in Oberfarbe
enden.
Problem 2
Team, Teiler S, Gefahr O/W
♠AB2
♥AKD864
♦43
♣A2
36 November 2008
♠10
♥ B 952
♦AK98
♣10 987
N ♠975
W O♥10
3
♦ D 765
S ♣DB43
♠ KD8643
♥7
♦B10 2
♣K 65
West Nord Ost Süd
2 ♦ 1)
X 2 ♠ 2) – –
?
1) Multi
2) pass or correct
Bewertung: 3 ♥ =10, 3SA=7,
2SA=5,Kontra=5,4♥=2,3♠
=1
Eine gewisse Vorsicht ist geboten.
Solltedas 2♠-Gebot des Gegners
ernst gemeint sein (Nord will gegenübereinem
Pik-Weak-two nur
auf der 2er-Stufe, gegenüber
einem Coeur-Weak-two aber
mindestens auf der 3er-Stufe
spielen), so ist die Wahrscheinlichkeitgestiegen,dassdieCoeurs
nicht durchziehen.
Miteinem 3er-Coeur und Single
oder Double in PikwürdeNord
möglicherweise auch 2 ♠ bieten.
Genauso gut kann sich der ♥ Bin
der Hand unseres Partners befinden,
womit die Coeur-Farbeauch
gegen einen schlechten Stand
dicht wäre. Wir müssen die
Coeur-Farbealso nicht gleich abschreiben,
aber das 2♠-Geboterhöht
doch die Wahrscheinlichkeit,
dass wir in Coeur
Probleme bekommen. Ein paar
Expertenwerdenvondem2♠-Gebot
gleich so sehr erschreckt,
dass sie fast schon widerwillig
reizen …
H. Humburg: 3 ♥. Muss man
wohl, obwohl wahrscheinlich
ein Stich in Coeur rausgeht.
Nein, nein, man muss gar
nichts! Möglicherweise macht
man nur ♥AKD und die beiden
schwarzen Asse. Vier kontrierte
Faller in 3 ♥ zählen schon 1100.
Wahrscheinlich ist es die richtige
Strategie mit 18 Punkten und einer
stehenden 6er-Länge den
Gegner 2 ♠ spielen zu lassen.
Meines sowohl feinfühligen als
auch verständnisvollen Kommentares
könntest Du sicher
sein …