Liebe Freunde! - Diakoniewerk Neues Ufer

Andacht
Andacht
Jesus Christus spricht:
„Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
(Johannes 14, Vers 19)
Uferzeit
Seite 3
Liebe Leser!
Ostern ist früh in diesem Jahr, schon gleich nach Frühlingsanfang.
Ostern ist ein Fest, das zum Frühling passt. Die Sonnenstrahlen
vertreiben die dunkle, kalte Jahreszeit, die Natur erwacht zu
neuem Leben.
An vorgetriebene Zweige werden bemalte Eier gehängt. Wir
erzählen die Geschichte vom Osterhasen, der die Eier bringt
und die Kinder haben den Spaß, sie zu suchen und zu finden.
All das und noch viel mehr ist Ostern.
Ostern ist aber auch noch etwas ganz anderes. Ostern ist das
Erwachen von Hoffnung auf neues Leben, die Sehnsucht, es
möge nicht alles beim Alten bleiben. Ostern hat zu tun mit neuen
Anfängen, neuem Mut und der Überwindung von Angst und
Resignation. Dazu erzählt die Bibel Geschichten, Geschichten,
die man allerdings bestenfalls nur halb versteht, wenn sie nicht erklärt werden.
Was da zu Ostern geschehen ist, ist so anders als alle unsere Erfahrungen, dass es uns fast
sprachlos macht. Diese Sprachlosigkeit teilen wir mit vielen Gestalten der Ostergeschichten. Da
sind die Frauen, die, ganz anders als die starken Männer, ungeachtet der Gefahr, die ihnen droht,
am Kreuz Jesu bis zuletzt aushalten. Am Ostermorgen dann das Entsetzen, als der Stein, der das
Felsengrab verschlossen hielt, weggewälzt ist. In panischer Angst laufen sie davon.
Doch dann erzählen die Ostergeschichten von verschiedenen unerwarteten, kaum fassbaren Begegnungen,
unbegreiflich im wahrsten Sinne des Wortes. Während wir uns beim Lesen noch verwundert
fragen, wie das denn angehen soll, dass da ein Gestorbener lebendig wird, erzählen die
Ostergeschichten von einem Wunder, das seitdem in ähnlicher Weise immer wieder neu geschieht:
Aus den trauernden, verzweifelten, hoffnungslosen und verängstigten Begleitern Jesu werden Menschen,
die ihre Freude über diese unerwarteten Begegnungen nicht mehr für sich behalten können.
Sie gehen los und sagen es allen, die es hören oder auch nicht hören wollen: „Freut euch, Jesus
Christus ist von den Toten auferstanden, er ist uns begegnet!“ Gott schafft neues Leben, auch dort,
wo nur noch Tod und Verderben ist. Das heißt: Das Leben Jesu, seine Liebe und alles, was er
verkündet und bewirkt hat, hat sich mit seinem Tod nicht erledigt. Er lebt und ist in überraschender
Weise immer wieder lebendig unter uns. Diese überwältigende Erfahrung gibt es seit Ostern.
„Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ sagt Jesus auch zu uns.
Ostern, das ist, wenn verzweifelte Menschen getröstet werden in ihrem Leid, wenn sie wieder Mut
fassen, zum ersten Mal nach langer Zeit wieder lächeln können und beginnen, an das Leben nach
dem Tod (eines lieben Menschen) zu glauben. So schwer das Leben auch sein kann, es lohnt sich
wieder zu leben. Selbst im Tod bleibt es von Gott umschlossen.
Ostern, das ist, wenn Menschen froh und dankbar werden, weil sie Gottes Spuren in ihrem Leben
entdecken, weil sie die Kraft fanden, die Hand zur Versöhnung zu reichen, den Streit nach Jahren zu
begraben, das erlösende Wort fanden und aussprachen.
Ostern, das ist, wenn Menschen sich für das Leben engagieren und sich nicht abfinden mit Ungerechtigkeiten,
wenn sie aufstehen und an irgendeinem Punkt sich einsetzen für Menschen, die an
ihrem Leben leiden.
Ostern, das sind die kleinen Schritte hin zum Leben, das Gott neu schaffen will, Schritte zu einem
Ort, an dem niemand mehr Angst haben muss und neues Vertrauen das Leben trägt.
All das und noch viel mehr ist Ostern.
Ihr
Hans Schliemann