R - IANUS
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"Unfortunately - and this is the root of the problem - the same plutonium<br />
produced in nuclear plants can, when chemically separated, also be used to<br />
make nuclear explosives.'.'<br />
So hatte schließlich, nach mehrjährigen Bemühungen, insbesondere von Seiten politisch<br />
engagierter Wissenschaftler, die Erkenntnis von der Waffentauglichkeit des Reaktorplutoniums<br />
Eingang in die höchste Politik gefunden - jedenfalls in den USA.<br />
Der am Lawrence Livermore Laboratory Atomwaffen entwickelnde Robert W. SeIden<br />
soll im November 1976 einigen Vertretern der Atomwirtschaft verschiedener Länder <br />
auch der Bundesrepublik Deutschland - und der International Atomic Energy Agency<br />
ein Schreiben zukommen gelassen haben, in dem er auf die direkte Verwendbarkeit jeder<br />
Art von Plutonium in Nuklearwaffen aufmerksam machte [ALBR84]. SeIden hob die<br />
Möglichkeit einer militärisch nützlichen Waffe mit Reaktorplutonium hervor, die auch<br />
mittels einer Technologie auf niederem Niveau eine Sprengkraft im Bereich von Kilotonnen<br />
TNT erreichen könne. Die erste Plutoniumbombe hätte, so Seiden, mindestens die<br />
Sprengkraft einer Kilotonne TNT besessen, wenn sie mit Reaktorplutonium gezündet<br />
worden wäre [ALBR84; COCH84; LOVI80].<br />
Am 16. November 1976 brachte die Zeitschrift Nucleonics Week [NUCL76] die Notiz, die<br />
u. a. auch mit der Entwicklung von Schnellen Brütern betraute U.S. Energy Research and<br />
Development Administration (ERDA) vertrete die Meinung, eine Bombe, deren Design<br />
speziell Reaktorplutonium angepaßt sei, könne eine kräftige Nuklearexplosion bewirken<br />
("All grades of plutonium must be considered strategically important and dangerous").<br />
ERDA beauftragte die Science Applications Incorporation, MacLean, Virginia, mit der<br />
quantitativen Abschätzung von Proliferationsrisiken verschiedener alternativer Reaktortypen.<br />
Obwohl über den Sinn solcher quantitativer Untersuchungen gestritten werden<br />
könnte, sollen hier zwei der Resultate erwähnt werden: Die Science Applications Inc.<br />
schätzte die Schwierigkeiten bei der eigentlichen Waffenherstellung unter Verwendung<br />
von praktisch reinem Plutonium-239 für subnationale und für nationale Gruppen gleich<br />
groß ein. Bei Verwendung anderen spaltbaren Materials sollten die Schwierigkeiten der<br />
subnationalen Gruppen weniger als doppelt so groß sein, als diejenigen der nationalen<br />
Gruppen [SCIE77].<br />
Ein wichtige Rolle in der US-amerikanischen Nonproliferationspolitik spielte ein Report<br />
der Nuclear Energy Policy Group, eine einjährige Studie, finanziell von der Ford<br />
Foundation getragen und unter Aufsicht der MITRE Corporation durchgeführt - bekannt<br />
unter dem Namen FordjMITRE-Report [KEEN77]. Diese Studie wurde am 21.<br />
März 1977 veröffentlicht und war auch Grundlage der bekannten Erklärung des damals<br />
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