Heimat ... suchen & finden - Technische Universität Braunschweig
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Fotos: Sebastian Wulf<br />
Die Sonne scheint und am Himmel sind<br />
nur noch ein paar vereinzelte Wolken<br />
zu sehen. Auf dem Flughafen <strong>Braunschweig</strong>-<br />
Wolfsburg liegen einige Studierenden gelassen<br />
in der Sonne. Ein leichter Wind kommt auf<br />
und beginnt die letzten Wolken wegzublasen.<br />
Endlich ploppen vereinzelt Schäfchenwolken<br />
am strahlend blauen Himmel auf – ein Zeichen<br />
für die perfekte Th ermik. Allmählich kommt<br />
Bewegung in die kleinen am Boden wartenden<br />
Grüppchen. Alle müssen mit anpacken, denn<br />
Segelfl iegen ist Teamarbeit.<br />
„Fallschirm – check! Höhenruder – check!<br />
Bremsklappen – check! Alles startklar!“ Ein<br />
UNILEBEN<br />
Forschen, Bauen, Fliegen<br />
Die Theorie des Studiums in der Praxis anwenden – bei Akaflieg ist das möglich!<br />
letztes Zeichen zum Mann an der Winde und es<br />
geht los. Mit einer Beschleunigung, die einem<br />
Sportwagen gleichkommt, rast das aus glas- und<br />
kohlefaserverstärkten Kunststoff en bestehende<br />
Flugzeug über das Rollfeld. Jede Unebenheit<br />
der frisch gemähten Wiese wird ungedämpft in<br />
das Cockpit übertragen. Es kracht und holpert<br />
– dann Stille. Ein letzter Ruck als das Schleppseil<br />
ausklingt. Jetzt gibt es keine Verbindung<br />
zur Erde mehr. Vergessen sind alle Zweifel<br />
und Ängste. Fast geräuschlos zerschneidet die<br />
Janus CE die Luft massen, während die Th ermik<br />
sie immer höher<br />
und höher trägt. Wie<br />
ein Modell breitet<br />
sich die Löwenstadt<br />
weit unten aus. Der<br />
Schornstein von BS-<br />
Energie ist sofort zu<br />
erkennen, genau wie<br />
das Rechenzentrum<br />
und der Architower.<br />
Hier oben im Flieger ist nichts außer blauem<br />
Himmel und die strahlende Sonne, die einen<br />
durch die Acrylglaskanzel wärmt! „Ist man<br />
erst mal in der Luft kann man einfach abschalten<br />
und entspannen“, fi ndet auch Robert Greif.<br />
Der erste Vorsitzende von Akafl ieg studiert<br />
Maschinenbau im 6. Semester.<br />
Wer selbst einmal abheben möchte, ist bei der<br />
1922 gegründeten Akafl ieg, den akademischen<br />
Fliegern <strong>Braunschweig</strong>, genau richtig. Die<br />
Studierenden der TU <strong>Braunschweig</strong> fl iegen<br />
aber nicht nur, sondern entwerfen und bauen<br />
- 23 -<br />
»In der Luft kann<br />
man einfach<br />
abschalten.«<br />
ihre Segelfl ugzeuge sogar selbst. Und das sehr<br />
erfolgreich. Unter dem Motto „Studierende<br />
forschen, bauen, fl iegen" hat die Akafl ieg in<br />
den letzten Jahren zahlreiche Wettbewerbe<br />
gewonnen und neue Weltrekorde aufgestellt.<br />
So hielt etwa die SB10 mehrere Langstrecken-<br />
Weltrekorde und war 28 Jahre lang das größte<br />
Segelfl ugzeug der Welt. „Die Th eorie, die man<br />
im Studium lernt in die Praxis umsetzen – das<br />
ist der Reiz beim Segelfl iegen“, betont Greif.<br />
Jeder Studierende, der Spaß am Forschen, Bauen<br />
und Fliegen hat und begeisterungsfähig ist,<br />
kann bei der Akaflieg<br />
mitmachen. Ein<br />
bestimmter Studien-<br />
gang, Vorkenntnisse<br />
oder besondere Talente<br />
sind ebensowenig<br />
Voraussetzung<br />
wie eine Pilotenlizenz.<br />
„Alle technischen<br />
Fähigkeiten<br />
bringen wir unseren Mitgliedern nach dem<br />
Prinzip "learning by doing" selbst bei“, sagt<br />
Greif. Es dauert insgesamt nur zwei Jahre bis<br />
man allein abheben kann.<br />
Werkstattausrüstung und Material stellen die<br />
Industrie und andere Organisationen gerne zur<br />
Verfügung. Diese Hilfe und die Geldspenden<br />
von ehemaligen Mitgliedern und Förderern<br />
sind der Grund für die niedrigen Kosten. Pro<br />
Start zahlt man 50 Cent. Billiger kommt man<br />
nicht in die Luft .<br />
Sebastian Wulf