Heimat ... suchen & finden - Technische Universität Braunschweig
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Ein leiser Windhauch. Die<br />
Nachmittagssonne grüßt<br />
von den entfernten Dächern<br />
der Stadt. Es ist warm, die<br />
Hitze bei jeder Bewegung spürbar.<br />
„Achtung! Auf Gleis 1 wird<br />
in Kürze der Regionalexpress<br />
Richtung Uelzen für Sie bereitgestellt.<br />
Die Abfahrtszeit ist<br />
15.20 Uhr!“ Ein kurzes Blinzeln,<br />
ein Blick auf die Uhr, ehe das rege<br />
Treiben auf den Bahnsteigen die<br />
Aufmerksamkeit weckt. Männer<br />
mit maßgeschneidertem Anzug<br />
und Aktenkoff er hetzen von Gleis<br />
zu Gleis. Gestresste Mütter mit<br />
quengelnden Söhnen, die jederzeit<br />
auszubüchsen drohen. „Der Regio-<br />
nalexpress Richtung Uelzen fährt<br />
nun ein! Bitte Vorsicht bei der Einfahrt!“<br />
Ein letzter Zug an der Zigarette.<br />
Der Wind am Gleis nimmt<br />
zu. Die Reisetasche ist geschultert,<br />
der MP3-Player eingeschaltet.<br />
„… Aber wo war noch mal hier, tja<br />
genau genommen, geht es nicht um<br />
die Richtung, beides ist nach Hause<br />
kommen“, krächzt Rapper Dendemann<br />
ein wenig wehleidig.<br />
Und Abgeklärtheit stellt sich ein.<br />
Vor dem Fenster beginnt die Landschaft<br />
langsam zu verschwimmen.<br />
Der Bahnhof wird ein grauer<br />
Punkt am Horizont. Bäume und<br />
Wiesen, einsame Landstraßen und<br />
Felder ersetzen ihn. Alles fl iegt<br />
TITEL<br />
Ein verschwommener Blick<br />
Zwischen den Stühlen – unser Autor ist stellvertretend für euch auf der Suche nach <strong>Heimat</strong>.<br />
- 8 -<br />
vorbei. Wird zu einem undefi nierbaren<br />
Grün. Bildet Formen. Mal<br />
unregelmäßig, mal mit verblüff ender<br />
Schärfe.<br />
Es berührt doch, nur auf eine<br />
andere Art als früher. Mit mehr<br />
Sentimentalität, mit mehr Melancholie.<br />
Und es geht nicht um die<br />
Richtung, beides ist nach Hause<br />
kommen. Oder?<br />
Zu Hause war dort, wo man aufwuchs.<br />
Dort, wo die Eltern wohnen<br />
und das Gewohnte lebt. Wo<br />
Erinnerungen allgegenwärtig sind.<br />
Mal versteckt an einem Ort mit<br />
dem besten Freund und der ersten<br />
Zigarette, mal vor aller Augen auf<br />
einer Parkbank, wo die große Lie-<br />
be vorbei lief und ein verstohlener<br />
Blick verträumt an ihr haft en blieb.<br />
Dort, wo mittags das Essen wartete.<br />
Wo nachts Grillen vor dem off enen<br />
Fenster zirpten. Und man sich<br />
bewegte ohne überhaupt darüber<br />
nachzudenken.<br />
„Zu Hause war einfach alles gewohnt.<br />
Jeden Tag die gleichen Leute<br />
in der Schule, die Familie und ein<br />
eingeschworener Freundeskreis.<br />
Ich wollte nicht weg, hatte Angst<br />
vor dem was auf mich zukommt“,<br />
meint auch Lisa P., ehemalige Studentin<br />
der Kunstwissenschaft en<br />
hier in <strong>Braunschweig</strong>.<br />
Und mit dieser Einschätzung<br />
scheint sie nicht alleine zu sein. In