Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
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ein halbes Jahr geben. Unser Ziel war, innerhalb dieser drei Monate<br />
ein geeignetes Schiff zu finden, zu kaufen <strong>und</strong> damit in Richtung<br />
Süden zu segeln.<br />
Natürlich war es nicht leicht, die richtige Wahl zu treffen. Wir<br />
mussten ein Boot finden, das billig aber dennoch stark gebaut war.<br />
Es sollte groß genug für zwei sein, aber nicht zu groß, um keine<br />
unnötigen Kosten zu erzeugen. Welche Segeleigenschaften es<br />
haben sollte, konnten wir nicht so genau sagen, es musste aber auch<br />
auf alle Fälle für eine einzelne Person zu bedienen sein, schließlich<br />
würden wir nächtelang durchsegeln <strong>und</strong> bei einer kleinen Crew von<br />
zwei Personen war klar, dass jederzeit einer aufgr<strong>und</strong> von<br />
Krankheit ausfallen konnte. Gelesen hatten wir ja so einiges über<br />
Rumpf- <strong>und</strong> Kielformen, über Segeltakelungen, Ruderformen <strong>und</strong><br />
Ruderaufhängungen.<br />
Eine Slup, die nicht zu langsam, aber auch kein typisches<br />
Regattaboot war, wurde als Zielobjekt auserkoren. Wie viele<br />
Menschen war auch ich immer begeistert von klassischen Designs,<br />
die so romantisch über die Meere glitten. Die Klassiker schienen<br />
aber immer zu teuer oder zu reparaturbedürftig zu sein. Auch das<br />
Bootsbaumaterial gab uns einiges zu lernen <strong>und</strong> zu denken. Logisch<br />
schien ein Metallboot. Als gelernter Werkzeugmacher hatte Jürgen<br />
viel Erfahrung mit Metall, <strong>und</strong> außerdem kam es unseren<br />
Vorstellungen von Sicherheit am nächsten. Fieberglas hatte doch<br />
sehr den Beigeschmack eines „Joghurtbechers“ <strong>und</strong> wurde von uns<br />
sehr skeptisch betrachtet. Ein kalifornischer Segler setzte mir<br />
außerdem noch den Floh ins Ohr, dass „echte Segler“ auf<br />
Holzboote schwören würden. Alles andere sei charakterlos <strong>und</strong><br />
konnte uns nie das völlige, echte Gefühl vom Segeln geben, meinte<br />
er. Dabei wiederum waren hier am amerikanischen Markt so gut<br />
wie keine Sperrholzschiffe zu finden, denen ich unser Leben<br />
anvertrauen wollte, <strong>und</strong> alle Vollholzboote unserer Preisklasse<br />
drohten zu sinken. Aber herrlich schön waren sie anzusehen.<br />
Vom Ferrozement war in Kalifornien nicht die Rede <strong>und</strong> so<br />
hatten wir keine Gelegenheit, uns länger mit diesem Rumpfmaterial<br />
zu beschäftigen. Das aber war kein Problem, da wir uns ohnehin<br />
nicht für Ferrozement entschieden hätten.<br />
Jeder Segler, mit dem wir über das Bootsbaumaterial sprachen,<br />
war zu einh<strong>und</strong>ert Prozent vom jeweiligen Baumaterial seines<br />
Schiffes überzeugt. Das half nicht wirklich viel weiter. Wir<br />
entschlossen uns, nach einem Stahl- oder Aluminiumboot zu<br />
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