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Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf

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enötigten. Es war eine neue Situation, ohne Kühlmöglichkeit zu<br />

reisen <strong>und</strong> immer genügend Lebensmittel, auch für Notfälle oder<br />

längere Aufenthalte in einer besonders schönen Bucht, ein zu<br />

berechnen.<br />

Zwar führten wir die meisten Arbeiten gemeinsam aus, <strong>und</strong> so<br />

auch den Einkauf der Lebensmittel, trotzdem teilten sich die<br />

Aufgaben wie von alleine unter uns auf, ganz nach den Interessen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten jedes einzelnen. Auf eine genaue Einteilung oder<br />

gar ein Skipper-Crew-Verhältnis hatten wir absichtlich vom ersten<br />

Gedanken der Segelreise an Abstand genommen. Schon früher<br />

ergänzten sich unsere Charaktere <strong>und</strong> Fähigkeiten harmonisch, <strong>und</strong><br />

ohne Benachteiligungen <strong>und</strong> nur auf diese Weise konnten wir eine<br />

feste <strong>und</strong> sichere Mannschaft werden.<br />

Für die Ernährung am Schiff wurde ganz nach meinem Interesse<br />

eindeutig ich zuständig. Denn nun konnte ich das Wissen aus<br />

meiner Schulzeit ins Praktische ummünzen, da ich zuhause in<br />

Österreich mein Abitur in Ernährungswissenschaft gemacht hatte.<br />

Fasziniert von dem Thema der ges<strong>und</strong>en Küche in den erschwerten<br />

Umständen auf See <strong>und</strong> unter Segel begann ich, verschiedene<br />

Lebensmittel einzulagern <strong>und</strong> deren Haltbarkeit am Schiff zu<br />

beobachten.<br />

Wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit <strong>und</strong> in diesem Fahrgebiet<br />

blies der Wind konstant aus dem Norden <strong>und</strong> IRISH MIST flatterte<br />

unter Vollzeug aus der Hafenbucht. Draußen erlebten wir unsere<br />

erste „Beinah-Flaute“. Wir rührten uns für drei Tage kaum vom<br />

Fleck. Nur ein Hauch einer Brise war zu spüren <strong>und</strong> hielt die Segel<br />

davon ab, nervtötend herumzuschlagen. Jürgen nutzte die Pause,<br />

wieder einmal unsere alte Maschine anzusehen, denn wir benützten<br />

sie kaum <strong>und</strong> so war es auch kein W<strong>und</strong>er, dass durch Schmutz,<br />

Rost <strong>und</strong> Salz das Kühlsystem ständig geöffnet <strong>und</strong> geputzt werden<br />

musste. Alte Schiffe wie unsere IRISH MIST hatten leider keinen<br />

Wärmetauscher oder eine andere Form von Zweikreiskühlung <strong>und</strong><br />

so strich das Meerwasser zur Kühlung direkt durch den<br />

Motorblock. Ein System, auf das man sich leider nie richtig<br />

verlassen konnte.<br />

Ich ließ mich in der Zwischenzeit in der Sonne braten <strong>und</strong><br />

genoss mein Dasein. Es war schon ein herrliches Gefühl, sich hier<br />

treiben zu lassen. Zwar hielt ich stets das Ende der Pinne in meiner<br />

Hand, dennoch verfrachteten mich meine Gedanken weit weg vom<br />

Steuerstand, <strong>und</strong> ich legte nur wenig Aufmerksamkeit auf Kurs <strong>und</strong><br />

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