Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
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wir den ganzen Tag zusammen verbrachten <strong>und</strong> alles gemeinsam<br />
erlebten, ging uns der Gesprächsstoff nie aus. Es hatte sich eine Art<br />
Alltag im Schiff eingestellt, auch wenn wir fast täglich Neues<br />
erlebten, worüber wir abends redeten.<br />
Nicht nur über die Tage am Schiff gab es viel zu tratschen, auch<br />
über vergangene Erlebnisse, Menschen, die wir kennen gelernt<br />
hatten oder die uns früher einmal begegnet waren, Bücher, die wir<br />
gelesen hatten, oder einfach nur Dinge, die uns interessierten.<br />
Manchmal kamen dabei tiefgreifende Gespräche <strong>und</strong> Philosophien<br />
heraus, andermal genossen wir einfach den Sternenhimmel über<br />
uns. Doch es gab nie langweilige Zeiten <strong>und</strong> die Gespräche trieben<br />
nie in seichten Smalltalk ab.<br />
Nicht nur die ruhige Nacht <strong>und</strong> die friedlichen Geräusche r<strong>und</strong><br />
um uns erzeugten diese schöne Abendstimmung, tief in mir fühlte<br />
ich mich zutiefst geborgen <strong>und</strong> verstanden. Ich musste daran<br />
denken, welche Wege wir nun von Bahia Kalifornien aus<br />
einschlagen würden. Auch wenn wir uns noch nicht allzu viele<br />
Gedanken darüber gemacht hatten, wo uns die Reise hinführen<br />
sollte, ich wollte noch einige Zeit in Mexiko verbringen.<br />
Viele Segler hatten uns von dem schönen Segelrevier in der Sea<br />
of Cortez erzählt, deren Eingang nun direkt vor uns lag. Dennoch<br />
war ich eigentlich nicht in der Stimmung, noch länger Bahia<br />
Kalifornien zu erobern.<br />
Was würde ich davon halten, von La Paz aus die Sea of Cortez<br />
zu überqueren <strong>und</strong> zum Festland aufzubrechen, meinte plötzlich<br />
Jürgen. Wie so oft, wenn ich im Gedanken versunken war, fing<br />
Jürgen an, meine Gedanken auszusprechen. Zuvor hatten wir noch<br />
über ganz andere Dinge gesprochen <strong>und</strong> plötzlich drifteten unsere<br />
Überlegungen in die selbe Richtung ab. Noch oft würde ich diesen<br />
Zufall beobachten.<br />
So machten wir unseren Plan in dieser Nacht <strong>und</strong> wir freuten<br />
uns auf La Paz, die Seglerhauptstadt schlechthin, von wo aus wir<br />
dann die Halbinsel hinter uns lassen würden.<br />
Ich dachte nach über die Veränderungen, die wir in dieser<br />
kurzen Segeletappe erfahren hatten. Wir wurden allmählich zu<br />
kleinen Salzbuckeln. Jürgen kletterte in den Schiffsbauch um<br />
frisches Teewasser aufzusetzen, während ich mich tief im<br />
Gedanken versunken im Cockpit streckte.<br />
Im Licht der Petroleumlampe sah ich mit Zufriedenheit, dass<br />
sich auch mein Äußeres gewandelt hatte. Meine Haut war<br />
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