Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
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Anscheinend hatten die Menschen ein mulmiges Gefühl bei der<br />
Vorstellung, dass jemand Fremder in der Nähe seine Nacht<br />
verbringt, so lächerlich das auch sein mochte, da die Menschen in<br />
diesen Städten ohnehin in Anonymität lebten <strong>und</strong> ihre eigenen<br />
Nachbarn kaum kannten.<br />
Außerhalb der Städte, wo wir in Wäldern, an verträumten<br />
Bächen <strong>und</strong> an schönen Wiesen Halt machten, war es einfacher,<br />
ruhige Nächte zu verbringen. Manchmal sammelten wir etwas<br />
Holz, um den Tag am Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Selbst die<br />
Besitzer des jeweiligen Landes, auf dem wir kampierten, die<br />
Ranger <strong>und</strong> die Farmer hatten kein Problem mit uns <strong>und</strong> ließen uns<br />
die Freude, an diesen ruhigen, selbsternannten Campingplätzen in<br />
der Natur einfach zu leben. Oft wusch ich ein paar Pullover in<br />
einem Fluss, wo wir auch noch gleich selbst badeten, was während<br />
unsrer Reise im Oktober nach Alaska zu einer echten<br />
Herausforderung wurde. Mit unseren Sportbögen hatten wir Spaß,<br />
abends noch ein paar Pfeile zu verschießen, ich bezweifelte aber,<br />
gut genug zu sein um den Bogen auf einen Hasen richten zu<br />
können. Da ich schließlich kein Tier quälen wollten, stellte der stets<br />
gefüllte Kühlschrank im Wohnmobil die tägliche Kost sicher.<br />
Der Nachteil an diesen einsamen Campingplätzen in der Natur<br />
war allerdings, dass wir nur selten die Gelegenheit hatten, fremde<br />
Menschen kennen zu lernen <strong>und</strong> es war praktisch unmöglich,<br />
Gleichgesinnte zu treffen. Ein-heimische waren in der Regel nicht<br />
an uns interessiert <strong>und</strong> unternahmen somit gar nicht erst den<br />
Versuch, mit uns in ein Gespräch zu kommen. Wir kamen <strong>und</strong><br />
gingen wie nie da gewesene Schatten, welche die Menschen in den<br />
Dörfern nicht einmal bemerkten.<br />
Hier am Boot war das ganz anders. Segler lebten in einer<br />
lockeren Gemeinschaft, die uns erlaubte, unter Menschen zu sein<br />
<strong>und</strong> dennoch, wann immer wir wollten, für uns alleine Ruhe zu<br />
genießen. Sehnte man sich nach Gesellschaft, ankerte man einfach<br />
in einer gut besuchten Bucht <strong>und</strong> ruderte hinüber zu einer anderen,<br />
vor Anker liegenden Yacht. Fast immer gab es interessante<br />
Menschen kennen zu lernen, um bei Tee, Dinner oder beim Bier die<br />
Gesellschaft anderer Seenomaden zu genießen. Dennoch fehlte<br />
niemandem das Feingefühl zu erkennen, wenn sich eine Crew nach<br />
Ruhe sehnte. Auch die Möglichkeit, sich in eine der vielen kleinen<br />
<strong>und</strong> manchmal unbewohnten Buchten, die nicht so häufig von den<br />
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