Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die kleine Insel war felsig <strong>und</strong> karg, so wie sich die gesamte<br />
Landzunge Bahia Kaliforniens uns präsentieren würde. Das Gestein<br />
war durchzogen mit kleinen Höhlen, die das Wasser des Pazifiks<br />
durch jahrh<strong>und</strong>ertelange Arbeit ausgewaschen hatte. Neben den<br />
Seelöwen <strong>und</strong> den vielen kleinen Weichtieren, die in jeder<br />
Salzwasserpfütze auf den niedrig gelegenen Teilen der Insel zu<br />
finden waren, gehörte die Insel den Vögel. Überall zeugten<br />
verlassene Nester von dem entstandenen neuen Leben <strong>und</strong> in<br />
respektablem Abstand kreisten Möwen <strong>und</strong> Tölpler um uns. Wie es<br />
aussah, warteten die Tiere, ob wir nicht doch auch zu den Fischern<br />
gehörten, die diese Insel als Sammelstation benützten.<br />
Wir waren aber gar nicht lange interessiert, unsere Zeit mit<br />
Angelversuchen zu verbringen, denn wir hatten schon genug<br />
Nahrungsmittel gef<strong>und</strong>en, die den abendlichen Tisch decken<br />
würden. Denise war schon an Bord verschw<strong>und</strong>en, um die<br />
Spezialitäten mit frisch gebackenen Brötchen zu krönen, während<br />
wir Miesmuscheln <strong>und</strong> Kakteen sammelten. Wir nahmen<br />
Kakteenblätter von einer Art, die wir schon auf dem Markt gesehen<br />
hatten <strong>und</strong> die hier in Mexiko offensichtlich als Gemüse verwendet<br />
wurden. Gemeinsam wollten wir auf KIKIMO zu Abend essen.<br />
Da gab es jedoch ein kleines Problem. Am Markt angebotene<br />
Kakteenblätter waren bereits unschädlich gemacht, indem auf eine<br />
geheimnisvolle Weise die Stacheln restlos entfernt waren. Keiner<br />
von uns wusste genauer, wie die Einheimischen diese Stacheln<br />
entfernen, kreative Köpfe waren wir jedoch allemal, <strong>und</strong> es<br />
scheiterte nicht an Ideen. Wir versuchten die Stacheln zu ziehen,<br />
was aber nur zu einer fluchenden Bande an Seeleuten führte. Die<br />
großen, harten Stacheln konnten wir auf diese Weise ziehen, aber<br />
immer noch blieben die feinen Stacheln, nicht dicker als Haare <strong>und</strong><br />
nur ein paar Millimeter lang. Jack holte einen Bunsenbrenner <strong>und</strong><br />
seine Idee, lästige Härchen einfach abzubrennen, klang ganz gut.<br />
Ich dachte an meine praktischen Künste in der Küche <strong>und</strong> versuchte<br />
es mit heißem Wasser. Wie auch bei anderem Gemüse waren die<br />
Kakteenblätter leicht zu häuten, nachdem sie erst einmal kurz in<br />
kochendem Wasser schwammen. Zufrieden mit dem Ergebnis<br />
brachten wir schließlich die Ernte Denise, die sich sogleich übers<br />
Kochen der nun bereits wenig appetitlich aussehenden Frucht den<br />
Kopf zerbrach. Auch die Muscheln waren mittlerweile im Kochtopf<br />
gelandet, <strong>und</strong> bei Sonnenuntergang verschlangen wir mit<br />
Heißhunger das leckere Fleisch der Miesmuscheln zu Denises<br />
19