Fortgeblasen und angeschwemmt.pdf
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in den ersten fremden Hafen, Ensenada bei Tageslicht einlaufen zu<br />
können.<br />
Der Morgen dämmerte <strong>und</strong> alles r<strong>und</strong> ums Schiff leuchtete in<br />
strahlendem Blau. Der immer noch starke Wind blies weiße Kronen<br />
über die Pazifikdünung, <strong>und</strong> nur langsam konnte die aufsteigende<br />
Sonne die klamme Kälte aus meinen Knochen vertreiben. Es war an<br />
der Zeit, endlich unsere Navigation ernster zu nehmen <strong>und</strong> unsere<br />
Position in die Karte einzutragen. Schließlich fühlte sich Jürgen<br />
soweit ges<strong>und</strong>, ins Innere des Bootes zu steigen. Vierzehn St<strong>und</strong>en<br />
waren vergangen, seit wir San Diego hinter uns am Horizont liegen<br />
gelassen hatten, <strong>und</strong> die Müdigkeit war kaum mehr abzuschütteln,<br />
nachdem ich die meisten der aufregenden Nachtst<strong>und</strong>en hier an der<br />
Pinne verbracht hatte. Ich glaubte endgültig in eine Welt der<br />
Träume ab getaucht zu sein, als Jürgen seinen Kopf aus der Kajüte<br />
reckte, um mir zu sagen, dass Ensenada fünfzehn Seemeilen hinter<br />
uns lag. Geschlagen von unsrer eigenen Naivität wendeten wir das<br />
Boot <strong>und</strong> unter Flüchen versprachen wir uns selbst, zukünftig auch<br />
bei miesen Bedingungen etwas mehr für die Navigation zu tun,<br />
unter Gepolter liefen wir hoch am Wind unsrem Ziel entgegen.<br />
Geschlaucht, aber glücklich segelten wir in den Hafen von<br />
Ensenada, stolz, es geschafft zu haben. Im voll besetzten<br />
Hafenbecken konnten wir einen kleinen Fleck freien Raum neben<br />
einer ankernden Yacht für uns entdecken. Pflichtbewusst steuerten<br />
wir jedoch erst mal den Steg an, um uns dort beim Hafenkapitän zu<br />
melden. Fre<strong>und</strong>lich wurden wir empfangen, in gebrochenem<br />
Englisch gab uns der Mexikaner zu verstehen, dass es nicht nötig<br />
war, seinen Steg zu belegen, er wollte das Boot ohnehin nicht<br />
inspizieren.<br />
Noch bevor wir unsre Leinen einholten, um den Steg gegen<br />
einen ruhigen Platz vor Anker zu tauschen, kam auch schon ein<br />
Dingi von dieser grünen Yacht neben unserem auserkorenen Platz<br />
heran gebraust. Ich hatte nicht damit gerechnet, von anderen<br />
Seglern herzlich begrüßt zu werden, doch Jack lud uns für den<br />
Abend auf sein Boot zu seiner Familie ein. Sie waren aus<br />
Vancouver gekommen <strong>und</strong> freuten sich immer über Gäste. Von<br />
unserer Reisezeit mit dem Wohnmobil kannten wir diese<br />
fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehung zu Fremden nicht. Nie hatten sich<br />
andere Reisende für uns interessiert, <strong>und</strong> Einheimische, vor deren<br />
Siedlungen wir unser Wohnmobil geparkt hatten, um eine Pause<br />
einzulegen oder die Nacht dort zu verbringen, hielten uns aller<br />
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