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Meine lieben Freundinnen und Freunde! - Diakoniewerk Neues Ufer

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Aus Aus den den Kindertagesstätten<br />

Kindertagesstätten<br />

Eine Geschichte nach Friedl Maggraf, die es<br />

lohnt zu lesen <strong>und</strong> drüber nachzudenken.<br />

Auf der sonnendurchglühten Südwand räkelt er<br />

sich <strong>und</strong> hebt zum lauen, blauen Himmel seine<br />

schlanken Arme empor. Noch ist kein einziges<br />

Blatt an ihm, seine Zweige sind überschüttet mit<br />

weißen Blüten. In jedem Frühling, den Gott ihm<br />

schenkt, ist es dasselbe: Im Garten gibt es keinen<br />

Baum, der so prangt wie er. Doch wenn die<br />

anderen Bäume zum Dank, dass sie so gepflegt<br />

wurden, sich Mühe geben, lieb die Früchte anzusetzen,<br />

deckt er sich mit einem glänzenden,<br />

saftigen Blätterkleid zu. Er beginnt in sich hinein<br />

zu träumen, als warte er auf einen neuen<br />

Frühling. Mit dem Wind beginnt er ein Pläuschchen<br />

oder ein Vogelpärchen darf bei ihm übernachten<br />

<strong>und</strong> sie erzählen von ihren Reisen.<br />

Für alle Vorübergehenden ist der Baum eine Augenweide,<br />

entzückt bleiben sie stehen. Doch der<br />

Gärtner findet keinen Gefallen daran. Darum nennt<br />

er ihn nur noch den „Nutzlosen“. Er versucht ihn<br />

zu ändern. Grimmig kappt er ihm die schlanken<br />

Ruten, des Nachts hatten sie eine geheime Botschaft<br />

an sein Fenster geklopft. Er brummt in sich<br />

hinein: „Jetzt wollen wir mal sehen!“<br />

Im nächsten Mai sieht er, wie der Baum mit doppelter<br />

Lust austreibt <strong>und</strong> das, wie immer nach<br />

der tollen Blütenpracht, keine einzige Frucht<br />

folgt. Nun greift er ihm an die Wurzeln, handbreit<br />

werden sie abgestochen. Um ihn zu begrenzen,<br />

legt er einen Kranz von Steinen. Der<br />

Nutzlose lässt sich nicht beirren <strong>und</strong> wühlt einige<br />

Male kräftig munter mit seinen Wurzelzehen<br />

zwischen den Steinen umher <strong>und</strong> zieht neue<br />

Blühkraft in sich hinein. So wehen dem Gärtner<br />

abermals im ersten Frühlingswind die Blüten vor<br />

die Füße <strong>und</strong> von Früchten keine Spur.<br />

Der Nutzlose<br />

Impressum:<br />

<strong>Ufer</strong>zeit - Zeitung des <strong>Diakoniewerk</strong>es <strong>Neues</strong> <strong>Ufer</strong> gGmbH<br />

Anschrift: Redaktion „<strong>Ufer</strong>zeit“, Retgendorfer Straße 4, Haus 13, 19067 Rampe, � 038 66 / 67 182<br />

E-Mail: info@neues-ufer.de Internet: www.neues-ufer.de<br />

Bankverbindung: EKK, Konto-Nr. 73 100 30, BLZ 520 604 10, Stichwort: „<strong>Ufer</strong>zeit“<br />

<strong>Ufer</strong>zeit<br />

Seite 27<br />

Ein guter Rat des Besitzers des Hauses, ihn<br />

zurück zu schneiden, soll der nächste Schritt<br />

sein. Wie sie beide dort stehen, geht dem Besitzer<br />

etwas durch den Sinn.<br />

Ein kurzer, traumhafter Augenblick der Besinnung<br />

<strong>und</strong> der Selbsterkenntnis, in dem er wirklich<br />

lebt. Der Mann steht zwischen dem Baum<br />

<strong>und</strong> seinem Gärtner. Aus weiter Ferne vernimmt<br />

er plötzlich eine zornige Stimme, die seines Vaters:<br />

„Was willst du werden - Sänger! So eine<br />

brotlose Kunst. Etwas Nutzloseres ist dir wohl<br />

nicht eingefallen! Mathematikaufgaben zu lösen,<br />

wäre wichtiger. Ich sage dir nur, ich möchte keine<br />

Drei mehr in der nächsten Arbeit finden. Rechnen<br />

ist der Prüfstein des Verstandes!“ Lange<br />

hatte er sich dieser zornigen Stimme unterworfen.<br />

Vierzig Jahre hatte er gerechnet. Ein Beweis:<br />

sein Haus <strong>und</strong> sein Garten. Nun steht er,<br />

sechzigjährig, neben dem jungen Baum <strong>und</strong><br />

insgeheim beneidet er ihn.<br />

Er sieht an dem Gärtner vorbei <strong>und</strong> sagt leise, als<br />

schäme er sich: „Ach nein - lassen wir ihn doch<br />

zufrieden! Es gibt so viel Nützliches in der Welt...<br />

Es genügt mir schon, ihn blühen zu sehen!“<br />

Helga Salow<br />

Matthias Claudius Kindergarten<br />

Chefredaktion: Christa Hagen, Annet Pohl.<br />

Redaktion: Amadeus Andler, Andrea Grüning, Bernd Budde, Angela Frenzel, Doreen Hähnel, Heike Lenz, Hans-<br />

Wolfgang Mühlenbein, Thomas Naedler, Katrin Otto, Gabriele Pöthke, Anke Roettig, Birgit Wolge, Klaus Wolge,<br />

Evelyn Wußow.<br />

Zeichnungen: Dieter Pohl.<br />

Auflage 500

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