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Rechtschreibfähigkeit und Unterricht - Dr. Peter May

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Kinder mit guter Rechtschreibung können am Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit nicht nur beliebige<br />

Wörter ohne Schwierigkeiten anhand ihrer Aussprache schreiben, sie beherrschen auch alle<br />

gängigen orthographischen Regelungen (z.B. Längezeichen wie in Fahrrad, Kürzezeichen wie<br />

in Rollschuhe), <strong>und</strong> sie können die Schreibung der einzelnen Wörter aus ihrer Kenntnis der<br />

Wortbedeutung (Verkäuferin kommt von kaufen) <strong>und</strong> der Wortbausteine (Fahrrad ist aus den<br />

Wortstämmen fahr <strong>und</strong> rad zusammengesetzt) herleiten. Auch Kinder mit guter Rechtschrei-<br />

bung machen noch Fehler - wie wir alle. Aber neben Flüchtigkeitsfehlern betreffen die Unsi-<br />

cherheiten meist komplexe Regelungen (wie -schloß mit ß, aber -schlösser mit ss).<br />

Kinder mit durchschnittlicher Rechtschreibleistung erreichen in der HSP 4/5<br />

zwischen 237 <strong>und</strong> 274 Punkte. Die Leistungen dieser Gruppe umfaßt den Leistungsbereich der<br />

großen Mehrzahl der deutschen Kinder (80 Prozent).<br />

Kinder mit durchschnittlicher Rechtschreibleistung können am Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit Wörter<br />

nach der eigenen Aussprache schreiben, <strong>und</strong> sie können eine Reihe von orthographischen<br />

Besonderheiten beachten (siehe z.B. das h in Fahrrad <strong>und</strong> Rollschuhe, das v in Verkäuferin).<br />

Allerdings sind sie bei etlichen Regelungen noch nicht sicher. Dies äußert sich darin, daß sie<br />

Länge- <strong>und</strong> Kürzezeichen nicht an der geforderten Stelle schreiben (z.B. -*schlos, *Rolschuhe,<br />

*Schitzrichter). Ihre Unsicherheit zeigt sich aber auch darin, daß sie mitunter orthographische<br />

Elemente hinzufügen (z.B. *Torwahrt). Die Kinder beachten schon morphologische Gesichts-<br />

punkte bei der Schreibung (wie die Vorsilbe ver in Verkäuferin), jedoch leiten sie die Wort-<br />

schreibungen noch häufig nicht aus der Kenntnis der Stämme ab (z.B. *Fahrad, *Verkeuferin).<br />

Kinder mit schwacher Rechtschreibleistung erzielen in der HSP 4/5 weniger als 237<br />

Punkte. Ihre Leistungen entsprechen denen der 10 Prozent schwächsten Leistungen aller<br />

Kinder in der b<strong>und</strong>esdeutschen Stichprobe.<br />

Kinder mit schwacher Rechtschreibleistung können am Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit zwar die mei-<br />

sten Wörter anhand ihrer eigenen Aussprache so verschriften, daß sie in der Regel gut lesbar<br />

sind. Aber feine Lautunterschiede, die für die Schreibung bedeutsam sind, werden von ihnen<br />

häufig noch nicht realisiert (z.B. *Ferkeuferen, *Torwat, *schümft). Ihnen fehlen noch we-<br />

sentliche Gr<strong>und</strong>lagen für die Entscheidung, wann <strong>und</strong> nach welchen Regeln orthographische<br />

Elemente geschrieben werden müssen (z.B. *Rolschue, Faradschlos), weshalb sie die einzel-<br />

nen Wörter bei verschiedenen Gelegenheiten auch immer wieder anders schreiben (z.B. inner-<br />

halb eines Textes *Ferkeuferin, *Fehrkoiferien, *Ferkeufferinn). Sie verfügen noch nicht über<br />

hinreichende Kenntnisse der Herleitung der Schreibungen nach Wortstämmen <strong>und</strong> anderen<br />

Wortbausteinen (z.B. *Ferkeuferen, *Fahrad). Auch einfache Regeln der Großschreibung <strong>und</strong><br />

der Flexion von Wörtern sind ihnen noch nicht vertraut (z.B. *mit den schitsrichter).<br />

PLUS-Voruntersuchung (PM 94/10) 24

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