Rechtschreibfähigkeit und Unterricht - Dr. Peter May
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* Projekte zur Förderung des Schreibens, wie Klassenzeitungen oder Brieffre<strong>und</strong>schaften<br />
mit anderen Klassen, werden im Vergleich zu Leseprojekten weniger häufig durchgeführt. In<br />
gut 20 Prozent der Klassen wird im vierten Schuljahr kein Projekt zur Schreibförderung durch-<br />
geführt.<br />
* Der Einsatz von Diktaten im Rechtschreibunterricht wird sehr unterschiedlich gehand-<br />
habt. Im Mittel werden knapp 17 geübte oder ungeübte Diktate geschrieben. Die Bandbreite<br />
reicht von 0 bis über 80 Diktate im Schuljahr, <strong>und</strong> die durchschnittliche Länge variiert zwischen<br />
15 <strong>und</strong> über 80 Wörter.<br />
* Auch hinsichtlich der Zahl der im <strong>Unterricht</strong> geschriebenen Aufsätze ist die Bandbreite<br />
hoch, sie reicht von weniger als 5 bis über 20 Aufsätze. Im Mittel werden 10 Aufsätze pro<br />
Schuljahr geschrieben.<br />
* In etwa der Hälfte der Klassen wird in allen Fächern besonderer Wert auf die Recht-<br />
schreibung gelegt, während in etwa jeder siebten Klasse außer im Deutschunterricht die Recht-<br />
schreibung ohne besondere Beachtung bleibt.<br />
* Hinsichtlich des Umgangs mit Rechtschreibfehlern in Aufsätzen gibt es keine einheitli-<br />
che Gr<strong>und</strong>auffassung: Gut 80 Prozent der Lehrer/innen lassen Rechtschreibfehler korrigieren<br />
<strong>und</strong> wenden dabei vielfältige Formen an. In knapp 20 Prozent der Klassen lassen die Leh-<br />
rer/innen Rechtschreibfehler in Aufsätzen nicht korrigieren.<br />
* Der Anteil des Rechtschreibunterrichts am gesamten Deutschunterricht reicht nach Ein-<br />
schätzung der Lehrer/innen von unter 20 bis über 60 Prozent. In Klassen mit schwächeren<br />
Rechtschreibleistungen ist der Anteil etwas höher. Es ist demnach zu vermuten, daß ein höherer<br />
Anteil des Rechtschreibunterrichts auch eine Reaktion auf Rechtschreibschwierigkeiten in der<br />
Klasse darstellt.<br />
* Hinsichtlich der mittleren Zeitpunkte, bis zu denen Kinder die wichtigsten Recht-<br />
schreibregelbereiche beherrschen sollten, gehen die Ansichten der Lehrer/innen um mehr als<br />
zwei Jahre auseinander. Die Einschätzung hängt jedoch weder mit den tatsächlichen Leistungen<br />
der Klasse noch mit der Wertigkeit der Rechtschreibung in den Augen der Lehrer/innen zu-<br />
sammen, wie die Überprüfung anhand der Klassenergebnisse zeigt. Die meisten Viertklaßleh-<br />
rer/innen sind der Meinung, daß ein Großteil der Regelungen bis etwa Mitte des vierten Schul-<br />
jahres beherrscht werden sollten.<br />
Deutschlehrer/innen aus fünften <strong>und</strong> sechsten Klassen beurteilen die Zeitpunkte, zu denen die<br />
Rechtschreibregelungen beherrscht werden sollten, zurückhaltender. Die Ergebnisse des Recht-<br />
schreibtests geben ihnen recht, denn die meisten Rechtschreibregeln werden am Ende der<br />
Gr<strong>und</strong>schulzeit noch nicht sicher beherrscht.<br />
PLUS-Voruntersuchung (PM 94/10) 8