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Rechtschreibfähigkeit und Unterricht - Dr. Peter May

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1.1.3 Rechtschreibung in eigenen Texten<br />

Die Lehrer/innen der für die Voruntersuchung ausgewählten Klassen waren gebeten worden,<br />

den letzten im Rahmen des Deutschunterrichts geschriebenen Aufsatz von je drei nach einem<br />

Zufallsprinzip (Anfangsbuchstaben der Vornamen) ausgewählten Schüler/innen zur Verfügung<br />

zu stellen. Fast alle Lehrer/innen kamen dieser Bitte nach. Wegen des hohen Aufwands bei der<br />

Auswertung der Aufsatzschreibungen wurden zunächst nicht alle Aufsätze, sondern eine Zu-<br />

fallsauswahl von insgesamt 186 Aufsätzen einbezogen. Da auf etlichen Aufsätzen die Na-<br />

mensangabe fehlte, konnte nur bei 152 Aufsätzen die Rechtschreibung in Aufsätzen <strong>und</strong> in der<br />

Hamburger Schreibprobe verglichen werden. Die mittlere Rechtschreibleistung <strong>und</strong> die Lei-<br />

stungsstreuung in der Hamburger Schreibprobe entspricht in der für die Aufsatzauswertung<br />

herausgezogenen Zufallsstichprobe den Werten in der Gesamtstichprobe, es handelt sich dem-<br />

nach um eine die Gesamtstichprobe repräsentierende Teilstichprobe.<br />

Den ausgewerteten Aufsätzen liegen verschiedenartige Aufgabenstellungen zugr<strong>und</strong>e. Die Palet-<br />

te umfaßt u.a. Märchennacherzählungen, Berichte (z.B. Ablauf einer Fahrradprüfung), Erleb-<br />

nisschilderungen (z.B. Ferienerlebnisse), Phantasiegeschichten, Sachbeschreibungen <strong>und</strong> for-<br />

male Argumentationsübungen. Die Textlängen <strong>und</strong> die verwendeten Schreibwortschätze hängen<br />

daher nicht nur von den individuellen Fähigkeiten, sondern auch von der jeweils vorgegebenen<br />

Aufgabenstellung ab. Im Durchschnitt umfassen die Texte 164 Wörter. Diese Zahl liegt erheb-<br />

lich höher als jene, die in Untersuchungen ermittelt wurden, in denen die Schüler/innen eigene<br />

Texte zu vorgegebenen Themen verfaßten: Die Textlänge beträgt dort im Durchschnitt ca. 90<br />

bis 110 Wörter (vgl. Brügelmann u.a. 1993, <strong>May</strong>/ Vieluf 1991, <strong>May</strong>/ Vieluf/ Malitzky 1994).<br />

Dies könnte auch daran liegen, daß ein Teil der von den Schulen zugesandten Aufsätze über<br />

mehrere Tage entstanden ist. Der längste erfaßte Text umfaßt 676 Wörter, der kürzeste 41<br />

Wörter. Damit entspricht die Variation der Textlängen den Größenordnungen, die sich auch in<br />

anderen Untersuchungen (siehe a.a.O.) fanden, denn auch bei gleicher Themenstellung ergeben<br />

sich große Unterschiede hinsichtlich der Textlängen.<br />

Durchschnittlich werden 84,7 Prozent aller Wörter (ohne Eigennamen) in den Aufsätzen richtig<br />

geschrieben (siehe Tabelle 1.3). Betrachtet man nur die verschiedenen Wörter (ohne Wortwie-<br />

derholungen), so beträgt der Anteil richtig geschriebener Wörter 80,1 Prozent. 12 Allerdings ist<br />

12 Der Anteil richtig geschriebener Wörter wird zum einen auf alle von den Schüler/innen geschriebenen Wörter<br />

bezogen, also einschließlich der mehrfachen Schreibungen derselben Wörter, zum anderen auf die Zahl verschiedener<br />

Schreibungen. Letztere umfaßt alle verschiedenen Wörter <strong>und</strong> alle verschiedenen Schreibversionen derselben<br />

Wörter. Bezieht man den Anteil richtig geschriebener Wörter auf alle Textwörter, so erhalten besonders häufige<br />

Wörter, die in fast jedem Text mehrfach vorkommen, ein relativ großes Gewicht. So wird beispielsweise das am<br />

häufigsten <strong>und</strong> so gut wie immer richtig geschriebene Wort "<strong>und</strong>" durchschnittlich knapp 7mal in einem Aufsatz<br />

geschrieben <strong>und</strong> macht damit allein 4,1 Prozent aller Textwörter aus. Die 20 am häufigsten geschriebenen Wörter<br />

(<strong>und</strong>, der, die, ich, er, ein, sie, war, auf, in, das, den, zu, mit, nicht, wir, sich, dem, es, ist) haben einen Anteil<br />

von 29,4 Prozent an der Gesamtwortzahl der Texte. Ein Vergleichswert, der die Mehrfachschreibungen einschließt,<br />

bezieht sich demnach eher auf die geläufigen Wörter des Schreibwortschatzes, während die Beschränkung<br />

auf die verschiedenen Wörter eher die Vielfalt der orthographisch beherrschten Wörter hervorhebt.<br />

PLUS-Voruntersuchung (PM 94/10) 26

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