Rechtschreibfähigkeit und Unterricht - Dr. Peter May
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Tabelle 1.7: Anteile von Schüler/innen mit Deutsch als Zweit- bzw. als Muttersprache<br />
in unterschiedlichen Leistungsgruppen (in Prozent)<br />
Deutsch als Zweitsprache Deutsch als Muttersprache<br />
Gute Rechtschreibleistung (PR ≥ 90) 3,4 9,3<br />
Mittlere Rechtschreibleistung (PR 11 bis 89) 69,2 79,5<br />
Schwache Rechtschreibleistung (PR ≤ 10) 27,4 11,2<br />
Extrem schwache Rechtschreibl. (PR ≤ 1) 4,2 0,9<br />
die deutsche Sprache erwarben (M = 245,2). Deutlich niedriger liegen erwartungsgemäß die<br />
Ergebnisse jener Kinder, die erst nach ihrer Einschulung nach Deutschland kamen (M =<br />
242,6).<br />
Zwischen dem Anteil zweisprachig aufwachsender Kinder <strong>und</strong> dem Durchschnittsergebnis in<br />
den Klassen besteht statistisch ein hochsignifikanter Zusammenhang. Der Korrelationskoeffizi-<br />
ent zwischen dem Anteil zweisprachig aufwachsender Kinder <strong>und</strong> dem mittleren Klassener-<br />
gebnis beträgt –.57. In dem umgekehrt proportionalen Zusammenhang drückt sich aus, daß die<br />
durchschnittlich schwächeren Rechtschreibergebnisse der zweisprachigen Kinder in die Durch-<br />
schnittsergebnisse der Klassen eingehen.<br />
Von deutschen Eltern, deren Kinder Schulen mit relativ hohem Anteil zweisprachig aufwach-<br />
sender besuchen, wird häufig die Frage gestellt, ob ein höherer Anteil zweisprachiger Kinder in<br />
einer Klasse systematisch mit einer geringeren Durchschnittsleistung der Kinder mit Deutsch als<br />
Muttersprache einhergeht. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, wenn in Klassen mit einem<br />
höheren Anteil zweisprachig aufwachsender Kinder der <strong>Unterricht</strong> langsamer voranschreitet<br />
<strong>und</strong> die sprachlichen Anregungen für Kinder mit deutscher Muttersprache eingeschränkt sind.<br />
Dies wird von manchen deutschen Eltern befürchtet, die ihre Kinder lieber in Klassen mit<br />
geringerem Anteil zweisprachiger Kinder einschulen möchten, da sie dort höhere (schrift-)<br />
sprachliche Anregungsbedingungen für ihre Kinder erwarten.<br />
Auf den ersten Blick scheint sich diese Annahme zu bestätigen, denn die Korrelation zwischen<br />
dem Anteil zweisprachig aufwachsender Kinder <strong>und</strong> den durchschnittlichen Rechtschreiber-<br />
gebnissen der Kinder mit deutscher Muttersprache in den Klassen beträgt –.34 <strong>und</strong> ist damit<br />
hochsignifikant. Das bedeutet, daß – statistisch gesehen – in Klassen mit höherem Anteil zwei-<br />
sprachiger Kinder auch die Kinder mit Deutsch als Muttersprache tendenziell geringere Leistun-<br />
gen aufweisen als in Klassen mit einem geringeren Anteil zweisprachiger Kinder.<br />
Berücksichtigt man jedoch, daß sowohl die Leistungen der Kinder mit deutscher Muttersprache<br />
als auch diejenigen der zweisprachigen Kinder von Faktoren abhängen, die nichts mit der Mut-<br />
tersprache zu tun haben (v.a. das soziokulturelle Milieu der Kinder), so ergibt sich ein anderes<br />
Bild:<br />
PLUS-Voruntersuchung (PM 94/10) 32