Facharbeit
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3.3 Tourismus<br />
1<br />
Eine neue Chance bietet der Tourismus. Diese Branche ist seit den 70er Jahren immens<br />
gewachsen und bedeutet für die Bedus wichtigste Einnahmequelle und zugleich Verlust<br />
an Autonomie. Denn einerseits bietet sie Arbeit, andererseits werden oft ganze Küsten-<br />
striche, die früher ihnen gehörten, mit Hotels ausländischer Investoren verbaut und inzwi-<br />
schen leben genauso viele Ägypter auf dem Sinai wie Einheimische. Mit einigen Zahlen<br />
kann man den gewaltigen Boom der Branche verdeutlichen: Im Jahr 1995 gab es in Sharm<br />
el-Sheikh ca. 000 Hotelbetten. 200 waren es 48.000. Noch im Jahr 198 hatte das damalige<br />
Dorf Sharm el-Sheikh erst ca. 1000 Einwohner, 200 waren es bereits 2 .000.<br />
1990 landeten auf dem Flughafen von Sharm el-Sheikh 0.000 Touristen, zehn Jahre<br />
später waren es 1,7 Millionen, also eine Zunahme um das 28fache. 1 Besonders überflutet<br />
wird die Halbinsel während der jüdischen Feiertage, während derer viele Familien aus Israel<br />
Ferien in ihrem Nachbarland machen (Insgesamt kommen etwa 250.000 Israelis pro<br />
Jahr). Für die jeweilige Zeit im Jahr, für die besonders viele Touristen erwartet werden,<br />
ziehen viele Beduinen zum Beispiel in das Naturschutzgebiet Ras Abu Gallum an der<br />
Küste, wo in den letzten Jahren aufgrund des Touristenstroms eine große Beduinensiedlung<br />
ohne feste Baumaterialien entstanden ist. Als ich einmal mit meiner Familie dort im<br />
Freien übernachtete, war es das erste und einzige Mal, dass uns ein Beduine dazu riet, auf<br />
unser Gepäck aufzupassen; mit der Begründung, dass hier auch Nichtbeduinen seien.<br />
Als Angestellte in den Hotels, aber auch im Straßenbau und in den Kieswerken arbeiten<br />
in der überwiegenden Mehrzahl Ägypter aus dem Niltal. Die Beduinen sind nur selten<br />
in solchen Lohnarbeitsverhältnissen beschäftigt. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum<br />
einen entspricht es nicht ihrer freiheitsliebenden Mentalität, sich einem Vorgesetzten unterzuordnen,<br />
zum anderen haben die „Ex-Nomaden“ Probleme mit dem festen Arbeitsrhythmus<br />
und der notwendigen Pünktlichkeit in solchen Jobs. 2 Eine Assimilierung von<br />
Beduinen und ägyptischer Bevölkerung, wie von Oppenheim Ende des 19. Jahrhunderts<br />
im Niltal als Folge der Sesshaftmachung beschrieben (siehe oben), scheint im Sinai nicht<br />
aufzutreten. Denn zum Arbeiten kommen fast ausschließlich männliche Ägypter. Frauen<br />
dürfen in der islamischen Gesellschaft meist keine Lohnarbeitsverhältnisse eingehen.<br />
Das Problem ist, dass selbst der Tourismus neuerdings immer mehr an den Beduinen<br />
vorbei stattfindet. Der Landbesitz der Beduinen ist seit Jahrhunderten Konvention und<br />
hat sich im Laufe der Zeit mehrfach zwischen den Stämmen verschoben. Er steht jedoch<br />
auf keinem Papier. Das nutzen ägyptische oder ausländische Investoren aus und bauen<br />
insbesondere an der Küste eine Hotelanlage neben die andere und enteignen dabei<br />
1 http://www.sinai-bedouin.com/tourismus.php<br />
2 Interview mit Frau Biallas