Facharbeit
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1. Einleitung und Einführung in den Betrachtungsraum<br />
1<br />
Als wir im Frühjahr 2005 mit drei Kamelen und zwei jugendlichen Beduinen zu einem<br />
mehrtägigem Streifzug aufbrachen, war es für mich nicht das erste Mal, dass ich Kontakt<br />
mit den Wüstennomaden des Orients hatte. Schon auf mehreren Reisen auf die Sinai-<br />
Halbinsel zuvor hatte ich die Situation der Beduinen kennen gelernt. Doch diesmal war<br />
es anders. Der jüngere der beiden Führer sagte, er sei vierzehn, wäre sich damit aber nicht<br />
ganz sicher. Er war also wahrscheinlich genauso alt wie ich damals, aber das schien auch<br />
das einzige zu sein, was uns gemein war. Und doch – oder gerade deshalb – schloss ich<br />
Freundschaft mit dem Jungen während der Tour, auf der er und sein gehörloser Stam-<br />
mesgefährte meine Eltern und mich vier Tage durch die karge Landschaft seiner Heimat<br />
geleitete, die allein nicht mehr den Lebensunterhalt seiner Familie decken konnte. Diese<br />
Erlebnisse waren prägend für mich, schienen die Aufgaben der beiden Jugendlichen doch<br />
viel elementarer, sie selbst viel reifer zu sein als ich. Doch wie viel ihrer ursprünglichen<br />
Lebensweise haben sie übernommen und können sie gegenwärtig beibehalten? Dieser<br />
Frage möchte ich in meiner <strong>Facharbeit</strong> nachgehen und werde dazu die Lebensweise der<br />
arabischen Wüstennomaden in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und die aktuelle<br />
Situation der Beduinen des Sinai untersuchen. Abschließend möchte ich einige Unter-<br />
schiede zu den heute in der Sahara lebenden Tuareg aufzeigen.<br />
Als erstes möchte ich jedoch einige grundlegende Begriffe erläutern, da diese im allge-<br />
meinen Sprachgebrauch oft mit verschiedenen Bedeutungen benutzt werden.<br />
Unter Nomadismus versteht man eine mobile Lebens- und Wirtschaftsform, die auf exten-<br />
siver Wanderweidewirtschaft beruht. Sie tritt überall dort auf, wo die Landschaft zu karg<br />
ist, um Ackerbau zu betreiben, so zum Beispiel in den Wüsten, Halbwüsten und Steppen<br />
des Mittleren Ostens. Hier bestehen die Herden vor allem aus Dromedaren, Ziegen und<br />
Schafen. Deren Erzeugnisse werden zur Eigenversorgung beziehungsweise zum Verkauf<br />
genutzt. Denn die Nomaden halten dauerhafte Handelsbeziehungen zu Sesshaften, um zu<br />
verschiedenen (teils lebenswichtigen) Gütern, die sie nicht selbst herstellen können, zu<br />
kommen. Die Nomaden sind in Stämmen organisiert.<br />
Mittlerer Osten ist ein moderner Begriff für die früher gebräuchlicheren Bezeichnungen<br />
Morgenland und Orient. Er fasst viele unterschiedliche Länder und Gesellschaften von<br />
Nordafrika über die arabische Halbinsel bis nach Persien und Afghanistan zusammen.<br />
Die wichtigsten Gemeinsamkeiten sind die Verbreitung des Islam und der arabischen<br />
Sprache. Das Wort Orient hat heute nur noch die Bedeutung des Kulturerdteils.<br />
Mit Arabien ist im engeren Sinne nur die arabische Halbinsel gemeint. Doch ausgehend