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Da die Beduininnen auf dem Sinai im Gegensatz zu den ägyptischen Frauen, die ein wei-<br />

ßes Kopftuch ohne Gesichtsverhüllung tragen, außer ihren Haaren auch die untere Hälfte<br />

ihres Gesichts mit einem schwarzen Schleier verdecken, sind die Augen der Geliebten<br />

besonders reizvoller Gegenstand beduinischer Lieder. Die Beduinenfrauen tragen viele<br />

bunte, lange und weite Kleidungsstücke übereinander, was sie vor Feuchtigkeitsverlust<br />

(da weniger Verdunstung), Staub, Wind und UV-Strahlung schützt. Darüber ziehen sie ei-<br />

nen dünnen, schwarzen Mantel wie die Frauen auf der Arabischen Halbinsel. Die entfernt<br />

von den touristischen Zentren lebenden Frauen haben ihre ursprüngliche Lebensweise<br />

noch weitgehend beibehalten. Doch die Verarbeitung der Milch von Kamelen und Ziegen<br />

zu haltbaren Nahrungsmitteln, die früher wichtige Aufgabe der Bedufrauen war und von<br />

vielen meisterhaft beherrscht wurde, lernen die Mädchen heute, im Zeitalter des Super-<br />

Markts, nicht mehr. Bei gesundheitlichen Problemen vertrauen die Beduinen dagegen<br />

immer noch in erster Linie auf traditionellen Heilmethoden. Nur wenn „Kräuterdampf-<br />

bad“ und gezieltes Berühren der Haut mit glühendem Eisen nicht helfen, wird ein Arzt<br />

besucht. 1<br />

3.5. Beduinen als Staatsbürger<br />

Das Verhältnis zum Staat ist schon immer sehr gespannt. Die Beduinen auf der Sinai-<br />

Halbinsel sind zwar formal Staatsbürger Ägyptens, doch identifizieren sie sich nach wie<br />

vor ausschließlich über ihre verwandtschaftliche Stammesgesellschaft. Daran hat auch<br />

das Aufgeben der nomadischen Lebensweise nichts geändert. In der Vergangenheit ver-<br />

weigerten sie häufig Militärdienst und Steuerzahlungen. Heute sind die „Ex-Nomaden“<br />

des Sinai steuerbefreit. Das Mehl, aus dem sie das Grundnahrungsmittel Fladenbrot zube-<br />

reiten, wird subventioniert. Viele Siedlungen der einheimischen Bevölkerung werden mit<br />

Strom und Wasser versorgt. Andererseits gibt es von Seiten der Beduinen viel Kritik am<br />

ägyptischen Staats- und Militärapparat. So regiert der von den USA unterstützte Staats-<br />

chef Mubarak seit 1981 nach Notstandsgesetzen, was auch im Sinai deutlich zu spüren<br />

ist. An nahezu jeder Straßenkreuzung befinden sich Militärposten und das ägyptische<br />

Militär ist den Beduinen nicht gerade wohlgesonnen. Da ich selbst schon oft mit Bedui-<br />

nen unterwegs war, kann ich bezeugen, wie gerne die Militärs ihre Macht ausnutzen und<br />

die Beduinen schikanieren. Daher versuchen die Bedus häufig, solche Kontrollposten<br />

über Umwege durch die Wüste zu umfahren. Auf einer Kameltour konnte ich einmal,<br />

als sich uns untypischerweise ein Trupp „Sicherheitskräfte“ mitten in der Wüste näher-<br />

te, beobachten, wie viel Angst unsere beiden Beduinenbegleiter vor ihnen hatten. Sie<br />

wurden nervös, was man bei Beduinen äußerst selten beobachten kann. Doch bestätigte<br />

1 http://www.sinai-bedouin.com/dinge.php

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