Facharbeit
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Exkurs: Organisieren einer Wüstentour<br />
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Das Suchen und Finden der Ansprechpartner, das Verhandeln und Vorbereiten eines Wüstenaus-<br />
flugs, egal ob zu Fuß, mit Kamel oder mit dem Geländewagen, ist immer wieder ein spannendes<br />
Erlebnis, welches tief in die Funktionsweise des Stammes blicken lässt. Es kann in einem belie-<br />
bigen Beduinenlager, das oft nur aus einem oder wenigen Zelten und Hütten besteht, nach einer<br />
Tour gefragt werden. Oft sind zuerst nur eine oder zwei Frauen mit ihren Kindern oder ein alter<br />
Mann da, also keine englisch sprechende Person. Fast alle Mitglieder der Großfamilie erfahren<br />
jedoch von der Neuigkeit und nach erstaunlich kurzer Zeit treffen nach und nach der Scheich und<br />
viele der restlichen männlichen Mitglieder des Familienclans ein, begrüßen sich und die Gäste<br />
höflich und versammeln sich im halboffenen Ziegenhaarzelt. Vor allem die am besten englisch<br />
sprechende Person bespricht die Tour mit den Reisenden. Die Personen, die mit verhandeln,<br />
sind dabei nicht zwangsläufig die, die als Führer mit auf die Tour kommen. Derjenige Beduine,<br />
der die Tour organisiert, in diesem Fall der Scheich sucht die Begleiter und die Kamele für die<br />
Tour aus. Dabei wird auf die strenge Gleichbehandlung der Mitglieder der Großfamilie bzw. des<br />
Stammes geachtet. Die Reittiere nimmt er entweder aus seinem eigenen Besitz, leiht sie sich von<br />
Verwandten oder die mitkommenden Bedus bringen ihre eigenen mit. Der Organisator bekommt<br />
auch das Geld für die Tour (meist sogar erst nach erbrachter Leistung), welches dann nach einem<br />
bestimmten Tarif auf die anderen beteiligten Bedus verteilt wird. Kennt man sich als Reisender<br />
gut mit den Verhältnissen aus, weiß also über Landschaft und angemessene Preise Bescheid, kann<br />
man mit den Beduinen über alle möglichen Details der Reise verhandeln. Dauer, Route, Zwi-<br />
schenziele, Aufenthalte und sogar die Anzahl der zum Transport von den Reisenden benötigten<br />
Kamele 1 sind verhandelbar und beeinflussen wiederum den Preis, der ebenfalls Verhandlungs-<br />
sache ist. Es ist sogar möglich, die Tour so kurzfristig zu organisieren, dass die Abreise schon<br />
am selben Tag stattfinden soll. Das ist dann zwar in gewisser Weise ein Überraschungsangriff,<br />
doch die Situation wird mit einer erstaunlichen Flexibilität gelöst. Ausrüstung, Nahrungsmittel<br />
und Wasser werden innerhalb kürzester Zeit herbei organisiert. Während der Vorbereitungszeit<br />
bewirten die Frauen die Gäste mit Tee und zur abendlichen Hauptmahlzeit mit einem Gericht.<br />
1 Zumindest wenn die Touristen auf den Luxus verzichten können, sich jederzeit von einem Kamel<br />
tragen zu lassen und bereit sind, stattdessen abwechselnd zu Fuß zu gehen und dabei mit dem Tempo<br />
der Tiere mitzuhalten.<br />
Empfangen Beduinen Gäste bei sich im Zelt oder im Haus, so ist es Aufgabe der Frau, für<br />
deren leibliches Wohl zu sorgen. Sie bereiten eine Speise zu und machen den typischen ge-<br />
süßten arabischen Tee oder Kaffee. Ob sie ihn auch servieren ist eine andere Frage. Es gibt<br />
dabei Unterschiede zwischen den Gepflogenheiten der Stämme aber auch zwischen den<br />
Charakteren der Frauen, ob schüchtern oder selbstbewusst. Während der Tour übernimmt<br />
der Mann das Verpflegen der Reisenden – Frauen ist es nicht gestattet, Fremde durch ihr<br />
Land zu führen. Die Beduinenmänner haben daher mehr Kontakt zur westlichen Kultur.<br />
Besonders diese Form des Tourismus ermöglicht den Beduinen, ihre ursprüngliche Le-<br />
bensweise zumindest in gewisser Art beizubehalten. Auf solchen Wüstentouren führen sie<br />
zu den landschaftlichen Besonderheiten ihrer Heimat. Das können bizarre Felsformatio-