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Exkurs: Organisieren einer Wüstentour<br />

15<br />

Das Suchen und Finden der Ansprechpartner, das Verhandeln und Vorbereiten eines Wüstenaus-<br />

flugs, egal ob zu Fuß, mit Kamel oder mit dem Geländewagen, ist immer wieder ein spannendes<br />

Erlebnis, welches tief in die Funktionsweise des Stammes blicken lässt. Es kann in einem belie-<br />

bigen Beduinenlager, das oft nur aus einem oder wenigen Zelten und Hütten besteht, nach einer<br />

Tour gefragt werden. Oft sind zuerst nur eine oder zwei Frauen mit ihren Kindern oder ein alter<br />

Mann da, also keine englisch sprechende Person. Fast alle Mitglieder der Großfamilie erfahren<br />

jedoch von der Neuigkeit und nach erstaunlich kurzer Zeit treffen nach und nach der Scheich und<br />

viele der restlichen männlichen Mitglieder des Familienclans ein, begrüßen sich und die Gäste<br />

höflich und versammeln sich im halboffenen Ziegenhaarzelt. Vor allem die am besten englisch<br />

sprechende Person bespricht die Tour mit den Reisenden. Die Personen, die mit verhandeln,<br />

sind dabei nicht zwangsläufig die, die als Führer mit auf die Tour kommen. Derjenige Beduine,<br />

der die Tour organisiert, in diesem Fall der Scheich sucht die Begleiter und die Kamele für die<br />

Tour aus. Dabei wird auf die strenge Gleichbehandlung der Mitglieder der Großfamilie bzw. des<br />

Stammes geachtet. Die Reittiere nimmt er entweder aus seinem eigenen Besitz, leiht sie sich von<br />

Verwandten oder die mitkommenden Bedus bringen ihre eigenen mit. Der Organisator bekommt<br />

auch das Geld für die Tour (meist sogar erst nach erbrachter Leistung), welches dann nach einem<br />

bestimmten Tarif auf die anderen beteiligten Bedus verteilt wird. Kennt man sich als Reisender<br />

gut mit den Verhältnissen aus, weiß also über Landschaft und angemessene Preise Bescheid, kann<br />

man mit den Beduinen über alle möglichen Details der Reise verhandeln. Dauer, Route, Zwi-<br />

schenziele, Aufenthalte und sogar die Anzahl der zum Transport von den Reisenden benötigten<br />

Kamele 1 sind verhandelbar und beeinflussen wiederum den Preis, der ebenfalls Verhandlungs-<br />

sache ist. Es ist sogar möglich, die Tour so kurzfristig zu organisieren, dass die Abreise schon<br />

am selben Tag stattfinden soll. Das ist dann zwar in gewisser Weise ein Überraschungsangriff,<br />

doch die Situation wird mit einer erstaunlichen Flexibilität gelöst. Ausrüstung, Nahrungsmittel<br />

und Wasser werden innerhalb kürzester Zeit herbei organisiert. Während der Vorbereitungszeit<br />

bewirten die Frauen die Gäste mit Tee und zur abendlichen Hauptmahlzeit mit einem Gericht.<br />

1 Zumindest wenn die Touristen auf den Luxus verzichten können, sich jederzeit von einem Kamel<br />

tragen zu lassen und bereit sind, stattdessen abwechselnd zu Fuß zu gehen und dabei mit dem Tempo<br />

der Tiere mitzuhalten.<br />

Empfangen Beduinen Gäste bei sich im Zelt oder im Haus, so ist es Aufgabe der Frau, für<br />

deren leibliches Wohl zu sorgen. Sie bereiten eine Speise zu und machen den typischen ge-<br />

süßten arabischen Tee oder Kaffee. Ob sie ihn auch servieren ist eine andere Frage. Es gibt<br />

dabei Unterschiede zwischen den Gepflogenheiten der Stämme aber auch zwischen den<br />

Charakteren der Frauen, ob schüchtern oder selbstbewusst. Während der Tour übernimmt<br />

der Mann das Verpflegen der Reisenden – Frauen ist es nicht gestattet, Fremde durch ihr<br />

Land zu führen. Die Beduinenmänner haben daher mehr Kontakt zur westlichen Kultur.<br />

Besonders diese Form des Tourismus ermöglicht den Beduinen, ihre ursprüngliche Le-<br />

bensweise zumindest in gewisser Art beizubehalten. Auf solchen Wüstentouren führen sie<br />

zu den landschaftlichen Besonderheiten ihrer Heimat. Das können bizarre Felsformatio-

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