Facharbeit
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Abb.5: Frauen bei der Mahlzeit (Foto: M. v. Oppenheim, 1898)<br />
5<br />
Gäste anderer Stämme<br />
gemäß dem Gesetz der<br />
Wüste zu empfangen,<br />
muss er eine enorme<br />
Freigebigkeit an den<br />
Tag legen, die ihn in<br />
schwere Armut stürzen<br />
würde, wenn er nicht<br />
genügend Einnahme-<br />
quellen hätte. Aus die-<br />
sem Grund werden die<br />
Scheichs fast immer<br />
von reichen Familien gestellt. Über diesen Zusammenhang zwischen Freigiebigkeit und<br />
notwendigem Wohlstand sei nach Angaben des deutschen Reisenden Freiherr Max von<br />
Oppenheim noch 1898 die klassische Anekdote von einem berühmten Scheich namens<br />
Hatim bekannt gewesen, „welchen einst eine Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers<br />
aufsuchte, um ihm eine besonders wertvolle Stute abzukaufen. Das Lager Hatims hatte<br />
durch Hungersnot und Feinde so gelitten, dass außer dieser Stute kein Tier zur Verfügung<br />
stand. Um nun seinen Gast nicht unbewirtet zu lassen, schlachtete Hatim, der den Grund<br />
des Erscheinens der Gesandtschaft nicht kannte, das kostbare Pferd.“ 1<br />
Früher bestanden die Erwerbsquellen des Scheichs aus der sogenannten „Chuwe“ (ara-<br />
bisch: Brüderlichkeit, gemeint sind Zahlungen schwächerer, tributpflichtiger Stämme<br />
oder Siedlungen, die im Gegenzug Schutz vor Überfällen erhalten.) und der Ausbeute bei<br />
Raubzügen.<br />
Abb.6 (Foto: W. Thesiger, 1947)<br />
1 Oppenheim, S. 87<br />
2.4. Raubzüge und Stammeskonflikte<br />
Der Scheich konnte gleichzeitig „’Akid“, Befehlshaber<br />
in kriegerischen Zeiten, sein. Wurde jedoch ein anderer<br />
für kriegserfahrener gehalten, so übernahm er diese Rol-<br />
le. Es kam noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahr-<br />
hunderts zu größeren gewaltsam ausgetragenen Stam-<br />
meskonflikten. Es handelte sich dabei zum Teil einfach<br />
nur um Raubzüge befeindeter Stämme oder um Austra-<br />
gungen von Territorialkonflikten, zum Beispiel Kämpfe<br />
um Wasser- und Weidestellen in der Wüste. In solchen