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einhielten. Gab es für mich so einen Punkt und wann ist dieser? Noch zwanzig bis dreißig Kilometer<br />
in der Ebene wären nicht das Problem, aber hier waren hohe Berge. Fünf, sechs Kilometer und<br />
dann würde es erst richtig losgehen. Mein „Umkehrzeitpunkt“ ist jetzt!, sagte ich mir. Dann „buche“<br />
ich eben um auf den C 42. Es ist ja kein Aufgeben, eben nur eine Korrektur im Sinne der Vernunft<br />
und wohl auch der Gesundheit.<br />
Der Streckenposten des C 42 für die Extraschleife in Bergün wies mich nach rechts ein, nachdem<br />
ich ihm kurz mein Ansinnen durch Zeichensprache klarmachte. Die Entscheidung war gefallen,<br />
doch die Psyche wird darunter leiden, das wusste ich jetzt schon. Mir war auch jetzt schon klar,<br />
dass es dagegen nur ein einziges probates Heilmittel gab.<br />
Die Strecke führte recht angenehm zunächst bergab, erneut in eine Schlucht. Es lief wieder.<br />
Gespenstische Felswände und Höhlen um uns. Wie im Märchen „Ali Baba und die 40 Räuber“<br />
sah es hier unten aus. Wenn ich durch ein „Sesam öffne dich!“ nur das Ziel herbeizaubern könnte.<br />
Die Realität hatte mich am nächsten Anstieg wieder. Wie lang können zwei Kilometer sein? Mir<br />
schienen sie kein Ende zu nehmen. Nun ging es auch noch steiler bergauf. Wieder so steil, dass<br />
ich eine Leiter gebrauchen könnte.<br />
Ich lief nun erneut in Bergün ein, an einem kleinen Dorfplatz mit Brunnen vorbei und danach durch<br />
das Spalier der Zuschauer. Die Anfeuerungsrufe und den ganzen Trubel empfand ich nicht mehr<br />
als Ansporn. Ich wollte nur noch schnell ins Ziel, die Sache hinter mich bringen. Wo war dieses<br />
verdammte Ziel? Dann endlich die Einmündung, eine abgezäunte Einlaufgasse. Startnummer<br />
einscannen – aus! Das war’s.<br />
Meinen 35. Marathon hatte ich mir anders vorgestellt, zumindest nicht gerade als gescheiterten<br />
Super-Marathon. Doch wenn in jedem Ende auch ein neuer Anfang liegen soll, gilt das für die<br />
unbelehrbaren Lauf-Enthusiasten natürlich in besonderem Maße. Die Frage der Motivation für<br />
die sechste Teilnahme am Super-Marathon des SWISS ALPIN im Jahr 2004 stellt sich nun nicht<br />
mehr, denn darüber ist die Entscheidung längst gefallen: Am Streckenposten vor Bergün!<br />
Klaus Kinski<br />
Das Maulwurf-Aktiv<br />
Normalerweise arbeiten Maulwürfe in der Nacht. Am nächsten Morgen ist dann das Ergebnis<br />
unübersehbar...<br />
Das <strong>Gera</strong>er-Hütten-Arbeitstrio vom August 2003 versuchte es anders herum: tagsüber wühlen,<br />
buddeln und die Eingangsseite der Hütte bis zum Abend mit großen Haufen so zu verbarrikadieren,<br />
dass die Abend- und Nacht-Ankömmlinge noch einen Berg-im-Berg nehmen mussten, um<br />
hineinzukommen.<br />
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