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ein Adlerpaar über und neben uns sein fliegerisches Können. Das Einzige, was uns jetzt störte,<br />
waren wieder einmal aufziehende Wolken. Noch ein Gipfelfoto, dann ab nach unten. Den Nachmittag<br />
verbrachten wir mit einer kleineren Exkursion und dem Beobachten von Guanakos, den wilden<br />
Lamas des Hochlandes. Auch entdeckten wir einen Wasserfall, den wir trotz der niedrigen<br />
Temperaturen zum duschen nutzten.<br />
Gegen Abend zwang uns einsetzender Schneefall ins Zelt. Das Kochen des Abendessens wurde<br />
zu einer echten Nervenprobe. Draußen dichtes Flockengestöber, drinnen alles voll Klamotten und<br />
Schlafsäcken, und mittendrin unser guter heißer Feuerteufel. Die Nachtruhe kam zeitig und die<br />
Schneeflocken auf dem Zeltdach säuselten uns in den Schlaf. „Wer hat mir da seinen vollen<br />
Rucksack auf den Kopf gelegt?“ Es ist dunkel und ich habe keinen Platz mehr. Das Zelt, das vor<br />
einer Stunde noch so schön groß war, ist auf einmal klein und eng. Der Schnee lag mittlerweile<br />
so hoch auf dem Zelt, dass die Stangen unter dem Gewicht zusammengebrochen waren. Also<br />
rein in die Sachen und mit dem Topfdeckel Schnee schaufeln. Nass und kalt zurück ins Bett und<br />
nach zwei Stunden durfte man wieder raus. Aber auch die grausigste Nacht geht vorbei. Am<br />
Morgen immer noch Schneetreiben, also beschlossen wir abzusteigen. So rutschten und schlitterten<br />
wir unserem Bach ohne Brücke entgegen, dessen Überquerung diesmal noch eine Spur härter<br />
und kälter war. An seinem Ufer gönnten wir uns eine Pause bei heißer Suppe und nicht nur dem<br />
üblichen Müsliriegel.<br />
Auf dem Weg zum Pass begleitete uns noch ein Stück die Abendsonne, bevor wir unser Zelt ein<br />
letztes mal bei dieser Tour aufbauten. Der weitere Abstieg verlief entlang des uns bekannten<br />
Weges. Auch unser freundlicher Indio schickte uns einen seiner Söhne entgegen, der uns auf<br />
eine weitere Nacht bei sich einlud. Doch wir hatten nur einen Wunsch. Zurück zu einer warmen<br />
Dusche und wieder einmal so richtig den Bauch voll schlagen. Als wir bei völliger Dunkelheit<br />
unseren Ausgangsort erreichen, zieht es uns in die erstbeste Schänke, wo es ein Menü aus<br />
Maissuppe und Reis mit Lamasteak gibt.<br />
Wir sind erstaunt, das kleine Bergdorf ist voller Fahrzeuge und Menschen, da der Ort an der<br />
Verbindungsstraße zwischen Hochland und dem Amazonastiefland liegt. Transportmittel sind<br />
meist LKWs und alte Busse, mit denen die Leute bis zu drei Tagen unterwegs sind. Mut zum<br />
mitreisen sollte man schon haben, da die meisten Fahrzeuge einer Mehrfachnutzung unterliegen.<br />
In der ersten Etage Tanklastzug, darüber Holz und obenauf die Reisenden mit Sack und Pack.<br />
Wir leisten uns zwei Plätze in einem kleinen, engen Nachtbus und so fahren wir fast schon luxuriös<br />
nach Cusco, neuen Bergen entgegen. Andrea Plarre und Jan Blumentritt<br />
Vier Tage in den Allgäuer Alpen<br />
Am 3. Juli 2003 starten Claudia und ich in Richtung Obersdorf im Allgäu. Lange schon hatten<br />
wir uns auf diese Hüttentour gefreut und obwohl die Wetterprognosen des Bergwetterdienstes<br />
ziemlich mies sind, kann das unsere gute Laune und Freude auf die Berge nicht vermiesen. Schon<br />
auf der Hinfahrt pladderte es zum Teil wie aus Kannen, für uns Optimisten zählt aber vielmehr:<br />
die Sonne lässt sich auch ab und an blicken.<br />
Nach vier Stunden Autofahrt, einem kurzen Abstecher zur Bäckerei – wir haben nun doch schon<br />
wieder Hunger – und mit dem Schokoladenhörnchen im Mund kämpfen wir uns zum Parkplatz<br />
der Seilbahntalstation der Fellhornbahn (904 Meter) über eine Umleitung durch. Dort werden wir<br />
als letzte schon von den anderen sehnsüchtig erwartet. Fix umgezogen und wanderfertig gemacht,<br />
die anderen sollen nicht noch länger auf uns warten müssen. Nach einer kurzen feurigen<br />
Begrüßungsansprache von Michael Güther, unserem Wanderleiter, geht’s endlich los. Ziel ist die<br />
Fiderpaßhütte. Ab und zu zeigt sich die Sonne und wir sind optimistisch, dass sie uns die nächsten<br />
Tage begleiten wird. Die Hosen werden bereits nach den ersten wenigen Höhenmetern auf das<br />
kürzeste Maß entzippelt und es dauert auch nicht lange, da haben wir alle unseren gemütlichen<br />
Wanderrhythmus gefunden, und zwar so, dass wir alle uns in wundervoller Weise unterhalten<br />
können.<br />
Es geht vorbei am Kanzelwandhaus (1520 Meter) und auf einer wunderschönen Alm am<br />
Warmatsgrundbach, bewachsen mit den verschiedensten, herrlich blühenden Bergblumen,<br />
machen wir eine Rast. Andrea verabreicht die ersten motivierenden, an Arznei erinnernden,<br />
alkoholischen Tropfen in unkaputtbaren winzigen Trinkbechern. Und nun ist es plötzlich auch<br />
vorbei mit dem schönen Wetter. Wir werden das erste Mal mit Regen beträufelt. Nach ca. 3,5<br />
Stunden erreichen wir die Fiderpaßhütte (2067 Meter).<br />
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