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eiden Prager Hütten wurde die Payer Hütte auf der Venitscharte, die Clara-Hütte im Umbaltal,<br />
die Steinbergalmhütte am Loferer, die Johannishütte am Großvenediger, die Stüdlhütte und<br />
Hofmannshütte am Großglockner und eine weitere Payerhütte am Ortler, die Olpererhütte und<br />
die Domenicushütte über dem Schlegeistal errichtet. Alle diese Hütten sind mittlerweile an andere<br />
<strong>Sektion</strong>en übergegangen.<br />
Mit seinem Bergkameraden, dem Kuraten Hans Senn, stellte Johann Stüdl die erste Bergführer-<br />
Ordnung auf, gründete eine Unterstützungskasse und wurde erster Obmann des Ausschusses<br />
für Hütten, Wege und Bergführer, ließ in den Tälern Touristen-Verpflegungslager anlegen und<br />
organisierte die erste Sommerbewirtschaftung auf der Prager Hütte.<br />
Diesen historischen Gedankenflug hinter uns lassend, versuchten wir am nächsten Morgen im<br />
verschneiten Geröll den Weg zum Gletscher zu finden. Wir hatten vorsichtshalber, entgegen<br />
unserer ursprünglichen Absicht, unser gesamtes Gepäck mitgenommen, falls sich der Rückweg<br />
als ungünstig erweisen sollte. Wir taten gut daran, wie sich bald zeigen sollte. Kein Weg, keine<br />
Spur und keine erkennbare Markierung waren die beste Voraussetzung, um uns gleich zweimal<br />
zu verlaufen. Auf dem Gletscher angekommen erwies sich der Neuschnee nicht nur als kraftraubendes<br />
Fortbewegungshindernis, sondern auch als tückische Tarndecke für die Ränder der<br />
Gletscherspalten. Übrigens Gletscherspalten von einer Mächtigkeit, wie sie uns in den Jahren<br />
vorher noch nirgendwo begegnet waren. Auch hier mussten wir auf halber Höhe wieder absteigen,<br />
um eine riesige Spalte zu umgehen und den Aufstieg weiter nördlich fortzuführen. Plötzlich trat<br />
etwas ein, was ich in meiner bisherigen bergsportlichen Betätigung noch nicht erfahren hatte.<br />
Infolge einer vorherigen Verletzung streikte der beschädige Oberschenkelmuskel unter heftigen<br />
Schmerzen total. Nichts ging mehr. Erst nach einer mehrminütigen Pause konnte der Aufstieg<br />
langsam fortgesetzt werden, um bald wieder den gleichen Anfall ertragen zu müssen. Nach einer<br />
weiteren verlängerten Zwangspause erneuter vorsichtiger Fortbewegungsversuch, und siehe, es<br />
ging wieder, zumal wir uns dem Kamm immer mehr näherten und der Schnee nicht mehr so tief<br />
war. Erst jetzt kam uns eine Gruppe mit einem Bergführer seitlich entgegen, die offensichtlich<br />
vom Defereggenhaus auf der anderen Bergseite gestartet war und deren Spur wir bald nutzen<br />
konnten. Die Beschwerlichkeit und die Steilheit wurden immer geringer, so dass es uns jetzt<br />
wieder so richtig gut ging, als wir gegen 15 Uhr oberhalb des Rainer Törls ankamen. Von hier aus<br />
lag der Gipfel mit einem schon gespurten Weg mit relativ flachem Anstieg greifbar nahe. Fast ein<br />
Spaziergang im Verhältnis zu dem, was wir bereits hinter uns hatten. Gut gestärkt nach einer<br />
kleinen Pause und ich auch wieder völlig schmerzfrei konnte es also weitergehen. Wir schauten<br />
auf die Uhr, schätzten die An- und Abstiegszeit ein und entschieden uns für den Abstieg auf die<br />
andere Bergseite in Richtung Defereggenhaus und Johannishütte. Selbst wenn ab nun alles<br />
perfekt wie vorgesehen ablaufen würde, hätten wir einen Teil des unteren, uns ebenfalls unbekannten<br />
Gletschers zumindest in der Dämmerung überqueren müssen. Was wäre, wenn sich womöglich<br />
der verletzte Muskel wieder und nicht nur als ernstes Warnsignal querlegen würde? Wer schon<br />
einmal in einer Höhe von über 3500 Meter zwangsläufig ohne Ausrüstung übernachten musste,<br />
weiß wovon die Rede ist. Somit wurde der Abstieg und damit die Überquerung des Großvenedigers<br />
noch zu einem schönen sportlichen Erlebnis mit der Gewissheit: Der Berg reißt uns nicht aus.<br />
Wir kommen wieder. Fritz Patzelt<br />
Am Wochenende mal schnell über’n Watzmann<br />
Am Samstag, dem 6. September 2003 brachen wir früh zeitig auf, um uns an der<br />
Watzmannüberquerung zu versuchen.<br />
Wir, das sind fünf Bergfreunde und unser Wanderleiter Michael Güther. Schönes Wetter war<br />
gemeldet, und auch ein Fernsehbericht, der diese Unternehmung in ein fragwürdiges Licht rückte,<br />
konnte uns nicht abhalten. Die Parkplatzsuche in Ramsau ließ allerdings schon erahnen, dass<br />
dies kein Ausflug in die Einsamkeit werden würde. Der rasche Aufstieg von der Hammerstielbaude<br />
brachte unsere Kameraden im besten Bergsteigeralter schon bald aus der Puste. Doch es könnte<br />
auch die Folge eines vorherigen Zwischenstopps in der Enzianbrennerei Grassl gewesen sein.<br />
Schon nach zweieinhalb Stunden Weg tranken wir das erste Radler im Watzmannhaus. Am<br />
nächsten Morgen, die Frühaufsteher packten schon ihre Rucksäcke, quälten wir uns aus dem<br />
Lager. Nach einem kräftigen Frühstück begannen wir bei gutem Bergwetter den Aufstieg zum<br />
Hocheck. Spätestens beim Überqueren der ersten Schneefelder wurde deutlich, dass diese<br />
Wochenendtour ein recht anspruchsvolles Bergwanderunternehmen werden würde. Am Hocheck<br />
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