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Jetzt geht der Kampf um die besten Schlafplätze<br />
los. Aber die Sorge ist unbegründet. Der Raum<br />
bietet genug Schlafgelegenheiten, ist aber, wie<br />
meistens in den Hütten, ziemlich spärlich beleuchtet.<br />
Und nun meldet sich auch schon der<br />
Hunger und vor allem der Appetit auf einen<br />
guten Kaffee mit heißem Apfelstrudel. Das habe<br />
ich mir verdient und die anderen natürlich auch.<br />
Danach hole ich meine schon arg zerlatschten<br />
Laufschuhe aus dem Rucksack und jogge im<br />
Schneckentempo zum Fiderpaß (2210). Es geht<br />
besser, als ich dachte und war eigentlich viel<br />
zu kurz (ca. 0,5 h). Aber zum Abendbrot wollte<br />
ich pünktlich zurück sein. Es folgt ein wunderbarer,<br />
lustiger Hüttenabend und für mich eine<br />
schlaflose Hüttennacht. Lauter Schnarcher, bei<br />
manchen klingt es schon bedenklich nach klinisch<br />
kritischem Zustand. Also reiße ich aus<br />
und lege mich im oberen Stockwerk ab. Dort<br />
ist es zwar stockfinster, aber relativ ruhig. Abgesehen<br />
davon, dass einer kommt und mich<br />
wohl aus Neugier mit der Taschenlampe anleuchtet.<br />
Wenn der jetzt blöd wird, ziehe ich ihm<br />
die Beine weg, denke ich mit einem etwas<br />
mulmigem Gefühl im Magen. Aber meine Sorge<br />
ist unbegründet, er verschwindet wieder und Auf dem Abstieg vom Hohen Licht.<br />
ich habe meine Ruhe.<br />
Am nächsten Morgen, ich bin nach dieser Nacht klipperklar, ist an Sonne nicht zu denken. Es<br />
pieselt und pieselt. Wir lassen uns mit dem Frühstück Zeit und einigen uns darauf, die nächste<br />
Hütte – Mindelheimer Hütte (2058 Meter) – auf dem kürzesten Weg anzulaufen. Trotz des schlechten<br />
Wetters kommt bei keinem schlechte Laune auf. Alles hartgesottene Bergmadels und -burschen.<br />
Wir verpacken uns in Regensachen und beginnen mit dem Aufstieg zum Fiderpaß. Alles läuft<br />
wunderbar. Über den Krumbacher Höhenweg erreichen wir die Mindelheimer Hütte nach ca. 3,5<br />
Stunden. Der Tag ist noch jung und es wäre zu schade, ihn mit Herumsitzen in der Hütte zu<br />
vergeuden. Also machen wir uns, eine kurze Regenpause nutzend, auf und steigen auf den<br />
Kemptner Kopf (2191 Meter). Glücklicherweise hat die Hütte einen super Trockenraum mit<br />
powernden Lüftern, so dass unsere Regensachen schnell wieder trocken sind. Anschließend hole<br />
ich wieder meine Laufschuhe heraus und trabe nochmals bis zur Kemptner Scharte und in die<br />
andere Richtung noch ein Stück des Höhenweges (ca. 45 Minuten). Nach einem angenehmen<br />
Hüttenabend, den die meisten bei einem oder mehreren Gläschen Wein verbringen, schlafe ich<br />
trotz der Schnarcher ziemlich fest.<br />
Es ist Sonnabend und es pieselt immer noch. Das schreckt uns nicht. Wir starten zur nächsten<br />
Hütte und das Wetter belohnt uns für unser Durchhaltevermögen mit ein paar trockenen Abschnitten.<br />
Manchmal zeigt sich sogar die Sonne. Unterwegs begegnen wir Gämsen, Murmeltieren und den<br />
kleinen Bergsalamandern. Welch eine Vielfalt an Bergblumen. Weniger schön ist der Schlamm,<br />
durch den wir auf weiter Strecke waten. Wir sehen schon aus wie Gebirgswildschweine. Gabi<br />
versucht sich verzweifelt vor einem Sturz zu bewahren. Erst sieht es aus, als würde es ihr gelingen,<br />
doch dann geht sie zu Boden. Ein dickes Handgelenk ist die Folge. Schlimm getroffen hat es<br />
auch Peter – die schöne Regenhose, jetzt hat sie ein Loch und eine glitschige Wurzel war die<br />
Ursache. Dies bringt ihm den Namen Wurzelpeter ein. Der Weg führt über den Geißhornsattel<br />
(2040 Meter), am Mutzenkopf vorbei durch den Mutzentobel zur Rappenseehütte (2091 m). Auf<br />
den letzten Metern zur Hütte geht es ziemlich steil zur Sache. Das Wanderfeld hat sich auch ganz<br />
schön auseinandergezogen. Aber am Ende sind wieder alle in der Hütte beisammen. Diese Hütte<br />
ist ein Massenquartier. Es ist recht eng. Der Hüttenwirt macht durch seine Freundlichkeit seine<br />
gepfefferten Preise wett. Auch hier hole ich meine Laufschuhe raus und quäle mich zur Scharte<br />
zwischen Hochrappenkopf und Rappenseekopf und muss feststellen, dass es mit meinen<br />
Turnschuhen noch schwieriger ist, wieder vom Berg herunterzukommen. Das ist vielleicht eine<br />
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