die komplette Ausgabe als PDF - Ulmer Echo
die komplette Ausgabe als PDF - Ulmer Echo
die komplette Ausgabe als PDF - Ulmer Echo
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ULMER ECHO 2/2008 <strong>Ulmer</strong> Höh’ intern: Essen<br />
Das Ei<br />
Auch im Knast gibt es Eier, ebenso wenig liebevoll behandelt wie hiesige Nudeln<br />
Auch nach gründlicher Recherche<br />
können wir noch nicht<br />
sagen, wer zuerst da war, das Huhn<br />
oder das Ei. Wir haben herausgefunden,<br />
dass Hühner Eier legen, meist<br />
eins am Tag, welches wir Menschen<br />
ihnen dann wegnehmen. Gut ausgebildete<br />
Hühner wissen das schon und<br />
geben ihre Eier mehr oder weniger<br />
freiwillig an uns Menschen ab. Es hat<br />
sich angestrengt, das Huhn, das Ei zu<br />
legen, und opfert den Nachwuchs, um<br />
uns mit guter Nahrung zu<br />
versorgen.<br />
Der Transport hat mit<br />
Bedacht zu erfolgen, wie<br />
wir alle wissen, doch <strong>die</strong>ses<br />
bisschen Respekt<br />
können wir dem Huhn<br />
entgegenbringen. So<br />
haben wir was zu essen,<br />
etwas gesundes, das auch<br />
einfach zuzubereiten ist<br />
und auf sehr abwechslungsreiche,mannigfaltige<br />
Art und Weise.<br />
Sonntagmorgenfrühstücksei<br />
auf der <strong>Ulmer</strong> Höh´<br />
Und immer wieder sonntags sehen<br />
wir es dann, dürfen es sogar behalten<br />
und sollen es essen, das gesunde Sonntagmorgenfrühstücksei.<br />
Wir bekommen<br />
es von den Essensträgern, denken<br />
dabei an das Huhn, das sich für uns so<br />
sehr aufopfert, halten es in unsrer<br />
Hand, noch warm, und würden es so<br />
gerne abpellen und genießen. Doch das<br />
geht nicht. Wir wissen es vorher und<br />
wir wissen alle, warum. Denn <strong>die</strong><br />
Schale geht nicht ab. Das Pellen zermatscht<br />
das köstliche Ei und verwandelt<br />
es in ein nicht sehr nett anzusehendes<br />
Glibberobjekt. Egal wie sehr wir<br />
uns auch anstrengen, <strong>die</strong> Frühstückseierfreude<br />
ist weg. Alle Mühe war<br />
umsonst.<br />
Die Eier brauchen Ruhe<br />
Ja, wenn es ordentlich abgeschreckt<br />
worden wäre, das Ei, dann sähe alles<br />
von Eddy R.<br />
anders aus und der Sonntagmorgen<br />
gleich mit. Hier<br />
reicht es nicht, mit fiesem<br />
Kopf in den Kochkessel zu<br />
schauen! Eier wollen einfach<br />
ausreichend in berührung<br />
kommen mit kaltem<br />
Wasser legen, vielleicht in<br />
das gelegt werden, das den<br />
Duschen im E-Flügel an<br />
kaltem Wasser fehlt. Können<br />
wir das Ei nicht ein<br />
kleines bisschen in dem<br />
kalten Wasser verweilen<br />
lassen? Zeit haben wir doch<br />
genug hier, um sie mal ausruhen<br />
lassen, <strong>die</strong> Eier.<br />
Auch <strong>die</strong> Zubereitung von<br />
Nudeln braucht Zuneigung<br />
In <strong>die</strong>ser Abkühlphase wäre es<br />
denkbar, <strong>die</strong> Zeit dahingehend zu nutzen,<br />
den Nudeln etwas Aufmerksamkeit<br />
zu widmen. Auch Nudeln freuen<br />
sich über Aufmerksamkeit. Wer sich<br />
ihnen nach dem Kochen mit mehr<br />
Gefühl zuwende und sie mit etwas<br />
Wasser übergießt um z.B. <strong>die</strong> beim<br />
Kochen ausgetretene Stärke abzuspülen<br />
und wer ihnen dann ein kostengünstiges<br />
Öl angedeihen lässt, quasi <strong>als</strong><br />
eine Art Bodylotion, der sorgt dafür,<br />
dass sich einfach alles besser fühlt: <strong>die</strong><br />
Nudel ebenso wie der Verspeisende.<br />
Auch würde dann <strong>die</strong> Nudelausgabe<br />
nicht zum Kraftakt für den sowieso<br />
35<br />
kaum bezahlten Essensträger und <strong>die</strong>se<br />
könnten <strong>die</strong> kostbare Nahrung gezielter<br />
und dosierbarer austeilen. Das<br />
würde den Wünschen der Esser entgegen<br />
kommen und <strong>die</strong> Nudel würde<br />
besser rutschen, nicht nur von der<br />
Kelle.<br />
Kein Sarkasmus<br />
Erkennen könnten wir in den<br />
geschilderten Resultaten entweder<br />
Gleichgültigkeit oder <strong>die</strong> Unfähigkeit<br />
zur Zubereitung einfachster Speisen.<br />
Und bitteschön: das ist nicht einmal<br />
ein bisschen Sarkasmus, vielmehr<br />
Wahrheit, aber davon viel. �