Tagungsband Naturgartentage 2011 - Naturgarten eV
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<strong>Naturgarten</strong> als Lebensraum<br />
Natürliche Grundlagen der<br />
Farbgestaltung im Garten –<br />
Natürliche Farbräume erschließen<br />
Die natürlichen Bedingungen, unter denen Farbe im Außenraum erscheint, wiederholen<br />
sich regelmäßig und sind somit erfassbar. Die Farben natürlichen Lichts spannen sich zwischen<br />
im Tageslauf variierend vom gelb-rötlichen („warmen“) Licht einer tief stehenden<br />
Sonne, über das neutral wirkende Mittagslicht bei bedecktem Himmel bis zum anderen Extrem,<br />
dem blauen Himmelslicht im Schatten eines sonnigen Tages. Aber nicht nur die Farben<br />
des Lichts sind sich regelmäßig wiederholende Naturerscheinungen, auch die Farben, die<br />
uns natürlicherweise umgeben, wiederholen sich im jahreszeitlichen Rhythmus.<br />
Farben-Phänologie<br />
Um den jahreszeitlichen Rhythmus der<br />
natürlichen Farbigkeit unserer gemäßigten<br />
Klimazonen zu beschreiben, begann<br />
ich meine Beobachtungen 2003 im Naturschutzgebiet<br />
Heuckenlock an der Süderelbe<br />
bei Hamburg. Das Gebiet an den zwei<br />
Beobachtungsstellen setzt sich aus Weichholzauen<br />
– Weiden und Pappeln – und<br />
Schilfröhricht zusammen.<br />
1 Pappelfarben im Jahreslauf<br />
(B. Hering: „Farben im Jahreskreis“ 2004)<br />
Die Grundreihe vegetativer Farbigkeit<br />
Zusammenfassend lässt sich also eine Pendelbewegung<br />
der Gesamtfarbigkeit der<br />
Landschaft feststellen. Sie durchschreitet<br />
zweimal im Jahr den Gelb und Grüngelb<br />
Bereich des Farbkreises: im Frühling vom<br />
Braun des Winters zum Blattgrün des Sommer<br />
und im Herbst über ein jetzt Gelb mit<br />
höherem Buntanteil wieder zurück zum<br />
erdnahen Braun.<br />
Diese Grundreihe, die sich ebenso in einzelnen<br />
einjährigen Pflanzenindividuen zeigt,<br />
möchte ich die vegetative Grundreihe nennen.<br />
44 Natur & Garten April <strong>2011</strong><br />
Auffällig ist der geringe Ausschlag in rötlicher<br />
Richtung. Die vegetativen Phänomene<br />
(Laubentfaltung und Blattverfärbung)<br />
wirken sich insgesamt stärker auf die Farbigkeit<br />
aus als die generativen (Blüte und<br />
Fruchtreifung).<br />
Bezieht man bei der Darstellung den Buntanteil<br />
mit ein, erkennt man eine Pendelbewegung<br />
der Farbdaten, die in Form einer ungleichen<br />
Acht, einer Lemniskate schwingen.<br />
5 Durchschnittsfarbigkeiten von Weichholzaue<br />
(s) und Buchenwald (b) im Jahreslauf, eingetragen<br />
im NCS-Farbkreis®.<br />
Unsere Wahrnehmung in<br />
der Natur gewachsen<br />
Verwirrend ist, dass wir im alltäglichen Erleben<br />
und nach unseren Alltagsbegriffen die<br />
Vegetationsfarben nicht so gelb auffassen<br />
wie sie im direkten Vergleich mit Farbmustern<br />
festzustellen sind. Die erlebte, wahrgenommene<br />
Farbe scheint eine andere zu<br />
sein.<br />
Es gibt Anpassungen an wechselnde Lichtverhältnisse,<br />
aber auch Anpassungen an<br />
die Umgebungsfarbigkeit. Welche Farben<br />
die Objekte unserer Umgebung haben,<br />
entscheidet mit darüber, wie wir die einzelnen<br />
Farben in unserer Umgebung wahrnehmen.<br />
Verschieben wir die Mitte des Farbkreises<br />
zum vorherrschenden Buntton, heißt das,<br />
in die Mitte rückt ein natürlich empfundenes<br />
gelbliches Grau. Unsere Farbzuordnungen<br />
aber gehen radial von dieser Mitte aus,<br />
auf das vorherrschende Gelb angepasst<br />
wird das Neutralgrau bläulich erscheinen.<br />
So kann die Empfindung mittleren Grüns,<br />
das im Außenraum mit dem Grün der Pflan