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Saint Martyrs- Stadt der Verdammten - Media-Mania.de

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Stiller Weltraum und alles ohne Laser<br />

Man kennt es von zahlreichen Filmaufnahmen<br />

von Flugshows: Die Kamera fängt das Flugzeug<br />

un<strong>de</strong>utlich und wackelig ein, zoomt heran und<br />

hat eine bessere Aufnahme. Genau dieser<br />

Dokumentationsstil wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen „Battlestar<br />

Galactica“ verwen<strong>de</strong>t: Oft erkennt man<br />

Raumschiffe erst durch das Heranzoomen, und<br />

zugleich vermittelt diese Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Effekt,<br />

sehr realistisch zu wirken. Derweil fliegen die<br />

Raumschiffe nicht durch eine Strichlandschaft<br />

aus vorbei ziehen<strong>de</strong>n Sternen (Star Trek) und<br />

auch nicht durch einen bisweilen allzu bunte<br />

Welträume (Babylon 5) – dieses Weltall ist<br />

dunkel und beklemmend, kalt und<br />

lebensfeindlich. Oft bleibt die Kamera auf<br />

Distanz, zeigt viel interplanetare Schwärze um<br />

die kleinen Vipers o<strong><strong>de</strong>r</strong> Raptors o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Zylonenjäger; so funktioniert Weltraum<br />

exzellent. Da klingt die Fortbewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flotte<br />

via Raumsprung wie ein hinnehmbares<br />

Zugeständnis an das Science-Fiction-Genre.<br />

Darüber hinaus ist sehr angenehm, dass nicht mit<br />

Photonentorpedos, Laserflag-Geschützen und<br />

sonstigem buntblitzen<strong>de</strong>m Geschoss gearbeitet<br />

wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit Projektilwaffen und<br />

Explosivraketen. Das gibt Schussgeräuschen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschütze eine gewisse Daseinsberechtigung ...<br />

und ist nicht weniger effektiv. Die<br />

Weltraumschlachten sind oftmals gera<strong>de</strong> durch<br />

ihre wenig reißerische Schlichtheit und nahezu<br />

meditative Ruhe beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s imposant.<br />

Die Charaktere sind hervorragend dargestellt,<br />

vom stoischen Kommandanten Adama, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich<br />

mit seinem Schicksal abgefun<strong>de</strong>n hat, über die<br />

Wandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Präsi<strong>de</strong>ntin zur angeblichen<br />

Protagonistin einer verschwommenen<br />

Prophezeiung, bis zu Dr. Gaius Baltar, innerlich<br />

zerrissen zwischen Überleben als Mensch und<br />

absoluter Hingabe an die Zylonenfrau, die nur in<br />

seinem Kopf existiert. Interessant ist auch, dass<br />

in dieser Serie einige wichtige Rollen von<br />

Frauen beklei<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, was in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Serie<br />

nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war. Und diese Frauen passen sehr<br />

gut in ihre Rollen: Kara Thrace alias Starbuck als<br />

kämpferische, draufgängerische und lässigkompetente<br />

Pilotin, die sich aber nicht vor<br />

Verspieltheit und Weiblichkeit scheut. O<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sharon Valerii alias Boomer, und das gleich in<br />

mehreren Varianten, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Galactica anfangs<br />

ohne Wissen ihrer wahren Natur, mit nagen<strong>de</strong>n<br />

Zweifeln an ihrer eigenen I<strong>de</strong>ntität und Echtheit<br />

MMM – <strong>Media</strong> <strong>Mania</strong> Magazin<br />

im weiteren Verlauf. Und nicht zuletzt die<br />

Zylonenfrau „Number Six“, die auf <strong>de</strong>m<br />

Planeten Caprica die Fä<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand hält und<br />

in Baltars Kopf bei je<strong>de</strong>m Auftritt wie eine<br />

hocherotische und zugleich fatal ticken<strong>de</strong><br />

Zeitbombe daher kommt. Die Schauspieler<br />

verkörpern ihre Rollen allesamt sehr natürlich<br />

und verschie<strong>de</strong>nartig, das zieht sich bis in die<br />

Nebenfiguren hinein.<br />

An Bord <strong><strong>de</strong>r</strong> „Galactica“ herrscht allezeit ein<br />

gewisses Zwielicht, irgendwie an <strong>de</strong>n Weltraum<br />

um sie herum angepasst, die Augen gewöhnen<br />

sich schnell daran, so dass die Farben bei<br />

Aufnahmen auf Planeten beinahe schmerzlich<br />

bunt erscheinen. Die Effekte sind hervorragend,<br />

die Musik ist immer passend und nie kitschig,<br />

die Geschichte komplex und das Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Figuren darin nachvollziehbar. Kurz: Eine<br />

rundum gelungene Serie, sehr erwachsen und<br />

sehr mitreißend.<br />

Früher mal ...<br />

Zwischenzeitlich durfte man sich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

Starbuck? Boomer? Frauen? Ja, richtig gelesen.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Originalserie waren es männliche Figuren.<br />

Und Zylonen in Menschengestalt? Diese sind<br />

wohl die <strong>de</strong>utlichsten Neuerungen im Vergleich<br />

zu früher. Während sich die Story zumin<strong>de</strong>st im<br />

Grundriss noch an das damalige Muster hält –<br />

ohne die Geschichte aber nachzuerzählen, hier<br />

wird sie neu und an<strong><strong>de</strong>r</strong>s erzählt –, gab es bei<br />

einigen Figuren Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Weibliche Rollen<br />

gab es damals auch, keine Frage – Serina,<br />

Cassiopeia, Adamas Tochter Athena und wie sie<br />

alle hießen. Doch das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Be<strong>de</strong>utsamkeit war damals sehr unausgewogen,<br />

die männlichen Figuren dominierten das<br />

Geschehen. Hier ist das nicht mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall,<br />

wohl auch ein Zugeständnis an die heutige Zeit,<br />

vor allem aber sehr wirksam in die Geschichte<br />

integriert.<br />

Die neuen Zylonen bringen eine Würze in die<br />

Geschichte, wie es die alten damals nicht<br />

vermochten. Wer ist echt? Wer ist es nicht? Bin<br />

ich echt? Was ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Plan dieser Maschinen?<br />

Konnte die Menschheit entkommen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> wur<strong>de</strong><br />

sie gehen gelassen? Können weibliche Zylonen<br />

schwanger wer<strong>de</strong>n? Sind sie dann noch<br />

Maschinen? Wie viel Scha<strong>de</strong>n kann ein Zylon<br />

anrichten, <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlich gar nicht da ist? Die<br />

tragischen gestalten hier sind Baltar und<br />

Boomer.<br />

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